Auf-verstehung

 

 

 - Nach dem päpstlichen Paradigmenwechsel -

 

Die Aufgabe der Kirche ist es nicht, beim Zusammenbruch des Kommunismus und Kapital- oder Konsumegoismus sowie der ökologischen Zukunftsvernichtung den Zeigefinder zu erheben, der Welt in Sachen sozialer und globaler Gerechtigkeit Vor-schriften zu machen oder gar nur tröstende Worte zu sprechen, Opium zu streuen.

 

Vor 2000 Jahren hat sie von griechisch-glaubensaufklärender monistischer Philosophie die Auf-gabe übernommen, den Menschen kulturgerecht (im jüdischen Monotheismus) eine im natürlichen Werden wahrgenommenen universale schöpferische Vernunft/Logik volksgerecht zu vermitteln, die Menschen im Kult zu befähigen, in schöpfungsvernünftiger Gemeinschaft zu leben, sich vernünftig zu verhalten, globale Zukunft zu gestalten.

 

Papst Benedikt XVI., der als Anwalt der „schöpferischen Vernunft“ gilt, ständig die Höherführung griechischer Philosophie durch das Christentum betont und nun in seinem „Jesus von Nazareth“ zu erkennen gab, dass der historische Jesus der Evangelien nach wissenschaftlicher Lesweise kein verherrlichter Wanderprediger, sondern die rational verstandene „schöpferische Vernunft“ als „Wort Gottes“ in menschlicher Personifikation war, hat damit ein völlig neues Paradigma eröffnet. Denn wenn der Jesus des Papstes laut allen Kritikern der biblische ist, der Logos anerkanntermaßen auch der gesamten außerkanonischen christlichen Literatur und der Theologie der Kirchenväter zugrunde liegt, dann lässt dies unweigerlich darauf schließen, dass das total vermenschlichte Wesen, das derzeit Gegenstand aller Theologielehre ist, von historischer Kritik ausgeschlachtet wird und alle Hochschullehre als geschichtlichen Halt, Begründung humanistischer Vorstellungen hinstellt, die Kopfgeburt eines Kurz-schlusses der Halbaufklärung ist. Hinter den in den natürlichen Prinzipien allen Werdens wahrgenommenen Logos, einer schöpferischen Vernunft, in der nicht nur die philosophische Theologie Alexandriens, sondern bereits die Glaubensaufklärung Sokrates den wahren Gottessohn sah, der nicht nur auf einen universalen Schöpfer verwies, sondern auch eine vernünftige Lebenslehre begründen sollte, führt kein Weg zurück.

 

Weitgehend unbemerkt von seinen unzähligen fundamentalistischen Beipflichtern, die in einer für die Welt unbedeutenden Dogmensprache Benedikt XVI.. bestätigen, jedoch gemeinsam mit den im bisherigen Kurz-schluss von Vernunft die Person Jesus verkennenden historischen Kritikern, die Prof. Ratzinger ein Ausblenden der geschichtlichen Realität, einen Rückfall in ontologische spirituelle Metaphysik des Mittelalters vorwerfen, nur Visionen einer persönlichen Jesussuche würdigen, hat die wissenschaftliche Autorität als Oberhaupt der katholischen Kirche ein völlig neues Kapitel der Weltgeschichte aufgeschlagen. Da alle Auswertungen des geschichtlichen Wissens, der theologischen Aussagen und ihres geistigen Kontextes darauf schließen lassen, dass damals allein die im logischen Weltbau rational nachgewiesene Vernunft geschichtlich zur Sprache gebracht wurde, gewirkt und geheilt hat bzw. in menschlicher Gestalt des monotheistischen Kultes echt messianische Wirk-lichkeit entfaltete, ist Prof. Ratzinger kein Rückfall, sondern der Anfang der Auf-verstehung. Auch wenn er aufgrund seiner Vorprägung und Stellung die Welt noch im Glauben lässt, beim hoheitlich-historischen Jesus ginge es einen mysteriösen Gottmenschen, der Begriff der „schöpferischen Vernunft“ im metaphysischen Neben dogmatischer Lehre verhüllt bleibt, nicht im logischen Naturgeschehenen universaler Erklärung allen Lebens definiert wird, hat er die Voraussetzung geschaffen zur

 

Auf-verstehung 

 

des hoheitlichen und historischen Jesus:

als kreative Vernünftigkeit (schöpferisches Wort/verstehbare Vernunft)

allen wissenschaftlich beschriebenen evolutionären Werdens,

echt universelle Bestimmung

in offenbarer weltlicher Wirk-lichkeit.

 

Wenn zutrifft, was Prof. Ratzinger nicht in Ausblendung, sondern logischer Auswertung des geschichtlichen Wissens belegt (Radikalkritiker lägst nachweisen), es beim christlichen Wesen nicht um einen jungen Reformjuden, sondern die griechisch erkannte schöpferische Vernunft in menschlicher Personifiation jüdischen Monotheismus gegangen sein kann, ist sein Buch der Anfang eines völlig neuen Jesus, somit christlichen Selbst- und Weltverständnisses. Wodurch dem christlichen Glauben nicht der geschichtliche oder geistige Grund genommen, sondern dessen bisher nur behauptete Bedeutung und Geschichts-wirk-lichkeit logisch belegt wird.

Ein erneuter Wandel von mystisch-dogmatischen Gottesvorstellungen zur 

Ein-sicht zwischen Glauben und Wissen,

bei dem das schöpferische Wort nicht mehr nach menschlicher Moral vorgeschrieben, sondern mündig verstanden wird.

 

 

Wer nach der Vernünftigkeit des Glaubens sucht,

muss diesem in konsequenter Auswertung heutigen Wissens

auf den „Grund“ gehen.

So wird die anfängliche christlich-monotheistische Offenbarung als Glaubensaufklärung durch eine natürlich-logische Theologie

 verstanden, die den Weg zum neuen Verständnis des auch heute lebendigen schöpferischen Wortes weist:

Ein neues wissenschaftliches Welt- als Schöpfungsverständnis,

das für den Menschen Maß ist und ihn für eine kreativ-schöpferische Lebensweise in menschlicher Umsetzung begeistern wird.

 

Die kreative Weiterentwicklung im Auf und Ab des Kultes entscheidet über das Auf und Ab von Kulturen. Ob sich eine Kultur schöpfungsvernünftig verhält, kreativ weiterentwickelt, Leben hervorbringt, Zukunftsvorsorge oder Zukunftsvernichtung betreibt, hängt nicht von politischen Gesetzen, Kaisern bzw. Kanzlern ab, sondern vom Kultverständnis.

Über die Zukunftsfähigkeit bzw. Verhaltensweise einer Kultur entscheidet der kollektive Kult. Und genau hier stehen wir erneut an einem weiteren Wegkreuz, wo zwischen diesseitiger kreativer=schöpferischer Logik in Weltwirklichkeit oder jenseitiger Mythologie/Dogmatik in Un-wirklichkeit zu entscheiden ist.

 

Papst Benedikt XVI.:

Die Religion, die im wirkungslosen Mythos verharrt, geht unweigerlich unter.

 

Ostern 2008:  (noch in Arbeit)

 

 

Einleitung: Alphabet eines Auf-verstandes

 

Eines rationalen Verstandes des christlichen Wesens in realer Welt-wirklichkeit.

 

Gerade die Auferstehung als absoluter Kernpunkt bzw. Grund des christlichen Glaubens macht deutlich, dass es beim historischen Jesus nicht um einen Gut- oder Gottmenschen gehen kann, den heute alle Welt wie selbstverständlich voraussetzt und der aller theologischen Deutung zugrund gelegt wird, sondern im Neuen Testament die Wirkungsgeschichte des lebendigen Schöpfung-wortes, dessen Wieder-verstand in antiker Glaubensaufklärung beschrieben wird. Aus Auf(v)erstehung, der kreativen Weiter- bzw. Aufwärtsentwicklung im Verstand des monotheistischen Kult begründenden Wortes (lt. Papst Benedikt XVI. schöpferischer Vernunft), ist in heutiger Lehre Schwachsinn geworden.

 

Doch wo kein neuer Verstand der alten Glaubensgrundlage in weltlicher Wirklichkeit ist, führt aller Wissenszuwachs nur zur Abkehr vom Glaube, zum Sozialdarwinismus, Monismus, Materialismus, allenfalls zum Pantheismus, Deismus oder aber zum Aber-glaube trotzdem, vergötze deine vermenschlichten, persönlichen Gottesbegriffe oder einen über/unnatürlichen Designer und mystische Dogmen.

 

a) Auf-verstehen statt Abfall:

 

Hier soll deutlich gemacht werden, dass es beim geschichtlich-biblischen Jesus bzw. dessen echt historischer Auferstehung nicht um die Wiedererweckung, gar Vergottung eines Gurus, sondern den Wiederverstand von Schöpfung und somit menschlicher Bestimmung im logischen Werden bzw. antiken Kausalverständnis der Welt ging.

Dadurch wird nicht nur ein völlig neues Verständnis von „Glaube“ erwartet, sondern eine Gemeinschafts- bzw. Genesisverant-wort-liche Verhaltensweise.

 

Die Auswertung heutigen Wissens um die geistesgeschichtliche Situation der antiken Zeitenwende, die notwendige Reform bzw. Universalisierung des Monotheismus und die theologische Bedeutung von Leben, Leiden, Tod und Auferstehung Jesus weist den Weg zu einer im evolutionären Werden aufgeklärt wahrzunehmenden kreativen=schöpferischen Vernünftigkeit, die in der Antike als Schöpfungs-Wort/Sohn verstanden wurde.

Nach dem was wir wissen, kann es an keiner Stelle des Neuen Testamentes um einen Gutmenschen gehen, der zum Christusgott wurde,

wie er in heutiger Lehre als historischer Jesus kurz-geschlossen wird.

Der offenbarende Grund des christlichen Glaubens kann auch keine geheimnisvolle Gottesprojektion sein, die dogmatisch verherrlicht wurde.

Den antiken Glaubensaufklärern ging es um die im griechisch-jüdischen Weltbild  neu zu verstehende kreative Vernünftigkeit aller natürlichen Ordnung/Prinzipien, die antike Aufklärung als einzigen Gottessohn, somit Vergegenwärtigung schöpferischer Bestimmung „wahren König“ verstand und die in ihrer menschlichen Gestalt messianische Funktion hatte.

 

b) Auf(v)erstehen - Ausbrechen aus dem Teufelskreis:

 

Wo im buchstäblichen Bibel- bzw. Traditionsverständnis nur nach menschlichen Glaubensgründern und geheimnisvoll-unnatürlichen Offenbarungen gefragt wird, kann nicht in Anknüpfung an die antike Aufklärung im naturwissenschaftlich beschriebenen logischen Werden das einzig offenbarende Schöpfungswort verstanden werden.

Und solange nicht nach einem ganz natürlichen Schöpfungswort in kosmischer und kultureller Evolution gefragt wird, bleibt nur ein krampfhaftes Festhalten an übernatürlichen Gestalten und Geschichten, die gleichzeitig entleert werden, kaum eine Bedeutung noch haben und doch von der Wahrnehmung des im evolutionären Prozess lebendigen Wortes abhalten.

 

Während bisher alle aufklärerische Ansätze einer natürlich-logische Theologie in den Gegensatz zu den Gründern, christlicher Offenbarung und Gesetz Moses gestellt wurden,

somit in Pantheismus oder Pannentheismus abgedrängt,

als philosophische Lehren oder angeblich unchristlichen Deismus aussortiert wurden,

dann in Naturalismus, Materialismus und Atheismus abfallen mussten

oder beispielsweise in der Prozesstheologie völlig nebensächlich blieben,

 - was eine schizophrene Aufspaltung in Welt- und Glaubensbild bewirkte -

kann nach einem neuen christlichen Sohns- und Selbstverständnis in natürlich-kreativer Logik das grund-legende Wort verstanden werden.

Eine Vernunft als Wort, das erst in Person-ifikation (=menschliche Rolle/Aufgabe) geschichtlich wirkte, messianische Wirkung entfaltete.

 

Das ganz natürliche, evolutionäre, kreative Werden, das bisher in Gegnerschaft zum Glaube stand, der Buchstaben, Gesetze, Mythen zuliebe verneint oder als unbedeutend für den Glaube toleriert wurde, jedoch auch im neuen naturalistischen Atheismus als einzige Wahrheit hochgehalten wird, ist so in neuer Weise als der be“stimmende“

 Grund christlichen Monotheismus zu verstehen.

Lebendiges Gotteswort/wahrer König:

Kult begründend, Gesetzgebend, zur gemeinschaftlichen Kreativität bzw. schöpferisch vernünftiger Lebensweise begeisternd.

 

c) Neuverstand statt Notdürftigkeiten:

 

Solange jedoch an Ostern nur dogmatisch von einem durch seine Auferstehung die Herrlichkeit Gottes offenbarenden Christusgott geredet wird, ist nicht deutlich zu machen, wie antike Aufklärung in der Vernünftigkeit/im Logos allen natürlichen Werdens eine universale Vergegenwärtigung von Schöpfung verstand und welche Bedeutung das für Heute hätte. Wenn die „leibliche Wiedererweckung“ eines Wandergurus  „Verklärungen“ seiner Anhänger, „nachösterliche Visionen“, „Geisterscheinungen“ oder andere

Not-dürftigkeiten 

(im negativsten Sinn des Begriffes)

als Auferstehung hingestellt werden, die sich auf einen geheimnisvollen Gott-Menschen beziehen sollen, kann nicht darüber nachgedacht werden, warum im historischen Jesus (schöpferischer Vernünftigkeit in menschlicher Aufgabe/Rolle=Person) der jüdische Monotheismus vom „Grund“ auf erneuert und universell erweitert wurde.

Alle Rede von einem „Neuen Bund“ durch die Auferstehung und alle entschlüsselten theologischen Bedeutungsinhalte bleiben dann leeres, dogmatisches Geschwätz eines gestrigen Glaubens, sind weder im Geschichtsverlauf,

noch in der Wirk-lichkeit der Welt zu begründen.

 

Und so können weder das Wesen, das heute als historischer Jesus hingestellt wird und noch weniger der Glaube an dessen vergeisterte Wiedererweckung etwas zur gemeinsamen Wahrnehmung einer die Wirk-lichkeit der Welt bestimmenden Schöpfung und damit einem verant-wort-lichen, schöpfungsvernünftigen Verhalten beitragen:

weder bei Kirchenchristen, noch Außenstehenden und Atheisten.

 

d) Glaube neuen Grund geben:

 Der heute Glaube ist ohne lebendige Grundlage, ohne gemeinsames zeitgemäß mündiges Gehör und so auch

nutzlos für das gesellschaftliche Gelingen.

 (Ein dogmatisch-mystisches oder rein persönliches Gottesverständnis ohne lebendige Wirk-lichkeit und ohne Wirkung)

 

Auch wenn in theologischen Seminaren einzelne Stimmen laut werden, die über Schöpfung im natürlich-evolutionären Werden nachdenken wollen, immer wieder betont wird, dass Wissen nicht gegen den Glaube sprechen würde, die Naturlehre nur das „Wie“, nicht das „Warum“ untersuchen würde, so bleibt dies unbedeutend, solange wir das evolutionäre Werden, das natürlichen „Wie“ und „Warum“ nicht mit dem „Wort“ als Grund jüdisch-christlichen Glaubens auf einen Nenner bringen können, das einzig auf einen sonst unsagbaren Schöpfer verweist.

 

Statt in der Auferstehung Jesus, dem Glaubens-grund-legenden Schlüsselereignis des Christentums eine Naturbrechung bzw. ein wundersames Ereignis zu sehen, durch das sich der gesetzte Gott der gesamten Welt auf über/unnatürliche Weise in einem Guru bewiesen habe – wie das bis heute von Theologen verkündet wird - verweist das heute vorhandene Wissen auf den Wiederverstand einer universellen Weisheit/Vernünftigkeit, die sich gerade im Wechselspiel von natürlich und geschichtlicher Evolution zeigt.

 

e) Die ganz natürlich-kreative Wirk-lichkeit

 in Kosmos, Kopf und Kultur, die immer war und ist, kann in neuer Weise als schöpferische Wahrheit wahrgenommen werden.

 

Wenn die theologische Wissenschaft ihre Erkenntnisse konsequent auswertet, ohne den antiken Glaubensaufklärern das „Wort“ aus dem Mund zu nehmen, allenfalls rein menschliche Weisheiten in die kurzgeschlossene Hypothese eines verherrlichten Wandergurus hineinzulesen, kann Auferstehung als aufgeklärt denkender Wiederverstand beginnen:

Ein neues, sich für das natürliche, geschichtliche bzw. evolutionäre Werden, die kosmische Ordnung/Weisheit begeisternde wache Bewusstsein,

das auf Verstand beruht,

sich nicht gegenseitig zum „Glaube“ an Unglaubwürdigkeiten überredet

und eigenen religiösen, politischen Ideologien

oder nur dem sinnentleerten Ich dient.

 

 

f) Ein „neuer Bund“ durch Neuverstand des Alten:

Statt Glaube gegen Wissen, schöpferische Begeisterung auf Grund des Wissens um die Weisheit kosmisch und kulturellen Werdens,

die zur Leitmaxime des Lebens wird.

 

Die Geschichten des Neuen Testamentes lassen sich als lebendige Metaphern verstehen, die nicht das Leben eines Gurus beschreiben, dem nur alte Mythen bzw. Traditionstexte und Titel angehängt wurden. Vielmehr ist die geschichtlich gefasste Auseinandersetzung antiker Aufklärung (dem lebendig verstandenen Schöpfungswort) mit überkommenen, entleerten Glaubenspraktiken sowie einer zum Selbstzweck gewordenen jüdischen Gesetzlichkeit und römisch-politischem Königskult zu verstehen. Auch dass sich dieser Neuverstand nicht nur alter Bilder bediente, sondern deren Bedeutungsinhalte erfüllt sah, wird verständlich. Das Leiden Jesus lässt sich so auf das Leiden der in erneuter Aufklärung erkannten Vernunft übertragen, die auch heute mit überkommenen Vorstellungen ringt und daher vergeblich versucht, sich in Verneinung von Religion durch humanistische Ideologien zu Verwirklichen.

 

g) Die naturwissenschaftliche Aufklärung ist nur ein Bein, noch keine Aufer“stehung“, die Fortschritt ermöglicht.

Die geistesgeschichtlich-kulturelle Aufklärung steht noch bevor.

 

 Während der bisherige Kurz-schluss vom wundersam wirkenden und gleichzeitig angeblich geheimnisvoll gottgleichen Wanderprediger Jesus und dessen geisterhafter Wiedererweckung die Aufklärung ausschloss, wird die geistesgeschichtliche Klärung bzw. die konsequente, unvoreingenommene Auswertung des inzwischen gegebenen theologisch und historischen Wissens zum neuen Verstand. Die „Aufklärung“ kann als erneute „Auferstehung“ verstanden werden, in der sich gegenwärtige kreative=schöpferische Wirk-lichkeit in allem Wissen der Welt offenbart und autonome Menschen mündig über den Sinn ihres Seins als Teil eines großen Ganzen, somit ihrer schöpferischen Bestimmung nachdenken und in einer aufgeklärten Kult-ur gemeinsam umsetzen.

 

h) Wie vor 2000 Jahren scheinen wir an einem Weg-kreuz zu stehen, an dem noch die Voreingenommenheit eigentlich bereits hin-gerichteter Vorstellungen die Richtung/Richtigkeit bestimmt und die Weltbilder trennt.

 

Doch der theologische Tiefpunkt scheint erreicht. Es kann und muss aufgrund der inhaltlichen Entleerung und gleichzeitig zu lösenden Weltprobleme nur noch aufwärts gehen. Doch noch ist Sabbat: Die christliche Glaubenslehre und ihr folgend die Aufklärung hat sich in Dogmen, vermenschlichten Gottesbildern und gleichzeitig der Hypothese von einem historischen Heilsprediger… verfangen, der dann immer weiter reduziert und trotzdem (z.B. im Jesusbuch von Papst Benedikt XVI, gleichwohl sich dieser als Anwalt einer „schöpferischen Vernunft“ verseht.) dogmatisch wie ein geheimnisvoller Gott hochgehalten wird. Während Dogmen und Mythen für die Aufklärung unglaubwürdig sind, bleibt der Guru bedeutungslos: Schnee von Gestern. Selbst wenn er der erste Mensch gewesen wäre, der nach dem Tod wieder lebendig wurde, wie soll ein wundersamer Wanderprediger die moderne Welt zur Wahrnehmung einer gemeinsamen Schöpfung bringen können und Verhaltensmaßstab sein? Ein Nachdenken über die Vernünftigkeit allen wissenschaftlich beschriebenen und geistesgeschichtlichen Werdens als offenbarende, vermittelnde Metasprache/Metageschichte (=Gotteswort und somit höhere Bestimmung gebende „Herr“-lichkeit),  schließt sich so aus.

 

Buchstabenbilder, die man selbst als theologische Bedeutungsinhalte eines historischen Geschehens belegt, bleiben so außerweltliche, gestrige Geheimsprache, die allenfalls von schriftgelehrter Autorität zu deutenden ist, jedoch in weltlicher Wirk-lichkeit nichts mehr zu sagen haben. Der Schöpfergott kann nur im gesetzlichen (somit nachweislich antichristlichen) aber-glaube trotzdem: dogmatisch, mythologisch, traditionell oder in modernen persönlichen Götzenbildern begründen werden.

 

i) Die Auswertung des theologisch-historischen Wissens

        hier insbesondere rund um das Thema Auferstehung –

 zwingt zu einer Perspektive, die zu einer Ver-söhnung der Vorstellungen führt, „Ein“-sicht bringt.

 

Wenn in erneuter Aufklärung/Aufverstehung nicht mehr Hokuspokus von einem hingerichteten Heilsprediger oder kirchliche Verherrlichungsreden aufgrund von irgendwelchen Visionen, Hoffnungen… verstanden wird, ist auch der gesamte Kosmos nicht mehr als moderner Pan, materialistische oder abstrakte deistische Konstruktion, sondern als vernünftiges konstruktive Werk einer uns in der Aufklärung entgegenkommenden selbst undefinierbaren kreativen=schöpferischen Macht zu verstehen, die sich in allen natürlichen Prozessen deutlich macht und seit Beginn des Monotheismus als personaler Schöpfer gesehen wurde. Das Wesen von Ostern scheint dabei, dass das Alte (Dogmen, Bilder, Mythen, personale Verständnis) durch die Aufklärung nicht ausgeschlossen, sondern bestätigt und mit geschichtlichem Inhalt erfüllt wird. Einfach alte Texte zu akzeptieren wäre das Gegenteil von dem, was die Theologen als Sinngehalt von Auferstehung beschreiben. Auch persönliche Visionen können keinen Neuverstand auf höherer Ebene bewirken. Sie stehen der vernünftigen Auswertung des heute vorhandenen offenbarenden Wissens und einem kollektiven Wiederverstand, wie er hier erneut angestoßen werden soll, nur im Weg.

 

 

Inhalt:

 

1. Auferstehung realisieren, statt nur vom lebendigen Wort oder Jesus reden

2. Wende versöhnt die Weltbilder

3. Theologische Ostertopographien verlangen nach neuer Wahrnehmung

4. Im Neuverstand schöpferischer Vernunft das Neue Testament lesen

5. Gemeinsamer Nenner für Welt- und Glaubensbilder

6. Der Osterspiegel zeigt das Gesicht heutiger Theologie-Leere

7. Evolutionswirklichkeit statt altes Gerücht

8. Aus postmodernem Babylon befreien: gemeinsame Metasprache/-geschichte verstehen

9. Ein neuer Schluss aufgrund mündigem Verstand schöpferischer Wirklichkeit

 

1. Auferstehung realisieren, statt nur vom lebendigen Wort oder Jesus reden

 

1.1. Von gespaltene Weltbildern zum „Ein“verstand in realer Welt-wirklichkeit

 

Seit der Aufklärung leben wir in einem gespalten –letztlich schizophrenen -Weltbild, das immer wieder vergeblich versucht wurde zu heilen und das bis heute das rationale Denken vom Glauben ausschließt. Das somit zu bedeutungslos bleibenden Philosophielehren und Theologien, Aufklärungsatheismus, Monismus, Materialismus und damit auch zu naturalistischen Kurz-schlüssen wie der nationalsozialistischen Abstammungslehre oder heute gelebtem Sozialdarwinismus führen musste. Doch alle Versuche, Schöpfung im aufgeklärten Weltbild oder gar evolutionären Werden wahrzunehmen, müssen scheitern, wenn wir beim Auferstandenen nur nach der Wiedererweckung eines Gut-/Gottmenschen fragen, in Jesus nur das sehen wollen, was der Kurz-schluss heutiger Hochschulen bzw. Kirchenlehre an Not-dürftigkeiten hinterlässt.

 

Die sinnvolle Logik in einem als immer wunder“barer“ offengelegten natürlichen Werden mag heute zwar Grund für eine staunende Begeisterung sein, die bei jeder wissenschaftlichen Darlegung der kreativen Ordnung in Mikro- und Makrokosmen wächst. Doch dies kann heute allenfalls als persönliche Schöpfungsspiritualität beiseite geschoben werden. Da der offenbarende Grund des alten Glaubens in groooße Geheimnisse und Dogmen gehüllt wird, bringen auch alle gut gemeinten Versuche kirchlicher Bildungseinrichtungen nicht weiter, wo über die Evolutionsmechanismen als Werk Gottes nachgedacht wird. Meist mündet dies in Frage „Braucht Evolution einen Schöpfer?“, „Stand am Anfang eine Zielsetzung oder der Zufall“ um dann beispielsweise nach einem intelligenten Designer zu suchen, der sich das alles ausgedacht bzw. zauberhaft vorprogrammiert haben soll und so weiter im völligen Gegensatz zum natürlich-kausalen Werden steht. So kann die Kreativität, die im evolutionären Mechanismus nicht nur das Weltall und Affen, sondern auch vernunftbegabte Wesen hervorgebracht hat, nicht als offenbarende Vernunft/Wort betrachtet werden, das einzig auf eine einheitliche Schöpfung und Bestimmung „Monotheismus“ verweist. Hierzu wäre ein neues Verständnis des historisch-hoheitlichen und echt auferstandenen Wesens, wie es sich letztlich durch die heutigen geschichtlich-theologischen Erkenntnisse aufzwingt, die Voraussetzung. Im Paradigma des Mythos und erstarrter Kirchendogmatik kann die kreative Evolution nicht als Schöpfung, einzige Vergegenwärtigung des alt-bekannten Gottes gesehen werden. 

 

1.2. Wo bisher nur gegenseitige Verneinung war, Wissen neu weiterdenken

 

Doch nachdem, was beispielsweise Papst Benedikt XVI. als Prof. Ratzinger in theologisch-wissenschaftlicher Auswertung der Texte über Jesus und das Neue Testament schreibt, was er auch ständig als Anwalt einer „schöpferischen Vernunft“ als Wesen des christlichen Glaubens betont und sich dabei auf die philosophisch erkannte Vernunft beruft, kann es bei keinem der Evangelisten um einen hingerichteten Heilsprediger und dessen Wiedererweckung gehen. Wenn wir, wie Prof. Ratzinger, die Texte und ihre nachweislich hochtheologischen Inhalte ernst nehmen (sie nicht einfach als hohles Geschwätz im Stile heutiger Sonntagspredigt abtun), müssen wir von einem Schöpfung universal vermittelnden hoheitlichen Wesen ausgehen. Doch dies kann nicht, wie beim päpstlichen Christus vermutet wird, ein Gottes-Dogma des Gesetzes-gehorsam gewesen sein. Der durchgängige Gegenstand der griechisch-jüdisch denkenden „Jünger der Weisheit“ (Philosophen als Theologen), die heute am Anfang des Neuen Testamentes auszumachen sind, galt nachweislich nicht dem Gehorsam des alten jüdischen Gesetzes. Im Kontext dessen was wir über antikes Denken und die damalige Problemlösung wissen, kann nur ein Gehör/Verstand des in allem Werden lebendigen Wortes nachgedacht werden, das auch dem jüdischen Gesetz zugrunde lag. Der philosophisch erkannte Logos/die Vernünftigkeit allen natürlichen Werdens wurde nicht, wie beispielsweise in der Stoa, selbst vergottet, sondern war als Gottessohn/-wort die Vergegenwärtigung des schöpferischen Wirkens und Willens in der Welt.

 

Langsam werden sich die theologischen Wissenschaftler auch einig, dass die Texte des Neuen Testamentes nicht weiter in kurzsichtiger Willkür nach historisch wahr und unwahr aussortiert werden können, sondern die gesamten Texte des Kanon, ebenso wie der bisher als absurd betrachteten Apokryphen, von etwas handeln, das weit mehr ist, als die Story von einem Reformjuden und seiner Anhänger. Und nachdem die Professoren auswerten, dass Johannes nicht nur im Prolog, sondern auch in seiner Geschichte von der philosophisch erkannten lebendigen Weltvernunft handelt, ist es absurd, dass dieser bisher als späte Gnosis, somit ungeschichtlich aussortierte Verfasser etwas von der Wiedererweckung eines Wanderpredigers berichtet. Er und die anderen Evangelisten beschreiben ebenso wenig wie die als Gnosis aussortierten Denkweisen einen Gut- oder Gottmenschen aus den Bergen Galiläas, der mit seinen Anhängern in um den See Genezareth gezogen ist. Es geht um den Wiederverstand des Schöpfungswortes in weltlicher Wirklichkeit und dessen bitterer Kampf mit konservativen Vorstellungen und politischer Macht. (Genau dies soll hier deutlich gemacht und belegt werden, um zu einem völlig neuen Nachdenken über das anzuregen, was allgemein als „Glaube“ bezeichnet wird.)

 

1.3. Ostern verlangt Umdenken, Auferstehung realisieren

 

Ebenso wenig lässt sich die älteste Ostergeschichte, die wir bei Paulus finden, auf einen Gut/Gottmenschen beziehen, wie er heute als einzig historische Wahrheit hingestellt wird. Laut heutiger Theologielehre handelt Paulus (hier als Briefliteratur des reformierten universalen monotheistischen Paradigmas verstanden) nicht von dem, der weiterhin als historischer Jesus hingestellt wird, sondern einem schöpferischen Wesen. Dieses kann nach dem, was die heutige Theologie auswertet, weder Gott selbst, noch ein alt-gesetztes Gotteswort-Dogma gewesen sein, sondern hat den alten Schöpfer in neuer „Ein“deutigkeit nun universell Juden und Heiden gleichermaßen vermittelt. Nach allem, was wir über die Zeitenwende wissen, beschreibt das Bild vom Damaskuserlebnis den entscheidenden Wandel. Es ist der Wechsel bei der Perspektive einer pharisäerhaften Welt-Betrachtung, die vormals neues, universelles Denken verfolgte und nun eine echte Erhellung (keine Halluzination) bewirkte. Es ist eine Wende/Buße/Bekehrung zum wirk-lichen Schöpfer, der wir in der blindwütigen Verfolgung eines Gutmenschen und seiner ihn vergottenden Anhängersekte bis heute hinterherhinken: Wer bei Paulus weiter nur einen Sektenverfolger auf seinem Pferd sieht oder eine aufgewärmt Gottesprojektion, statt nach dem neuen universellen Monotheismus-Paradigma und seinem Grund zu fragen, die sog. Vision vor Damaskus, die die Theologie als erstes Auferstehungserlebnis auswertet, dann als die Halluzination des gestürzten Sektenverfolgers oder Propaganda deutet, der müsste auch alle anderen Auferstehungszeugnisse als ähnlich verklärte Krankheitsvisionen „abschreiben“. Genau das geschieht derzeit. Was nach allem Wissen Aufklärung war, wird so zur Verklärung, bei der schon der von den Exegeten oft gebrauchte Begriff „Nachösterlich“ – auf das dann alle Evangelientexte zurückgeführt werden - eine Beleidigung für klares Denken ist. Glaube wird so genau zu dem gemacht, was nach dem, was die Theologie ständig behauptet, durch die Auferstehung Jesus überwunden sei – mit all seinen Folgen, die heute in Aberglaube und Atheismus zu analysieren sind: Glaube ohne Grund, Glaube gegen das Wissen, Verdammung des Verstandes: Volksverdummung.

 

1.4. Konsequent weiterdenken, statt historisch-kritisch kurz-schließen

 

Im heutigen Kurz-schluss – dem bisher leider auch die Kritiker aufsitzen - ist Auferstehung eine Absurdität, die die Menschen mehr von der Wahrnehmung einer universalen Schöpfer abhält, als schöpferische Bestimmung zu vermitteln und für gemeinsames kreatives Hervorbringen zu begeistern. Der wohl bekannteste Gegner der Auferstehung Jesus ist derzeit Prof. Gerd Lüdemann, der deswegen aus dem Dienst der Theologischen Fakultät Göttingen ausgeschlossen wurde und jetzt vor dem Bundesverfassungsgericht klagt. Bereits vor vielen Jahren, als ich ihn bei einer Tagung der evangelischen Akademie der Pfalz in der Diskussion mit Prof. Klaus Berger erlebte, konnte dieser Lüdemanns Argumenten gegen die Auferstehung nur den Ruf nach dringend notwendiger Bewahrung des Mythos entgegenhalten bzw. sich wie ein ebenfalls bei der Diskussion mitwirkender katholischer Hochschullehrer, auf die hoheitliche Lehre der Schrift, das kirchliche Dogma vom geheimnisvoll wiedererweckten Christusgott berufen.

 

Gleichwohl Lüdemann als exzellentem Kenner der urchristlichen Gnosis klar sein müsste, dass die Denker, die am Anfang dessen standen, was dann zur Kirche wurde, niemals einem Guru hinterhergelaufen wären bzw. keiner der nach neuer Erkenntnis suchenden Juden-Griechen einen Gutmenschen als Gott verherrlicht hätte, bleibt auch seine Kritik im alten Paradigma gefangen. Denn obwohl gerade die gnostischen Texte mehr als deutlich machen, dass es um ein Wesen ging, das im hervorbringenden Werden der Welt wahrgenommen wurde, geht der lautstark die Kirche kritisierende Gnosiskenner weiter von einem historischen Wanderprediger aus und muss daher alles abstreiten, was nicht ins banale Bild passt.

 

Dabei artikuliert Lüdemann, was von der Mehrheit der Theologen gedacht, aber mit vielen leeren Worten übermalt wird. Zwar hält man einen Guru für das historische Wesen. Doch weder Auferstehung, noch andere Aussagen des Neuen Testamentes werden als geschichtliche Realität gelesen. Auch wenn die theologische Bedeutung der biblischen Aussagen ständig betont werden, ist längst ist alles zum großen Geheimnis geworden, das nur auf alte Lehren, Mythen, Göttergestalten zurückgeführt wird, ohne dort nach dem vormaligen Grund des Neuen Verstandes in der Welt-wirklichkeit zu fragen. Und so muss auch von Lüdemann im altkritischen Kurz-schluss nicht nur die Auferstehung abgelehnt, sondern die Bibel zum reinen Menschenwort erklärt werden. Der Glaube wird zu einer grundlosen, rein menschlichen Ideologie zum kirchlichen Machterhalt. Wie ein Müllmann schafft Lüdemann bzw. die konsequente historische Kritik den Abfall (unhaltbare Banalinterpretationen der Bibel) weg und damit eine christlicher Leere, die nach einer neuen Realität ruft. Was nutzlos, unbrauchbar geworden ist, muss weichen, auch wenn es einmal sehr nützlich war und unser Herz über viele Jahre daran hing. Das ist der evolutionäre Welt- bzw. Schöpfungsverlauf (logische Kreativität).

 

Denn nicht allein gegen die Auferstehung wendet sich der streitbare Göttinger Theologe mit einem Eifer, der dem seiner frommen Gegner gleicht. Während alle Welt von einer Rückkehr der Religionen redet, weist Lüdemann historisch-kritisch nach, dass keiner der biblischen Jesussprüche vom guten Jungen stammen kann, den er im heutigen Kurz-schluss wie alle Welt für den maßgebenden historischen Jesus hält. Er muss sie daher als freie Erfindung frommer Anhänger eines Reformjuden brandmarken. Denn wo einer selbstlos-humanistischer Heilsprediger im Schlepptau überkommener Vorstellungen trotz allen Wissens weiterhin für das geschichtliche Wesen gehalten wird, bleibt kaum eine andere Wahl. Alle Auferstehungs-Ausreden und Ausflüchte über ein historisch-hoheitliches Wesen sind ist nur leeres Gerede um heißen Brei, den Lüdemann (d.h. historisch-kritischer Kurzschluss allgemein) ausleert. Während in christlichen Kirchen Auferstehung gefeiert wird, ist in „Welt-Online“ zu lesen, dass nur fromme Visionen vergeisterter Anhänger sind. Was in der Bibel steht, ist danach so etwas, wie wir es bei heutigen Sehern im Rahmen der modernen Scharlatanerie erleben oder was man für klinische Fälle hält. Damals wie heute hätten sich die Menschen vom „Geist“ ihres Gurus erfassen lassen und ausgesprochen, was sie gemeint haben zu hören. (So wird der Intellekt vom entleerter Dogmatik und kurz-geschlossener Historienkritik hinters Licht geführt.)

 

1.5. Vom Titelklau zur historischen Tatsache

 

Wenn dann auch noch an Ostern zu lesen ist, dass dies alles der historisch-kritischen Bibelwissenschaft seit langem bekannt und – abgesehen von evangelikalen Kreisen – kaum umstritten ist, dann muss ein denkender Mensch die Bibel aus der Hand legen, den Glaube als gestrig erachten. Was Lüdemann artikuliert trifft den Kern. Denn in den theologischen Seminaren wird, wenn man sagt, dass alle Texte „vom Auferstandenen aus geschrieben wurden“, „nur nachösterlich zu verstehen seien“, „vom Christus“ ausgehen, genau das geschrieben, was Lüdemann lautstark anprangert und offen ausspricht. Nachdem man im alten Kurz-schluss Auferstehung nicht als eine geschichtliche Realität verstehen kann, ein neues Verständnis des schöpferischen Wortes nicht wirklich vorkommt und meist auch noch der „Christus“ getilgt werden soll oder nur als alt gesetzter Gottesersatz-Titel gedacht wird, ist nicht nur die Auferstehung, sondern das gesamte Evangelium ausgekippt. Wenn z.B. über Jesus als neuer David oder gar Weisheit/Wort in Person geredet wird, denkt keiner über die neu durchdachte kosmische Weisheit, kreative Logik in der Welt-wirk-lichkeit nach, die bereits in David personifiziert war, sondern wird nur ein Titelklau für einen Guru oder ein Kirchenkonstrukt vermutet. Auch alle hoheitlichen Aussagen, die das schöpferische Wesen von Mutter Kirche beschreiben, die den neuen Bund geboren bzw. geschichtlich ausgedrückt hat, werden nur auf Namen alter Göttinnen bezogen, die einer jungen Hebräerin angeheftet und die so als jungfräuliche Gottesgebärerin vergöttert worden sein soll. Lüdemann, der als Speerspitze historischer Kritik dies alles als Beweise für kirchliche Lügen auflistet, ist bestes Beispiel, wie die Theologie im Sumpf eigener Not-dürftigkeiten versinkt. In einem Brief an den Spiegel habe ich Lüdemann vor Jahren als einen Sargnagel für ein Paradigma bezeichnet, dessen Grablegung zum Wieder-Verstand von Jesus bzw. gegenwärtiger Schöpfung in logischer Weltvernünftigkeit führen wird.

 

Wenn heute analysiert wird, dass sich die Glaubensgrundlagen der Kirche erledigt haben, dann ist dies nur ein erneuter Beweis von dem, was bereits am Anfang der Aufklärung dämmerte und nicht nur von Nietzsche nachgewiesen wurde. Der dogmatisch gegen alles Wissen gesetzte Gottesbegriff ist tot, er trägt und taugt nicht mehr. Doch dies ist nicht der Tod des unaussprechlichen Allmächtigen vom Anfang, sondern der Tod eines überkommenen Geschwätzes, das nur noch als altes Gerücht von einem geheimnisvollen Gott  hochgehalten wird. Und genau damit wird der Weg  für die neue Wahrnehmung von Schöpfung bzw. des Gotteswortes in der wissenschaftlichen Welt-wirklichkeit frei.

 

1.6. Wer kann Anstoß zur Auf-verstehung schöpferischer Vernunft geben? 

 

Doch wer kann diesen neuen Weg gehen? Da die Amtstheologie seit Anfang der Aufklärung alle natürlich-logischen Theologieversuche zusammen mit dem Wissen verteufelte, kann sie scheinbar nicht hier nach dem Schöpfungswort hören wollen. Sie versucht daher weiter an einem historischen Gutmenschen als letzte Wahrheit festzuhalten. Und wer sein ganzes Lebenswerk, seine bisherige Wissenschaft und seinen Glaube auf einen offenbarenden Wanderprediger baute, der kann nicht so einfach zu einer schöpferischen Vernunft wechseln. Auch wenn er diese im Munde führt. Die kurz-geschlossene Vernunft wählt dann zwischen wahren und nachträglichen Jesusworten aus. Was nicht in banale Bild passt, wird als nachösterliche Rede aussortiert. Es wird dann in jedem zweiten Vers auf eine alttestamentliche Stelle verwiesen, Denkrichtungen der Antike, Ereignissen, Hoffnungen, werden alten Titeln oder theologischer Rede zugeschrieben, ohne dass dies jedoch auf das Wesen des damals lebendigen Wortes/den Logos alles Lebens bezogen wird. Wo ein Menschengott, statt das in allem kreativen=schöpferischen Werden lebendige Wort an den Anfang gestellt wird, bleibt keine andere Wahl. So muss nicht nur die Welt-Online, sondern letztlich das gesamte vernetzte aufgeklärte Denken annehmen, dass fromme Fiktionen zusammengeschrieben wurden. Und an Ostern ist zu lesen, Lüdemann würde beklagen, dass seine liberalen Kollegen längst alles wüssten und trotzdem weiter Lügen in Welt setzten.

 

Doch was sonst sollen die Schriftlehrer sagen, als sich auf Dogmen oder ein zu bewahrendes Mythos, ein groooßes Geheimnis zu berufen, das unsere Vernunft übersteigen würde. Im heutigen Verständnis hat Jesus nichts mit schöpferischer Logik zu tun, kann seine Auferstehung nicht mit einem Neuverstand von Schöpfung zusammengedacht werden. Wer in diesem Paradigma vom Auferstanden Christus als Ausgangspunkt der Texte des Neuen Testamentes schwärmt, der braucht sich nicht weiter um eine historische Wahrheit oder Weltwirklichkeit zu kümmern. Er kann in heutiger Betrachtung von „Nachösterlich“ seinem Gefühl freien Lauf lassen und persönliche Visionen als große Wahrheit verkünden. Statt über kreative=schöpferische Realität nachdenken zu können, die damals den Verstand bestimmte, ist die eine beliebig sich biblischer Buchstäblichkeiten bedienende Rhetorik zur Verkündigung geworden. Wo am Anfang der Logos der Welt bzw. die Weltvernunft lebte, muss so wie selbstverständlich davon ausgegangen werden, dass auch am Anfang nur leere Worte, Sonntagspredigten waren, bei der man alte Mythen aufwärmte. Glaube muss so als ein groooßes Geheimnis neben oder gar gegen alles Wissen gesehen werden.

 

Mit Auf(v)erstehung hat das nichts zu tun. An Gott glaubt man aus konservativen Gründen, weil es angeblich immer so war oder weil man sich persönlich wohler fühlt. So weit haben wir es mit „Auferstehung“ gebracht: Sie ist zum Bekenntnis eines grundlosen Glaube geworden. Was den universalen Schöpfungsverstand für Gesetzesgläubige und Außenstehende begründen sollte, wahren Geist für eine Weltgesellschaft, wie sie allein griechische Philosophie und römischer Königskult nicht geben konnte, ist unglaubwürdig bzw. macht Beliebigkeit. Wie soll da die aufgeklärte Naturwissenschaft annehmen können, dass sie das Wesen in Händen hält, um das es im Neuen Testament ging? Doch wer sich ständig zum Anwalt einer „schöpferischen Vernunft“ macht, die Hoheitlichkeit der Heilspersönlichkeit Jesus betont und für die zeitgemäße Vergegenwärtigung von Schöpfung in der europäischen Denktradition hauptverantwortlich hält, den schöpferischen Logos auf Erden zu vertreten hat, der sollte sich nicht weiter (beispielsweise von Bischof Boff) vorwerfen lassen, dass er als Professor Papst ein schlechter Hirte sei, dem das Charisma fehle und der in die Zeit in abstrakte griechische Metaphysik zurückfalle. Der sollte den Anstoß zu einen Weidewechsel geben, der nicht nur dem aufgeklärten Geist, sondern auf dem christlichen Charisma neue Nahrung bringt.

 

1.6. Wissen aufwerten-werten: Wert des Wortes neu verstehen

 

Was bringt das Wissen um die theologische Bedeutung der Auferstehung als absoluten Grund eines universalen Glaubens an eine gemeinsame, bestimmende Schöpfungsmacht in neuer Qualität, wenn dieses nicht konsequent ausgewertet, der Mehrwert für den Monotheismus nicht deutlich gemacht wird? Und was bringt es, ständig vom Auferstandenen zu reden, wenn kein Neuverstand realisiert wird, der damals war und heute notwendig wäre?

 

Das Schild „Jesus lebt“, das der arme Irre durch München trägt, taugt ebenso wenig wie die das Gemeinschaftsgefühl der „Jesus lebt“ singenden Jugend-Begeisterung bei Kirchentagen oder hochtheologische Beteuerungen, Jesus sei Auferstanden, das Neue Testament sei vom Auferstandenen aus geschrieben und nur so zu lesen. Wenn wir weiter von einem hingerichteten Robin Hood der Levante (Osterspiegel 2008) ausgehen, der leiblich oder nur im Geist der Gemeinde, gar als hoffnungsvolle Vision oder krankhafte Einbildung weiterlebt, verkehrt sich das Auferstehungsbekenntnis ins Gegenteil.

 

Nachdem, was wir heute über das Neue Testament, die innerjüdische Reform, notwendige Problembewältigung bzw. theologische Wende zu einem neuen, nun universalen Bund/Bewusstsein einer gemeinsamen Schöpfung auswerten, muss es bei der Auferstehung um mehr gehen, als bisher im Hinblick auf einen egal wie wiedererweckten Heilsprediger angenommen. Im logischen Umkehrschluss: Es ist völlig absurd, weiter einen Wanderguru an den Anfang zu stellen und gleichzeitig theologisch zu belegen, dass alle Verfasser vom „Auferstanden“ – somit einem universellen Neuverstand - schreiben. Nachdem was wir heute wissen, wäre es Reformjuden, ebenso wenig wie Reformhellenisten im wirrsten Traum nicht in den Sinn gekommen, einen Vorbeter zu vergotten oder aufgrund der  Wiedererweckungsvision eines hingerichteten Heilspredigers über eine für Juden und Heiden gemeinsame Schöpfungsmacht nachzudenken. Wenn auf neue wahrhaft jüdische Weise ein ewiges Wort gehört wurde, das seit dem Exil die einzige Maßgabe für den Monotheismus war, dann ist das der Gegenstand, über dessen jungfräuliche (unvoreingenommene, nur vom Schöpfer selbst, nicht vom Gesetz bezeugte) Geburt, Geschichtswirkung und Hinrichtung durch die politische und priesterliche Tradition wir nachdenken müssen.

 

Die inzwischen theologisch klar gemachte Bedeutung der neutestamentlichen Texte zur Auferstehung, ebenso wie das vormalige jüdische Auferstehungsverständnis zeigen, dass es nicht um das gehen kann, was heute im Hinblick auf einen Wanderpredigers, -propheten, -philosophen… theologisch diskutiert wird. Unabhängig davon, dass daran und deswegen kaum ein aufgeklärter Mensch mehr glaubt, die Theologie sich in immer neuen Ausflüchten zu retten versucht, schließt auch die ernsthafte Auswertung des Wissens von antiken Bedeutungsinhalten die Auferstehung im alten Sinne aus.

 

Was sollte die Wiedererweckung eines für Gott gehaltenen Heilspredigers bedeutet haben? Die große Wende, die den Bezug auf den Exodus (heute Exilsgeschehen und als Monotheismus begründende Glaubensaufklärung anerkannt) rechtfertigen würde, lässt sich mit dem, was heute als historisches Wesen oder geheimnisvoll verkündeten Gott angenommen wird, nicht machen. Und so wenig damals von ein wiedererweckten Guru eine Monotheismusreform bzw. ein neuer Bund zu begründen gewesen wäre, könnte heute die Auferweckung dessen, den alle Welt wie selbstverständlich als historisch voraussetzt, eine Erneuerung des Monotheismus, ein Neuverständnis bewirken.

 

1.7. Wiederverstand bringt weiter - Wiedererweckung eines Menschen wäre Wahn

 

Man stelle sich das Unmögliche vor: Ein Sandalenträger, wie er nach heutiger Hypothese der historische Jesus war, würde auf einer Vollversammlung der Brights (Naturalisten, die alle Übernatürlichkeit als unmöglich ansehen, meist Atheisten, die Glaube als große Gefahr analysieren) auftreten und so die gesamte Welt davon überzeugen, dass der leibhaftige Guru, den alle Welt für historisch hält, wieder lebt. Ja, dieser auferstandene Jesus hätte gar ein Video dabei und würde per Internet im großen Spektakel überzeugen, dass er rechts neben einer graubärtigen Gottesgestalt im Himmel saß, sich offenbarende Weisung holte, der alle Welt zu folgen hätte.

 

Statt nun über die frohe Botschaft eines grenzenlosen, aufgeklärten Schöpfungsbewusstsein auf evolutionswissenschaftlicher Grundlage nachzudenken, das Naturalisten bzw. Atheisten ebenso wie Altgläubige betrifft, müsste ein kämpferischer Kirchenverfolger, wie der Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der die Welt vor Wahnsinn retten will, erneut zum PC greifen, jetzt nach dem „Gotteswahn“ den „Jesuswahn“ zum Bestseller machen: Unvorstellbar, welche Gefahr heute von einem Guru ausgehend würde, den die Welt für einen wiedererweckten Gottesboten oder gar göttlich hielt. Wer sich beispielsweise vor Augen führt, wie der amerikanische Präsident sich auf seine „Wiedererweckung“ berufend Politik betreibt, kann sich ausmalen, welche Gefahr von einem Menschen ausginge, den man dann gar für den wiedererweckten Jesus hielt. Vom Geschäft der vielen Nachfolger, die dann bei David Copperfield in die Schule gingen, um die Welt in ihrem Sinne zu missionieren bzw. manipulieren oder nur Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen, ganz zu schweigen.

 

Mit einem „Jesuswahn“ in Bezug auf einen nach seiner Wiedererweckung zu Gott erklärten Guru würde Dawkins ganz im Sinne der jüdisch-prophetischen (später christlichen) Glaubensaufklärer (später Jünger Jesus) argumentieren, die nicht nur einen leeren Kult füllen, sondern die Abhängigkeit von menschlichen Stellvertretern Gottes durch das Hören des lebendigen schöpferischen Wortes überwinden wollten. Denn so wie am Anfang des Monotheismus in anfänglicher Aufklärung das lebendige Wort gegen ägyptische Pharaonen und persische Gottesherrscher sowie altpriesterliche Opferkultprediger ausgetauscht wurde, so musste dessen Wiederverstand in christlicher Zeitenwende die Probleme mit Pharisäertum, entleertem, sich verselbständigen Riten/Tempelkult auf jüdischer Seite sowie abstrakten griechisch-philosophischen Vernunft-Vergottung und römisch-politisch als Messias vergotteten Augustusen bei den sog. Heiden lösen. (Übrigens: „Heiden“, die sich für die Gläubigen hielten, weil die Juden ja keinen sichtbaren Gott hatten, sondern sich nur vor einem göttlichen Wort als wahrer Vernunft rechtfertigten und alle Gottesbilder und Vermenschlichungen verabscheuten.) Einem nach seinem Tod geheimnisvoll wiedererweckten Guru als Gottesbote oder gar messianischen Gott hinterherzulaufen, wäre genau das Gegenteil von dem gewesen, um was es den reformierenden Verfassern, die, wie heute ständig betont wird, wahre Juden sein wollten, ging. (Allein die Auswertung dieses heutiger Geschichtstheologie gegebenen Wissens müsste reichen, um die Vorstellung von der Hypothese des historischen Heilspredigers und dessen Wiedererweckung zu revidieren, als völlig absurd auszuschließen.)

 

2. Wende zur Versöhnung der Weltbilder

 

2.1. Naturalisten als Exorzisten oder Jünger Jesus

 

Das neueste Buch „Gotteswahn“ des Oxforder Evolutionsbiologen Prof. Richard Dawkins ist aktueller Ausdruck für einen Kulturkampf, der seit der Aufklärung schwellt, im „neuen Atheismus“ in bissig argumentierender Gegnerschaft zu einem Buchstaben-Fundamentalismus derzeit wieder voll aufflammt und die ungelöste Problematik auf den Punkt bringt. Es geht um die zerbrochene Einheit im Weltbild, die den alten Schöpfungsglaube letztlich zur Schizophrenität macht, weil nur in immer neuen Unnatürlichkeiten und – jetzt evtl. quantentechnischen -Erklärungslücken, statt der gegenwärtigen Logik, das schöpferische Wirken nachgewiesen werden soll. Und auch dort, wo man sich neuerdings auf Evolution als Gotteswerk beruft, das Wunderwerk der Biologie in höchsten Tönen beschreibt, bleibt nur die Suche nach einem übernatürlichen Designer, der auf unnatürliche Weise alles vorprogrammiert hat. Der Naturalismus muss dann auf die Barrikade gehen. Und wenn nun der neue kämpferische Atheismus in der Art eines modernen Exorzismus der gefallenen Kreationismus- und Theologie-Leere den Teufel austreiben will (sie als unbrauchbaren Weg von Schöpfungsvermittlung entlarvt), dann erweist er sich als Jünger von Vernunftprinzipien, die vor 2000 Jahren als Gottessohn gesehen und Jesus genannt wurden. Aus dem Religionsbuch eines katholischen Klassenkameraden aus der Volksschule kenne ich den Teufel. Dort war ein Engel (nach meinem heutigen Verständnis ein Gottesvermittler/-bote) abgebildet, der seine Aufgabe verfehlt hatte und nun gefallen als Teufel, als Gegner des wirk-lichen Schöpfers wirkte. Und genau dieser Teufel wird nun von einer Denkrichtung ausgetrieben, die sich beispielsweise im Forum der Brights bitter beklagt, weil auf den Hinterbänken der katholischen Kirche unter Berufung auf Jesus laut Bildzeitung angeblich von einem Priester nach wie vor mittelalterliche Exorzismus  praktiziert wird.

 

2.2. Atheisten als Zeugen des Auf-verstandenen

 

Wenn zutrifft, was der Vorsitzende der Giordano Bruno Stiftung und Vorzeigeatheist Michael Schmidt-Salomo in einem Aufsatz über das Verhältnis von neuem Atheismus und neuem Humanismus zum Glauben schreibt, dann müssen Naturalisten wie Dawkins trotz – oder gar gerade wegen ihrer Glaubenskritik – als Jünger Jesus bzw. einer einzig auf natürliche Kreativität=Schöpfung verweisenden wissenschaftlich begreifbaren Vernünftigkeit gelten. Denn Naturalisten ginge es, so der deutsche Wortführer des kämpferisch-konsequent argumentierenden Atheismus, vordergründig nicht um die Verneinung einer metaphorischen Schöpfungsmacht, wie sie auch von Einstein angenommen wurde. Naturalisten seien nur felsenfest davon überzeugt, dass auf der Erde alles mit rechten Dingen zugeht. Da sie eine Projektionsfigur wie Gott, die in Über- und Unnatürlichkeiten erklärt wird, ebenso wie ihre wundersamen Eingriffe in den Ablauf ausschließen, müssten Naturalisten zu Atheisten werden. (Genau so muss der von derzeitiger Kirchenlehre übernommene Kurz-schluss denken.)

 

Auch wenn der Bezug vom biblischen Gott zum bio-logischen Urgrund noch nicht hergestellt wird, so weist das natürliche Verständnis der Welt den Weg zu einem neuen Verständnis. Hat sich nicht auch die in Jesus zum Ausdruck kommende Denkweise gegen die alte Schriftlehre, die Gesetzlichkeit gewandt? Und war nicht auch Markion, der im Gegensatz zur späteren Kirche den alten Gott, die alte Lehre völlig verneinte – weswegen wir jetzt auch ein Neues Testament in Händen halten – bereits ein Jünger Jesus. Die Vorwürfe, die von den Naturalisten erhoben werden, richten sich im Grund nicht gegen eine unsagbare Schöpfungsmacht, die sich nur in Vernünftigkeit/Wort/Sohn offenbart, sondern verneinen einen Glauben, der gegen das Wissen gerichtet zum Selbstzweck geworden ist und sich – dem Schöpfer sei Dank – „vergeblich“ versucht durch Un- und Übernatürlichkeiten zu legitimieren. Statt deutlich zu machen, dass es dem antiken Denken bei Jesus um die als Gottessohn gegenwärtige kreative=schöpferische Logik/die nachvollziehbaren natürlichen Prinzipien allen Werdens ging – die heute von den Evolutionsbiologen hochgehalten werden - versucht der Kurz-schluss heutigen Vernunftdenkens in kirchlichen Publikationen den Kritiker zu entkräftigen: Der gute Junge bzw. historische Jesus hätte ja gar keinen hoheitlich-göttlichen Status für sich beanspruchen wollen. Dies sei ihm anschließend angedichtet worden, was der Biologe wegen fehlender Bibelkenntnis verkenne. Dass die Professoren Ratzinger, Berger & Co. da in wissenschaftlicher Auswertung zu ganz anderen Schlüssen kommen, nachweisen, dass es im Neuen Testament nur genau darum geht, scheint dann nicht weiter zu stören. Warum auch, auch bei diesen bleibt alles in den Mantel des Mythos gehüllt, der nur einem angeblich geheimnisvoll offenbarenden Gutmenschen umgehängt werden soll. Keiner der Kirchendogmatiker fragt nach dem konkreten kosmisch-natürlichen Grund der Glaubensgeschichte und der Psychologik ihrer menschlichen Personifizierung (Rolle/Aufgabe).

 

2.3. Dominus Jesus: Christen suchen keinen mysteriösen Designer

 

Auch von den kirchlichen Professoren wird dann die schöpferische Weisheit und Moral wie eine antike Menschlichkeit behandelt, kann nicht auf eine kosmisch-kreative Ordnung bezogen werden und muss so bei Kritikern wie Dawkins als untaugliches, konservatives Kirchenkonstrukt gelten. Religion ist dann nur ein leerer Trost für geistig Zurückgebliebene, die einem blinden Gauben dienen. Wer Naturaltisten bzw. Evoloutionsbiologen in Internet-Foren beibringen will, dass sie in ihren Prinzipien nur das kreative=schöpferische Wort an den Tag bringen, das Gegenstand schöpferischen Sinn vermittelnder Alt- und Neutestamentlicher Theologie war, den muss man im heutigen Glaubensparadigma für völlig verrückt halten.

 

Und so wird weiter von Kirchenlehrern, wie verneinenden Kritikern nach einem Gott gesucht, der sich über alle Natur erhebt, im Stile eines Zauberers oder eines Intelligenten Designer alles (wie nach menschlichem Maßstab) plant, statt im kreativen, logischen Prozess von Zufall, Mutation und Selektion die Handschrift, das Wort Gottes zu lesen. Es scheint fest eingefleischt zu sein, dass man Gott nur durch Un- oder Übernatürlichkeiten neben der Naturordnung beweisen könne bzw. müsse. Der Vorwurf an den Evolutionsbiologen, er verkenne in seinem naturalistischen Denken, dass der jüdische Schöpfer den natürlichen Prozess hervorgerufen habe, hier sein Wort verwirklicht werde, geht daher in die eigene Leere. Wo das Wort Gottes nur im Buch gelesen als Mythos gilt, gleichzeitig mit Hilfe naturwissenschaftlicher Begrifflichkeit ein intelligenter Zauber-Designer/Planer bewiesen werden soll, kann keiner der Evolutionsbiologen auch nur im wirrsten Traum auf die Idee kommen, in seiner wissenschaftlichen Weltbeschreibung das offenbaren und Sinn gebende Wort/Jesus in Person verstehen zu wollen, über das/den es – theologisch treu nach Altem bzw. Neuem Testament – nichts – aber auch gar nichts sonst – zu sagen oder zu beweisen gibt.

 

2.4. Erst als Schöpfung macht Naturalismus „Sinn“

 

Wenn heute vereinzelt Theologen sich über das total anthropozentrische Gottesbild eines Übermenschen mit Zauberkräften hinwegsetzten und über eine natürliche Schöpfung im Rahmen der Evolution nachdenken, dann ist das zu wenig, wenn nicht der anfängliche Grund des Glaubens mitbedacht werden kann. Jede naturalistische-vernünftige Theologie steht im alten Glaubensparadigma automatisch gegen eine geheimnisvolle Offenbarung oder Auferstehung, kann unmöglich als schöpferisches Wort vermittelnde Aussage über den selbst unsagbaren Schöpfer verstanden werden.

 

Und wo man einen Neuverstand von Schöpfung in aller natürlichen Logik für sich und somit auch für die Antike ausschließt, wird alles theologisch-geschichtliche Wissen der banalen Hypothese vom gutherzigen Heilsprediger zuliebe zurechtgebogen. Wieso gerade Naturwissenschaftler wie Dawkins, die die Weisheit des evolutionären Werdens zum Thema machen, genau das betreiben, was in der Antike zum neuen Bund geführt hat, kann nicht überlegt werden. Denn bei Jesus ging es angeblich ja nur um einen wiedererweckten Gutmenschen, der als Christus-Gott hingestellt wurde. Warum Naturalisten, die sich nicht von Über- oder Unnatürlichkeiten und alten Gesetzen leiten lassen, sondern über die Logik allen Lebens, somit die ganz natürliche Weisheit nachdenken, die wahren Jünger Jesus bzw. des lebendigen Wortes werden könnten, muss im alten Denkschema absurd erscheinen.

 

Wer jetzt auch noch in Dawkins Darlegung des „egoistischen Gen“ nach dem offenbarenden und sinnstifenden Gotteswort hören will, der scheint im heutigen Glaubensverständnis völlig den Verstand verloren zu haben. Denn das ist nach derzeitiger Denkweise nur im Buch nachzulesen oder aus dem Mund von Predigten zu hören. Selbst Evolutionsbiologen, die durchaus über den natürlichen Sinn ihrer Sache reden, weisen es von sich, im biologischen Geschehen die Sinnfrage beantworten zu wollen. Zu nah liegt noch der ideologische Missbrauch, der nur zum sog. Sozialdarwinismus führte, wie er heute im Wirtschaftsalltag zu Misserfolg für die Gesamtheit wird oder zur Abstammungslehre, die für den deutschen Massenmord maßgebend war. Die kurzgeschlossene Übertragung der Biologie auf menschliches Leben, die selbst Schmitt-Salamon als Problem des strengen Naturalismus in die Gegnerschaft zum Humanismus stellt, schließt derzeit eine Sinnfrage im evolutionären Geschehen aus. Über eine Sinngebung in aller natürlichen Kreativität ist erst nachzudenken, wenn das kreative evolutionäre Werden als schöpferisches Wort verständlich wird.

 

Beispielsweise braucht man nur die angeblich vom puren Ego gesteuerte Gen-Maximierungs-These der Sozibiologie theologisch etwas weiterzuführen, um daraus den Auftrag zur Genesis-Maximierung aus dem Mund des Schöpfers zu machen. Denn wenn der Sinn des Seins nicht nur im Selbst gesehen wird, ergibt sich ein biologischer Auftrag  zur Maximierung der Gesamtheit, zu der jedes Gen mit seinen Möglichkeiten maximal beiträgt. Statt die modernen biologischen Erkenntnisse über die sinnvolle Funktionsweisen menschlicher Genesis auszuschließen oder unbeachtet zu lassen, wäre hier menschlich-schöpferische Sinnhaftigkeit und Verant-wort-ung für den Kosmos bzw. die gesamte Genesis weiterzudenken.

 

Wer sich für die Sinnhaftigkeit der durch die Sozibiologie belegten Antriebsfedern des Verhaltens und im erweiterten Sinne des gesamten Kosmos begeistert, darin die schöpferische  Wirk-lichkeit (ist Wort) nachdenkt, für den geht es nicht mehr allein um seine eigenen Gene, sondern um das Ganze. Und wer in der natürlichen Ratio letztlich den Grund christlicher Religion, Offenbarung bzw. bestimmendes Wort verstehen will, der lässt sich den Vorwurf des reziproken Altruismus - weil der Dienst am Ganzen doch wieder auch den eigenen Genen, bzw. der eigenen „Brut“ zugute kommt - gern gefallen. Wenn mich selbst das liebevolle Gefühl für meinen wenige Wochen alten ersten Enkel antreibt, hier auf großväterliche Weise „Brutpflege“ zu betreiben, in dem ich  über sein und unsere Zukunft, damit sog. Genmaximierung nachdenke, dann ist das nur natürlich und spricht nicht gegen Schöpfung. So funktioniert scheinbar alles ganz natürlich. Wo auf schöpferische Wirklichkeit/Wort im realen natürlichen Werden geschlossen wird, da gehört auch mein Gefühl für den kleinen Luis zur schöpferischen Logik, somit zum Gefüge des einzig autor-itären Gotteswortes, das so zur menschlichen Maxime wird.

 

2.5. Monotheismus als den Mensch kultivierende Meme, human verwirklichen

 

Selbst die neuen Atheisten halten den reinen Naturalismus für zu kurz gedacht. Sie setzen zum Großteil auf einen Humanismus, der für menschliche Ordnung sorgen soll und muss.

„Als einzige Lebewesen auf der Erden können wir uns gegen die Tyrannei der egoistischen Replikatoren auflehnen“ hat selbst Richard Dawkins in seiner Abhandlung über das egoistische Gen geschrieben. Auch wenn inzwischen klar sein sollte, dass sich hierzu Humanismus-Ideologien – ob kommunistisch oder sozialkapitalistisch - als ebenso untauglich erwiesen, wie das Vertrauen in die kollektive säkulare Vernunft, kann er nach dem, was heute als „Glaube“ hingestellt wird, nicht darüber nachdenken, warum selbstbewusste, voraus denkende Wesen hierzu eine schöpferische Begeisterung und deren kultische Umsetzung benötigen. Auch wenn er über notwendige die Existenz einer sog. „Meme“ als geistige Substanz, die uns für die nächste Generation, die Gesamtheit der Natur bzw. Lebensgrundlage verantwortlich macht, geschrieben hat. Selbst wenn damit deutlich wird, dass es mit rein menschlich-humanistischen Verhaltensforderungen nicht getan ist, so kann dies im alten Paradigma nicht mit dem zusammengedacht werden, was antike Glaubensaufklärer als Grund für gesellschaftliches Gelingen sahen. Seine „Meme“ mit dem in Verbindung zu bringen, was auch am Anfang des Monotheismus gedacht wurde, den Menschen erst zum Menschen macht, dafür bedarf es eines neuen, aufgeklärten Verständnisses von schöpferischer Vernunft bzw. als anfänglichem Wort.

 

Und auch, wenn die Sozibiologie auf die Verwandtschaftserkennung verweist, durch die sich der Gen-Maximierer für seine Großfamilie stark macht, so kann dies im derzeitigen Denken kein Verweis für eine notwendige gemeinsame „Vaterschaftserkennung“ in der Weltfamilie sein, durch sich erst schöpfungsvernünftiges Verhalten ergibt. Denn, dass allein das Wissen um die die gemeinsamen Gene, die materielle Weltfamilie (Mutterschaft) sowie die Abhängigkeiten und Folgen in der Verursachung, beispielsweise unseres ökologischen Fehlverhaltens, nicht zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung führen, zeigt die gegenwärtige Erfahrung. Gleichwohl der Mensch um seine gemeinsame materielle Abstammung weiß und nachrechnet, bis wann er seinen Kindern die Energievorräte gefressen und die Lebensgrundlage vernichtet hat, dient er weiter seiner egoistisch-unvernünftigen Gier. Die momentane „Meme“ verhindert nicht, dass sich die Menschheit vollen Wissens weiter gegenseitig zur Weltvernichtung manipuliert, statt Gene/sis maximiert. Weder allein die menschliche Vernunft, noch konservative Kirchenmoralpredigten und politische Gesetze bringen den Menschen dazu, seiner Bestimmung als Gen- oder gar Genesis-Maximierer gerecht zu werden. Wieso  z.B. die natürliche Logik, die die Philosophie/urchristliche Theologie Alexandriens als Sohn des Unsagbaren sah, uns für die Bestimmung eines universalen „Vaters“ begeistern könnte, wir so die sozibiologisch nachgewiesene Verwandschafts-Verant-wort-ung erst wahrnehmen, kann erst gedacht werden, wenn wir uns von klein karierten, angeblichen Glaubens- und Auferstehungsvorstellungen befreien.

 

2.6. Vom Schinderhannes zum Schöpfungswort: Christen als echte Reform-juden

 

Es genügt nicht, wenn junge Doktoranten den christlichen Glauben ins Judentum zurückholen, um bei Ihren Professoren zu punkten, weil diese nach dem deutschen Massenmord oder der kurzsichtigen Vernunft wegen meinen, die Christologie tilgen zu müssen. Während heute der Messias oftmals gestrichen bzw. nur auf alte Hoffnungen bezogen und der „Neue Bund“ zur Testamentsnachbesserung gemacht wird, was einer theologischen Auferstehungsleugnung gleich kommt, wäre nach dem wahren Neuverstand des Wortes zu fragen, das am Anfang des Monotheismus gehört wurde. Wer nachweist, dass die Christen Reformjuden waren, reine Juden im neuen Intellekt, der muss nach dem, was wir heute über die biblischen Geschichten, damaliges Denken und das jüdische Verständnis wissen, weiter denken und erklären, wie es heute geschieht. Der muss deutlich machen, warum das in Jesus personifizierte, menschlich lebendig gemachte Wort keine Erfindung einer Reformsekte gewesen sein kann, die ihren Schinderhannes zum Gott erhob. Um die Christen vom Vorwurf der Menschenvergottung oder Vielgötterei zu befreien kann heute deutlich gemacht werden, dass es bei Jesus um die kosmische Weisheit/das schöpferische Wort geht, das am Anfang des Monotheismus gehört wurde und zur Zeitenwende in universaler Logik neu zu verstehen war.

 

Die Karfreitagspredigt des Papstes, dem im Online-Forum des SPIEGEL vorgeworfen wurde, die Fürbitte um Erleuchtung für die Juden sei eine unerhörte Anmaßung, kann dann als Bitte um echte Auf-verstehung des lebendigen Gotteswortes/Jesus verstanden werden: Erlösung aus blinder Gesetzlichkeit, vorgesetzten Dogmen, Befreiung aus erstarrter bzw. zurückgefallener Christenheit. Das heutige Wissen ermöglicht den Nachweis, dass es im Christentum eben nicht um einen zweiten oder gar dritten Gott bzw. Menschenvergottung geht, sondern das Kosmos und Geschichte bestimmende Wort lebendig war und ist, das bereits bei den Propheten und Psalmisten die unsagbare Schöpfermacht vermittelte. 

 

2.7. In aller natürlichen Kreation Schöpfungswort wieder-verstehen

 

Und was bringt der Glaube an die Auferstehung bei amerikanischen Buchstaben-

Kreationisten, die die Arche (nicht nur lt. Lexikon das Urprinzip allen Seins) als Schiff nachbauen und die biblische Sintflutgeschichte buchstabengemäß mit kleinwüchsigen Tieren nachweisen wollen? So wie sie alles Naturwissen auf den Kopf stellen, um Buchstäblichkeiten oder so verstandene Wunder zu beweisen, haben die fälschlicherweise Kreationisten (weil scheinbar letzte Verteidiger von wahrer Schöpfung)  auch an der zauberhaften Wiedererweckung eines Wanderguru keine Zweifel. Im Gegensatz zur heutigen Amtsheologie haben die Buchstabenfetischisten auch mit der dogmatischen Auferstehung eines jungen Gottes keine Probleme, kann ihnen nicht der Vorwurf des „Unglaube“ gemacht werden, der oft gegenüber der Moderne vorgebracht wird. Doch was bringt dies für einen universalen Glauben?

 

Für ein gemeinsames Verständnis einer einzigen Schöpfermacht bei Buchstabengläubigen und heutigen Heiden bringt die Auferstehungstreue im alten Sinne nichts. Er bewirkt das genaue Gegenteil von dem, was biblisch durch die Auferstehung beschrieben ist. Der Bezug zu einer realen schöpferischen Wirk-lichkeit bzw. einstimmigen Bestimmung, der uns seit der Aufklärung verloren scheint, wird durch das buchstäbliche Verständnis des Neuen Testamentes als naturbrechendes Gotteshandeln verhindert. Während die Kreationisten bisher meist das „buchstäbliche“ Schöpfungszeugnis des Alten Testamentes der natürlichen Wirk-lichkeit gegenüber stellten, trennt nun die Vergeisterung Jesus die Weltbilder, führt selbst die Kritiker zum Kurz-schluss.

 

Allein zu wissen, dass die Bibel kein biologisches Lehrbuch sein will, bringt nichts, wenn dann über Schöpfung nur alte Märchen vorgelesen werden, jeder so seine ganz persönliche Vorstellung hat. Und wenn gar die wundersame Wiedererweckung eines Wandergurus hervorgezaubert wird, um die über/unnatürliche Schöpfungsmacht zu beweisen, ist eh der Ofen aus. Wo aufgeklärtes Wissen, das in neuer Qualität auf die schöpferische Wirk-lickeit hinweist, auf den Kopf gestellt wird, um Buchstaben zu belegen, kann von einem neuen gemeinsamen Weltverständnis keine Spur sein, wird aus Auf-verstehung Ab-fall (vom wirk-lichen Schöpfer). Wenn wir die Theologie der Evangelien-Verfasser auch nur halbwegs ernst nehmen, dann muss der Stoff der Geschichte die Wiedererweckung des Schöpfungswortes gewesen sein, das bereits am Anfang des Exil-Monotheismus bestimmend war und das zur Zeitenwende nun in griechisch-wissenschaftlicher Welterklärung (die heute in empirisch belegter und verbesserter Form nach wie vor unser Weltbild bestimmt) wiederverstanden wurde.

 

Der Streit heutiger Theologen, die im Sinne der Postmoderne wieder nach einer Anerkennung von Auferstehung rufen, ihre historisch-kritischen Kollegen wegen der Auferstehungsausflüchte kritisieren, ist für die Katz. Allein die angeblich unverfälschte Anerkennung einer Auferstehung bringt nichts, wenn der gemeinsame Schöpfungsverstand fehlt, nicht zumindest gefragt wird, um was es der antiken Glaubensaufklärung ging.

 

2.8. Neuverstand des Wortes durch die Gnade heute gegebenen Wissens

 

Auferstehung kann nach dem was wir wissen, nur in Richtung Wiederverstand realer schöpferischer Wirk-lichkeit, Vergegenwärtigung universaler Herrlichkeit (heute begrifflich als kreative Vernünftigkeit) in kosmischer Wirklichkeit gedacht werden.

 

Jetzt, wo wir „Dem alten Gott sei es gedankt“:

wissen, dass…:                                                        

 

(nur Beispiele)

 

-es keinen Sklaven-Auszug aus Ägypten gab, sondern sich der Exodus bzw. die Entstehung des Monotheismus in kultureller Krisenzeit im Exil als eine aufklärende geistige Auseinandersetzung mit mystischen Vielgötter-Vorstellungen oder dualistischem Schöpfungsverstand (Zarathustra) im Rahmen antiker Hochkulturen abgespielt hat.

 

-kein Zug durch das Meer oder ähnlich Wunderliches war, sondern dies Bilder im Rahmen eines sich ewig weiterentwickelnden und immer wieder neu befreienden monotheistischen Bewusstseins sind, das aus antiker Aufklärung im Rahmen der Hochkulturen hervorging, die sich kreativ alter Bilder bediente.

 

-in der Bibel und ihren Wunderberichten keine Un- oder Übernatürlichkeiten beschrieben werden, sondern dies Bilder für eine kreative Weiterentwicklung des Kultes bzw. Schöpfungsverstandes sind.

 

-es auch keine Großkönige mit Namen David und Salomo gab, die Riesentempel bauten, sondern hierin eine kosmische Weisheit mit königlicher Funktion (somit das Gegenteil von geistigen Fiktionen) personifiziert wurde, auf deren Grund geistige Bauwerke zur Vergegenwärtigung der Unbenennbaren Allmacht errichtet wurden.

 

-die ewige Reise nach Jerusalem bzw. die gesamte Landnahme nicht geographisch zu verstehen ist, sondern als Entwicklungs-/Evolutionsgeschichte der Erkenntnis nachvollziehbar.

 

-kein Mann mit Namen Moses ein Volk befreit und das Alte Testament verfasst hat, sondern sich in diesem Begriff die Identität für das denkende Hören/Verstehen eines im Naturverlauf, der kosmischen Ordnung verstandenen Wortes wieder spiegelt, das den ägyptischen Monotheismus Eschnatons ebenso übersteigt, wie die Pharaonen als menschliche Gottesmittler. Ein Verständnis, das sich nicht festsetzt, sonder mit seinem Zelt immer weiterzieht.

 

-wir seit Albert Schweitzer wissen, dass es über einen historischen Menschen mit Namen Jesus nichts zu sagen gibt. Gleichzeitig alle Exegeten darauf hinweisen, dass die Evangelisten vom Christus bzw. Auferstandenen aus geschrieben haben und der historisch und hoheitliche Jesus bzw. die gesamten Zeugnisse des Neuen Testamentes als Einheit zu lesen sind.

 

-unser logisches Verständnis der Naturprozesse und unser Wissen um ganz natürliches Werden einen Auferstehungsgauben im alten Sinne ausschließt, so zum Nachdenken über ein Neuverständnis von Schöpfung zwingt.

 

-im gesamtheitlich zu betrachtenden kreativ-vernünftigen evolutionären Organismus von Zufall, Mutation und Selektion sinnvolle Prozesse gesehen werden, die für Kosmos, menschlichen Körper, Kopf sowie die Kultur bzw. das kollektive Verständnis gelten. Damit die gesamte materielle und geistige Weltentstehung seit dem Sternenstaub als sinnvolle (kreative=schöpferische) Gesamtheit nachgedacht werden kann.

 

-die völlig inhaltliche Entleerung der alten Glaubensvorstellungen nicht nur Denkfreiheit ermöglicht, sondern nach neuer Füllung, einem Neuverständnis des ewigen Schöpfungswortes ruft.

 

-gleichzeitig, die Postmoderne in Sprachverwirrung selbstgefälliger Theorientürme:

--über gescheiterte Ideologien jammert,

--das Ende der Philosophie bzw. der großen Erzählungen (Humanismusmodelle) beklagt,

--erkannt hat, dass der Mensch allein auf sich und seine Vernunft gestellt Un-sinn treibt,

--sieht, wie wir wissend um die Folgen, weiter unvernünftig handeln,

--in kindlicher Selbstbezogenheit uns nur kapitalegoistisch gegenseitig manipulieren,

--den Kindern im sinnentstell-egoisitschen Konsum-Kannibalismus die Zukunft fressen,

--daher deutlich wird, dass zum gesellschaftlichen Gelingen menschlicher Kulturen mehr notwendig ist, als eine säkulare, subjektive, rein selbstbezogene Vernunft,

 

…ist die Zeit reif, gemeinsam zu verstehen, aufgeklärt und mündig über eine Vernünftigkeit allen natürlichen Werdens – die vor 2000 Jahren Jesus genannt wurde - als wahren König nachzudenken.

 

Natürlich wird in derzeit erneuter Übergangsphase vom Mythos zum Logos die Theologie Großteils noch von einem „Text-Kreationismus“ bestimmt, der blindwütig die Buchstäblichkeit bis zur völligen Banalität verteidigt. Nachdem z.B. der Exodus im buchstäblichen Sinne nicht mehr ist, wird dann nach dem Ausbruch einiger Arbeiter aus Ägypten gesucht. Die Landnahme wird dann wie die Propaganda für einen Volksstamm gelesen, statt über den Weiterziehenden Verstand nachzudenken. Moses soll nur als ein Menschen mit geheimnisvollen Visionen bewahrt werden, auch wenn er so weder Volksbefreier und Verfasser, sondern völlig bedeutungslos wird. David und Salomo, die nach archäologischer Einsicht keine Großkönige gewesen sein können, wie bisher buchstäblich verstanden wurde, versucht man lieber als Dorfhäuptlinge die Stange zu halten, statt in der Verkörperungen der jüdischen Weisheit ihre geschichtliche und biblisch beschriebene Realität als echt große Judenkönige des Anfangs verstehen zu wollen. Genau so wird dann auch mit Jesus und seiner Auferstehung verfahren. Der Buchstaben zuliebe geschieht dann im historisch-kritischen Kurz-schluss eine Reduktion zur Bedeutungslosigkeit, dem die andere Seite dann nur Dogmen und hoheitliche Mythen entgegenhält. Was dann für die argumentativen Atheisten nur Futter ist, um alles als gestrigen Fundamentalismus abzulehnen. Doch diese „Hinrichtung“ buchstäblicher Wahrheiten durch historisch kritische Forschung, die letztlich bereits von Nietzsche als Tod einer unzeitgemäßen Götteranbetung analysiert wurde, kann durch das heute vorhandene Wissen überwunden, zur Neuausrichtung werden.

 

Nicht mehr die Angst, die alleinige Auslegungskompetenz zu verlieren, scheint hinter dem Klammern an Aussagen zu stehen, die eigentlich unhaltbar sind. Ist doch der Anspruch auf Besitz einer absoluten Wahrheit längst geschwunden, werden weder Bibel- noch Theologielehre vom Intellekt wirklich ernst genommen. Doch eine Denkweise, die damit aufgewachsen ist, dass wissenschaftliche Welterklärung gegen den Glaube spricht oder zumindest darin geschult wurde, dass es in der Naturwissenschaft um eine Sprache ginge, die im Glauben nichts zu sagen habe, zu ignorieren sei, die kann im natürlichen und geschichtlichen Werden unmöglich nach dem einem Wort hören wollen, das man bisher immer im Buch aufgeschlagen hat. Und so sind die menschlichen Offenbarungs-Gestalten, an deren biblisch beschriebene Bedeutung kaum einer noch wirklich glaubt und die der Welt nichts mehr zu sagen haben, scheinbar der letzte Strohhalm. Statt nach dem Grund der menschlichen Gestalten in geistesgeschichtlicher und kosmischer Wirk-lichkeit zu fragen, wird daher leeres Stroh gedroschen, das dem Neuverstand von Schöpfung bzw. der Vernünftigkeit/Logik allen natürlichen Werdens als lebendiges Wort im Wege steht.

 

3. Antike Glaubensaufklärung zum Thema erneuter Aufklärung machen

 

3.1. Theologische Ostertopographien verlangen nach Neubegründung von Gestalten und geschichtlicher Wirk-lichkeit

 

„Den Originalfelsen berühren ist wichtig“, so das Editorial einer Schrift der Katholischen Bibelgesellschaft, in der Wissenschafter mit Beiträgen über aktuelle Erkenntnisse der Archäologie und Bibelforschung die Spuren Jesus in Jerusalem nachzeichnen. Doch gleichwohl sie alle nachweisen, dass es nicht um die Spuren eines jungen Juden ging, alle biblischen Beschreibungen eine theologische Topographie von weit mehr sind, werden Gegenstände und Geschichten, die der Veranschaulichung einer Vernünftigkeit/des kreativen Logos dienten, wie Originalfelsen auf dem Leidensweg eines aufmüpfigen Reformpredigers betrachtet. Was der Legende nach meist Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena dort der heidnisch-westlichen Welt als anschauliche Reliquien zur Begreifbarkeit der neuen universalen Weltreligion hinterlassen haben, verweist dann nicht auf den im damaligen Denken lebendigen schöpferischen Logos, dessen Leiden, sondern wird blindwütig weiter als Wegmarke für einen Wanderguru gedeutet, der theologisch aufgemotzt wurde. Kein Wunder, wenn dann der Glaube grundlos wird, als reine Fiktion erscheint. Nachdem die Steine archäologisch weggeräumt werden und die Symbolik deutlich gemacht wird, bleibt im alten Kurz-schluss nicht mehr als ein Aufwärmen alter Mythen zur Verherrlichung eines Gutmenschen bzw. Propagandagrund.

 

Auch wenn dies alle Kirchendienst-Forscher weit von sich weisen, in theologischen Verrenkungen nach Ausflüchte suchen, so wird gewertet, wie wenn die damaligen Glaubensaufklärer nur faule Eier geklaut und ins neutestamentliche Nest gelegt hätten. Wo zwar die theologische Topographie nachgewiesen wird, aber weiter nur die Spuren eines Wandergurus als historische Wahrheit gelten, kann nicht nach dem Neuverstand des Schöpfungswortes gefragt werden, das alte Weisheiten wieder erfüllte. Wo Neuverstand/Auferstehung war, ist Fehlanzeige, werden die Aussagen als fromme Fiktion einer alten „Glaubensrede“ gelesen. Auch wenn antike Sprüche einer universal gültigen, aus schöpferischer Ordnung abgeleiteten Weisheit als „Q“ Quelle der biblischen Geschichte ausgemacht werden, so wird getan, wie wenn es um Tonbandmitschnitte aus der Rede eines Gurus ging, der die einzige Autorität ist. Warum wirklich die kreative=schöpferische Weisheit gesprochen und gewirkt hat, ist im heutigen Paradigma undenkbar. Was soll das Wissen, dass hinter den Gleichnissen bzw. allen Reden Jesus mehr steht, als eine rein menschliche Didaktik, wenn dann doch wieder nur ein Reformprediger gesehen wird, der so zum religiösen Rattenfänger wird?

 

Man kann doch nicht einerseits der Welt die gesamte Monotheismus-Theologie des Alten Testamentes vor Augen führen und von ihrer Erfüllung in Jesus reden, wenn man dann nur von einem besonders charismatischen Märchenonkel ausgeht. Wer davon schwärmt, wie in Jesus die schöpferische Herrschaft vergegenwärtigt wurde, der wahre König der Juden, weit mehr als menschliche Vermittlung lebendig war, muss schwachsinnig sein, wenn er weiterhin nur eine Art Guru in Jerusalem einreiten lässt (bzw. auch das nur als alttestamentliche Aussage wertet) und frisch und fromm weiterhin von dessen Leidensweg und Hinrichtung berichtet.

 

Dabei brauchen die topografische Steine, die den Tausenden von Pilgern dienlich sind, die jedes Jahr durch Jerusalem ziehen, aufgrund des Geschichts- und Theologiewissens nicht aussortiert werden. Vielmehr ist heute ihre theologische Bedeutung, die Wende im Welt- und Schöpfungsverständnis deutlich zu machen, die von der Erkenntnis des lebendigen Logos als Gottessohn und der allegorischen Lesweise alter Texte ausgegangen ist, die so neu verstanden und erfüllt wurden.

 

Nach der echten Auferstehung, dem Neuverstand des schöpferischen Wortes in antiker Weltwirklichkeit als einzigen Originalfelsen kann jedoch keiner fragen, solange nur nach der Wiedererweckung eines wundersamen Glaubensrebellen gesucht wird. Dabei schreit der Wiederverstand des Wortes aus der freigelegten theologischen Topographie oftmals geradezu heraus. Doch wer gewohnt ist, dass der gottgleiche Gutmensch das historische Wesen ist und alles aufgeklärte Wissen für Teufelswerk hält, der kann dafür kein Gehör haben. Der wird weiter alles auf einen Guru beziehen, als Glaubenspropaganda betrachten, die sich alter Legenden bediente.

 

3.2. Bilder und ihre Notwendigkeit neu begreifen,

 

Bei der Betrachtung der ewig überbauten Kultstätten und ebenso der ständigen Übermalung der Textbilder wird auch deutlich, warum immer wieder ein begehbares, begreifbares Evangelium gebraucht wurde, warum dies zur Vergegenwärtigung des schöpferischen Wortes notwendig war und bleibt. Nicht nur die Pilger, sondern auch der abstrakte philosophische Verstand ist auf Bilder angewiesen. Der Mensch braucht Bilder, an die er sich halten kann, die tief eingehen und emotional ansprechen: Genau dies ist heute Stoff moderner Markenkommunikation, ist in kollektiver Kommunikation längst Logik.

 

Die tiefe Einprägung der Bilder macht gleichzeitig deutlich, warum es für Forscher, die mit dem Spaten nach den Spuren Jesus gegraben oder die die Höhlenkirche und jüdischen Katakomben nach den Erinnerungsspuren eines Heilspredigers absuchen, scheinbar unmöglich ist, auf ein neues Verständnis umzuschalten. Auch aufgeklärte Journalisten oder neue Atheisten, die seit ihrer Kindheit den guten Jungen aus Nazareth kennen und im Stile historisch-kritischer Theologie nach der Wahrheit fragen, können so nicht nach dem suchen, was damals Glaubensaufklärer als „Sohn“ oder „Wort“ in der weltlichen Wirklichkeit verstanden.

 

Man meint endlich begriffen zu haben, dass es nur um einen Guru ging, dem hoheitlich-schöpferische Aussagen in die Schuhe bzw. Sandalen geschoben wurden. Und was man begreifen kann, wird festgehalten, auch wenn man es besser wissen müsste. Denn der historische Kurz-schluss, der selbst die hart gesottenen Kritiker des Glaubens auf die falsche Fährte führt, ist aufgrund des heute vorhandenen Wissens nicht mehr haltbar. Nachdem immer deutlich wir, dass die Suche nach der geschichtlichen Wahrheit bzw. den Knochen eines hingerichteten und anschließend wiedererweckten Wandergurus vergeblich ist, es darum auch nicht ging, muss das antike Neuverständnis neu durchdacht werden. Erst so kann deutlich werden, dass den Texten des Neuen Testamentes genau das zugrunde liegt, was heute die aufgeklärten Glaubenskritiker als einzige Wahrheit hochhalten.

 

In dem die Archäologie im übertragenen Sinne das „leere Grab“ ausgräbt (belegt, dass nichts zu finden ist, was bisher im buchstäblichen Kurz-schluss gesucht wurde: vom Auszug eines Stammes aus Ägypten, über den Volkshelden Moses, Großkönig David, bis zum vermenschlichten Jesus als Geschichtsgestalt), gleichzeitig die Exegese immer mehr deutlich macht, dass es bei Tempelreinigung nicht um das Rebellieren eines anmaßenden Heilspredigers gegangen sein kann, in Heilungserzählungen und Teufelsaustreibung kein antiker Exorzist heutigen Stiles am Werk war, kein Guru auf dem Esel geritten ist, sondern auch darin alte Bilder den neuen Einzuges des wieder verstandenen Wortes auf der ewigen Reise nach Jerusalem bestätigen, zwingt das wachsende Wissen zum Neuverstand. Wer den Anfang des Monotheismus als Aufklärungsprozess versteht, den Ölberg als den Aufenthaltsort des Schöpfers während der Exilszeit deutet, gleichzeitig deutlich macht, dass in fast jeder Aussage, von Geburt bis Auferstehung Jesus sich alttestamentliche Aussagen bestätigen, der kann nicht weiter nach der Hinrichtungsstätte eines in alten Mythen verherrlichten Menschen suchen. Der muss nach dem schöpfungswirksamen Wort/einer kreativen Vernünftigkeit fragen, die im Monotheismus anfänglicher Exilsaufklärung im kosmischen Geschehen, wie im Verlauf der Kulturgeschichte verstanden wurde.

 

Es erübrigt sich dann, in alter Weise weiter auch Pessachmahl, den Garten Getsemai, Ölberg… nur als Fiktionen zu sehen, die in frommer Weise einem historischen Guru bzw. seiner Hinrichtung angedichtet wurden. Vielmehr zwingt das heutige Wissen nach der symbolhaften Anordnung zu fragen, die der Neuverstand des in der antiken Welt lebendigen Wortes/Logos in echter Nachfolge der bereits in David personifizierten kosmischen Weisheit und ihre weltliche Verwirklichung gegangen ist, was Funktion der Könige war. Wenn jeder biblisch berichtete Ort nichts mit einem Heilsprediger zu tun hat, sondern eine höhere Bedeutung belegt wird, dann muss man blind sein, wenn man nicht nach dem damals lebendigen Grund der theologischen Topographie fragt. Wer die lebendigen Metaphern des in Monotheismusreform universal verstandenen lebendigen Wortes im mystischen Dunkel alter Mythen und Dogmen verschwinden lässt und dann an Ostern noch vom großen Licht redet, trägt der dann nicht die Verantwortung für Aberglaube und atheistischen Verfall?

 

3.3. Selbstherrliche Banal-Buchstäblichkeit und Theorientürme bringen nur Babylon

 

Kaiser Konstantin und seiner Mutter (was sicherlich auch bildhaft zu verstehen ist), die nicht nur die Grundsteine für die Auferstehungs- bzw. Grabeskirche legten, sondern viele weitere für westliche Heiden und das einfache Volk erfassbare Bilder schufen, ist kein Vorwurf zu machen, dass sie wir heute vor einem leeren Trümmerhaufen stehen, gleichwohl wir um die neue Theologie in Stein wissen. Uns ist heute der Verstand gegeben, die Steine wieder sprechen zu lassen. Nicht nur propagandistische „Umwidmungen“ anzunehmen, sondern die ursprünglich verstandene kosmische Bedeutung zu verstehen, die diese Kultstätten (ebenso wie Feste, Riten, Geschichten und Göttergestalten) vor Kreuzigung und Auferstehung hatten und dies mit dem Neuverstande des Wortes in der Person Jesus (menschlichen Rolle/Aufgabe)  in Verbindung zu bringen. Und wenn bei den Glaubenslehrern die alten bildhaften Vorstellungen und die Gegnerschaft zur Wissenschaftlichen Logik zu tief eingefleischt sind, um vorgesetzte Hypothesen zu überwinden, dann ist hierzu die heutige Aufklärung aufgefordert.

 

Wer den gesamten Text des Neuen Testamentes als neues Bekenntnis in Literatur liest, der muss nach dem Logos/der Vernunft fragen, die damals den neuen Ton angab. Wer das Ringen um Glaubensaufklärung durch die verschiedenen philosophischen griechischen Strömungen kennt, die genau dort stattfanden, wo er die Wiege des Guru vermutet, gleichzeitig um notwendige Religions-Reformen im Judentum weiß, die Bemühungen um einen „neuen Bund“ mit dem einen universalen Schöpfer auswertet, der nun für Heiden wie Juden gilt, kommt an einer antiken Aufklärung nicht vorbei.

 

Auch das Nachdenken über einen „neue Bund“, über das uns die Ausgrabungen aus Qumran berichten, wo mit Sicherheit ähnlich wie in Alexandrien und Antiochien die alten Texte allegorisch verstanden wurden und ein von griechischer Philosophie vor geprägtes kausales Weltbild bestimmend war, weist nicht den Weg zum dogmatisch-buchstäblichen Büffeln des alten Gesetzes, sondern einem neuen Schöpfungsbewusstsein in kosmisch und kultureller Wirk-lichkeit.

 

Wer weiter nur einen Guru und sein Anhänger als einzigen geschichtlichen Grund sucht, in alberner Weise auslegen will, was einem Guru und seinen Jüngern nachträglich angedichtet wurde, gleichwohl er nachweist, dass nicht nur die 12, sondern letztlich alle bisher historisch betrachtete Figuren einen neu zu sehenden theologischen Sinn haben, der muss blind sein oder bösartig Bildern verfallen, wie sie in Mel Gibsons Dramaturgie zu sehen waren. Märchen und Filme brauchen Blut, Bilder und menschliche Darsteller. Doch statt nach dem Fußabdruck des Esels beim Einzug nach Jerusalem zu suchen und beim logischen Misserfolg dann alles als Lug und Trug, theologische Finesse zur Mythologisierung eines antiken Che Guevara bzw. fromme Liturgie abzutun, im modernen Jerusalem somit abermals Mord des lebendigen Wortes zu betreiben, ist uns ist die Möglichkeit gegeben, neu zu verstehen. Die in den Bildern zu erkennende historische Wende und die neue theologische Bedeutung sind in neuer EIN-deutigkeit als Grund des neuen Bewusstseins zu sehen.

 

Wenn stimmt, was die aufgeklärte Analyse zeigt, dass das Neue Testament vom Auferstanden aus geschrieben wurde, dann sind die Topographie, wie alle Geschichten und Gestalten als Ausdruck eines neuen Verständnisses zu lesen, das sich einer Sprache bzw. Bilder bediente, die damals gängig war und die es bestätigte. Es geht um ein Verständnis, das auch heute den Weg zum neuen mündig aufgeklärten Hören weist und das nicht nur für die verschiedenen Religionen, die sich um das geographische Jerusalem streiten, von grund-legender Bedeutung wäre. Nur ein neues Verständnis des gemeinsamen Kultgrundes kann einen Friede hervorbringen, wie er weder in falsch verstandenem Buchstaben-Fundament-alismus zu finden, noch mit Berufung auf bessere Gründergestalten oder Glaubensgesetze und menschlicher Überredung bzw. Macht zu machen ist.  

 

3.4. Gerechtigkeit des alten Gottes verweist auf kosmischen Grund

 

-Am Anfang war Ökologie, heute ist nur noch lächerliche Leere-

 

„Die Gerechtigkeit Gottes im Alten Testament“ stand auf der Tagesordnung einer Veranstaltung des Ludwigshafener Heinrich Pech Hauses, bei der ich etwas über die altjüdische Theologie-Grundlage in Erfahrung bringen wollte. Doch als ich Nachmittags las, dass im Rahmen der Reihe der Senioren-CDU bereits verschiedene zeitgemäße politische Gerechtigkeitsfragen behandelt wurden, befürchtete ich, dass die Bibel wieder als Steinbruch dienen sollte, um das Unrecht der Welt anzuklagen. Und nichts gegen die Klassenkammeraden von Helmut Kohl. Aber als ich Abends erkannte, dass der „Club Union“ als der eigentliche Veranstalter die gut situierten Besucher stellte, wollte ich gleich wieder kehrt machen, um mich der Grundlagenforschung oder meiner Familie zu widmen, statt menschlichen Moralpredigten.

 

Warum diese Einleitung? : Weil Prof. Hubert Irsigler in seiner wissenschaftlichen Auswertung der aktuellen Erkenntnisse über das Alte Testament genau das Gegenteil von dem bewies, was ich befürchtete. Seine Ausführen machten mehr als deutlich, dass die Grundlage der Gerechtigkeit des monotheistischen Glaubens nur in der schöpferisch-kreativen Wirklichkeit des Kosmos zu suchen ist, wie sie uns heute beispielsweise Evolutionsbiologen erklären.

 

Die Aufklärung hat auch vor der Auswertung des Alten Testamentes nicht Halt gemacht. (Siehe auch u. a. Text „Am Anfang war Aufklärung“ der durch einen Theologen an gleicher kirchlicher Bildungseinrichtung angeregt wurde.) Es werden keine Märchen zur Moralisation der Menschen mehr aufgetischt. Im Schnelldurchlauf durch die derzeitige Auslegung machte der Alttestamentler deutlich, dass die Gerechtigkeit des alten Gottes ihren Grund nur in der realen kosmischen Ordnung haben konnte. Es ging beim Gott des Altes Testamentes eben nicht um einen Übermenschen, der verurteilt, straft und nach humanitären Maßstäben gerecht verteilt. Die „rechte Ordnung“ entspringt nicht menschlicher Moral, sondern schöpferischem Maß, das nach dem fragt, was für Alle bzw. die Gemeinschaft (menschliche Genesis) wohl- und weiterbringend ist. Nicht mehr geheimnisvolle Einzelphänomene werden im Monotheismus als Recht offenbarend verstanden, sondern das vernünftige schöpferische Gesamtwirken/Wort.

 

Schon die ägyptische Maat hatte ihren Grund in der konkreten Weltordnung, die als Göttin personifiziert war. Die Tochter des Re war Sinnbild für die rechte Ordnung des Kosmos, die Maß für die Gerechtigkeit des menschliche Lebens war. Und auch in Mesopotamien waren es die Kinder des Sonnengottes, damit eines ganz konkreten kosmischen Grundes, die für Gerechtigkeit zuständig waren. Nicht der menschliche König bzw. Hirte setzte Recht, sondern die kosmische Ordnung – später jüdisch: das Wort des unsagbare Autor des Alles - war Quelle einer Autor-ität. Kitta und Misara, die mystische Vorläufer israelitischer Gerechtigkeit hatten einen Grund, der nicht im Märchenbuch frommer Morallehren zu finden war, sondern im Ablauf der natürlichen Weltordnung, die auf die menschliche Gemeinschaft bezogen wurde.

 

Das biblische Recht war keine konservative Lehre, sondern was der schöpferischen Gemeinschaft diente. Die Königstheologie setzt den Wohlbestand der kosmischen Ordnung als Rechtskompetenz menschlichen Waltens um, fragte, was die Gemeinschaft im Sinne einer Gesamtordnung weiter bringt. Der wahre Schöpfungsgrund des Kosmos, das natürliche, alles Werden und Leben bestimmende hervorbringende göttliches Wort (heute würden wir von Logik/Vernünftigkeit im evolutionären Geschehen reden) – nicht das menschliche Kultobjekt – war dann „erst Recht“ bei den Propheten des alten Israel Garant für Gerechtigkeit und Ordnung. Genau dies führte zur Kultkritik, die in anfänglicher Aufklärung den Monotheismus neu formulierte und zur Unterscheidung vom Mysterium führte, die im heutigen Missverständnis dem Monotheismus bzw. Moses als Anmaßung vorgeworfen wird. Der Ägyptologe Prof. Jan Assmann ist hierbei Haupt-Artikulator. Er macht letztendlich die „Unterscheidung des Moses“, die in Wirklichkeit nur ein notwendiger Wandel vom Mythos zum Logos gewesen sein kann, wie er sich heute erneut abzeichnet, zum Anfang der Kulturkriege.

 

3.5. Neue Unterscheidung zwischen Schöpfungslogik und leeren Worten ist Not-wendig

 

Wer in den Psalmen nicht nur fromme Sprüche von – nach neuer Forschung nie da gewesenen - Großkönigen vermutet. Vielmehr im historischen David und Salomo Personifizierungen einer kosmischen Weisheit erkennen will. Für den ist auch die dort aufgegriffene Gerechtigkeitsfrage keine Sache frommer menschlicher Meinung, die Unmoral anprangert. Der Grund der Gerechtigkeit ist dann kein geheimnisvoller Gott, der getreuen Schriftgelehrten seinen Willen im nächtlichen Traum offenbarte, sondern entspringt der Ordnung kreativer=schöpferischer Natur, die zu verwirklichen ist. Wenn man von einer himmlischen Stimme als Wahrheit und Gerechtigkeit sprach, dann wurde das Wort Gottes nicht aus alten Texten abgeleitet, sondern aus kosmischer Ordnung. Der rechte Weg des selbst unsagbaren JHWH wurde nicht durch Väter verkündet. Offenbarung geschah nicht fern ab von der Welt, in übernatürlichen Ereignissen, sondern in der Vernünftigkeit allen natürlichen Werdens. Während wir heute „natürliche Theologie“ wie selbstverständlich einer geheimnisvollen Offenbarung entgegenstellen und damit die Kirchenlehre der Aufklärung den Weg für ein natürliches Gehör nach wie vor verbaut, wurde die Gerechtigkeit des Alten Testamentes aus einer kreativen=schöpferischen natürlichen Ordnung – deren Kausalität wir heute nur noch etwas empirischer kennen - abgeleitet.

 

„Selbstbefriedigung und Selbstbeschwichtigung des entleerten Kultes“ (ich muss bei diesen Worten an heutige Kirchenlehre denken) sei beispielsweise bei Amos der Gegner schöpferischer – und damit realer kosmischer - Gerechtigkeit gewesen: „Ich verwerfe Eure Feste und hasse Eure Versammlungen. An Euren Speiseopfern habe ich keinen Gefallen und das Mahlopfer Eures Mastviehes will ich nicht anschauen. Weg von mir mit dem Lärm Eurer Lieder und Euer Harfenspiel will ich nicht mehr hören…“

 

Rund sieben Jahrhunderte vor Jesus wurden damit keine Einzelpersonen oder Andersgläubige angeklagt. Der eigene Kult wurde als Ursache für das Unheil des Exils gesehen, aus dem die schöpferische Gerechtigkeit wieder befreit. Die damaligen Hochkulturen, in deren Gefangenschaft der jüdische Intellekt lebte, wurden dabei als die Vollstrecker des gerechten, vernünftigen Gottes gesehen. Der unsagbare Schöpfer wird sein Volk retten, wieder zum rechten Verstand führen. Genau hier, im Neuverstand gründet die Auferstehungshoffnung des alten Israel. Mit der Wiedererweckung eines Gut- oder Gottmenschen hatte diese Hoffnung nichts am Hut. Was heute an theologischen Hochschulen als „Auferstehung“ gelehrt wird, ist angesichts dessen geradezu absurd. Wir sind in genau das zum Selbstzweck gewordene Mysterium zurückgefallen, das bereits Amos beklagte. Unterscheidung bedeutet in diesem Sinne nicht die eigene Lehre zum Dogma zu machen, sondern sich einer universalen Wahrheit zu unterstellen.

 

3.6. Zum Teufel mit Teodizee: statt an menschlichem Gott zweifeln, Wort hören

 

Die Frage nach göttlicher Allmacht hat sich von einer schöpferischen Vernunft allen Werdens ausgehend erübrigt. Auch die Frage nach dem unverschuldeten Leid, die Hiob stellt, wird heute nicht mehr als das Einzelschicksal eines leidgeprüften Zeitgenossen verstanden. Ein im rein menschlichen Vergeltungsdenken gefangenes Weltbild ringt mit dem Schöpfer um die Schuld am Leid. Das Bild des alten „Eingreif oder Strafgottes“ – wie es bis heute herumgeistert und ständig fragt, warum Gott Auschwitz nicht verhindert hätte – wurde bereits am Anfang als Absurdum entlarvt. Wo Vergeltung war und Hokuspokus, wurde nach schöpferisch-kreativer Vernünftigkeit in der Ordnung des Kosmos gefragt, so im Neuverständnis die Spaltung im damaligen Weltbild überwunden. Der Erlöser wurde als lebendig verstanden. Er sprach aus Wind und Wetter bzw. der ökologischen Ordnung, die gerade heute alles Andere als Willkür ist und somit in neuer Weise als einzuhaltendes und bestimmendes Schöpfungswort zu verstehen wäre. (Ohne dabei in sprachlosen Deismus oder unbestimmten Pantheismus zu verfallen, wohin bisher alle theologischen Denkweisen abrutschen mussten, die ihre natürliche Bezugnahme noch nicht auf den Grund des Monotheismus zurückführe konnten und denen dann vorgeworfen wurde, sich vom christlichen Gott abzuwenden.)

 

Nicht blindes Vertrauen in den vorgesetzten Gott zeigt sich in Hiob, sondern die Frage nach rationaler Erklärung im kosmisch-kausalen Weltgefüge, die ein neues Verständnis voraussetzt, das weit über den im alten Sinne strafenden oder hier und da zauberhaft eingreifenden Gott hinausgeht. Hier liegt auch die apokalyptische Hoffnung auf Auferstehung, die sich in Jesus erfüllte. Es ging nicht um ein Zurück zur Natur, sondern um den Wiederverstand des Wortes im Weltgericht allen natürlichen Werdens. Auch die umfangreichen Weisheitsschriften weisen uns den Weg zu einem Wiederverstand des Schöpfungswortes in der sichtbaren Weltordnung. Wer auf die Wiedererweckung eines Gut- oder Gottmenschen hofft, hierauf seinen Glauben gründen will, gar im Turiner Grabtuch oder sonstigen Reliquie nach der historischen Wahrheit des Glaubens sucht, der muss daher völlig den Verstand verloren haben, sich sein Recht selbst setzten, Moralpredigen und an der Allmacht eines Übermenschen zweifeln. Mit dem ursprünglichem Monotheismus und dessen christlicher Erneuerung hat das nichts zu tun.

 

4. Im Neuverstand das Alte lesen

 

4.1. Die Auswertung der Geschichte des Christentums zwingt zum Umdenken

 

Hier ist nicht Raum, um alle geschichtlichen Aussagen aufzugreifen, die bisher nicht nur in völliger Banalität, sondern auch historisch unhaltbar, auf einen Bußprediger und seine Verherrlicher bezogen wurden. Alle theologischen Probleme der Zeitenwende, die die Verfasser der biblischen Texte in Jesus gelöst sahen, lassen darauf schließen, dass die viel gerühmte Buße eine antike Wende vom Mythos zum Logos war. Die mystisch-sprituelle Besoffenheit hoffnungsvoller Anhänger eines Bußpredigers, die von heutiger Auferstehung noch bleibt, kann unmöglich das bewirkt haben, was wir in der Geschichte des Christentums als großartiges theologisches Denkgebäude auswerten.

 

Wer beispielsweise statt König Herodes mit seinem großen Kultbau (dessen Tempel heute als echter Versuch der Kult- und Völkerversöhnung gesehen wird) der wahre König und Tempel war, der Juden und Heiden mit dem altjüdischen Jahwe versöhnen konnte, kann nicht das gewesen sein, was heute theologische Notdürftigkeit hinterlässt. Man muss sich nur die geistige Auseinandersetzung in einer antiken Aufklärung vor Augen führen: Dabei deutlich machen, wie konservative Vorstellungen und Riten den jüdischen Tempelkult beherrschten und das Gesetz zum Selbstzweck geworden war, wo jedoch gleichzeitig hellenistischer Polytheismus und philosophische Stoa von einem Vernunftgott das Denken bestimmte, Pantheismus und sophistische Philosophien stritten, Epikuräer, auf die sich heute neue Atheisten berufen, über eine säkulare menschliche Sinngebung nachdachten und der römische Kaiser als großer Messias bzw. Friedenbringer gesehen wurde. Wer dann weiterhin einen im Geist seiner Anhänger oder sonst wie wieder erwachten Wanderprediger als Problemlösung ins Rennen schicken will, der scheint jeden Bezug zur geschichtlichen Realität verloren zu haben, auf die er sich ständig beruft. Das historische Wesen, das die Herrlichkeit (Vernünftigkeit, universale Logik) des einen unsagbaren alten Schöpfers in neuer Weise zeigte, eine Versöhnung der verschiedenen Kulturen und all das bewirkt hat, was heute theologisch gedeutet wird, kann weder ein wiedererweckter Guru, noch ein mystisches Gottesdogma gewesen sein kann, wie man es im Gefolge kirchlichen Kurz-schlusses heute als einzige Wahrheit in Händen hält.

 

„Die Herrschaft Gottes“, die nach theologischer Deutung beispielsweise durch die Gleichnisse Jesus der Welt vermittelt wurden, kann nicht von einem altmonotheistische Mythen aufwärmenden Märchenonkel der Welt klar gemacht worden sein. Nachdem was wir theologisch wissen, kann es nur die schöpferische Sprache/das lebendige Wort selbst gewesen sein, durch das die „Herrschaft“ (Vernunftbestimmung allen Werdens) verstanden wurde, die von einem unsagbaren Sprecher ausging. Gerade die Gleichnisse sind Zeugen eines antiken ganzheitlichen Denkens, das der Welt die schöpferische Wirk-lichkeit vermittelt, indem es u.A. an Naturprozessen anschaulich macht, was nach gleichem Prinzip auch für menschliche Ordnung, Kultentwicklung… gilt. Ähnlich wie die Weisheiten der Stoiker, die noch heute gern von teuer bezahlten Verhaltenstrainern als universale, ewige Wahrheiten zitiert werden, so verweisen die Gleichnisse auf eine universelle Weisheit/Vernünftigkeit, die hier nicht selbst vergottet wurde, sondern auf den einen Creator des Alles, den Schöpfer des Alten Testamentes verwies. Eine in der natürlichen Welt, den Prinzipien des evolutionären Werdens einsehbare kreative=schöpferische Wirklichkeit, die für die Welt Gültigkeit hat, wurde in den Gleichnissen anschaulich gemacht.

 

4.2. Statt religiöse Rattenfängerei Realisierung des schöpferischen Verstandes

 

Angesichts dessen, was wir über die damalige Auseinandersetzung mit philosophischen Weltmodellen und entleertem Tempelkult wissen, kann kein rational denkender Mensch mehr davon ausgehen, dass Glaubensaufklärer, denen wir das Neue Testament verdanken, schlaue Sprüche eines besser wissenden Schriftgelehrten gesammelt hätten, der sich so als religiöser Rattenfänger betätigte. Doch genau das wird leider trotz theologischer Deutung und geschichtlichen Wissens weiter von der Geistes- und Geschichtswissenschaft angenommen. Auch wenn es so deutlich kaum einer sagt, alles mit leerer dogmatischer Rhetorik überdeckt wird.

 

Wer immerzu von „Gottesherrschaft“ redet, wie wenn es um leere Schönrederei bei evangelikalen Sonntagspredigten geht bzw. gewohnt ist, nur Schriftlehre zu betreiben, der kann scheinbar nicht über eine reale Vermittlung von kreativer Vernünftigkeit im universalen natürlichen Werden nachdenken, wenn über das „Schaffen“ oder „Wort“ des „Herren“ geredet wird. Noch weniger kann es dann ein Thema sein, dass diese Vernünftigkeit bzw. Herrlichkeit in kreativer=schöpferischer Meteorologie oder Geologie heute selbst dann klar wird, wenn es donnert, blitzt oder sich unfassbare Katastrophen durch kleine Verschiebungen der Erdplatten ergeben. Nur wer Gottesherrlichkeit nicht aus der Schrift abliest, sondern in kosmischer Ordnung verstehen will, kann bzw. braucht auch dann nicht von Strafe, Ungerechtigkeit oder Theodizee zu reden, wenn Krankheiten im menschlichen Körper oder der Kulturentwicklung zu beklagen sind. Selbst wenn wir nicht wissen, warum unserer Körper vom Krebs befallen wird oder mit unheilbaren Krankheiten kämpft, so gehen wir heute davon aus, dass selbst dies zur logischen Ordnung der Welt und damit zur „Herrschaft“ gehört. Die Wissenschaft ist es, die uns letztlich verdeutlicht, wie alles „SEINEN“ Sinn hat, kreativer Logik folgt. In Alexandriens Philosophie bzw. Theologie hätte man vor 2000 Jahren vom Sohn Gottes gesprochen, in griechisch-jüdischen  Geschichtsbildern von Jesus.

 

Den christo-logischen Denkern der Zeitenwende kann es weder um ein Wiederkauen traditioneller Weisheiten gegangen sein, noch um eine säkulare  Philosophie im heutigen Sinne oder um stoische Weltvergottung, wie wir sie in der Moderne (ob monistisch oder rein materiell) beobachten können. Und wo dann nur noch vergeblich versucht werden kann, die Welt durch einen von Gott gereinigten rein subjektiven Humanismus zu retten bzw. im zukunftsorientierten Gemeinschaftsgefüge zu halten. Und wo gleichzeitig die Postmoderne den Verlust einer gemeinsamen Metasprache beklagt.

 

In den Bildungsmetropolen der Antike wurde eine ganzheitlich erfasste weltliche Wirklichkeit als kreatives=schöpferisches Wirken (lebendiges Wort/Sohn) verstanden. Von dieser Weisheit und Sinngebung wurde klar gemacht, wie sich menschliche Kultur zu verhalten hat. Nur so lässt sich das erklären, was in den Bildgeschichten theologisch gedeutet wird. Die gesamte Diskussion um das Wesen Jesus, die wir in den ersten Jahrhunderten nachblättern, lässt sich nur so deuten. Es ist einfach absurd, am Anfang theologische Denker auszumachen und diesen weiterhin gleichzeitig zu unterstellen, sie wären einem Guru nachgelaufen, hätten sich um dessen Vergottung bzw. wahres Wesen gestritten. Gerade dort, wo die menschliche Seite Jesus betont wird, kann es bei ernsthafter Auswertung heutigen Wissens nicht um einen für Gott gehaltenen Wanderguru gegangen sein, sondern muss die menschliche Seite der kreativen Herrlichkeit/Vernünftigkeit bzw. deren notwendige menschliche Person (Rolle, Aufgabe) das theologische Thema gewesen sein.

 

5. Aus neuer Perspektive: gemeinsamer Nenner für Welt- und Glaubensbilder

 

5.1. Die Welt ist nur im neuen Verstand wissenschaftlicher Wirklichkeit zu versöhnen

 

Wer sich den großen Geist der damaligen Zeit vergegenwärtigt, in der griechisch-römische und jüdische Kultur aufeinander trafen, wie dies allein schon die Kultbauen deutlich machen. Und wer das philosophisch-theologische Denken in den antiken Bildungsmetropolen auswertet, wo alte Texte allegorisch gedeutet und die Grundgesetze der Natur als gegenwärtiger Gottesssohn gesehen wurden, gleichzeitig die neutestamentlich beschriebenen Bedeutungsinhalte daneben hält und damit in Verbindung bringen muss. Der kann doch nicht allen Ernstes annehmen, das hätte etwas mit dem zu tun, was heutige Hochschullehre als ein körperlich oder im Geist seiner Anhänger wiedererwachtet Guru hinstellt.

 

Allein schon die theologische Auseinandersetzung, die Suche nach dem neuen Bund, auf den u.A. die Texte aus Qumran hinweisen, ebenso wie die Bedeutung der kosmisch wirksamen Weisheit, die dort in Hymnen verfasst wurde. All dies sind Mosaiksteinchen, die mit jedem Wissenszuwachs den Wechsel in der Perspektive dringlicher machen. Zu diesen Mosaiksteinchen, die uns im Ganzen gesehen ein völlig neues Bild von christlichem Glaube bzw. einer neuen „Schöpfungsgewissheit“ geben, gehören auch die gnostischen Philosophien, von denen sicher viele ins Abseits, Vergeisterung, Verflüchtigung führten, die aber heute trotz ihrer Vielfalt und scheinbaren Absonderlichkeiten (weil sie Jesus in ganz anderer Weise als altbekannt darstellen) als Anfang des Christentums anerkannt sind. Alle gnostischen Modelle setzten eine kausale kosmische Welterklärung ihrer Lehre voraus, können sich unmöglich auf das beziehen, was heute als historischer Jesus oder dogmatisch-mystischer Gottessohn hochgehalten wird.

 

Wenn im Gegensatz zur Gnosis im Neuen Testament kein Welterklärungsmodell mehr zu finden ist, dann kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich die jüdisch-griechischen Glaubensaufklärer jetzt auf das Gefasel eines Gurus mit Namen Jesus und seiner väterlichen Schöpfungs-Offenbarung oder das alte Gesetz verließen. Müssen wir nicht vielmehr davon ausgehen, dass jetzt die in antiker Aufklärung gängige, nun kausale Welterklärung als gegeben vorausgesetzt wurde? Und dass genau damit auch das Problem die vielfältigen gnostischen Vergeisterungen – vergleichbar mit heutigen Schöpfungstheorien außerhalb naturwissenschaftlicher Wirklichkeit bzw. New Age Theorien  - gelöst wurde? Der griechische Logos (die Kausalität aller natürlichen Kreativität) wurde als Sohn gesehen, der in neuer Weise auf den Vater, die unsagbare eine alles zeugende Allmacht der Väter verwies. Schöpferische Wirk-lichkeit wurde in neuer Weise wahrgenommen, ohne in persönliche Götzenbilder und Phänomene zu verfallen oder in Pantheismus bzw. abstrakte Philosophielehren. Um zur wahren Erkenntnis (Gnosis) des Schöpfers zu kommen, war keine neue vergeisterte Welterklärung notwendig, wie sie heute buchstaben-kreationistisch einer Über- oder Unnatürlichen Macht unterstellt werden. Noch weniger ging der Wende eine vergeisterte über/unnatürliche Weltdeutung oder außerweltliche Erklärungstheorie voraus, wie sie beispielsweise von „Intelligent Design“ gesucht und selbst in rationaler Prozesstheologie oft gegeben oder missverstanden wird. Es kann nach dem was wir wissen bzw. theologisch deuten, nur die Logik/Vernünftigkeit des neuen (heute erst allgemeingültigen) griechischen Weltbildes gewesen sein, die damals als Logos Tagesordnung war und die theologisch als lebendiges Wort, echter universaler Gottessohn und somit wahrer König für Juden und Griechen zur Sprache gebracht wurde.

 

5.2. Im wissenschaftlichen Symposium auf neue Weise den Sinn erkunden

 

Wer (wie die heutige Theologie) klar macht, dass das Mahl der zentrale Umschlagplatz dessen war, was als universelle Weisheit ins Neue Testament eingeflossen ist, wie so das starre, zum Selbstzweck gewordene Gesetz nicht verneint wurde, sondern erneuert, teilweise verschärft. Und wer deutlich macht, wie die antiken Weisheitslehrer die Autorität nicht aus alten Texten und Traditionen nahmen, sondern vom Autor der kosmischen Wirk-lichkeit selbst, der kann nicht weiter im alten Sinne über das Abendmahl sinnieren. Der kann sich kein Kultmahl mehr vorstellen, bei dem sich ein junger Jude über alte Vorschriften hinwegsetzte, um jetzt in selbstgefälliger Weltoffenheit mit Römern bzw. Heiden einen Ritus zu feiern. (Lt. theologischer Deutung ein Unding für einen Juden.)

 

Es kann nur die kreative=schöpferische, den Sinn/Wille des einen universalen Schöpfers offenbarende Weisheit gewesen sein, die mit ihren Jüngern Mahlgemeinschaft hielt. Wer sich bewusst macht, dass auch beim christlichen Symposium kein Guru, sondern die kosmische Weisheit den Ton angab, sie befragt und menschliche ausgelegt wurde, der kann sich dann auch neu mit heutigen Heiden an einen Tisch setzten. Der muss gemeinsam mit der Evolutionsbiologie und weiterer Natur- oder Geschichtswissenschaft darüber nachdenken, wie die kosmisch-geschichtliche Weisheit heute zu sehen ist, wie beispielsweise auch die Ergebnisse evolutions- und sozibiologischer Erkenntnis als schöpferisches Wort zu verstehen sind. Und, wie diese Erkenntnis nicht gegen das Gotteswort spricht, dass geheimnisvoll einzig Sinn stiftend sein soll. Sondern wie im kreativen evolutionären Prozess genau dieses für alles Leben, wie das menschliche Sein/Sinn bestimmende Wort zu verstehen ist. Und was es somit zur menschlichen Lebenspraxis, einer sich kreativ Weiterentwickelnden, Vorhandenes verbessernden, neues Leben hervorbringenden, echt schöpferisch-humanen gemeinsamen Lebensweise zu sagen hat.

 

5.3. Den Sonnengöttern auf den Grund gehen, ihre Gegenwart im Sohn/Wort verstehen

 

Wo erkannt wurde, dass Jupiter (römisch) und Zeus (griechisch) ebenso wie die Vielzahl anderer Gottheiten Verkörperungen einer kosmischen Ordnung sind, die von den Juden nicht selbst vergottet wurde, sondern nur als göttliches Wort zu hören waren, der kann nicht weiter machen, wie wenn ein Mensch als Gotteswort/christlicher Ersatzgott hingestellt worden wäre. Wenn wir wissen, wie gerade in Europa das frühe Christentum gegenüber militärischem Mithraskult in ernsthafter Konkurrenz stand, müssen wir deutlich machen, was der jüdisch-christliche Messias gegenüber Mithras & Co bzw. mystischen Göttern an Mehrwert brachte. Und sicher greift auch die Einschätzung gegenüber Kaiser Konstantin, den neuen Kult nur politisch zur Machtmanipulation missbraucht zu haben, zu kurz. Nur das damals vorhandene Verständnis um den kosmischen Grund christlichen Glaubens, der mehr war als ein Sonnenmythos bzw. eine propagandistische Vereinnahmung der alten Götter, lässt darüber nachdenken, warum der Kaiser seinem Reich nicht Mithras verordnete. Überdies hätte ein Herrscher, der sich selbst als Verkörperung der Sonne sah, damit die irdische Verwaltung kosmischer Ordnung, unmöglich sein Herz einem Reformjuden verschrieben. Noch weit weniger hätte er der Welt die Sekte eines zu Gott erhobenen Gurus vorgesetzt. Auch wenn er mit diesem Gesetz zum Glauben an „Vorgesetzes“ möglicherweise das Ende des Verständnisses eingeleitet hat, nach dem dann die Theologie nicht mehr nach der Sonne bzw. der kreativen=schöpferischen  kosmischen Ordnung schauen kann, sondern im buchstäblich Vorgesetzten erstarrt ist, sich sonst nichts mehr vorzustellen vermag..

 

5.4. Frühe Diskussionen neu lesen, nicht weiter kurz-schließen

 

Gerade Kirchenväter wie Origenes und Apologeten wie Justin, die die menschliche Seite Jesus gegenüber rein philosophischen Lehren betonen, machen deutlich, dass es nicht um einen philosophischen Lehrer ging, sondern die schöpferische Vernunft, dernen menschliche Seite der Gegenstand der Diskussion war. Die frühen Apologeten, die sich auf den Logos in menschlicher Gestalt beriefen und die Väter der Kirche, die heftig über das schöpferische und menschliche Wesen des ewigen Wortes stritten, können in ihren Konzilsdiskussionen nicht von dem ausgegangen sein, der heute als historisch hinterlassen wird. Bei dem u.A. mit jedem neuen Textfund wachsende Wissen um eine hochtheologische Diskussion im Rahmen der Suche nach einem neuen Schöpfungs- bzw. Gottesbewusstsein das Griechen und Juden, neuer und alter Welt gerecht wurde, kann unmöglich weiter davon ausgegangen werden, dass nur ein junger Rebell oder Märchenerzähler, der die alten Mythen etwas aufmotzte, zum hoheitlichen Christusgott erklärt worden wäre. Wenn im Kurzschluss halbaufgeklärter Hochschullehre die Theologen die geistige Wende ausblenden und alles auf die Vergötterung eines Guru auslegen, dann ist dies eine nicht mehr zu haltende „Notdürftigkeit“. Was dem Schöpfungsbewusstsein über Jahrhunderte Nahrung war, kann dabei nicht als schon immer  falsch oder schlecht bezeichnet werden. Solange die Welt in einer schöpferischen Gesamtordnung war, scheint die alte Vorstellung die richtige Nahrung gewesen zu sein. Doch der Körper unseres Kultes lebt davon, dass ihm immer wieder neue Nahrung zugeführt wird. Was verdaut ist, muss raus.  Im Weidewechsel liegt neue Nahrung. Die dogmatischen Notdürftigkeiten, die in ständiger Leier nur wieder gekaut werden, können keine Nahrung für ein heutiges Schöpfungsbewusstsein sein. (Auch wenn sie „im Grund“ stimmen.) Doch ihr rein dogmatisches Verständnis verhindert, dass im Weidewechsel neue Nahrung aufgenommen, das in aller natürlichen Kreativität sprechende Wort verstanden  werden kann.

 

5.5. Kein antiker Reformdenker ging von einem Guru aus

 

Man braucht nur über die anfängliche Christenheit, ob Gnosis oder Markion (dessen Ablehnung der alten Glaubensvorstellungen wir die Verfassung des Neuen Testamentes verdanken) nachzudenken, um zu erkennen, wie absurd unser derzeitiges Denken über das Wesen des Neuen Testamentes ist. Man muss von der Hypothese des heutigen Vernunft-Kurz-schlusses völlig verblendet sein, um der damaligen Diskussion zu unterstellen, es wäre ihr um die Vergottung dessen gegangen, der heute nur noch als Guru bzw. alte Märchen verpackender Rattenfänger gesehen wird. Dass es bei der gesamten Diskussion nicht um einen Reformprediger oder dessen Vergottung gegangen sein kann, sondern Jesus als Grund der Reform, des Glaubens an den einen Schöpfer das Diskussionsthema war, wird ausgeblendet. Wer von Kind auf gewohnt ist, Glaube als dogmatische Schönrederei in Gegnerschaft zu Wissen und Aufklärung zu sehen, der kann scheinbar nicht auf den Gedanken kommen, dass die gesamte urchristliche Erkenntnis – mit all ihren von der späteren Kirche zu lösenden Problemen: wie Weltverneinung, Vergeisterung, Verflüchtigung… - auf logisch-kausale Welterklärungen gründete. Und auch Markions Gegnerschaft zum alten Gesetz, die dann zur neuen Textsammlung führte, lässt sich letztlich nur in einer Glaubensaufklärung erklären, die wie Johannes & Co., ihren Grund in der als Gottessohn gesehenen Weltvernunft hatte, die mehr war als menschliche kollektive Meinung/Weisheit, sondern sich kosmisch-kreative Ordnung umsetzte.

 

Das neue Paradigma des Monotheismus, wie es sich letztlich in Paulus ausdrückt, kann doch nicht wirklich als Propagandapredigt für die Sekte eines Guru gedeutet werden, der sich ein kurz vor Damaskus vom Pferd gefallener Pharisäer bzw. Verfolger anschloss und dann statt Saulus, Paulus nannte. Gerade weil wir wissen, dass die Briefliteratur nicht von einem einzelnen Prediger stammt, der damit vorher zum Judentum überredete Gemeinden beschwichtigen wollte, sondern der Ursprung dieser Theologieschreiben an verschiedene antike Denkweisen selbst bei heute als Gnosis aussortierten Strömungen zu suchen ist, müssen wir auch über seine Person in neuer Weise nachdenken. Wer ernst nimmt, dass die Verfasser von „Paulus“ (dem neuen christlich-monotheistischen Paradigma) vom „Auferstandenen“ ausgegangen sind, die theologische Deutung der Briefe und ihre philosophische Bezugnahme auch nur halbwegs ernst nimmt, der muss sich über einen Neuverstand des nun universalen Monotheismus Gedanken, der jetzt für Heiden wie Juden gleichermaßen gültig war. Die Briefliteratur lässt sich so als ein an verschiedene Denkweisen der Antike gerichtetes Gedankengut verstehen, das von diesem Neuverstand getragen wurde: vom Auferstandenen ausging.

 

Wer weiter den frühchristlichen Märtyrern unterstellt, sie wären wegen eines vergötterten Menschen in den Tod gegangen, der ihnen nach seiner Hinrichtung wieder erschien, der ignoriert all sein Wissen um die theologische Bedeutung der damaligen Diskussion. Der macht die Vordenker des neuen, nachweislich auf schöpferische Vernunft/die Logik allen kreativen Werdens gründenden universalen, monotheistischen Glaubens zu einem Himmelfahrtskommando, wie es heute von der Gehirnwäsche äthiopischer Koranschulen hervorgebracht wird, die so Selbstmordattentäter züchten, die in den Augen vieler Moslems Märtyrer sind. Mit Neuverstand von Monotheismus und theologischen Inhalten hat das dann nichts mehr zu tun.

 

Es ist aufgrund dessen, was wir heute wissen, einfach nicht mehr haltbar, auch die gesamten Kirchenkonzile auszuwerten, wie wenn sich damalige Denker um die Vergottung eines menschlichen Guru oder nur ein kirchliches Christus-Gott Dogmas gestritten hätten. Gerade dort, wo immer wieder die menschliche Seite Jesus betont und gegen die gnostisch-doketischtische Scheinleiblehren eines Außerweltlichen, rein himmlischen Wesens verteidigt wurde, ging es eindeutig nicht um einen Gut- oder Gottmenschen, sondern die in der Realtiät der Welt wirk-liche kreative Vernünftigkeit in menschlicher Person. Dass hierzu verschiedene Theorien aufgestellt, aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen und gestritten wurde, ob die menschliche oder schöpferische Seite das wahre Wesen der in der Welt wirksamen Vernünftigkeit/des offenbarenden Logos ist, lässt sich in den dicken Büchern über die Konzile und Kirchengeschichte nachlesen. Auch wenn dort nach wie vor ein vergeisterter Guru den Ton angeben soll, der dann geheimnisvoll als Gott hingestellt wird und somit zum  Gegenteil von Offenbarung und realer Weltwirklichkeit wird.

 

Wer heute wirklich vor Doketismus und Vergeisterung bewahren will, der muss sich daher genau gegen das wenden, was in Hochschullehre als historischer Jesus verkürzt und von der Dogmatik als geheimnisvolles Hoheitswesen hingestellt wird oder als geheimnisvoller Mythos erhalten werden soll. Was heute im Namen Jesus Christus bzw. der Auferstehung an sog. „nachösterlicher“ Vergeisterung passiert, ist Doketismus in Höchstform. Es hat weder mit einer greifbaren historischen Wirklichkeit, noch der Weltrealität, deren Wesenskern etwas zu tun.

 

5.6. Die kirchliche Hochschullehre muss sich entscheiden:

 

-Wanderprediger oder kreative Weltvernunft? 

-Guru oder Gottessohn? 

-Religiöser Rattenfänger oder welt-wirkliche Realität?

-Märchen, Mythen leere Dogmen oder universale Neubegründung des Monotheismus?

 

Wir kommen um eine erneute monotheistische Unterscheidung nicht herum:

 (Wobei der der Mythos nicht verleugnet oder verdammt, sondern erfüllt und inhaltlich gefüllt wird.)

 

-Kann den aufgeklärten Menschen eine gemeinsame Schöpfung und somit Sinngebung vermittelt werden, indem man sich auf die offenbarende Glaubensbegründung durch einen irgendwie wiedererweckten Menschen als Gottessohn beruft?

 

Oder ist man bereit, alte Vorstellungsbilder aufzugeben, vorhandenes Wissen auszuwerten um frei darüber nachzudenken, wie in antiker Aufklärung die Herrlichkeit/Vernünftigkeit eines nicht benennbaren Schöpfungsgrundes universal verständlich und vermittelbar war?

 

-Haben wir es mit der Verherrlichung eines Guru bzw. Gottmenschen zu tun?

 

Oder geht es um das menschliche Gesicht des Gottessohnes bzw. kreativer=schöpferischer Gegenwart, die die antike Aufklärung in den Grundgesetzlichkeiten der bereits damals angenommenen kosmischen Konstanten als wahren König sah?

 

-Geht das Neue Testament von einer kreativen=schöpferischen Weisheit allen Werdens aus, die nach menschlicher Bestimmung umgesetzt wurde?

 

Oder waren es nur Allerwelts-Weiseiten (kollektiver Vernunft), die einem Guru in den Mund gelegt wurden?

 

-Wurden nur alte Texte, Bilder, Mythen bzw. theologische Bedeutungsinhalte einem Menschen mit geheimnisvollen Eingebungen dogmatisch angehängt.

 

Oder war die Auferstehung geschichtliche Wirklich: war neuer Verstand des Wortes vom Anfang, das jetzt als echt universelle Weisheit gesehen wurde?

 

-Ist die Grundlage des Glaubens Schall und Rauch,  Auferstehungsgerede der Anhänger eines Guru?

 

Oder lässt sich ein neuer universeller Verstand von Schöpfung denken, der für Gesetzesgläubige und Griechen in gleicher Weise galt und gilt ?

 

Die „Ein“-sicht von historischem mit hoheitlichem Jesus, die Papst Benedikt VIX. in seinem Jesus-Bestseller unter Beipflichtung vieler theologischer Wissenschaftler verlangt, kann nur funktionieren, wenn er zu einer Ein-deutlichlichkeit aufruft, die nicht weiter einen Guru neben den Gottessohn setzt, sondern endlich eingesteht, was seit Albert Schweitzer klar ist: Über einen historischen Jesus nach banal-buchstäblicher Vorstellung, gibt es nichts mehr zu sagen. Alle Aussagen der antiken Texte haben den Auferstanden: das wiederverstandene Wort/schöpferische Weisheit in Weltwirklichkeit zum Thema. Wer gesprochen und mit alten, selbstgefälligen Vorstellungen aufgeräumt hat, sich gegen Glaubens-Gesetzlichkeit und politische Macht zur Wehr setzte war die die Weisheit allen Werdens/der schöpferische Logos in Person.

 

6. Der Oster-SPIEGEL zeigt das Gesicht der heutigen Theologie-Leere

 

6.1. Der Guru aus Galiläa ist nicht nur un-glaub-würdig, sondern ungeschichtlich

 

Mir steht es nicht an, dem Papst und dem ihm beipflichtenden Professoren den Oster-SPIEGEL vorzuhalten. Noch weniger kann den Redakteuren des einstigen Aufklärungsorgans der Vorwurf der Volksverdummung gemacht werden, wenn sie anlässlich Ostern darüber nachdenken, wie aus einer Provinzsekte des Galiläischen Guru und seiner Fischerfreude u.A. durch die Überredungskünste eines Zeltmachers mit Namen Paulus, eine Weltreligion wurde. Und wenn in buchstabengläubigen christlichen Foren die Aufregung groß ist, dass sich der SPIEGEL „alle Jahre wieder“ zur Auflagensteigerung als Steigbügelhalter der historisch-kritischen Ketzer betätigen würde, weil er Jesus zu einem Guru degradiert und die Ausbreitung des Glaubens bzw. Auferstehung wie die Halluzination leichtgläubiger Anhänger hinstellt, dann geht diese Kritik ins Leere. Vielmehr macht sie den christlichen Glaube gleich ganz lächerlich, stellt ihn dar wie ein Buchstabenbau, der blind gegen alles Wissen zu „glauben“ sei. Statt vernünftig aufgrund einsehbarer Fakten zu schließen, somit zu Glauben, dass…, werden dann wie selbstverständlich Unglaubwürdigkeiten als „Glaube“ bezeichnet.

 

Doch mit dem Guru zeigt der Spiegeltitel nur die Leere heutiger Theologie. Im Osterspiegel zeigt sich in geraffter Form, was alle Welt denken muss und wie absurd unsere Vorstellung von Auferstehung bzw. hoheitlicher Christologie ist, solange wir sie auf einen Heilsprediger beziehen. Was herauskommt ist genau das, was die heutige Theologie an Notdürftigkeiten hinterlässt. Solange die Hochschullehrer an Vorstellungen festhalten, die sie selbst als ungeschichtlich oder für die Verfasser des Neuen Testamentes unbedeutend hinstellen, gleichzeitig einen als geheimnisvollen Christusgott verkündeten Gutmenschen hochhalten, bleibt nur ein bedeutungsloser Guru. Mit was sonst also soll sich der SPIEGEL, der im Gegensatz zur Radikalkritik am Anfang der Aufklärung und ebenso seines ehemaligen Herausgebers nicht an der Historizität eines Sektenpredigers zweifelt, sondern biblische Gestalten und Ereignis im buchstäblichen Sinn als geschichtlich bestätigen will, an Ostern beschäftigen?

 

Während der Spiegel-Redakteur Matthias Schulz bereits 2002 unter dem Titel „Der leere Thron“ im Hinblick auf die Geschichtsgestalten des Altes Testamentes die Abrissbirne schwang, verfolgte er jetzt auf der vom heutiger historisch-kritischer Hochschultheologie ausgelegten Fehlfährten einen rebellierenden Märchenonkel und seinen Verherrlicher Paulus. Von einer Neubegründung des Monotheismus, gar einer kreativen=schöpferischen Logik, fehlt jede Spur. Wie einst bei Augstein, muss so die ganze Christologie zum Menschenwerk werden: ein Kirchenkonstrukt, für das die Zeit längst abgelaufen scheint.

 

Solange im Bibelkeller über eine Weisheit in kosmischer Wirklichkeit nicht nachgedacht, nur ein Guru verherrlicht wird, bleiben dann nur „Kellerkinder ohne König“ die scheinbar ein Kirchenkonstrukt/Lehrdogma krönen wollen. Während sein ehemaliger Chef nicht nur den Christus abstritt, sondern auch die menschliche Gestalt für eine Erfindung der Kirche hielt, geht der Zeitungsmann jetzt dem buchstäblichen Kurz-schluss der Kirchenleere auf den Leim. So werden die von (bildlich gesprochen) Kaisermutter Helena & Co. hinterlassene und von der Hochschullehre ausgegrabene Knochen aufgegriffen, um die Geschichtlichkeit eines Guru zu belegen. Mit einer universellen Wahrheit, einem neuen globalen Schöpfungsbewusstsein kann diese Provinzsekte eines Bauhandwerkers und seiner Anhänger, deren Geschichtlichkeit an unleugbaren Geschichtsfakten oder Bildaussagen im kirchenüblichen Vernunft-Kurzschluss belegt werden soll, nichts zu tun haben. Auch wenn die Schriftgelehrten immer wieder betonen, dass keiner der Verfasser von einem einfachen Menschen schreibt, sondern der Gottessohn der Gegenstand aller Berichte ist, so muss dies im heutigen Denken als eine leere Glaubensrede verstanden werden, hat für das Welt- bzw. Schöpfungsverständnis keine weitere Bedeutung.

 

6.2. Nach Ostern ist Nichts oder Neuverstand

 

Da im SPIEGEL die Ergebnisse einer Schriftlehre ausgelegt werden, die in alter Gewohnheit die Hypothese vom Heilsprediger für die historische Wahrheit hält, melden sich nur konservative Stimmen in frommen Jesus-Foren. Jünger einer überkommenen Gesetzlichkeit, die blindwütig an einen Gottessohn als ihren persönlichen Gott glauben, der mit universeller kreativer Wirk-lichkeit nicht das Geringste zu tun hat, machen damit den christlichen Glauben ganz und gar lächerlich und so gleichzeitig deutlich, dass die Zeit für einen Neuverstand dringend notwendig ist.

 

Die Story vom Guru im Oster-SPIEGEL zeigt einmal mehr, dass sich Kirche und Hochschullehre entscheiden müssen bzw. eine neue Nachfrage notwendig ist. Denn wenn das stimmt, was die heutige Lehre den Redakteuren zur Osterauswertung hinterlässt, dann müsste –wie ein Leser schreibt - echt eine himmlische Stimme ertönen und sagen, dass sie keinen Sohn hat. Ein Mensch, der von seinen Anhängern zum Gottesmythos gemacht wurde, ähnlich wie Boxanhänger und Medienwelt Max Schmeling zum großen Mythos erhoben, der kann die transzendentale Obdachlosigkeit nur bestätigen, der hat uns nichts mehr zu sagen. Dann bleibt Glaube das Gegenteil von Wissen. Mit der logischen Weltwirklichkeit hat dann weder das hochgehaltene Gotteswort, noch der Wanderpredigende Guru etwas zu tun. „Wer wenig weiß, dem kann man den großen Unsinn glaubhaft machen, um Macht über ihn auszuüben. Nach diesem Grundsatz handeln die erfolgreichen Religionen und Regierungen der Welt“. Zu diesem Schluss muss dann ein anschließender Leserbrief kommen.

 

Aus einer Lehre, die den griechischen Logos, die kausal-logische kreative Wirk-lichkeit der Welt als jüdisches Wort und damit gegenwärtigen Sohn sah, der statt menschlicher Gottkönige und weltlicher Weisheit die Welt regieren sollte, wird so im Schlepptau unkonsequenter Schrift- und Geschichtslehre (die sich dann gegen die natürliche Kreativität stellt oder diese ignoriert), ein Wanderguru, der Allerweltsweisheiten von sich gab und der zu einem Gott gemacht wurde. Wen wundert es, wenn dem dann eigene Meinungen als ewige Weisheiten eingegeben werden, alle Welt denken muss, es ginge um Manipulation zur Machtausübung oder die Manifestation frommer Hoffnungen, die in einen Gutmenschen hinein projiziert wurde. Warum die von kreativer=schöpferischer Bestimmung ausgehende Weisheit gesprochen hat, kann nicht nachgedacht werden, solange ein Schlaumeier als historisches Wesen gewesen sein soll.

 

6.3. Weisheit des Neuen Testamentes verweist auf Wort lebendigen Werdens

 

„Die Weisheit des Neuen Testamentes“ die Prof. Klaus Berger in einem zu Ostern erschienen neuen Büchlein belegt – und deren Beachtung allein schon darauf hinweisen könnte, um was es in der Auferstehung ging - bleibt so ein Sonderprodukt, wird dann wie die rein weltlich-humanistische Weisheit angesehen. Obwohl Berger, der immer wieder betont, dass der historische mit dem hoheitlichen Jesus identisch ist, hier klar macht, dass es bei der Weisheit, die er als Wesen oder Ausgangspunkt des Neuen Testamentes verdeutlicht, um eine schöpferische Ordnung ging, kann er diese kreative=schöpferische Weisheit kosmischer Wirklichkeit nicht mit dem historischen Wesen Jesus auf einen Nenner bringen. Dabei macht er mehr als deutlich, dass nur die philosophische Weisheit in Einsicht mit alter Wahrheit eine völlig neue Weltsicht, ein Verständnis von Weisheit brachte. Schon seine Übersetzung weisheitlicher Hymnen bei den Qumran-Funden wies auf eine Vernünftigkeit/Weisheit des natürlichen Werdens hin, die heute in der von Evolutionsbiologen und Kosmologen dargelegten Ordnung nur auf noch besserer Weise wahrzunehmen, empirisch belegbar ist.

 

Doch dass ein in evolutionärer Kreativität verständliches Wort, eine universelle Weisheit in Person gesprochen, so die alte Gesetzlichkeit teils überboten, teils getilgt, auf jeden Fall aber als Glaubensgrund entmachtet hat, kann für den großen Schriftlehrer, der sein umfangreiches Lebenswerk bzw. bisheriges Denken auf Dogmen und Buchstaben des Gesetzes baute, trotz all seiner theologischen Weisheit scheinbar kein Thema sein. Gleichwohl Berger bei seiner Analyse der Weisheit des Neuen Testamentes klar zu erkennen gibt, dass derjenige, der die Tora in Person war, der als „ich aber sage Euch“ hinter der Weisheit der Bergpredigt steht, diese überstieg, der die zum Selbstzweck gewordene Gesetzlichkeiten angriff und sich einzig auf die schöpferische Gerechtigkeit berief, weder ein Gutmensch gewesen sein kann, noch ein Geistesgebilde bzw. Gottes-Mythos, so gibt das heutige Denken nur das vor. Und so wird auch in seinem dicken „Jesus von Nazareth“ ebenso wenig eine kreative=schöpferische Weisheit als Ursprung wieder lebendig, wie die reale universelle Vernünftigkeit kosmischer Kreativität im „Jesus“ des Papstes eine Rolle spielt. (Gleichwohl dieser als deren Anwalt gilt.)

 

Während Prof. Berger alles zu einem von ihm angereicherten Mythos macht, den er bewahren will, weil er als Wissenschaftler weiß, dass es den Verfassern nicht um einen Guru ging, beruft sich Prof. Benedikt XVI. auf Dogmen von einem hoheitlichen Wesen. Im heutigen Kurz-schluss wird ihm vorgeworfen, historische Wahrheit auszublenden. Auch wenn er es nicht will, wird dies als Sondergott katholischer Anmaßung gesehen bzw. als kirchliche Projektion und Rückfall in alte Metaphysik, kann die universale Bedeutung einer philosophisch erkannten kreativen Realität, die wahre Wunder und eine Wende bewirke, nicht vermittelt werden.

 

6.4. Nur von theologischer Autorität kann eine Wende ausgehen

 

Wie sollten Papst und Theologieprofessoren auch eine als Gottessohn wissenschaftlich erkannte universale Weisheit zum Thema der Vergegenwärtigung von Schöpfung, Bestimmung bzw. Gotteswille machen können, wenn diese von der Glaubenslehre bisher immer verteufelt, als gegen Gott gerichtet Welterklärung abgestritten und Vernunfterkenntnis bis heute für den Abfall von Glaube verantwortlich gemacht wird. Im derzeitigen Paradigma sind alle päpstlichen Berufungen auf eine universelle Vernunft ebenso vergebens, wie Bergers Bezugnahme zur Weisheit. Solange die Aufklärung die Amtstheologie nicht zu einer konsequenten Auswertung des vorhandenen Wissens und ernst nehmen eigener Aussagen auffordert, bringt keine „Fides de Ratio“ und kein päpstlicher Verweis auf philosophisches Wissen am Anfang christlichen Denkens wirklich weiter.

 

Wo eine in allem natürlich-kausalen Werden wissenschaftlich beschriebene kosmische Intelligenz/Weisheit/ökologische Ordnung... im alten Glaubensweltbild nicht nachgedacht wird, noch weniger als vernünftiges schöpferische Wirken wahrgenommen wird, sondern der Glaube an den Schöpfergott weiter auf Buchstaben baut, da ist kein Raum für kreative Herrlichkeit/Vernunft, hat die Rede vom Auferstandenen keine Realität? Selbst wenn ständig auf den Logos  bzw. Gottessohn Bezug genommen wird, stellt die Schriftgelehrtheit dabei immerzu nur eine Schriftlehre oder einen vergotteten Guru vor. Den Logos der christlichen Lehre mit der Realität des heutigen Weltbildes wahrzunehmen, kann im alten Paradigma nicht funktionieren. Und so läuft dann jeder Gefahr sich mit dem Verweis auf den Logos lächerlich zu machen. Auch wenn von mir der Begriff  „Logos“ im griechischen Sinne für das ganz natürliche Werden, wie es uns heute Kosmologen und Biologen beschreiben, verwendet wird, so wird nur ein Ersatzbegriff für einen Lehre oder ein christliches Gottesdogma gesehen.

 

In einer kurzen Stellungnahme auf meine Unzähligen Anschreiben hat mir Klaus Berger vor Jahren geraten, mich mehr an die Schrift zu halten, nicht nur ständig auf den Logos zu insistieren. Doch wie mir die Schriftlehre immer wieder selbst zeigt, kann es den biblischen Verfassern nicht um Traditionstexte, einen Guru oder Geheimgott, sondern nur um den in aller Welt lebendigen kreativen Logos gegangen sein, der dabei im Gegensatz zur griechischen Lehre nicht selbst vergottet, sondern als offenbarendes Schöpfungswort verstanden und in menschlicher Person (Aufgabe, Rolle) zur Welt gebracht wurde. Auch wenn ich den Begriff „Logos“, den das griechische Denken ganz klar aus dem Fluss des natürlich-kosmischen Werden ableitete, inzwischen weitgehend vermeiden. Denn wie mir nicht zuletzt die Diskussion mit Naturalisten bzw. Brights gezeigt hat, denkt alle Welt dabei nur an persönliche Vergeisterung, einen geheimnisvollen Gott, Pantheismus oder auch eine Logos-Schriftlehre, die nichts mehr zu sagen hat, ausgelutscht ist. Nachdem „Logos“ heute oftmals für die Schriftleere steht, für einen angeblich vergotteten Guru gebraucht wird, ist der Begriff weitgehend unbrauchbar geworden. Die Moderne kann mit dem Logos, der einst für eine universelle Weisheit stand, logisches Weltgeschehen, ewige Naturkonstanten/-gesetze/-prinzipien, Intelligenz des wissenschaftlich beschriebenen Werdens, nichts anfangen. Gleichwohl unser wissenschaftliches Weltbild auf genau das gründet, was in der Antike als Logos verstanden wurde, sind wir „logosblind“ geworden, sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht, suchen weiter nach Geisterbildern.

 

6.4. Der Kirche den Spiegel der Unkonsequenz vorhalten, Kreativität herausfordern

 

Mit der verkürzenden Kritik, wie sie im OsterSPIEGEL als Nachweis für einen angeblichen Guru zu lesen war, kann Schluss sein, wenn wir das heute vorhandene Wissen konsequent und unvoreingenommen weiterdenken. Zahlreiche Stichworte, die der Osterbeitrag abgibt, weisen bei konsequenter Auswertung der geistesgeschichtlichen Situation und ohne die scheinbar unumstößliche Hypothese des gutherzigen Reformpredigers (zu der der letzte Rest von Realität der christlichen Religion geschrumpft scheint) genau darauf hin, dass dieser nicht das historische Wesen gewesen sein kann. Wenn (wie ich versucht habe aufzuzeigen) ein Anstoß zum Umdenken von der Amtstheologie nicht erfolgen kann, wäre es dann nicht Aufgabe von Aufklärungsarbeitern, in einer Konsequenz weiterzufragen, wie sie sich für die Amststheologie derzeit noch ausschließt? Statt Jesus als Christus abzustreiten und einen unrealistischen Guru ins Rennen zu schicken, den historisch-hoheitlichen auf neue Weise der Welt verständlich zu machen: Auferstehung durch Aufklärung.

 

6.5. Statt leeres Gesicht zeigen, den lebendigen Logos hinterfragen lassen

 

Der OsterSPIEGEL und die sich anschließende Diskussion zeigen nur die Kehrseite von kirchlicher Beharrung auf unerklärliche Dogmen und inhaltsleere Bilder. Wenn die kirchliche Amtlichkeit, wie alle Hochschullehrer einen historischen Heilsprediger als selbstverständlich hinstellen, gleichwohl sie nachweisen, dass es darum keinem der damaligen Denker ging, dann kann alle aufgeklärte Welt nur das denken, was im SPIEGEL zu sehen ist. Ein Guru, der durch ein Kirchendogma zu Gott erhoben wurde: Endlich weg mit aller Dogmatik von einem Gotteswort das Mensch wurde, von einem Heilsprediger der nach seiner Hinrichtung auferstanden ist… So liefert die heutige Leere nur immer neue Beweise für die scheinbare Lächerlichkeit des Glaubens, statt Schöpfung zeitgemäß zu begründen, den Menschen eine kreative Bestimmung zu vermitteln, wie sie im christlichen Glauben bzw. der Bibel vorgezeichnet ist, sie somit zu hervorbringenden Werk-zeugen von kreativ-vernünftiger Ordnung zu machen. (Werkzeuge des Schöpfers, statt selbst gebastelter Ideologien)

 

Noch schlimmer scheint dann z.B. Trinität: ein unbegreifbares Konstrukt einer gestrigen Kirche. Was bleibt ist ein Guru, der auf geheimnisvolle Weise eine Weltreligion schuf und der uns heute nur noch ein Vorbild für selbstgefälligen Humanismus sein kann. Ohne ein neues Verständnis des historischen Jesus kommen wir kaum über David Strauß hinaus. Strauß hat den Anfang der Aufklärungskritik markiert und vieles von dem, was heute Theologieprofessoren in dicken Büchern als Ausflüchte (Not-dürftigkeiten) über Auferstehung, Wunder, falsche historische Realitäten und textliche Ungereimtheiten schreiben, im Grunde bereits vorweggenommen.

 

Wenn Prof. Berger aufgrund seiner wissenschaftlichen Analyse der antiken Aussagen nur noch einen Christus-Mythos bewahren will, den er dann mit eigener Auslegung anreichert, dann läuft das letztlich auf das Gleiche hinaus, wie der hoheitlich-metaphysiche Gottessohn, den der Papst in seinem viel gelesenen „Jesus“ ohne Antwort auf  alle historischen Kritik als den biblischen-christlichen hinstellt. Auch wenn beide nur auf biblisch und kirchlich vorgesetzte Dogmen bauen, die bei Bergers postmoderner „Jesus Christus“ Suche, im Gegensatz zum päpstlichen „Jesus“, so stark persönlich angereichert sind, dass seine Kollegen schon vom einem Jesus des Heidelberger Professors reden, der der historischen Kritik den Rücken gekehrt hätte.

 

Wer sich nicht der Täuschung einer scheinbaren Vernünftigkeit hingibt, sondern das Denken aller antiken Verfasser nur halbwegs ernst nimmt, wie dies Berger und Benedikt XVI. tun, der kann konsequenterweise nicht weiter nur das annehmen, was der bisher halbaufgeklärte Vernunft-kurzschluss hinterlässt. Doch alle Hochschullehrer, die in einer Vielzahl von Veröffentlichungen Professor Ratzinger schnell bei“pflichten“, versäumen es ebenso wie Berger und Benedikt XVI. zu sagen, warum der hoheitliche wirklich identisch mit dem historischen Jesus ist. Denn die Berufung auf biblische Dogmen und alte Mythen kann keine Begründung sein. Doch was dahinter steckt, wenn der von personifizierter Weltvernunft schreibende Johannes vom gleichen Wesen handelt, wie die anderen Evangelien, die bisher für einzig historisch gehalten wurden, kann im derzeitigen Paradigma nicht gedacht werden. Auch warum und wie Jesus die historische Konkretion der Tora, der Tempel und somit die Vergegenwärtigung von Schöpfung war und in ihm die Weisheit des Alten Testamentes, David und Salomo in neuer Weise lebendig wurde, bleibt dann unerklärt? Dass er Moses, das alte prophetische Hören des Wortes, wirklich überbot, bleibt eine leere Behauptung, solange nicht über sein Wesen als schöpferische Wirklichkeit nachgedacht wird, deren Sprachrohr bereits Moses war. Auch wie seine Auferstehung die Herrlichkeit/Vernünftigkeit des alten Schöpfergottes in neuer Weise der Welt vermittelte. All das kann erst ein Thema der heutigen Theologie sein, wenn sie sich aus dem üblichen Denken befreit und die Vernünftigkeit/den Logos aller Natur so ernst nimmt, wie es die Glaubensaufklärer zur Zeitenwende taten.

 

6.5. Reale natürlich-logische Schöpfung oder mysteriöse Schleiertücher?

 

Wer die aufgeklärte Welt nach wie vor im Irr-glauben lässt, beim längst als Reliquie anerkannten Schleiertuch von Manopello, mit dem Gesicht des mild lächelnden Auferstanden, ginge es um ein Erinnerungsstück an einen Gottmenschen. (Evtl. gar dessen echtes Aussehen?) Oder wer, wie der Vatikan, bei der Weltausstellung in Hannover das Turiner Grabtuch zur großen Schau in den Mittelpunkt stellt, so dass alle Welt glauben muss, es ginge um eine Art geschichtlichen Jesusbeweis. Der braucht sich nicht zu wundern, wenn dann im SPIEGEL-Online Wissenschaft nicht über den wissenschaftliche Erweis des lebendigen Logos (kreativer=schöpferischer Vernünftigkeit als menschlicher Bestimmung) nachgedacht wird, gleichwohl man sie in allen Beiträgen beleuchtet, sondern man selbst hier über die Echtheit des Turiner Grabtuches rätselt. Es scheint, dass sich derzeit mehr Wissenschaftler für die Radiokarbonanalyse des angeblich kurz vor der Hinrichtung einem Heilsprediger abgenommenen Gesichtstuches interessieren, als für die schöpferische Wirk-lichkeit in der Welt und eine daraus abzuleitende ganz natürliche Bestimmung.

 

Was bei der Weltausstellung nicht nur in der Nabelschau der Nationen an wundervoller Kulturentwicklung, sondern auch in den naturwissenschaftlichen Darstellungen der Evolution zu Schau gestellt wurde, kann keinen normal denkenden Menschen auf den christlichen Glaubensgrund, schöpferische Wirklichkeit verweisen, solange alle Vorbeter dogmatischer Vergeisterung verfallen sind oder total verkürzen.

 

Im Umkehrschluss spiegelt das Grabtuch nicht nur eine Geistesgeschichte der Zeitenwende, sondern auch die heutige Realität. Es zeigt die Dornenkrone, die die heutige Lehre der schöpferischen Logik aufsetzt, die vor 2000 Jahren als Gottessohn gesehen wurde. Statt deren echte Königsfunktion zu verdeutlichen, wird dem historischen Jesus nur Unfruchtbarkeit aufgesetzt, ist gleichzeitig auch die von Naturwissenschaftlern dargestellte Logik allein auf sich gestellt untauglich, dem menschlichen Leben Sinn und Lebensmaß zu geben, für das man sich gemeinsam begeistert. Und die Nägel bzw. Wundmale, die im  Grabtuch deutlich werden, sind Hinweis auf eine der Kreuzigung/Hin-richtung des sich in aller Kreativität ausdrückenden lebendigen Wortes, wie sie heute erneut geschieht. Selbst in der Diskussion, wie sie heute über Grabtuch und Auferstehung geführt wird, beweist sich somit das, was bildhaft im Reliquienbild zu sehen ist, Problem einer antiker Wende vom Mythos zum Logos war.

 

Auch meinem Sohn, mit dem ich mich drei Tage durch die Besucherschlangen der Weltausstellung schmuggelte und dem als kritischen Denker bewusst ist, dass es bei Jesus um ein Metapher für weit mehr geht, als einen menschlichen Guru, kann ich angesichts dessen, was nach wie vor als Angesicht Jesus und Auferstehung hingesellt wird, nicht vermitteln, das er letztlich an etwas laboriert, worin sich vernünftige Schöpfung erneut vergegenwärtigt. Denn was er im Biolabor freilegt, ist letztlich das, was vor 2000 Jahren als Logos lebendig war. Was er heute bei seiner Dissertation in biologischer Grundlagenforschung untersucht, bringt immer wieder die Vernünftigkeit der natürlichen Kreativität=Schöpfung ans Licht. Jedes mal, wenn er im Bioinstitut beobachtet und auswertet, wie sich die Gräser trotz seiner mikroskopischen Eingriffe in die Genstruktur entwickelt haben, wird ihm eine Kreativität vor Augen geführt, die im gesamten Kosmos, in der Kulturentwicklung, wie auch im Kopf vieler zweibeiniger Wesen zu beobachten ist. Seine Forschung, wie unser gesamtes wissenschaftliches Weltbild setzt diese Kreativität=Schöpfung voraus, ohne dass wir sie als

solches wahrnehmen.

 

6.6. Glaubensaufklärung oder nur Götzenbilder verrücken

 

Doch leider funktioniert diese Kreativität bei geistiger Grundlagenforschung im menschlichen Kopf nicht automatisch, so dass die Kirchenleere, wie einst die Bewohner der Osterinseln, in dogmatischem Steineschleppen erstarrt ist. So hält die heutige Lehre die Menschen mehr von einem vernünftigen Kult ab, statt sie für ihre kreative=schöpferische Bestimmung zu begeistern. Statt die Kraft des Kultes zu nutzen, um gemeinsam wahre Weltwunder zu vollbringen (wie sie allesamt auf das Konto kultureller Begeisterung gehen), heute auf kreative Weise gemeinsam Zukunft zu gestalten, werden nur Götzenbilder gebaut. Wo man nur das neue Gesicht eines Gut- oder Gottmenschen sucht, kann niemand ernsthaft auf die Idee kommen, dass der Auferstandene lebt, das kreativ=schöpferisch wirksame Wort, das einzig unserem Sein Sinn gibt und schöpferischen Wille vermittelt, aufgeklärt wahrzunehmen wäre. Wo selbst die Oster-Publikationen des einstigen Aufklärungsorgans, ähnlich wie auf den Osterinseln nur Steine schleppen, um Götzenbilder etwas zurechtzurücken, braucht sich niemand über den Kollaps der Welt zu wundern, beim Creator zu beklagen, dass die Menschheit im kindlichen Konsum- und Kapitalegoismus-Kult ihre Kinder frisst bzw. diesen die Zukunft nimmt.

 

Nachdem das Aufklärungsdenken vom mystisch, rein persönlichen Glaube in vielfältige humanistische Ideologien abgedrängt wurde, die allesamt versagten, steht der Mensch ohne Werte da, macht das Individuum sich bzw. seinen Egoismus zum Mittelpunkt der Welt. Als Vernunft wird nur verstanden, was dem kurzsichtigen Ego dient. Eine mündig verständliche gemeinsame Sinngebung, bei der sich der Einzelne als Teil eines kreativen Ganzen versteht, scheint nicht in Sicht. So kann man unter vernünftigem „Wirtschaften“ wie selbstverständlich nur den kurzfristigen Eigennutz verstehen, nicht das, was für die kreative=schöpferische Genesis, bzw. Welt und Zukunft echt „wirtschaftlich“ wäre. Weder irrsinnige nationalistische Parolen, noch der kommunistische Verzicht auf Eigentum im Produktivkapital konnten dem Menschen den für die menschliche Kultur notwendigen Gemeinsinn geben. Ein universales Verständnis, wie es in Glaubensaufklärung und Weiterentwicklung der Philosophien vor 2000 Jahren erwartet wurde und mit zunehmender weltweiter Vernetzung und Abhängigkeit immer notwendige wird, scheint in Glaubenkulturen, die ihre Fundamente auf jeweils eigene Dogmen, Gründergestalten oder lebendige Gurus berufen, nicht möglich. Statt einem aufgeklärten globalen Geist herrscht die egoistische Gier, die man mit vielen Worten vergeblich versucht zu ökologisieren oder zu humanisieren, während sie der sinnentleerte Kapitalegoismus weiter anheizt. Der Mensch ist nicht schlecht. Doch die täglich in der Zeitung stehenden Zahlen zeigen, dass er -  um sich kreativ=schöpferisch zu verhalten - mehr im Kopf haben muss, als ihm heute humanistische Meinungen einreden wollen und die derzeitigen Kultvorstellungen vermitteln. Selbst das Wissen um die ökologische Selbstvernichtung führt nicht wirklich zur Verhaltensänderung.

 

6.7. Ausflüchte sind keine Auferstehung, führen den Verstand in die Irre

 

Was im heutigen Jesusverständnis von Auferstehung und anderen theologischen Bedeutungsaussagen bleibt, sind Ausflüchte, die der Welt nicht wirklich was zu sagen haben. Die Schöpfungslogik/-weisheit, die in antiker Aufklärung bzw. Auferstehung auf den einen Unaussprechlichen und trotzdem persönlich-geschichtlich wirksamen Jahwe der Väter verwies, diesen „Vater“ allen Seins und Sinnes vergegenwärtigte, ist einerseits völlig zum Gutmenschen verkürzt und kann andererseits nur wie ein geheimnisvoller Christengott verstanden werden. Auch wenn die Theologen sich immer wieder beeilen zu sagen, dass es nicht um Gott selbst ging, so können im heutigen Sinne die hoheitlichen Bezeichnungen nur für eine Art Ersatzgötzen gelten. Wo Wiederverstand einer universellen schöpferischen Wirk-lichkeit war, über die sonst nichts gesagt werden konnte, die selbst unsichtbar, unaussprechbar, unbeweisbar blieb, ist eine geheimnisvolle Gotteslehre geworden, die in der wirk-lichen Welt von heute nicht begründbar ist und somit den modernen Menschen keine Bestimmung geben kann.

 

Wenn nur dogmatisch ein geheimnisvoll-hoheitliches Wesen neben einem historischen Heilsprediger hochgehalten wird, ohne in neuer Weise über die reale Wirklichkeit des christlichen Glaubensgrundes und die davon ausgehende Geisteswende nachzudenken, wird nur den Kritikern, die im historischen Kurz-schluss alles als Kirchenkonstrukt entlarven wollen, Futter geliefert. So sind nach den ersten Beipflichtungen zum hoheitlichen Jesus des Papstes inzwischen auch viele kritische Stimmen zu hören. Nicht nur die neuen (jetzt konsequenten) Atheisten fühlen sich bei ihrer Behauptung, dass alle christliche Dogmatik nur ein Luftschloss, alle kirchliche Lehre ein schädliches Lügengebäude wäre, bestärkt. Auch Lüdemann hat längst ein Buch geschrieben und aus seiner Sicht den hoheitlichen Jesus bzw. päpstlichen Christusgott als freie Erfindung gebrandmarkt. Gleichwohl er es als Gnosiskenner, Geisteswissenschafter bzw. Geschichtsforscher besser wissen müsste, wird wie einst bereits bei Rudolf Augsteins „Menschensohn“ alles als Kirchenkonstrukt hingestellt, was nicht ins Bild vom banalen Reformprediger passt. Selbst wenn Lüdemann inzwischen auch am Bild eines historischen Jesus wackelt, derzeit in Seminaren und Publikationen nachweist, dass weder der von aller Welt angenommene Gutmenschen, noch der kirchliche Ersatzgott ein historisches Wesen sei, kann er im alten Paradigma nicht über die kreative Vernünftigkeit als wahre Wunder und die Wende bewirkendes Wesen nachdenken, gibt selbst bei ihm weiterhin ein Guru den Ton an. Und solange Papst Benedikt XVI. und alle ihm beipflichtende Dogmatiker einen historischen Menschen, der mit seinen Anhängern um den See Genezareth gezogen ist, ganz selbstverständlich voraussetzten, muss auch alle Welt zu diesem Schluss kommen, kann nur Abriss betrieben werden, statt Neuverstand.

 

Wie in Jesus schöpferische Herrlichkeit (Vernünftigkeit) offenbar wurde und weit über alte Gesetze hinaus den Menschen nun eine universale Bestimmung gegeben wurde, wird nur auf Buchstaben bezogen, bleibt leider auch beim päpstlichen „Jesus“ eine pure Behauptung von einem Gottmenschen, kann somit nicht als Weisheit allen natürlichen Werdens in menschlicher Person (Rolle, Aufgabe) nachgedacht werden. Wenn dann von den päpstlichen Beipflichtern über einen Gott als Schöpfer geredet wird, wie wenn man den aus dem Buch ablesen könnte, aufgrund persönlicher Begegnungen genau wüsste, wer er ist, was diese total vermenschlichte Projektion persönlicher Vorstellungen will und dies dann gar auch noch als Theologie bezeichnet, läuft man nicht nur Gefahr, die urchristliche Denkweise genau auf den Kopf zu stellen. Vielmehr verbaut man so den Weg zu einem wachen Verständnis des Schöpfungswortes, einer aufgeklärten Wahrnehmung von Schöpfung aufgrund des Weltwissens. 

 

Was von Prof. Ratzinger als postmoderner Gegenentwurf zur historischen Verkürzung Jesus gedacht war, die seit Adolf von Harnack das theologischen Denken bestimmt und immer weiter weg vom Jesus der biblischen Beschreibung führt, wird selbst von konservativen Beipflichtern meist nur als päpstliche Jesuspredigt verstanden. Von der historisch-kritischen Gegenseite wird es gar als Vergeisterung des Gutherzigen jüdischen Reformpredigers gesehen. Das aufgeklärte Denken kann darüber nur den Kopf schütteln. Während einst kirchliche Anmaßungen angeklagt wurden, werden nur noch Absonderlichkeiten gesehen, die den Schöpfungs-Verstand der Aufklärung völlig in die Irre führen. Wie sollen Naturalismus bzw. Wissenschaft erkennen, dass sie die schöpferische Wirk-lichkeit beschreiben, wenn sich die Theologen über Buchstaben und einen Guru streiten, die sie wie selbstverständlich für das Gotteswort halten? Und genau deswegen verlangt das heutige Jesusverständnis nach einem dringenden notwendigen Neuverstand, der nicht weiter den Gottessohn/das Wort gegen die kritisch historische Vernunft und das natürliche Denken ausspielen will, sondern dieses weiterführt.

 

7. Evolutionswirklichkeit statt altes Gerücht

 

7.1. Von mysterisch-metaphysicher Gottheit zum mündigen Ein-verstand

 

Da der Papst und die Professoren einen hoheitlichen Gottessohn als eine Art christlichen Geheimgott hochhalten, gleichzeitig die Welt im Glauben lassen, es würde um einen geschichtlichen Zweibeiner gehen, spielte bei der Diskussion des Ratzinger-Schülerkreises über Evolutionslehre und Schöpfung weder die Auferstehung, noch Jesus als Grund des Glaubens eine Rolle. Der Grund christlichen Glaubens kam in der Diskussionsrunde kurz vor dem Deutschlandbesuch Benedikts XVI. im päpstlichen Sommersitz nicht vor. Als in Folge der Äußerung des Wiener Kardinal Schönborn zu Intelligent Design und der anschließenden auch in Europa aufflammenden Kreationismus-Debatte anerkannte Naturwissenschaftler, Philosophen und Theologen unter den Augen der Weltpresse über Schöpfung nachdachen, konnte das in evolutionärer Entwicklung gegenwärtige Wort kein Thema sein. Es wurde weiter über die wundersame Geheimsprache eines vorgesetzten Gottes, die Ahnung von einem „Gerücht Gottes“ nachgedacht. Das nach dem Neuen Testament offenbarende Wort, die universale kreative Logik, der zur Zeitenwende ein menschliches Gesicht gegeben wurde, kam nicht vor. Gesucht wird dann allenfalls ein Gott, der auf übernatürliche Weise der Natur Ziele setzt. Der angeblich christliche Gott wird dann weiter in den Gegensatz zur naturalistisch aufgeklärten Vernunft gestellt, die durchaus bereit wäre, über einen kreativen Urgrund allen natürlichen Werdens nachzudenken, sich dafür zu begeistern. Von Auferstehung, dem aufgeklärten Neuverstand der in allem geschichtlich und kosmischen Werden gegenwärtigen Weisheit, deren Begründung als Gottessohn, wahrer König, bestimmendes Wort, ist man so weit entfernt. Weder natürliches Werden, noch warme Worte der Sonntagsprediger können dann Sinn- und Maß geben.

 

So wie die Buchstaben-Kreationisten durch das Beharren auf ein 6tägiges Hokuspokus bzw. wörtlichen Wunderglaube die Wahrnehmung von Schöpfung im gegenwärtigen Weltbild verbauen, so verhindert eine Theologie, die Christus als einen historischen Gottmenschen hinstellt, dass die messianische Wirkung des nun universal verstandenen Schöpfungswortes in der menschlichen Person (Rolle) nachgedacht werden kann.

 

7.2. Kollektiver Verstand kreativer Vernunft, die sich in alten Bildern bestätigt

 

Und so kann auch keiner ernsthaft auf die Idee kommen, dass im nachösterlichen SPIEGEL, der über die wissenschaftliche Entschlüsselung der Sprache unseres Gehirns berichtet, ein Aspekt des wirk-lich gegenwärtigen Wortes Gottes vorgestellt wird, der Auferstandene lebendig ist. Die immer fassbarer werdende und somit an offenbarer Größe gewinnende Weisheit, die sich im genetischen Code, ebenso wie der Funktionsweise unseres Kopfes und des gesamten Kosmos zeigt, spielt im kirchlichen Denken keine Rolle. Die reale Kreativität=Schöpfung bleibt allenfalls der privaten Spiritualität vorbehalten, kann dem Mensch keine begeisternde Bestimmung sein. Die Theologie schließt die wahre Schöpfung weiter aus und redet gleichzeitig davon, dass man wegen der Wiedererweckung eines hingerichteten geheimnisvollen Gottmenschen glauben muss. Das ist kein Monotheismus, wie er am Anfang war, sondern das Gegenteil.

 

Die mathematische Beschreibung des Kosmos, jetzt auch noch unseres Gehirns und Gedächtnisses, die bereits die alten Griechen über „einen“ Gott nachdenken ließ (wenn auch noch vorchristlich-pantheistisch) schein für unseren Glauben, der – wie zu lesen war, gegen alles Wissen ist - unbedeutend. Pythagoras und Platon, auch wenn diese von den Theologen bei Paulus mitgelesen werden, müssen so als philosophische Einfärbung der sonderlichen Lehre eines kurz vor Damaskus vom Pferd gefallenen und dabei seinen Halluzinationen erlegenen Pharisäers mit Namen Saulus gelesen werden. Im heutigen Kurz-schluss muss man dann alle biblische Bezugnahme auf kausales griechischen Denken und letztlich dann alle Hoheitlichkeit für ein Aufwärmen des alten Gesetzes unter heidengerechter propagandistischer Einfärbung halten. Der Thron, auf dem in antiker Aufklärung die in der Welt wirksame Weisheit saß, bleibt leer. Das schöpferische Wort, das Moses bzw. die Propheten hörten, in David und Salomo personifiziert und in der Person (Rolle, Aufgabe) Jesus als echter Judenkönig universelle Funktion erfüllen sollte, kommt nicht vor.

 

Wieso im Titel „Der Memory-Code“ des nachösterlichen Spiegel ein modern erfahrener Aspekt des gegenwärtigen Gotteswortes vorgestellt wird, bleibt dann heute unverständlich. Hier von Auferstehung/Wiederverstand kreativer-schöpferischer Gegenwart zu reden, weil die Grund-Prinzipien des Gedächtnisses auf moderne Weise schöpferische Logik/Vernunft lebendig machen, scheint absurd. Auch wenn man weiß, dass zur Zeit Jesus die Philo-sophie von Alexandrien die Prinzipien der Physik als wahren Gottessohn sah, so muss das eine unbedeutende philosophische Christologie bleiben, die mit dem Christus der Bibel angeblich nichts zu tun hat. Solange man nur einen Titel für einen Guru vermutet, gleichwohl man nachweist, wie zur Zeit Jesus in den Bildungsmetropolen von jüdisch-griechischen Denkern die Prinzipien der Natur als lebendige Offenbarung des alten Gottes gesehen wurden, können die Weltbilder nicht auf einen Nenner kommen.

 

Und noch weniger kann dann darüber nachgedacht werden, warum der Gebrauch der altjüdischen oder heidnischen Bilder eine vernünftige Fortentwicklung des Kultes war, kollektiver Kreativität (=schöpferischem Wort/Logik) entsprach. Auch wenn im genetischen Code die Funktionsweise unseres Gedächtnisses entschlüsselt, so deutlich wird, wie vorhandene Vorstellungen mit neuen zu Verknüpfen sind, so kann nicht über die Vernünftigkeit des Neuen Testamentes, die Notwendigkeit einer bildhaften Ausmalung von abstrakten Einsicht in die kreative=schöpferische Logik nachgedacht werden. Die Funktionsweise unseres Gehirnkastens, die im Prinzip auch für das kollektive Gedächtnis gilt, kann dann kein Hinweis dafür sein, warum damals dem griechischen Logos genau die menschliche Gestalt gegeben werden musste, die wir heute für historisch halten.

 

Hätte der Papst, als er kurz vor seinem Deutschlandbesuch in Manopello dem Schleiertuch des Auferstandenen bzw. der orthodoxen Schwesterkirche die Ehre erwies, nach der Vernünftigkeit der bildhaften Ausdruckweise einer kosmischen und kulturellen Weisheit als wahres gegenwärtiges Gesicht des Auferstandenen gefragt, wie ich ihm geraten hatte, könnten die Ergebnisse der Gehirnforschung hierzu Hinweise geben. Denn heute wissen wir, warum es nicht reicht nur neu zu wissen, sondern warum wir dies mit vorhandenen, fest eingefleischten Bildern in Verbindung bringen müssen. Doch statt den Intellekt aufzufordern, darüber nachzudenken, warum die im kosmischen und geschichtlichen Geschehen gegenwärtige Weisheit/Vernünftigkeit genau die altbekannten Bilder braucht, es vernünftig ist, sich ihrer zu bedienen, hat sich Prof. Ratzinger in Regensburg nur auf die Vernunft eines mittelalterlichen Kaisers im Hinblick auf den Islam berufen und ist damit in den Fettnapf getreten.

 

Dabei könnte die Neurowissenschaft empirisch belegen, was auch die moderne Kommunikationsforschung bzw. heutige Erkenntnisse über das kollektiven Gedächtnisses und geistesgeschichtliche Entwicklung deutlich machen und scheinbar den alten Glaubensaufklärern bzw. Kult-kommunikatoren bewusst war. Wir brauchen emotional geladene Bilder, in denen sich neue Botschaften mit alten Vorstellungen verbinden. Doch wie soll selbst in diesem kreativen Prozess der Kultur das ewige Wort Gottes zu hören sein, wenn man das nur in Büchern, allenfalls spirituellen persönlichen Anwandlungen vermutet? Die Erkenntnisse der Gehirnforscher über das dialogische Zusammenspiel von Geist und Gefühl kann nach heutigem Denkschema nicht als Schöpfungswort verstanden werden, sondern nur als eine weitere Kränkung des Kirchenglaubens.

 

Was die bildhaft notwendige Verknüpfungen neuer und alter Vorstellungen, die Mentaltrainer bzw. Kreativitätstechniker aufgrund ihrer Erfahrung und der modellhaften Untersuchung unseres Lernverhaltens belegen mit der frühchristlichen Diskussion über das wahre Wesen bzw. die richtige Gestaltwerdung des Wortes (z.B. zwischen Celsos und Origenes) zu tun hat, kann in der theologischen Diskussion heute nicht vorkommen. Gleichwohl man weiß, dass der große Kirchenvater Origenes, der mit der philosophischen Lehre eine Debatte über das wahre Wesen des Wortes führte, vom griechischen Logos getragen wurde, macht man aus ihm einen Menschen-vergotter. Was sich bei klarem Verstand, der Berücksichtigung seiner christologischen  Theologie, von der wir vieles lernen könnten, für Origenes völlig ausschießt. Und selbst wenn man mit Blick auf die bild-verfallene heutige Lehre, die selbst das gesamte Hochschulforschen bestimmt, Celsos, der genau davor warnte, auf den ersten Blick Recht geben müsste, so zeigt sich in der Kommunikationswissenschaft und nun auch in unserem neuronalen Netzwerk, dass Origenes Weg und damit letztlich Kanon und Kirchenlehre unumgänglich, damit das „wirk-liche Wort“ waren. Kreativität ist nicht, wenn nur abstrakte naturwissenschaftliche Lehren und davon abgeleitete Philosophien in die Welt gesetzt werden. Unser Kopf bzw. Verständnis funktioniert nur, wenn Neues mit bekannten Vorstellungen und Bildern verbunden wird.

 

Die moderne Gehirnforschung macht damit klar, dass der Gebrauch der Bilder keine Selbstmanipulation ist, sondern nur eine Umsetzung kreativer Vernünftigkeit/schöpferischen Wortes. Doch diese kann heute leider für Theologen kein Thema sein. Warum das Knacken des neuronalen Codes, der bioelektrischen Aktivitäten, die Wahrnehmung, Erinnerung, Wissen und Verhalten steuernde In-formation im Kopf kein Beleg für eine entbehrliche  Gotteshypothese ist, sondern im Gegenteil: kreativ=schöpferisch lebendiges Wort/Wirk-lichkeit und ihre notwendig bildhaft-emotional geladene Wahrnehmungsweise klar macht, kann im alten Paradigma nicht gedacht werden.

 

Dabei bestätigt die neuronale Erkenntnis individueller und kollektiver Lerntechnik die Logik des Weges vom prophetischen Schöpfungswort-Verstandes, der in der Gestalt Jesus wieder lebendigen Weisheit Moses oder Davids. Doch ist kann dann auch in der Diskussion des Papstes mit Rabbi Neusser derzeit noch keine Thema sein. Eine immer wieder neu wahrnehmbare, ganz natürliche, letztlich fast allen Religionen zugrunde liegende universelle Wahrheit, die Professoren in Ihren Beiträgen zum Papstbuch mit Blick auf dessen hoheitlichen Anspruch andenken, wird nicht weiter hinterfragt. So wird dann die christliche Religion weder vom Absolutheitsanspruch befreit, noch das gegenwärtige Wort verstanden. Was bleibt ist weiter nur eine wirkungslose Rede vom Auferstandenen Gottmenschen der Christussekte. Über eine immer deutlicher werdende Vernünftigkeit allen kosmischen und kulturellen Werdens als anfänglicher Grund des rationalen Glaubens an einen Schöpfergott kann nicht gedacht werden, solange es angeblich nur um menschliche Gestalten geht, die vergottet wurden. 

 

Warum selbst die biologischen Bauteile, die derzeit im linken Schläfenlappen vermutet werden - und die uns immer wieder zur Gottesfrage anregen sollen- keine Beweise für einen „Gott im Kopf“ sind, sondern auch diese wunderbare biologische Ordnung im Kopf des Komplexes Mensch eine kreative Vernünftigkeit=“Schöpfungs-Wort“ verdeutlicht, bleibt im alten Paradigma ebenso ungedacht, wie die kulturelle Vernünftigkeit, diese Bauteile zu verwenden. Dabei ist gerade den Evolutionsbiologen klar, dass jedes Bauteil im Kosmos seinen Sinn hat, nichts umsonst ist. Und je mehr wir Techniken beherrschen, durch die wir uns nicht nur - wie derzeit praktiziert - im Rahmen der Markt- oder Politkommunikation gegenseitig manipulieren, sondern jetzt auch noch direkt in den Gehirngängen selbst schalten können, desto mehr scheint der Mensch auf eine Vernünftigkeit als maßgebende Bestimmung angewiesen, die ein Stockwerk über ihm liegt. Und die nicht im linken Schläfenlappen (in Neurobiologie neuerdings als Sitz Gottes untersucht) zu suchen ist. Wenn die universelle Vernunft nicht mehr aus dem Buch zu lesen, nicht mehr durch Priester vorzubeten ist und auch moderne Könige bzw. politische Kräfte sowie humanistische Aufklärungsideologien versagt haben, dann hilft weder eine Flucht in Atheismus, noch ein Jammern um den mangelnden Glaube an den angeblich nicht auferstandenen Gottmenschen mit Namen Jesus, sondern nur ein neues, aufgeklärtes Hören und Auf-verstehen.

 

8. Aus postmodernen Babylon befreien: gemeinsame Metasprache/-geschichte verstehen

 

8.1. Vom Ende der Geschichte und Welterzählungen zum neuen Verstand

 

Als Kind wurde ich belehrt, dass Babylon das Böse ist. Man stellte mir dabei meist sexuelle Ausschweifungen vor. Heranwachsend dachte ans Frankfurter Bahnhofsviertel. Als zahmer 68er hatte ich dann die Bankenstadt mit den Wolkenkratzern des Kapitalismus im Visier. Heute will ich nachdenken, wie nicht allein die selbstherrlichen Theorien der Theologen, sondern die sich davon absondernden und jeweils in Einzelteile zerfallenden Wissenschaften das moderne Babylon sind. Wie am Anfang des Monotheismus scheint heute die Oberschicht, der Intellekt verschleppt, in Sprachverwirrung verfallen. Auch im heutigen Exil von Glaubenserklärungen gilt es die kausale Welterklärung der Wissenschaft nicht abzulehnen, sondern hierin das Wort zu hören, dem im alten Mythos bzw. Opferkult taub gedient wurde: Ein zeitgemäßes Pfingsten, bei dem in einem ganzheitlichen denkenden Neu- bzw. Wiederverständnis Jesus als gegenwärtiges Schöpfungswort die Sprachvielfalt überwunden wird. Befreiung von vorgesetzten Mysterien, kurz-schlossenen Buchstaben und persönlichen Gottesbildern.

 

Immer deutlicher wird, dass die Bezeichnung „Postmoderne“, (Ende, Umkehr oder nach dem modernen Denken), wie sie für unsere Epoche gebraucht wird, nur eine Umschreibung für die unser Denken beherrschende babylonische Sprachverwirrung ist.

 

Der moderne Intellekt beklagt, ähnlich wie im Song von „Bonny M“ (weinend an den Ufern des Flusses von Babylon sitzend, vielfach einem Vernunftdefätismus anhängend) sein Ende: das Ende der Geschichte, der Philosophie, der großen Ideologien, der aufgeklärten humanistischen Hoffnung… Das System der Moderne wird für gescheitert erklärt. Vom „Ende der großen Erzählungen“ ist die Rede. An die biblische Erzählung wird dabei schon gar nicht mehr gedacht. Die nimmt man eh nicht mehr ernst, hat man längst abgeschrieben. (Was abgeschrieben wird, hat nur noch Buchwert.) Inzwischen glaubt man auch die philosophischen Systeme, ob marxistische oder kapitalistische Gesellschaftsmodelle als „Erzählungen“ am Ende. Das Ergebnis einer in sinnlosem Treiben, kindlichem Konsumismus und Kapitelegoismus sich selbst vernichtenden Gesellschaft vor Augen, ist man von den großen Hoffnungen in eine aufklärte Vernunft, die seit der Französischen Revolution in immer neuen Ideologieform auf den Altar gesetzt wurde, bitter enttäuscht. Weder der Verzicht auf Privateigentum, noch weniger die freie Wirtschaft konnten den Menschen zur gemeinschafts- bzw. genesisorientierten Vernunft bringen. Auch die naturalistische Kurz-schlüsse, die bei einem messianischen Menschen-Führerprinzip in nationalistischen Abstammungs- bzw. Rassenwahn oder die sozialdarwinistische Wirtschaftspraxis der Gegenwart mündeten haben sich als untauglich erwiesen. Nicht zuletzt die aktuellen Weltprobleme, die der Globalisierung angelastet werden oder zu ökologischer Selbstvernichtung führen, machen deutlich, dass es letztlich nicht an den Systemen hängt, sondern den handelnden Individien. Und wer sich daher der Hoffnung hingibt, dass die heutige Einsicht in die gemeinsamen Weltprobleme den Menschen zur öko-logischen Vernunft bringen können, sich eine genesisverantwortliche Lebensweise ohne eine neues Verständnis von Öko-nomie (Begeisterung für kreative=schöpferische Norm) machen lässt, der hat scheinbar aus der Geschichte nichts gelernt.

 

Nach der Definition zur gegenwärtigen Epoche der „Postmoderne“  in Wikipedia hätten die großen Erzählungen wie „Aufklärung“, „Idealismus“ oder „Historismus“ ausgedient. Die modernen Metaerzählungen, die nach Ende der Glaubenserzählungen der Aufklärung dazu dienten, die gesellschaftlichen Institutionen und politischen Praktiken, Ethiken und Denkweisen zu legitimieren, sind in der Postmoderne verloren.

 

Die Folge sind u.A.:

 

-Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft.

Ohne dass jedoch nach einer Ratio gefragt wird, die über der menschlichen Meinung liegt, als Logos die Leitlinie griechischer Philosophie war, dort allerdings selbst vergottet wurde und als „Wort“ Grund des monotheistischen Kultes an einen selbst unsichtbaren Schöpfer war, in Gründergestalten personifiziert wurde.

 

-Ablehnung von universellen Wahrheitsansprüchen im Bereich philosophischer und religiöser Auffassungen.

Denn nachdem die rein weltlichen Wahrheiten versagt haben und religiöse Vorstellungen nicht mehr auf eine reale Welt-wirklichkeit bezogen werden (in mystischer Metaphysik als Buchstabenkunde abgeschrieben ist, ohne sie als eine kausale, kreative=schöpferische Ordnung in der Gesamtheit aller Natur nachdenken zu können) besteht  Angst vor allen Wahrheiten.

 

-Verlust traditioneller Bindungen und eines allgemeinen Gemeinschaftsgefühles, Solidarität.

Wobei nicht darüber nachgedacht wird, wie durch einen rationalen Monotheismus der Grund zu dem gelegt werden könnte, worauf der Humanismus vergeblich hoffte.

 

-Diffamierung von Innovationsstreben und kreativer Weiterentwicklung.

Angst nicht nur vor geistigen Veränderungen, sondern auch vor technischem Fortschritt und erweiterten Machbarkeiten, z.B. in Gentechnik, weil der nur seinem Ego verantwortliche Mensch dies nicht mehr händeln kann. Wie kreative geistige und selbst technische Entwicklungen der Moderne schöpferisches Wort bzw. Weg sind, auf dem uns der alte Schöpfergott in neuer Weise entgegenkommt bzw. wir ihm in mündiger verant-wort-lich entgegengehen müssen, bleibt im bisherigen Gottesverständnis unverständlich.

 

-Sektoralisierung der Wissenschaftsbereiche und des gesellschaftlichen Lebens in eine Vielzahl von Einzelheiten, mit sich völlig widersprechenden Denk-, Verhaltsweisen und Problemlösungsvorschlägen.

Ein mündiges Hörigkeit auf die schöpferische Logik als „Ein“-deutige postmoderne Problemlösung ist im derzeitigen Paradigma der Postmoderne undenkbar.

 

Wie auch?

Wenn die theologischen Vorturner einen „postmodernen“ Jesus malen und dabei nur ein mystisches oder dogmatisches Bild hochhalten, in der Pfingstandacht nicht über Problemlösung mit Blick auf moderne Sprachverwirrung nachgedacht, sondern nur Vergeisterung betrieben wird, bei der jeder seine Sprache bzw. Predigt als Wahrheit hinstellt, statt in der Moderne das Schöpfungswort nachdenken zu wollen.

 

Verfallsphänomene der Moderne und mangelnder Neuerungswille, Angst vor Veränderung und Sprachverwirrung sind daher nicht die Folge des Versagens der Moderne, sondern auf dem Mist reiner Moraltheologie und dogmatisch bleibender Mythologielehre gewachsen, die sich scheinbar selbst nicht ernst nimmt, ihre Erkenntnisse nicht konsequent umsetzt, das Verständnis der Kultvorstellungen nicht kreativ weiterentwickelt hat. Wenn heute eine Vielzahl von Wahrheits- und Gerechtigkeitsbegriffen in Konkurrenz steht, dann ist das Grund zu neuer Hoffnung, dass hieraus freie, mündige „Ein-deutigkeit“ wächst.

 

Die moderne Sprachverwirrung ist es, die nach einem neuen Verständnis eines übergeordneten Wortes aus „erster Hand“ ruft: Hören des Wortes/Vernünftigkeit in konkreten kreativen Konstanten, wie wir sie im evolutionären Verlauf von Kosmos und Kultur zu beobachten sind. Nicht Nietzsches Übermensch ist daher gefragt, sondern Aufklärung über den wahren Grund jüdisch-christlichen Glaubens, wie sie einem freien kreativen Geist heute erst wieder möglich ist. 

 

8.2. Von Theorientürmen ab-steigen: in universaler natürlicher Philosophie schöpferischen Sinn verstehen

 

Gibt es wirklich keine Weltsprache, sind die großen Erzählungen am Ende?

 

Oder müssen wir nur völlig neu hören? Warum soll nicht mündig in „ein“sichtiger Weise die „Tat“sächliche Erzählung des einzigen Autors des Alles genau dort zu hören sein, wo sich  heute nur Theorientürme einzelner Wissenschaften aufbauen?

 

Hat die Vernunft ausgedient?

 

Oder sollten wir, statt nur unserer Vernunft dienen zu wollen, in neuer Weise nach der Vernünftigkeit allen natürlichen-kreativen Werdens im Verlauf aller Evolution fragen, uns hieran ausrichten?

 

Gibt es nur eine Vielzahl von Aussagen, die in durch dicke Mauern getrennten Zimmern der Theorientürme vor einander zu schützen sind und bei der jede für sich den Wahrheits-Anspruch erhebt?

 

Oder verweisen nicht alle Wissenschaften letztlich auf eine einzige in Kopf und Kosmos wirksame Weisheit/Wahrheit, die ein-zig(-tausendfach) auf eine einzige Allmacht verweist, über die es sonst nichts zu sagen gibt?

 

Müssen wir weiter aus Angst vor einer absoluten Wahrheit alle philosophischen und noch mehr religiöse Überlegungen und Traditionen ablehnen?

 

Oder zeigt sich nicht gerade heute in einer globalisierten Welt, dass es nur eine absolute Wahrheit gibt, sich die menschliche Gemeinschaft beispielsweise an eine ganz natürliche Ordnung bzw. schöpferischen Wirk-lichkeit zu halten hat? Hierzu jedoch mehr notwendig scheint, als Einsicht in die ökologischen Weltprobleme und grüne Moralparolen oder politische Vorschriften.

 

Beschäftige sich die philosophische Theologie, die der christlich-monotheistischen Lehre vorausging, mit banalen Lebensweisheiten, Mehrheitsmeinungen und theoretischen Geistesgebilden zur Moralisierung der Welt, wobei immer nur alte Lehrer nachgeblättert, kirchlich vereinnahmt wurden?

 

Oder war es die Liebe zu einer ursprünglichen und umfassenden Weisheit, einer Wirk-lichkeit, die die Welt regiert und die heute nur in noch empirischer Weise in der ökologischen, natürlichen, kosmischen… Ordnung, allen evolutionären Wirkungsweise bzw. kulturellen Weiterentwicklung wahrzunehmen wäre.

 

8.3. Wahrnehmung des ewigen Wortes durch neues Verständnis der Glaubenstradition

 

Wer beim Ostergeschehen an Übersinnlichkeiten denkt, wie sie heute in Damaskus „Wahrsager“ leichtgläubigen Pilgern verkaufen, weil dort der „Auferstandene“ dem Sektenverfolger Saulus begegnete und der Kopf des Wüstenpredigers Johannes zu finden sein soll, der angeblich das Vorbild für einen zum Gottessohn erhobenen Heilsprediger war, der kann trotz seines Wissens nicht über die philosophischen Wurzeln des christlichen Glaubens in antiker Weisheit nachdenken. Auch das Pfingstereignis, bei dem der Auferstandene seinen Anhängern begegnete, so die kulturelle Sprachverwirrung überwand, ist dann nur als ein geisterhafter Spuk zu verstehen. Die Aussage Paulus, dass durch die christliche Offenbarung allen Menschen durch die Werke der Kreativität=Schöpfug zugänglich ist, bleibt dann nur ein unbedeutender Nebenschauplatz. Natürlich-logische Theologie wird weiter in den Gegensatz zur christlichen Offenbarung gestellt. Wo einst ein ganzheitliches kreativ-heilendes Denken eine gemeinsame Sprache bzw. ein einheitliches Verständnis für Juden und Heiden, Alt und Neu ermöglichte, ist heute das Gegenteil. Pfingsten wird in leerer Predigt zum puren Humbug.

 

Allein zu wissen, dass das Pfingstereignis oder der christliche Auferstehungsbegriff nicht ohne die Wurzeln im Alten Testament zu begreifen ist, bringt nichts. Wenn bei der theologischen Reflexion kein Geschichtsereignis nachgedacht werden kann, das zu einem echt neuen Verstand des Schöpferwortes vom Anfang führt, das nun universal im logischen Prozess griechischer Welterklärung verstanden wurde, bleibt nur leere Rede. Wenn die wissenschaftliche Exegese in den Evangelientexten eine vertiefte Wahrnehmung des alten Gottes analysiert, dann kann es nicht um einen Guru gehen, der im Rahmen der Gemeindebildung oder in kollektiver Halluzination als Christusgott wiedererweckt wurde, sondern muss ein aufsteigendes Verständnis bedacht werden. Was soll die Verbreitung des Wissens durch Neutestamentler, wie sich beispielsweise im anfänglichen Christentum ein Lernprozess vollzog, der die Vorstellungen der verschiedenen antiken Weltbilder und Gottesvorstellungen vereinte, wenn dann nur ein zu Gott erhobener Guru angenommen wird?

 

Wie sich in den antiken Bildungsmetropolen ein geistiger Wandel zu einem völlig neuen Paradigma (Paulus) vollzogen hat, das dem jüdischen Monotheismus eine universale Grundlage gab, die nicht exklusiv ausgrenzend war, sondern auf rationaler Welterklärung gründete und gleichzeitig inklusive alter Glaubensvorstellungen, kann nicht überlegt werden, solange Auferstehung nicht in neuer Weise verstanden wird. Wie das neue Paradigma gleichzeitig auch alte heidnisch-hellenistische Vorstellungen von Göttervielfalt aufnahm, ohne in philosophischen Pantheismus oder Sophismus zu verfallen, wird zwar in den Texten analysiert, kann aber nicht wirklich durchdacht und nachgewiesen werden. Solange es allenfalls um die philosophische Einfärbung einer übersinnlichen oder sonstigen Auferstehungsvision geht, bleibt nur die Annahme einer Predigt, wie sie heute an Ostern oder Pfingsten zu hören ist. Ein Wandel zu einer echt neuen universalen Wissenschaft, durch den sich die heute in kultureller Wüste auf Sand gebauten postmodernen Theorientürme in völlig neuer Weise begründen, die philosophisch-theologischen Grundfragen der Menschheit wieder Ein-deutig beant-wort-en ließen, kann dann im heutigen Paradigma mit Auferstehung nichts zu tun haben.

 

8.4. Im Neuverständnis der Natur Wort Gottes wahrnehmen

 

Während die Glaubenslehre weiter aufgrund pseudowissenschaftlicher Buchstabendeutung bzw. dem Hineindividieren persönlicher Vorstellungen („Gott sei Dank“) vergeblich versucht, den Menschen Sinn einzureden, eigene konservative Moralvorschriften zu machen, müssen die Philosophen und Naturwissenschaftler heute einen gemeinsamen Sinn allen natürlichen Lebens bzw. eine universale Bestimmung als Pseudowissen ausschließen. Zu bitter sind die Erfahrungen, die bisher mit dem reinen Naturalismus, der u. a. in die nationalsozialistische Abstammungslehre oder den Sozialdarwinismus mündete, gemacht wurden. Dabei hat bereits bei Paulus die Problematik einer Philosophie- und Naturverehrungskritik aufgegriffen, die wir im Rahmen verschiedener Aufklärungsideologien erneut erfahren mussten. Ohne hinter der Natur eine be-stimm-ende schöpferische Vernünftigkeit nachzudenken, die Natur als Wort/Stimme einer kreativen Macht zu verstehen, führt die natürliche Sinndeutung nur zu immer neuen Kurz-schlüssen.

 

Während noch in Dantes „Göttlicher Komödie“ mathematische Formeln für das Wesen des Seienden angesehen wurden, hat heute die Naturlehre und folgend die Mathematik nichts mehr zu sagen. Seit sich die Theologen weigerten, durchs Fernrohr zu schauen, wird Schöpfung nur noch im Buch nachgeschaut. Und wie sollte beispielsweise Giordano Bruno, der heute Namensgeber für „neue naturalistische Atheisten“ ist, ahnen, dass er in seiner spekulativen Kosmologie eines unendlichen Universum bzw. seiner ganzheitlichen Begeisterung für die natürlichen Ordnungsprinzipien, wie sie heute empirisch belegt sind, auf dem Weg zu einem Verständnis war, das nicht weg von Gott führt, sondern seine Wirk-lichkeit in neuer Weise vergegenwärtigt. Während die Ablösung der spekulativen Kosmologie durch die Naturwissenschaft als Übergang vom Mythos zum Logos bezeichnet werden kann, weigert sich die Theologie noch immer durchs Fernrohr zu schauen bzw. die ganz natürliche Beschreibung des kreativen kosmischen Geschehen als göttliches Wirken wahrzunehmen, sondern blättert weiter nur in Mythen oder bezieht sich auf einen Gottmenschen, der dann als Auferstehungsstimme  in mystisch-spiritueller Versenkung – bei der dann eigene Meinungen aufgeladen werden - zu uns spricht. Auch wenn in kirchlichen Seminaren mit Blick auf einen „kosmischen Christus“ über die Beziehung von Naturlehre, Wissenschaft und Neuem Testament nachgedacht oder gar die Vernunft der Natur vor dem Hintergrund moderner Naturwissenschaft zum Thema gemacht wird, bleibt dies bedeutungslos, wenn der natürlichen Wurzel des Monotheismus und seiner christlichen Reform nicht in neuer Weise auf den „Grund“ gegangen wird.

 

8.5. Gemeinsame Wirk-lichkeit: Wort Gottes

 

Andererseits wird ohne den Bezug zur kosmischen Wirklichkeit auch die christliche Lehre zum Dogmatismus oder persönlicher Beliebigkeit. Die nachweislichen Wurzeln der christlich-griechischen Philosophie werden dann nicht weiter verfolgt. Wo Paulus nachweislich philosophisches Gedankengut aufgreift, wird dann in alberner und historisch sowie theologisch unhaltbarer Weise von propagandistischer Bezugnahme durch den Anhänger eines jüdischen Heilspredigers ausgegangen. Auch der Hinweis der Radikalkritik, dass Aussagen der Paulus unterstellten Briefe aus antiker Gnosis stammen, braucht dann nicht weiter zu interessieren. Es wird im Kurz-schluss allenfalls so gelesen, dass der Name des Missionsprediger für gnostisches Gedanken missbraucht worden wäre. Meist wird von einem falschen bzw. „Pseudo-Paulus“ ausgegangen. Aus dem neuen, auf Vernunft gründenden Paradigma des Monotheismus werden so Propaganda-Prediger, die Text geklaut oder sich gegenseitig untergeschoben hätten. Wo es angeblich um einen aufgrund von Halluzinationen gewendeten Sektenverfolger ging, die natürliche Logik angeblich nichts zu sagen hat, kann nicht darüber nachgedacht werden, warum wahrscheinlich alle theologischen Texte, die aus dem neuen Paradigma schöpferischer Logik, statt leerer Gesetzlichkeit geschrieben wurden, „wahre Paulusbriefe“ sind. Die Bezugnahme zu griechischer Philosophie wird dann nicht als deren theo-logische Weiterführung mit messianischem Mehrwert gedacht, sondern muss pure Propaganda bleiben.

 

Die Überlegungen von Prof. Ratzinger, der aufgrund theologisch-geschichtlichen Wissens immer auf den philosophischen Bezug des christlichen Glaubens hinweist, deutlich machen will, dass ohne den rationalen griechischen Geist das neue jüdische Paradigma nicht zu denken ist, sind im Auferstehungsgefasel heutiger „Nachösterlichkeit“ Worte in den Wind. Sie werden allenfalls als moderner Propaganda-Trick des Papstes verstanden. Die Wurzel der christlichen Theologie in antiker Philosophie kann selbst dann nicht nachgedacht werden, wenn deutlich gemacht wird, dass damals griechisch gebildete Denker auch den anfänglichen prophetischen Exilsmonotheismus als erste Philosophie lobten. Eine Philosophie, die die kosmischen Ordnungsmuster nicht nur als maßgebend für menschliche Moral, sondern auch als tonangebend für den Kult anerkannte und die zur Zeitenwende den Logos/die griechisch kausal erkannten Vernünftigkeit allen Lebens in neuer Universalität begründeten.

 

Die vorgegebenen Denkrahmen, in die die Kurz-schlüsse anfänglicher Aufklärung hineingeboren sind, bleiben in einem Paradigma einander ausgrenzender theoretischer Gebilde gefangen, solange ein Guru am Anfang steht. Über eine ganz natürliche Genesis als allmächtiges Werk, ein unser gesamtes Sein bestimmendes „Wort“ (Vernünftigkeit) kann dann nicht nachgedacht werden. Den altbekannten Schöpfer der Väter auf gemeinsamem „Nenner“ mit den Naturlehrern verstehen zu wollen, muss dort, wo natürliche Ordnung ignoriert oder verneint, allenfalls von Buchstaben-Fundamentalisten (babylonisch als „Kreation“isten bezeichnet) als zauberhaftes Werk eines übernatürlichen Designers gedacht wird, als völlig absurd erscheinen.

 

8.6. Ostern in Ratio realisieren

 

Wenn Prof. Walter Brandmüller, der in einem Osterbeitrag von „Welt-Online“ als Chefhistoriker des Vatikan vorgestellt wird, sich zwar zum Logos als Anfangs bekennt, aber weiter macht, wie wenn ein wegen absurder Anmaßungen zum Tode verurteilter Gutmensch wiedererweckt sei, dann hört die Welt nur leere Worte, kann unmöglich über die natürliche Vernünftigkeit als kreative=schöpferisches Wort nachdenken. Und wenn Papst Benedikt XVI. dann von universeller Vernunft und philosophisch-griechischer Grundlage des christlichen Glaubens redet, dann können die Überlegungen des Geisteswissenschaftlers auf dem Papststuhl nicht ernst genommen werden. Da nach Brandmüllers Definition Auferstehung nur ein Provokation für unsere rationale Vernunft ist, kann unmöglich genau in dieser damals erstmals überlegten natürlichen Ratio – die heute eine Alltäglichkeit ist – das Reform-Wesen christlicher Religion vermutet werden. Wo die Vernünftigkeit des kreativen kosmischen Geschehens wegen einer festgefahrenen Gesetzlichkeit nicht bedacht werden kann, scheint heute genau das, was vor 2000 Jahre Kreuzigung war. Auch die geschichtliche Kreuzigung des nach Berger und Benedikt XVI. hoheitlich-historischen Jesus (die Berger Pilatus bzw. der politischen Macht in die Schuhe schieben will) lässt sich als Folge erstarrten Mythologieschwärmerei und dogmatischer Gesetzlichkeit verstehen. Wo im Kurz-schluss heutiger Lehre die kosmische Vernünftigkeit, das ewige Wort, auf die man sich ständig beruft, ans alte Gesetz, überkommene Vorstellungen verraten wird, selbst alle historisch-kritischen Erkenntnisse in absurder Weise auf einen Guru bezogen werden, scheint Judas wieder am Werk.

 

Statt auf mündige Weise in einer rund um den Erdball anerkannten wunder-baren Welterklärung wieder eine gemeinsame rationale Bestimmung bzw. Sinngebung wach nachzudenken zu wollen, versteht die Welt nur leere Rhetorik. Die kosmische Ordnung, in der Einstein den Ausdruck einer „uns weit überlegenen Vernunft“, einer „prästablierten Harmonie“ sah, von der wir nach seiner Ansicht nur einen geringen Abglanz kennen, kann dann nicht auf das lebendige Wort, den ewigen und universellen Logos verweisen. Die Evolutionslehre wird dann versucht abzustreiten oder bleibt eine ganz andere Art die von Welterklärung. Solange nicht im kosmischen Zusammenspiel der Zufälle, von Selektion und Mutation, in den Prinzipien des natürlichen Werdens nach dem Sohn gefragt werden kann, der vor 2000 Jahren Offenbarung war, sucht man weiter einen Intelligenten Designer, der sich alles ausgedacht hat, hält Un- und Übernatürlichkeiten für die den Hinweis auf schöpferisches Handeln.

 

8.7. Vom falschen Jesus zu seiner lebendigen universalen Wirk-lichkeit

 

Wer das heute vorhandene Wissen auswertet stellt fest: Die Kirche hat keinen Gutmenschen zum Guru bzw. Christengott gemacht, sondern die Lebendigkeit allen natürlichen Werdens in einem für Griechen und Juden gleichermaßen gültigen monotheistischen Paradigma zur Sprache gebracht. Die z.B. von Brandmüller als Ostern angeführte Befreiung des Menschen von Irrtum, Abfall und Gottestod, die neu ausrichtende Übersteigung und Befreiung der alten Gesetzlichkeit vom Selbstzweck, wie sie Berger & Co. als geistesgeschichtliche Tatsache deutlich machen, lässt sich weder auf einen Heilsprediger zurückführen, der im Tempel randalierte, sich für den wahren Tempel hielt und daher hingerichtet und im Geist seiner Anhänger bzw. der Gemeindebildung visionär wiedererweckt wurde, noch auf einen Christusgott, wie der heute dogmatisch verkündet oder in Innenschau vergötzt wird.

 

Im heutigen Kurz-schluss streiten theologische Kreise darüber, ob der guter Junge, den man für den historischen Jesus hält, überhaupt der Sohn Gottes sein wollte, sich selbst als diesen sah oder nur dazu gemacht wurde. Was man dann meint wieder zurücknehmen zu müssen, um den angeblich anmaßenden christologischen Anspruch auszumerzen oder einem historischen Menschen zu begegnen. Auch wenn man weiß, dass von dem nirgends etwas geschichtlich bekannt ist, kein Buchstabe in der Bibel steht, weil diese vom Christus handelt, hält man verzweifelt an einem Gutmenschen fest. Doch der Gottessohn, der in den antiken Bildungsmetropolen in den physikalischen Gesetzen, deren Vernünftigkeit gesehen wurde, lässt sich nicht weiter verleugnen. Es ging bei der frühchristlichen Bezeichnung Gottessohn nachweislich nicht um einen Titel für einen Guru. Vielmehr wurde nicht nur in Alexandrien Welt und Schöpfung rational zusammengedacht. Nur wo man keinen Bezug zur kosmischen Realität herstellt, alles auf einen Gutmenschen bezieht, wird die Christologie zum leeren Phantasiegebäude persönlicher Frömmigkeit.

 

Was raus bei heutiger Theologielehre rauskommt, ist ein verfälschter Jesus. Doch nicht so, wie die aufgeklärte Kritik heute anprangert, weil sie im Gefolge überkommener Lehre einen Guru an den Anfang stellend annimmt, dass auch damals nur unfruchtbare Dornen (überkommene traditionelle Lehren) waren, die aufgewärmt und dem Heilsprediger als Heiligenschein ausgesetzt wurden. Der Kurz-schluss liegt darin, dass nicht konsequent das Wesen hinterfragt wird, das dem Bild vom völlig vermenschlichten Guru zugrunde liegt. Statt in aufgeklärter Weise über ein grenzüberschreitendes Symposium nachzudenken, bei dem die offenbarende Weisheit allen Werdens wieder zur Sprache gebracht wird, muss – wie vor 2000 Jahren Paulus aus den Synagogen - jedes rationale, naturalistische Denken aus der Kirche verjagt werden. Wenn daher im nachösterlichen SPIEGEL unter dem Titel „Als Jesus noch ein Guru war“ nur ein „Robin Hood der Levante“ zu sehen ist, zeigt sich der unprofessionelle Schwachsinn heutiger Hochschullehre im Spiegel. Doch dies ruft zum freien Weiterdenken. Wer Aufklärung ernst nimmt, muss bei der Theologie Antworten einfordern, die sich aus der konsequenten Auswertung des vorhandenen Wissens um das damalige Denken ergeben, das heute nur dogmatisch hochgehalten wird. Um die Vertreter von Mutter Kirche zu bewegen, eine kreative Vernunft zum Thema zu machen, die für das aufgeklärte Denken zur Selbstverständlichkeit geworden ist, müsste nach dem Wesen gefragt werden, das in zur Zeit Jesus eine lebendige Größe, aber weder nur ein geheimnisvoller Gott, noch ein Guru war. Ein Spiegeltitel, der als Anstoß zu einem echten Paradigmenwechsel in die Geschichte eingehen würde, müsste Antwort auf das den Evangelien und kirchlichen Dogmen, letztlich dem antik aufgeklärten Monotheismus zugrunde liegende Denken einfordern „Als Jesus noch kein Guru war.“ 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Folgende weitere Überlegungen sind noch zu überarbeiten)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Christus bzw. die messianische Wirkung des in menschlicher Gestalt geschichtswirksamen Wortes, kann damit auch nicht zu einem geheimnisvollen christlichen Sondergott werden. Wer die natürliche Rationalität als Gottessohn verkörperte kann nicht dazu dienen, die Kausalität und Rationalität zu verneinen und damit Auferstehung in die parapsychologische Ecke zu stellen. Sie als unerklärliches Phänomen anzusehen und gerade die provokante Anstößigkeit als Problem des aufgeklärten Denkens zu deuten, ist ihre erneute Kreuzigung. Der, auf den damals der neue Bund gründete, hat geschichtlich eine Glaubensaufklärung bewirkt. Er kann als das Wesen erneuter „Auferstehung“ verstanden werden. Genau darin liegt die Anstößigkeit, die Kritiker wie Kirche zum neuen Denken Anstoß sein sollte: Auf-verstehung, statt Kreuzigung.

Statt in postmodern vergeisterter Metaphysik hinter die natürliche Ordnung zurückzufallen, sich allenfalls persönlicher Spiritualität zu überlassen, wäre aufgrund des heutigen Wissens in moderner Welterklärung mündig das kreative=schöpferische Handeln nachzudenken. Das damals gekreuzigte Wort ist ohne Angst vor erneutem menschlichen Wahrheitsabsolutismus aus erster Hand zu hören: Rationale Metaphysik als Grunddisziplin von philosophischer Theologie, die auf natürlichen Tat-sachen beruht. Daher im wissenschaftlich erklärten kreativen Kosmos die schöpferische Tatsache nachdenkt. So in staunender Begeisterung über die Beschaffenheiten der kosmischen Ordnung den wissenschaftlich nachgewiesenen biologischen Sinn nicht als nur „natürlich“ ausschließt, sondern darauf aufbaut.

 

Es geht um eine Denkweise, die nicht in theoretische Segmentierung von Selbstherrlichkeiten verfällt, sonder mit der nur Menschen möglichen bewussten Vorausschau und Vernunftgabe alles Wissen um das menschlich und natürliche Wohl zukünftiger Generationen auswertet und kreativ=schöpferisch weiterdenkt. Die Angst vor der irregeleiteten Metaphysik als überkommene absurde Welterklärung, die mit dem Anfang der Aufklärung aufkam, verschwindet, wenn wir die Augen aufschlagen und nicht weiter nur traumhaft Un- und Übernatürlichkeiten als schöpferischen Grund annehmen, sondern genau dort Schöpfungswort zu verstehen suchen, wo uns in wissenschaftlicher Weise ganzheitlich die Welt erklärt wird, wie dies derzeit in der Evolutionslehre geschieht.

 

Was hinter der Natur steht, nach der Physik kommt, ist nicht im Regalschrank in dicken Büchern oder alten Mythen mehr zu finden. Es kann nach jüdischer Lehre nicht gesehen, sondern nur im lebendigen Wort vermittelt werden. Die Christen sagten hierzu „Sohn Gottes“ und haben in den Grundprinzipien allen Werdens auf neue Weise kreative Wirk-lichkeit und Bestimmung verstanden. Dieser neue Tempel – die Vergegenwärtigung des Schöpfers -bestand aus in den vielfältiger griechischer Naturphilosophie nachgewiesenen Tat-sachen, nicht aus frommen Träumen von Sektenanhängern, die in wundersamen psychologischen Visionen die Wiedererweckung ihres Guru feierten. Das oder die Prinzipien allen Werdens waren nie mit Gott identisch, wie heute Papst und beipflichtende Dogmatikprofessoren in ihrer Sohns-Vergottung genau das tun müssen, was christliche Theologie der griechisch-pantheistischen Stoaphilosophie ankreidete. In erstarrten Festhalten an einem historischen Gutmenschen kreiert die heutige Theologie nur einen modernen Doketismus. Was von aller hoheitlichen Rede an Realität bleibt, ist ein rein geistiges Wesen kirchlicher Esoterik (geheimnisvollen Geheimlehre), die im alten Paradimga in der Wirk-lichkeit der Welt nicht gesehen werden kann. Wen wundert es, wenn das moderne Denken sich dann lieber in Postmoderne verkriecht und alle universelle Wahrheit ebenso scheut, wie der theologische Teufel (der von realer Schöpfung abgefallene Bote/ Vermittler, der aller Welt nur Hörner aufsetzt) das wissenschaftliche Weihwasser.

 

Gleichwohl die wissenschaftliche Welterklärung den Anspruch universeller Wahrheit erhebt, klar ist, dass beispielsweise die Fakten ökologischen Wirklichkeit das Maß für menschliches Leben sein müssten, (auch wenn sich trotz allen Wissens bei rein menschlicher Rhetorik keiner wirklich dran hält) und auch in sonstiger Weise die kosmische Wirklichkeit des evolutionären Werdens den Ton des menschlichen Denkens, Wissens und Wirkens angibt, muss man eine universale Wahrheit als „abgeschrieben“ ansehen. Wo bis vor wenigen Jahren die Natur verteufelt wurde, man daraus nur einen Sozialdarwinismus ableitete, der dann in kindlichem Konsum- und Kapitalegoismus zur un-wirtschaftlichen Wirklichkeit wurde, mit all ihren Folgen, sind Fehlzündung nicht zu vermeiden. So schließt sich scheinbar natürlich-schöpferische Bestimmung im derzeitigen philosophischen Denken aus. Was bleibt ist postmodernes Jammern vom Ende…

 

Eine systematische Theologie, die nicht nur leer von Jesus schwärmend im Jenseits, sondern in gegenwärtiger Rationalität nach den natürlichen Ursachen fragt, ohne diese vergeistert einfach als Gott hinzustellen, vielmehr im anfänglichen Sinne nach einer kreativen Vernünftigkeit, dem schöpferischen Wort hört, kommt nicht vor. Nach der Scholastik glaubt man eine natürliche Theologie aufgrund natürlicher Welterklärung nicht mehr machbar. Wieso durch kausale Kosmologie und rationale Psychologie und Anthropologie der logische Grund und die vernünftige menschliche Begründung des christlichen Glaubens wieder erkannt werden kann, schließt sich bei dem, was sich im kurzgeschlossenen Spiegelbild heutigen Glaubens zeigt, völlig aus.

 

Wenn dann demnächst wieder zu lesen ist: „Hat die Bibel doch recht“, weil angeblich ein Holzstück auf die Historizität der Arche verweisen soll, kann keiner im Weltganzen, den Urprinzipien, die philosophisch erkundet wurden und deren moderne Ergebnisse heute in unzähligen Titeln zum Thema gemacht werden, nach der „Arche“ Ausschau halten, auf der auch die christlichen Gnosis erneut gesegelt ist. Auf was die in Sokrates, Platon & C. verkörperte griechische Glaubensaufklärung eine neue reale höhere Ordnung baute, die in Synthese mit dem jüdischen Monotheismus zum Christentum führte (in ihrer rationalen kosmischen Denkweise bereits den Monotheismus des Moses erst ermöglichte), führt heute nur zum reinen Sophismus. Neue Ideen, die bei Platon in erster Theologie als geistige Schau von rationaler einheitlicher Schöpfung gesehen wurden, sind nicht gefragt. Der Dialekt im Abendmahl als Symposium, bei dem dann das lebendige Wasser, die Weisheit allen Werden als Blut Jesus erneut zu Sprache gebracht wird, kann nicht vorkommen, weil es ja angeblich nur um Visionen einer Sektenfrömmigkeit ging.

 

Und so, wie sich heute die christlichen Kirchen in völlig entleerer Dogmatik über das Abendmahl streiten, kann niemand denken, dass damals in einem gemeinsamen Symposium der Denkkulturen wirklich was Neues herausgekommen wäre. Was damals gesetzgläubige Juden und Griechen gemeinsam feierten, (allein dieser Tatbestand wäre nach heutigem Wissen völliger Unsinn, wenn man nicht von einem völlig neuen gemeinsamen Weltverständnis ausgeht) kommt nicht vor. In Bergers Osterbüchlein als Bekundung zur „Weisheit des Neuen Testamentes“ ist dann zwar nachzulesen, wie das Mahl der zentrale Umschlagplatz der aus höherer Ordnung abgeleiteten Weisheit im kulturellen und geistigen Umfeld war: Also eine Gesprächsrunde von gemeinsamen Denkern, Philosophie, die auf Erfahrung gründet. Doch davon ist im Abendmahl, wie es heute gefeiert wird und durch das die Sünden/der Abfall von wirklicher Schöpfung genommen werden soll, nichts zu sehen. Was am Anfang von Judentum und Christentum Glaubensaufklärung war, wird so zur Entsäkularisierung des Wissens: Ausgrenzung des Intellekts.  

 

Junge Theologen bringen uns bei, wie auch zur Zeitenwende jüdische Apologeten wie Philo und Josephus versuchten die Vernunft des Judentums der neuen Welt vergeblich zu verdeutlichen und wie das Problem des Rituserstarrten, zum Selbstzweck verkommenen Tempelkultes überwunden werden musste. Wie König Herodes in seinem Tempelbau vergeblich eine Synthese der verschiedenen Kulturen versuchte, die dann aber in Jesus in Erfüllung ging. Doch dann ist Schluss mit Erklärung: Jetzt kann im alten Paradigma von einem zum hoheitlichen Wesen erhobenen Heilsprediger nur “nachösterliches“  Geplapper, leeres Lippenbekenntnis kommen. Wo mit Sicherheit echter Neuverstand war, bleibt nur Vergeisterung.

 

2.3. Aufklärungsphilosophen als Jünger aufverstehen lassen

 

Letztlich ist das gesamte Denken der frühen Aufklärung bisher am überkommenen Jesusverständnis gescheitert. Was nutzt es, wenn die Vernunft und der Dialekt allen Werden deutlich gemacht, das Wort Gottes  aber weiter nur im Buch gelesen und auf die visionäre Wiedererweckung eines Gurus mit Offenbarungseingebungen bezogen wird?

 

Gerade der deutsche Idealismus, den u.A. Fichte, Schelling und Hegel repräsentieren, machte wieder deutlich, was zur Zeitenwende ein in der Antike lebendiges, offenbarendes Wesen war, das auf den einen selbst Unsagbaren verwies. Auch wenn die Metaphysik dieser Denker wieder in die Vergeisterung geriet und vergessen ist, so haben sie über das vernünftige Weltgefüge nachgedacht und wollten, wie auch ihre marxistischen und kapitalwirtschaftlichen Nachfolger – noch völlig am universalen Grund christlichen Glaubens vorbei, teilweise diesen verneinend – eine mündige Weltgesellschaft gründen. Doch die Ernüchterung, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts eingetreten ist, bedeutet nicht, dass die alten Denker metaphysisch besoffen waren, weil eine universelle Wahrheit nur den persönlichen Gefühlen und überkommenen Glaubensvorstellungen gegen alles Wissen überlassen sein kann.

 

Im alten Denkschema, das Jesus als wiedererwachten Guru sah, Glaube auf Un- und Übernatürlichkeiten, monotheistische Metaphysik auf Übersinnlichkeiten bezog, da konnte im Idealismus nur Vergeisterung herauskommen, die dann im kantischen Sinne wieder zu verneinen war. Auch wenn bereits der Königsberger erkannte, dass die menschliche Vernunft allein nicht zum König taugt, sie für die vernünftige Weltregierung zu kurz greift, so blieb ihm nur die Verneinung der Metaphysik seiner Vordenker. Dabei schuf die völlige Entleerung des Kosmos durch die Aufklärung, die mit Kant einen Meilenstein hat, nur die Voraussetzung für eine neue Füllung, jenseits der Vergeisterung. Doch die unselige Aufspaltung des Denkens, die ständig bejammert wird, kann nicht durch die Enzyklika „Fides et ratio“ oder die nachträgliche Rehabilitation naturwissenschaftlicher Aufklärer wie Galilei aufgehoben werden. Die teuflische Trennung hat eine Ursache, die ganz am Anfang sitzt, sich gerade im heutigen Auferstehungsglaube jenseits allen Verstandes besonders deutlich macht.

 

Hegel, an dem dann links vorbei sich die Ideologien entwickelten, deren Unheil wir bitter beklagen, ohne uns deren eigentliche Ur-sache im Kulturverlauf vor Augen zu führen, hatte nicht nur die Weltvernunft in Händen und war damit ein Jünger dessen, der hier als Jesus wiederverstanden werden soll. Er versuchte auch die Auferstehung in einer Erklärung des dialektischen Werdens geschichtlich zu fassen. Das Geheimnis von Tod und Auferstehung versuchte er in den rational fassbaren Strukturen des dialektischen Werdens und Vergehens der Welt begreifbar zu machen. Auch das Sterben Gottes im Geist der Geschichte brachte Hegel mit der natürlichen Dialektik von Tod und Auferstehung in Verbindung. Vergebens, denn nach damaligem Denken konnte weder seine Dialektik des vernünftigen Werdens etwas mit dem Gotteswort zu tun haben, noch weniger war seine Definition von Auferstehung mit der Wiedererweckungsvision von einen Wanderguru zu vereinen, die bis heute das Denken theologischer Hochschulen beherrscht.

 

Wo sich der Schöpfungswille nur nachts im trunkenen Schlaf leichtgläubigen Menschen offenbart oder Dogmatikern, die dann ihre Meinung in alte Bücher hineinlesen, da hat die philosophisch nachgewiesene Vernünftigkeit allen Werdens nichts mit Offenbarung zu tun. Und noch wenig kann in kreativer Kult-Entwicklung durch den Zuwachs von Wissen, das uns in der Gnadengabe des ewigen Dialektes gegeben wird, an Auferstehung gedacht werden. Hegels Denken wird so von Theologen, auch wenn sie mit Hochachtung zurückblättern, nur als eine panlogistische Phänomenologie betrachtet, die nichts mit dem historisch hingerichteten Heilsprediger zu tun hätte. Im Weltprozess der Menschheitsgeschichte kann der, dessen historisches Wesen dann heute Papst und theologische Wissenschaft als Hoheitlichkeit nachweisen wollen, nicht vor. Man beruft sich auf die „Jünger der ersten Hand“ die nachweislich vom hoheitlichen Wesen der Weltvernunft (damit auch dem kreativen=schöpferischen Geschichts-hand-eln) gesprochen haben, um einen um den See Genezareth ziehen Heilsprediger draus zu machen. So müssen dann die vielzähligen Vorstellungen der frühen Aufklärung – von Goethe bis Hegel – als Pantheismus, Panlogismus oder Pannentheismus abgetan werden. Heraus kommt dann der christologische Doketismus, den bereits der Philosoph Justin kurz nach der Zeitenwende vermeiden wollte, wenn er auf die menschliche Seite Jesus bestand. Und was ähnlich auch Gegenstand der unendlichen Konzilsdiskussionen war. Denn um das, was heute an den theologischen Hochschulen als historisches Wesen gedacht wird, kann es keinem der damaligen Denker gegangen sein. Gleichwohl Justin, wie alle Kirchenväter und Apologeten des Anfangs nachweislich immerzu vom Logos als Gottessohn ausgingen, sollte dessen menschlicher Aspekt deutlich gemacht und das menschliche Bild bewahrt werden. Die gesamten Auseinandersetzungen des Anfangs können bei ernsthafter Analyse nur vom Schöpfungswort aus gelesen werden, einen Gut/Gottmeschen zum Gegenstand gehabt haben, zu dem ihn der historisch-kritische Kurz-schluss degradiert hat.

 

Auch wenn Hegel einen Meilenstein markiert, der das Ende des Denkens über einen Weltgeist bedeutet, so sind noch viele Denker gefolgt, die mit einem zeitgemäßen Gottesverständnis rangen, aber mit philosophischen Schöpfungsvorstellungen scheiterten. Denn noch heute wissen die Schriftleerer, warum das nicht geht. Das wäre ja ein kein Gott, wie wir ihn uns im völlig vermenschlichten Götzenbild, mit freiem willkürlichen Willen vorstellen. Der würde sich ja in ewiger Zuverlässigkeit an seine eigene dialektische Ordnung – sein Wort - halten. Den könnte man abends vorm Einschafen nicht mehr versuchen zu überreden, es am nächsten Tag nicht regnen zu lassen, damit der Familienausflug nicht ins Wasser fällt. (Auch wenn das noch nie gewirkt hat – was allerdings nicht gegen das Beten spricht, sondern auch vielmehr auch hier ein neues Verständnis verlangt.)

 

Der wäre dann ja auch nicht mehr haftbar zu machen, weil er die Naturkatastrophe nicht aufgehalten hat. Denn obwohl wir wissen, wie wunderbar die gesamte Geologie, Meteorologie und Biologie der Genesis dient, urteilen wir menschlich nach Un-wetter und Un-kraut. Wir wissen zwar um die Logik von Verschiebungen der Erdkruste und können über das Zusammenspiel im Erdinneren, wie es die moderne Wissenschaftler freilegt, nur ehrfürchtig stauen. Doch machen wir, wie beim Erbeben von Lissabon, am Beginn der Theodizeefrage, den Eingreifgott verantwortlich. Und wie soll einer, der für die vielen Grausamkeiten und das angebliche Morden, Fressen und Gefressen werden in der Natur verantwortlich ist, der Gott der menschlichen Liebe sein?

 

So wird einem vermenschlichten Gottesbild gehuldigt, wie es die Weisheit vom Anfang den Monotheismus vermeiden wollte, indem sie auf den setzte, der sein wird, dessen Angesicht sich ewig wandelt, der unaussprechlich war und von dem man sich kein menschliches Bild machen sollte. Doch so einen Gott wollen wir nicht. Das kann nicht der nach kirchlichem Gutdünken hier und da eingreifende Wundertäter sein, der uns in die Wiege gelegt wurde, der dann nach Weisung seine irdischen Vertreter im modernen Ablasshandel Sünden vergibt und für Wiedererweckungen gegen die kausale Logik sowie geheimnisvolle Eingebungen als Offenbarungen sorgt und so dann meist im Kampf mit den Naturmächten gesehen wird.

Wer einen anderen Gott nachdenken will, als den selbst bei heutigen Atheisten fest eingefleischten, wird als Pantheist abgetan oder mit Spinoza und Einstein in die Ecke eines angeblich philosophisch theistischen Gottesbegriffes gestellt. Dabei ging bereits Giordano Bruno, auf den sich heute „neue Atheisten“ berufen durch eine damals noch spekulativen Deutung des unendlichen Kosmos und des Ordnungsgefüges aller Natur von einer Vernünftigkeit aus, die am Anfang als Gottessohn verstanden und als einziger Offenbarungsgrund bzw. Hinweis auf schöpferischen Wille und Sinn gesehen wurde.

 

So hat gerade auch die von Leibniz und anderen Aufklärern neu aufgeworfene Frage der Theodizee zwar dem alten Glauben den endgültigen Gnadenstoß gegeben, konnte aber noch nicht wirklich zu einem Nachdenken über natürliche Schöpfung beitragen. Die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes, seinem Nichthandeln bei den natürlichen und kulturgeschichtlichen Katastrophen bzw. Millionenmorden, spricht im alten Denken gegen seine Existenz. Das menschliche Leid, auch wenn es noch so logisch zu erklärt ist, ebenso wie das anscheinend Böse in der Natur, dessen Bio-logik bereits Schulkindern klar gemacht wird, spricht im alten Weltbild gegen Gott. Denn der wird nicht als Vater der kreativen Logik gesehen, sondern entsprechend dem mystischen Weltbild als wundersamer Eingreifer. Und wenn dieses Götzenbild dann auch noch nach menschlichem Maß beurteilt wird, kann keiner das biologische Werk als Gotteswirken betrachten. Andererseits wird der gesetzte Gott angesichts des Leides, das er nicht verhindert, völlig machtlos. Entweder kann er es nicht oder er will nicht? Entweder ist er weder allmächtig noch allwissend oder er ist ein schlechter Gott. All dies führte im Aufklärungsatheismus bzw. zum Abfall vom vorgesetzten Gottesverständnis. Doch genau dies macht deutlich, dass die Zeit des vermenschlichten Götzenbild, das einem graubärigen Zauberer zeigte, der als ein Vater des mild lächelnden Jungen mit etwas kürzerem Bartwuchs scheint, abgelaufen ist. Alle Ausflüchte der Theologie, dass beispielsweise der Ratschluss Gottes nicht zu begreifen sei, der Allmächtige dieses Böse der Biologie einst doch noch überwinden werde… führt nur noch weiter in Abseits, weg von einer vernünftigen Erklärung all-mächtigen kreativen=schöpferischen Handeln im logischen Aufbau der Welt.

 

Wenn im Neuen Testament nichts über das Theodizeeproblem zu lesen ist, dann scheint dies ein weiterer Beweis dafür, dass die damaligen Denker nicht von einem Vorgesetzten Gott ausgegangen sind, der durch wundersames Fingerschnippen seine Allmacht beweist und Dinge ganz nach Gutdünken richtet, sondern der nur im logisch-natürlichen Prozess des Werdens, wie ihn die Dialektik klar machte und er heute in der Evolutionsbiologie verdeutlicht wird, sein all-mächtiges Wirken offenbart. Wer auf das vertraut, sich dafür begeistert, was aus Sternenstaub geworden ist und bei vernünftiger Entwicklung des Kultes noch sein wird, der kann letztlich im Ablauf keine Fehler sehen. Wenn zwei Prinzipien miteinander ringen, dann nicht die bösen, üblen Chaosmächte der Natur mit einer un/übernatürlichen Ordnungsmacht, sondern nur menschliche Unvernunft, Gier, Egoismus aus Un-ein-sichtigkeit bzw. Aberglaube mit einer natürlich-kreativen Logik/dem Logos, der nicht nur das schöpferische Wesen offenbart, sondern auch dessen Wille.

Wie bei den griechischen Skeptikern, die bereits zur Zeitenwende die Theodizeeprobleme anprangerten, müssen auch heute die Argumente der Theodizee nicht in Atheismus oder Agnostizismus führen. Die Theodizeefragen richteten sich nicht gegen den Vater der natürlichen Schöpfungslogik, sondern den mystischen Zauberer, der total vermenschlicht allmächtig in das Geschehen –generell gegen den natürlichen Ablauf - eingreifen soll. Wo einzig Jesus, die Logik/Vernünftigkeit des kreativen kosmischen und kulturellen Werdens auf den Schöpfer verweist, hat sich die Theodizee in Luft aufgelöst.

 

Allein schon die Verselbständigung des Gottesbegriffes, der heute mit dem bestimmenden Grund natürlicher Schöpfungsordnung scheinbar nur am Rande noch was zu tun hat, zeigt die Weisheit des Alten Testamentes, macht deutlich, wie sinnvoll es nach wie vor wäre, völlig auf einen feststehenden Begriff zu verzichten und nur von der Vernünftigkeit, d.h. dem lebendig Wort auszugehen, das auf der evolutionären Entwicklungsstufe des jeweiligen Weltbildes wahrzunehmen ist.

 

Wenn jedoch nach einer Mundartpredigt in der Zeitung berichtet wird, dass so der Pfarrer den Menschen das Gotteswort nahe gebracht hat, kann keiner auf die Idee kommen, im natürliche und kulturellen Verlauf der Genesis nach dem Wort zu hören, von dem er als Jesus schwärmt. Wo ein gesetzter Text, der in pfälzischem Dialekt vorgetragen wird, als „Wort Gottes“ auf Pfälzisch bezeichnet wird, kann in der kreativen Dialektik allen Werdens nicht das schöpferische Wort verstanden werden. Selbst wenn bewusst ist, wie diese Dialekt im evolutionären natürlichen Verlauf selbst den größte Unsinn wieder heilt, den die Menschen anrichten, das hilfreiche Wort des liebevollen Gottes ist, der Sonntags besungen wird, kann nicht nachgedacht werden. Noch weniger, warum in der ewig wirksamen Vernunft, die die Aufklärer in Händen hielten, der Schöpfer den Menschen genau das Heil gegeben hat, von dem in der Kirche so viel zu hören ist. Solange alle Welt über einen Guru denkt, der kirchlich zu einem geheimnisvollen Gott erhoben wurde, klingt es völlig absurd, in der Kreativität das Wort Gottes verstehen zu wollen.

 

Wie auch im wachsenden Wissen, der Einsicht, sich in Sinne einer ökologischen Vernünftigkeit zu verhalten „Gottes Liebe“ bzw. das in menschlicher Verant-wort-ung zu beant-wort-ende Wort gegenwärtig ist, bleibt unverständlich, solange die Theologie den Schwachsinn von Auferstehung in die Welt setzt, wie er heute an Ostern zu hören ist. Die reale Gegenwart Christi findet dann im Buch statt, kann weder mit philosophisch-natürlichen Welterklärungen, noch mit dem kosmischen Christus des Teilhard des Chardin zusammengedacht werden. Christliche Dogmatik und der von Teilhard im Evolutionsverlauf verstandene Christus machen sich so gegenseitig zum Mythos, statt sich zu bestätigen. Jedes rationale Nachdenken über reale schöpferische Wirk-lichkeit muss dann als rein persönliche Spiritualität abgetan werden, die mit dem Grund des jüdisch-christlichen Glaubens nichts zu tun hat. Denn das war ja angeblich nur ein Guru.

 

Während heute nur noch Schlupflöcher für Schöpfung gesucht werden, beispielsweise in der Quantenmechanik, gab am Anfang der Aufklärung noch viele Ansätze zu einer ganzheitlichen Schöpfungserklärung: beispielsweise Hegels philosophisch-kosmischer Metaphysik. Auch nach deren Verneinung und der Vermenschlichung von Vernunft  durch Kant sind noch viele weitere Versuche zu umfassen Welt- als Schöpfungserklärungen auszumachen. Doch weder Heidegger, auf den sich die viele Philosophen gern berufen, noch prozesstheologische Theorien, wie sie Alfred North Whitehead wagte, konnten Schöpfung und menschliche Bestimmung wirklich vergegenwärtigen. Das blieb bisher einem wiedererwachten Guru vorbehalten, dem angeblich der eine Gott die offenbarende Wahrheit eingeflüstert hat. Wen wundert es, wenn dann heute bei der Diskussion um Evolution im Schülerkreis des Papstes hoch gelobte Philosophen nur noch vom „Gerücht Gottes“ sprechen, auf das sich dann auch postmoderne Denker berufen und die babylonische Aufspaltung der Weltbilder für unumkehrbar halten. Wo das natürliche Wort in der gegenwärtigen Welterklärung nicht wahrgenommen wird, bleibt nur ein altes Gerücht, müssen dann spinnernde un- und übernatürliche Sondertheorien von Schöpfung (meist buchstabenfundamentalistisch) den Geist völlig vernebeln.

 

Während die Glaubensaufklärer der Antike auf den Logos, die rationale Welterklärung der Griechen gründeten, diese dann kein Thema war, das im Neuen Testament aufgerollt werden musste (wie dies bei der urchristlichen Gnosis, der jeweils rationale Kosmoserklärungen vorangestellt werden, noch nachzulesen ist), wird heute im Exil des Intellektes Schöpfung aus dem Denken ausgeklammert. Allenfalls werden der Buchstaben bzw. lieb gewonnener Vorstellungen zuliebe weltfremde Theorien von Schöpfung in die Welt gesetzt oder vielfältige rein persönliche Vorstellungen geschmiedet, die mit der natürlichen Welterklärung nichts zu tun haben. Die Vielfalt der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten wird zu einem Mono-theismus erklärt. Gleichwohl der angebliche Gutmensch von Nazareth dazu nicht wirklich was zu sagen hat, wird er als göttlicher Offenbarer, Grund des neuen Schöpfungsverstandes/Bundes dargestellt. Wer dann gar bei den Evolutionsbiologen, die in Auswertung der biologischen und psychologischen Erkenntnisse um die vernünftigen Ordnungsmuster des natürlichen Werdens die lebendige Offenbarung lesen, den Auferstanden erkennen will, der muss völlig den Verstand verloren haben.

 

Alle Versuche, die Weltbilder zu versöhnen müssen misslingen, solange der Messias kirchlich zu Gott gemacht oder im aufgeklärten Kurz-schluss dann nur als antiker Guru verstanden werden muss. Auch die Fehlversuchen von ideologischen Vernunftreligionen sind als Folgen der noch fehlenden Möglichkeit zu erkennen, in völlig neuer Weise das „grund“legende Wesen des jüdisch-christlichen Glaubens wach wahrnehmen zu können. Die unzähligen, sich immer mehr theoretisierenden ideologischen Welterklärungs- und Herrschafts- bzw. Wirtschaftsmodelle, die sich im Laufe der Geschichte gegenseitig verneinten und unter leidvoller Erfahrung erschöpften, lassen sich als logische Folge von verflüchtigenden Vorstellungen im Irrgarten der Aufklärung erkennen. Solange nicht ein-deutig aufgrund realer Wirklichkeit auf ein lebendiges Wort/Vernünftigkeit des kreativen Werdens geschlossen bzw. sich für eine natürliche Bestimmung begeistert wird, gibt es nichts, was das echte Ge-horsam des menschlichen Verhalts verdient, Leitlinie für menschliche Vernunft sein kann. 

 

Auch wenn die Kirchelehre mit völlig leeren Händen dasteht, Dogmen hochhebt, die nur noch belächelt werden, kann scheinbar von einem Denken, dem der Gute Junge als letzter historischer Halt und die Gegnerschaft zu allen natürlichen Welterklärungen in die Wiege gelegt wurde, keine Wende erwartet werden. Daher ist die Aufklärung aufgefordert, den Weg weiterzugehen und neu zu versuchen die Kabel zusammenzubringen. Nur so lässt sich der kulturelle Kurz-schluss postmoderner Hilflosigkeit überwinden. Wo die Sicherung durchgebrannt und das Licht ausgegangen ist, da hilft es bekanntlich nicht, nur eine neue Birne zu benutzen, sondern  muss der Kurz-schluss behoben, neu geschlossen werden. Statt die Bibel im bisherigen Stil wegzurationalisieren, immer weiter zu verkürzen oder als Märchenbuch zu verneinen, wäre es Aufgabe der Aufklärungsorgane, das vorhandene Wissen auszuwerten und die Schriftlehrer beim „Wort“ zu nehmen.

 

2.3. Durch Auf-verstand Angst nehmen

 

Wie groß muss der Leidendruck bei der hilflos gewordenen, postmodernen Aufklärung, wie der Kirchenleere noch werden, um beiden Seiten die Angst vor einem Neuverstand auf natürlich-schöpferischem Nenner zu nehmen, sondern hierzu Anstoß zu geben?

 

Dabei ist die Angst vor einem neuen universalen Verständnis unbegründet. Ein neues Verständnis nimmt weder der Aufklärung die Rationalität und Freiheit, noch der Glaubenslehre ihren historischen Halt. Die universale Wahrheit, um die es am Anfang ging und die als Schöpfungswerk menschliche Bestimmung bedeutet, ist im Grunde die ganz natürliche Wirklichkeit, von der wir nicht erst seit den ökologischen Erkenntnissen wissen, dass wir mit ihr im Einklang leben, wir uns an ihr ausrichten müssen.

 

Die Glaubenslehre, die denkt durch den Verlust eines charismatischen Gutmenschen den letzten historischen des Grund und gemeinsamen Bezugspunkt zu verlieren müsste sich doch langsam klar werden, dass sie nur gewinnen kann. Wenn sie an Ostern in den Spiegel schaut, wo ein Robin Hood der Levante als „Guru“ zum Titel gemacht wird, gibt es kein noch weniger. Nach Nietzsches Analyse des Gottestodes ist nun der letzte Rest von dem genommen, was noch den Grund christlicher Religion ausmacht. Wer dem Glaube nicht nur einen vergeistigten, sondern einen verständlichen realen und geschichtlichen Grund geben und die biblischen Bedeutungsinhalte aufgeklärt begründen will, der muss in neuer Weise nach dem Fragen, um was es am Anfang ging. 

 

Denn auch wer glaubt, mit Auferstehung nichts am Hut, im Aufklärungsatheismus endlich den Aberglauben und alle menschlichen Ideologien hinter sich zu haben, hat sich – wie der wöchentliche Blick in den Spiegel unserer Zeit zeigt - getäuscht. Zu Recht werden Glaubensvorstellugen für den Unsinn verantwortlich gemacht, der in ihrem Namen geschah und weiterhin geschieht. Unabhängig davon, dass ein Großteil der gegenseitigen Anmaßungen, der Kriege und Probleme direkt auf das Glaubenskonto gehen, ist auch der politische Missbrauch des Glaubens nur eine Folge dessen Entleerung. Doch letztlich „glauben“ alle, auch wenn es dann der Glaube an das Nichts, die Sinnlosigkeit ist, so das Selbst zum letzten Kultobjekt wird, das den eigenen Kindern die Zukunft frisst, in vollem Wissen die Welt immer weiter ins Ungleichgewicht bringt.

 

Die Angst, durch ein Neuverständnis des alten Glaubens und einer Begeisterung für eine Kosmos und Kultur bestimmende Kreativität=Schöpfung, fundamentalistischen Ansprüchen nur neuen Nährboden zu geben, ist nicht nur unbegründet, sondern geht in die falsche Richtung. Das Fundament der Auf-verstehung ist die kreative Wirk-lichkeit der Welt, nicht sich gegenseitig verneinende und bekämpfende Dogmen. Es geht um Glaubensaufklärung, d.h. die Befreiung aus selbst verschuldeten Unmüdigkeit, die Bewältigung der Probleme, die sich durch die Formen dessen ergeben, was wir allgemein „Glauben“ nennen und derzeit das Gegenteil von Wissen ist.

 

Ein mündiges Verständnis, das in der Denkfreiheit der Aufklärung wachsen kann ist nicht starr, sondern entwickelt sich in frei kreativ weiter. Es schließt alte Glaubensformen nicht aus, sondern fragt in neuer Weise nach dem gemeinsamen Grund, den es im Rahmen des jeweiligen kulturellen Kontextes zu verwirklichen sucht. Um die Probleme zu überwinden reicht es nicht, alte, unmündige Vorstellungen nur zu Verneinen. Dies zeigen nicht zuletzt die wiedererweckten Christen in Amerika, die glauben im Namen Gottes in den Krieg zu ziehen oder von ihrem glaubensüberzeugten Präsidenten im Energie-Kampf gegen andere Glaubenskämpfer aufgehetzt werden. Wo Glaube auf persönliche Vorstellungen und Dogmen baut, wo er das Gegenteil von Wissen ist, da ist Missbrauch um persönliche Macht, entstehen Ideologien oder wird atheistischer dem kindliche Konsum- und Kapitelegoismus die Zukunft geopfert. Wo allerdings ein auf Wissen gründendes Verständnis bzw. eine Begeisterung für vernünftig hervorbringende Kreativität höherer Art (Schöpfung) herrscht, die von freien Wesen in mündiger Weise menschlicher nach menschlicher Vernunft verwirklicht wird, werden genau diese Probleme überwunden.

 

 

2.4. Problemlösung deutlich machen

 

-Wer die theologischen Inhalte der Bibel belegen, die Bedeutungsaussagen begründen und so dem alten Glauben einen universal verbindlichen Grund geben will, der auf freie mündige Weise wahrgenommen werden kann, der muss nach einem neuen Verständnis der alten Inhalte fragen. Dabei geht es nicht um einen neuen absoluten Gottesbeweis, sondern nur ein neues vernünftig freies Schließen im Kontext unserer gewachsenen Kultur.

 

(Reine Glaubensbegründung wäre nur wieder dem Selbstzweck des Glaubens an einen gemeinsamen Gott gedient, statt die Notwendigkeit einer gemeinsamen Schöpfungsbegeisterung für eine vernünftige kreative Weiterentwicklung der Weltkultur zu verstehen.)

 

-Wer beispielsweise will, dass sich die Menschen in gemeinsamer Weise an eine ökologische Ordnung halten, nicht nur gegenseitig Vorhaltungen machen, die sie trotz ihres Wissens um die Folgen zu umgehen versuchen oder in kindlichem Egoismus ignorieren, der muss – wie sich heute zeigt - deutlich machen, dass hier nicht nur die menschliche Vernunft Verhaltensänderung verlangt, sondern in der natürlichen Ordnung eine Autor-ität spricht, die den Sinn des gemeinsamen Ganzen gibt.

 

-Wer die Hoffnung auf Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit noch nicht aufgegeben hat, dem bleibt nur, in neuer Weise nach „Vater“ und „Mutter“ zu suchen, damit auf freie Weise eine Weltfamilie möglich wird.

 

-Wer die Unvernunft der Welt beklagt, der darf nicht das Vermögen verdammen, sondern das Unvermögen, das gegebene geistige und materielle Vermögen nur im Sinne der Gen- statt der Genesismaximierung zu nutzen.

 

-Wer auf eine kreative Weiterentwicklung freier vernünftiger Wesen setzt, der sollte in der freien Kreativität des Kosmos und der evolutionären Kulturentwicklung nach einer Bestimmung fragen, für die es sich zu begeistern gilt.

 

-Wer in einer kulturell zusammengewachsenen Welt die Globalität beklagt, der macht damit nur deutlich, wie dringt notwendig heute ein globaler Geist für die Weltgesellschaft bzw. eine Weiterentwicklung einer gemeinsamen Kultur ist.

 

-Wer deutlich macht, wie Konsum- und Kapitalegoismus unseren Kindern die Zukunft fressen, der muss nach dem Grund dieser kindlichen Verhaltensweise suchen.

 

-Wer nicht weiter der Unvernunft hörig, sondern Zukunft und Wohlstand sowie Wachstum für alle will, der muss mündig im kreativen Wachstum der Welt nach dem „Wort“ hören, dessen Einhaltung dann Lustgewinn, statt Last verspricht.

 

-Wer nüchtern den Zustand einer Welt analysiert, die sich gegenseitig arbeitslos macht, statt gemeinsam nachhaltig mit wachsender Bildung und kreativem Bewusstsein die Probleme zu lösen, Zukunft zu gestalten, statt sie zu vernichten, der kommt nicht umhin, nach einer Vernünftigkeit als Maß zu fragen, die mehr ist als menschliche Meinung.

 

-Wer wahrer Autonom sein, sich nicht mehr von einer Vielzahl unmündiger Stimmen, ob Glaubens- oder Un-wirtschaftsmarketing manipulieren lassen will, der muss nach dem Wort/einer Vernünftigkeit hören wollen, die in kreativer Kosmos- und Kulturentwicklung mündig wieder zu verstehen ist.

 

Nicht das Ende von Philosophie und Theologie ist angesagt: Die alte Geschichte geht im neuen Verständnis weiter. Es ist ein Verständnis, das völlig verschieden ist, von gewohnten Vorstellungen, sich gewaltig von alten Mythen-, Domgen- und rein persönlichem Glaube unterscheidet aber dennoch keine Absolutheit erhebt, sondern das Bisherige im Sinne einer kreativ vernünftigen Kultentwicklung weitererzählt, in die kulturelle Kommunikation einbindet und hieraus seine Legitimation bezieht.

 

 

 

3. Ostern: aufgeklärter Neuverstand des alten und ewig lebendigen Wortes vom Anfang[GM1] [GM2] 

 

(Nur Stichpunkte, die noch auszuformulieren sind)

 

Im Grundsatz: Den schriftgeleerten Tod Gottes analysieren, um über neuen Schöpfungsverstand nachzudenken, Schrumpfungsprozess eines christlichen Glaubens ohne Auferstehung/Neuverstand als Tod schöpferischer Tat-sache zum Thema machen. Die theologischen Aussagen zur Auferstehung aufgreifen, um nachzuweisen, dass es um einen universalen Neuverstand des Schöpfungswortes geht.

 

 

2.1. Statt Hokus-Pokus geschichtliches Handeln im evolutionären Verlauf der Erkenntnis

 

Wenn wir auswerten, was wir über die Auferstehung wissen, was theologisch darüber ausgesagt wurde und heute gedeutet wird, dann müssen wir von einer völlig neuen Weltsicht ausgehen, die nicht weiter auf Mythen und Glaubensgesetze gründet, sondern selbst versteht: Wo also das Wort echt lebendig ist. Wie in vielfach geschildert, kann es bei der Auferstehung weder um die wundersame Wiedererweckung eines Wandergurus, noch psychologische Erklärungen oder die Wirkungsgeschichte in der Erinnerung der Gemeinde gehen, sondern muss ein Ereignis begründet werden, das „Grund“legender Bedeutung für das gemeinsame universelle Verständnis einer vernünftigen Schöpfung ist: ein Neuer Bund, Neubegründung des alten bzw. anfänglichen Monotheismus.

 

Eine solche universelle Neubegründung war zur Zeitenwende und ist heute nicht im Bezug auf das Buch, Schöpfungsmythen bzw. alte „Gerüchte“ (so der oft zitierte Philosoph Speamann, der auch im Schülerkreis des Papstes über „Schöpfung“ mitdiskutierte)  möglich, sondern dem logischen kreativen Hervorbringen als schöpferischen Handeln. Und genau dies wird heute im evolutionären Verlauf, in Zufall, Mutation und Selektion, den physikalischen Gesetzmäßigkeiten bzw. kosmischen Konstanten erklärt, kann in der Geschichte des Kosmos und der Kultur nachgesehen werden. Wenn von Evolutionsbiologen nachgewiesen wird, dass unsere Natur Gen-maximierung zum Ziel hat, dann brauchen wir nur weiterzudenken, um zum gemeinsam-schöpferischen Zweck der Genesis-maximierung zu kommen. Statt dem eingebildeten Gott eine neue Nische für sein Handeln zu suchen, Schöpfung neben die Natur zu stellen, können dann Evolutionsbiologen, die den alten Gottesbegriff als „Wahn“ entlarven, zum neuen Wort-führer werden.

 

 

Die unbegrenzte Schöpfermacht, die unzerstörbare Treue, von der die Theologen reden, lässt nur dort sinnvoll nachdenken, wo die Naturlehrer das Weltganze logisch als eine in all seinen Einzelteilen unbegrenzte Kreativität nachweisen.

 

2.2. Auferstehung im Alten Testament: kollektive Weiterentwicklung im Verstand des Wortes

 

Israels Glaube ist von Anfang an eine kulturgeschichtliche Befreiung, eine Rettung und Weiterentwicklung des schöpferischen Verstehens: Auf-verstehung. Wer Jesus als Jude und den Bezug des ersten auf das zweite Testament ernst nimmt, wie es die heutige Theologie ständig betont, der kann Jesus und seine Auferstehung nur im Kontext der jüdischen Glaubensvorstellung- und Problematik verstehen, wie wir sie heute aus dem Exodus- bzw. Exilsgeschehen wissen.

 

Wir können nicht die theologische Bedeutung von Ostern aus dem Alten Testament ableiten – wie dies sicht zu recht oft getan wird – ohne auf das Exodusgeschehen, die Befreiung aus dem Exil zu reflektieren. Und da wir wissen, wie hier ein in rationale Logik erstaunlicher Wissenschaft und mystische Erklärungen bzw. Glaubensvorstellungen gespaltenes Weltbild überwunden wurde, eine Glaubensaufklärung war, die den Glaube an die eine unsagbare und unsichtbare, unbildbare Schöpfermacht begründete, von der das Wort allen Werdens ausging, muss das auch das heutiges Maß für Auferstehung sein.

 

„Höre“ Israel, ist der Aufruf zum ewig neuen „verstehen“ des Wortes und weist genau auf das hin, was hier als Auf-verstehen verstanden wird. Wo allerdings die Dialektpredigt als Wort Gottes auf Pfälzisch bezeichnet wird, kann keiner auf die Idee kommen, im philosophisch dargelegten Dialekt allen Werdens auf das schöpferische Wort zu hören. Wo über Jahrhunderte gelehrt wurde, dass auf die Stimmen der Kirche zu „hören“ sei und wo geglaubt wird, weil man Sonntags auf den Prediger oder gar Fernsehevangelisten „hört“, der einen vor-gesetzten Text in seinem Sinne auslegt, da ist man weit weg vom „Hören“ des anfänglichen Israel. Doch dort ging es nicht um menschliche Worte, alte Mythen oder Gesetze auf die zu hören war, sondern ein die Weltgeschichte, Kosmos- und Kultgeschichte bewirkendes Schöpfungs-Wort.

 

Auch die Bezeichnung der unaussprechlichen Schöpfungsmacht als „Ich bin der, der ich sein werde“ weist auf einen Entwicklungsprozess hin, der die Notwendigkeit eines ewigen Auf-verstehens verdeutlicht. Der Verstand von Schöpfung bleibt nicht stehen, sondern muss immer wieder neu erarbeitet werden. Und nachdem wir wissen, dass es bei Moses und der Landnahme nicht um einen Volksbefreier und seine kriegerischen Auseinadersetzungen ging, sollte auch hier langsam klar werden, dass die ewige Weiterentwicklung des Monotheismus, das Weiterziehen ohne starre Bleibe das eigentliche Thema ist. Es ist die aufgeklärt zu lesende Geschichte Israels, die den Weg zu einem Weiterziehen:Weidewechsel, einem neuen Verstand von Schöpfung im modernen kausalen Weltverständnis weist. Hiervon – und nicht von der Wiedererweckung eines hingerichteten Menschen – handeln die messianischen Hoffnungen. Es ist das ewige Ringen um den richtigen Verstand, dessen Weiterentwicklung. Der neue Bund, der nicht nur im Neuen Testament mit dem Auferstandenen Jesus begründet wird und über den zur Zeitenwende heftig nachgedacht wurde (u.A. Funde in Qumran), war und ist kein Aufwärmen alter Mythen. Es ging um die Vergegenwärtigung von Schöpfung im lebendigen Wort.

 

Und da wir wissen, wie der taub gewordenen Tempelaristokratie das Hören des lebendigen Wortes zur Zeitenwende fehlte, wird einmal mehr klar, dass ein neuer Verstand notwendig war. Allein der Blick zum Tempelberg, die Opfer- und Taufriten oder alte Texte konnten damals so wenig das „Hören“ ersetzen, wie sie es heute tun. Not-wendig ist ein neuer Verstand.

 

-Den geschichtlichen Jesus von Nazareth gab es nicht vor Ostern

 

-Kreuzestod als Krise, Neuorientierung – Auferstehung als Überwindung vom Abfall

 

-Nach dem Neuen Testament ist das lebendige Wort wiedererweckt

 

-Statt an auf-„grund“ der Auferstehung glauben

 

3. Kreative Wirk-lichkeit sehen und realisieren, statt Tote lebendig reden wollen

 

3.1. Ist Ostern wirk-lich der Messias, seine Wirkungsweise sichtbar und wirkungsvoll geworden?

Oder sagen wir so nur von einen zu einem Heilsprediger, aus dem eine Weltreligion wurde?

 

3.2. Realisieren wir den Gottessohn?

Oder reden wir von Titeln, die einem Heilsprediger – gar gegen seinen Willen- verliehen wurden?

 

3.3. Erkennen in Berufung auf den Auferstandenen die endgültige kreative=schöpferische Gegenwart als: Wirk-lichkeit/Tat-sache?

Oder geht es bei den angeblich offenbarenden Erklärungen nur um geheimnisvolle, zauberhafte Vorstellungen von Gotteshandeln?

 

3.4. Nehmen wir den wahren König der Juden –die irdische Verkörperung schöpferischen Willens/Wortes- wahr?

Oder sehen wir nur einen Gutmenschen, die allenfalls von seinen Anhängern als König oder Gott verehrt wurde?

 

3.5. Begreifen wir den einen neuen Kult begründenden Bund durch die wiederverstandene kosmische Weisheit Davids, den Schöpfung vergegenwärtigenden Tempel in Person Jesus?

Oder denken wir an einen besonders begnadeten Heilsprediger, der etwas mehr Menschlichkeit predigte und daher in die mythische Rolle gesteckt wurde?

 

3.6. Verstehen wir das philosophisch-theologische Paradigma des Paulus?

Oder gehen wir nur von philosophischer Einfärbung, apologetischer Propaganda aus?

 

3.7. Sehen und verstehen wir das lebendige Wort?

Oder halten wir uns weiter an Buch-staben bzw. alte Gesetze, Mythen, Dogmen?

 

3.8. Können wir wirklich erklären, warum Jesus für die Sünden der Welt starb und auferstanden ist?

Oder deuten wir nur eine außerweltliche Theologie?

 

Selbst wenn in Berufung auf die Bibel ständig gesagt wird, man solle den Lebenden nicht bei den Toten suchen. Wir halten uns an eine tote Theologie, die wir lebendig reden wollen, statt nach dem lebendigen Wort zu fragen, das in durch die Aufklärung wieder hörbar gegeben wurde?

(Weiter Punkte, die noch auszuformulieren sind, was allerdings zum Teil bereits vorweggenommen ist.)

 

4. Aufklärung: Türöffner zur Auferstehung der Toten

 

4.1. Im Christentum sind alte kosmischen Grundlagen inklusiv

 

4.2. Aufklärung vom Anfang des Monotheismus an

 

4.3. Anstoß, neu nach Vernunft zu suchen

 

4.4. Gegenwärtige Aufklärung als Gabe des gegenwärtigen Gottes

 

4.5. Sinn im evolutionären Geschichtsverlauf, im dialektischen Auf und Ab sehen

 

4.6. Aufklärung als Auferstehungs-auf-gabe der Kirche

 

 

5. Theologie der Aufklärung

 

5.1. Grund des Glaubens aufgeklärt erkennen

 

5.2. Ostererscheinungen als reale Tat-sachen

 

5.4. Statt aufgrund alter Zeugnisse und Zeugen glauben, aufgeklärt schließen

 

5.5. Ende aller Auferstehung-ausflüchte und anthropologischer Erklärungsversuche

 

5.6. Statt notwendiges Dogma: Notwendigkeit als gegenwärtige Not-Wende

 

5.7. Wissen über alte Auferstehung zwingt zur abermaligen Auferstehung

 

5.8. Faktum der historischen Aufklärung ist wissenschaftlich feststellbar

 

5.9. Wie Auferstehungs-wirk-lichkeit die Welt zum Fortschritt führt

 

 

6. Aufklärung/Auferstehung als entgegenkommende Gabe zur Weltganzheit

 

6.1. Wende zur neuen Existenz

 

6.2. Auf-stehen: Gabe im heutigen Geschichtsgeschehen

 

6.3. Ostern als Aufblühen eines neuen Weltverstandes

 

6.4. Kirche an der Kreuzung

 

6.5. Aus- bzw. Auf-richten (nach oben)

 

7. Wie Auferstehung Aber- und Irrglaube reinigt

 

7.1. Theo-logik in kosmisch-geschichtlicher Logik lesen

 

7.2. Wiederverstand der Welt als Werkstatt/Wort eines selbst Unsagbaren

 

7.3. Theologische Gegenrede im neuen Verständnis verstummen lassen

 

7.4. Vollendendes Erlösungshandeln im neuen Verständnis

 

7.5. Schwachsinnsrede umstimmen

 

7.6. Mit neuer Wahrheit Wende der Weltzeit

 

7.7. Die Logik von der mitleidenden Schöpfermacht

 

7.8. Lebenspraxis im autonomen Verstand nach kreativer Logik ausrichten

 

 

Ein neuer Schluss der Geschichte: „Auf“-ver“steh“ung“ statt „Ab“-„fall“

 

Abschließend in Kurzform zusammenfassen, wie im Verlauf der Geistesgeschichte der bisherige buchstäbliche Kurz-schluss zu

 

-Monismus

-Idealismus

-Kants Entleerung des Kosmos

-Materialismus

-Buchstabenkreationismus

-Sucher nach Lücken und ID

-Humanismus

-Naturalismus als Atheismus

-Religiöser Beliebigkeit

-Christlichem Dogmatismus/Mythosglaube

 

führte und wie die Probleme dieser Denkweisen im neuen Schluss gelöst, ihre Zielrichtungen erreicht werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 


 [GM1]

 [GM2]