Vom Hokuspokus

zum heilenden Mahl

 

 

Wie das Wissen um die Bedeutungsinhalte des Abendmahles bzw. dessen Vorgängerkulte und deren Neuinterpretation durch Jesus – nun für Juden und Griechen – erneut deutlich macht, dass  weder ein christologisch vergotteter Reformer mit am Tisch saß, noch ein junger Geheimgott ewig mitbedacht werden muss. Denn bei allem was wir „dem Schöpfer sei Dank“ heute wissen, kann das historische Wesen, das ein neues Bewusstsein des einen Vatergottes für Juden und Heiden gleichermaßen und somit ein gemeinsames Mahl begründete, nur die schöpferische Weisheit, das in allem natürlichen Werden lebendig-gegenwärtige schöpferische Wort/der Logos in menschlicher Person gewesen sein.

 

Wer in der Bibel beschrieben ist, historisch wirkte und in neuer Weise das Brot brach. Wer selbst das Brot des Himmels war. Wessen Leib wir verspeisen, ewig wach halten müssen. Und wodurch uns dann wahre Vergebung gegeben wird, war weder ein junger Reformjude, noch eine geheimnisvoll gesetzte Christusgottheit. Vielmehr verhindert heutiges Theologie-Hokuspokus die aufgeklärte Wahrnehmung schöpferische Vernunft hinter der menschlicher Gestalt des historisch-hoheitlichen Jesus.

 

Gleichzeitig geht es daher auch um Überlegungen, wie wir vom geheimnisvollen Hokuspokus heutiger Kulthandlungen, über die oft rein dogmatisch oder menschlich gestritten wird, zu einem echt gemeinsamen Mahl kommen: Eine Denk- und Dankgemeinschaft, bei der die kulturgemäß personifizierte Weisheit allen natürlich-kreativen Werdens als der grenzüberschreitend, mit aufgeklärtem Wissen um evolutionäre Prinzipien wahrzunehmende lebendige Mittler des monotheistischen Gottes der Väter, vermittelnd mit am Tisch sitzt.

 

Wo es hinführt, wenn wir weiterhin das Bild des guten Jungen als historischer Jesus in den Vordergrund stellen, ist beispielsweise im Film zum aktuellen Jesus-Bestseller „Sakrileg“ zu sehen. Wird insbesondere in der sich anschließenden Diskussion deutlich. Das Buch über den angeblichen „Da Vinci Code“, das die Göttlichkeit Jesus als kaiserliche Fälschung anprangern will, findet vor allem deswegen so viele Leser, weil die Kirche die Göttlichkeit Jesus bzw. die schöpferische Funktion Jesus nicht mehr erklären kann, die Hoheitlichkeit den aufgeklärten Menschen nur als ein Hokuspokus erscheint. Mit dunklen Geheimnissen will man sich nicht mehr zufrieden geben. Wie jede Blume, streben wir zum Licht, zu logischen Erklärungen einer Wahrheit. Solange jedoch die Hochschultheologie den historischen Jesus nur als einen Heilsprediger hinstellt, von „Hoheitstiteln“ spricht, die einem Jesus später verliehen wurden, über dessen historisches Wesen es bereits seit Albert Schweizer nichts zu sagen gäbe, halten sich die Menschen dann lieber an den Hokuspokus, der ihnen im Film vorgeführt wird. Statt in der biblischen Geschichte sowie im realen Verlauf der Geistesgeschichte das Wesen des geschichtlichen Jesus zu sehen, das lebendige Wort zu verstehen, hören sie auf geisterhafte Geschichten.

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Markus Sasse,

 

wenn heute Jesus als Grund des Glaubens in der Realität kaum eine Rolle noch spielt, dann liegt es daran, dass das, was Sie und Ihre Kollegen heute den Menschen als historischen oder hoheitlichen Jesus darstellen, keinen universellen Glauben an den einen Schöpfer mehr begründen kann. Und noch weniger lässt sich daraus der Wille des Schöpfers bzw. menschliche Sinngebung ableiten.

 

Sich einfach auf die Göttlichkeit Jesus berufen zu wollen, wie das auch im Hinblick auf Dan Browns Bestseller derzeit dogmatisch geschieht, bringt nicht weiter. Längst halten auch viele Ihre Kollegen die Christologie für ein Produkt der Kirche oder reden vom großen Geheimnis der Göttlichkeit Jesus. Sie machen damit das Neue Testament zum Hokuspokus. Als göttlich kann man letztlich jedes Stück Holz, jeden Stein, Buchstaben oder ein Bild erklären. Es an die Wand hängen und anbeten. Das bringt nicht weiter, hält vielmehr davon ab, nach dem Schöpfer bzw. seinem in allem natürlichen Werden lebendigen Wort zu hören, eine offenbarende Weltvernunft in der Gegenwart wahrnehmen zu können. Die Göttlichkeit Jesus – und damit auch seine in der Bibel belegten Bedeutungsinhalte und Aussagen - lassen sich jedoch aufgeklärt nachdenken und –weisen. Es liegt an Ihnen und Ihren Kollegen, ob die Menschen weiter nur von einem vergotteten Wanderguru ausgehen, oder nach dem Logos/Schöpfungswort in menschlicher Gestalt/Rolle als historische Realität einer antik aufgeklärten Glaubensreform und heute lebendigem Wesen fragen.

 

Wie schon oft will ich versuchen meine beschränkten Möglichkeiten zu nutzen, um Ihre Ausführungen über den Weg des Abendmahles zum christlichen Sakrament aus der Perspektive einer schöpferischen Vernunft weiterzuführen: Als Konsequenz unseres Wissens um die geistigen Hintergründe des Geschichtsgeschehens eine neuen Leseweise der Bibel bzw. insbesondere ein neues Jesus und somit christliches Selbstverständnis einzufordern. Nicht nur, um die Zuverlässigkeit und Bedeutung des Neuen Testamentes als echt neuen Bund der Zeitenwende zu bestätigen, sondern den modernen Menschen ein aufgeklärtes universelles Gottesbewusstsein aufgrund des Wissens um das vernünftig/logische evolutionäre Werden zu ermöglichen.

 

Was Sie beim biblischen Themenabend über den Weg des Abendmahles zum christlichen Sakrament an aktuellen Erkenntnissen ausgeführt haben, war erneut ein eindeutiger Hinweis, dass das in der Bibel beschriebene historische Wesen (der Grund christlichen Glaubens) eine ganz andere Gestalt gehabt haben muss, als heute an Hochschulen gelehrt wird und daher alle Welt wie selbstverständlich voraussetzt.

 

1. Heute halten wir Hokuspokus für ein heiliges Mahl

 

Was wir heute als Abendmahl hinstellen bzw. uns als Mahl Jesus vorstellen, ist in Wirklichkeit kaum mehr als ein Hokuspokus. Eine geheimnisvolles Ritual entsprechend Ihrer  Deutung „her mit dem Leib: hoc est corpus meum“: dies ist mein Leib. Eine alte Lehre wird dogmatisch hin und her gezerrt, ist zu einem weitgehend inhaltslosen Ritus verkommen. Ein Sakrament, das heute selbst die beiden großen christlichen Kirchen entzweit: Buchstaben trennen sagt die Bibel, erst der beschworene Geist würde einen.

 

Die Vorstellungen über das Abendmahl weichen nicht nur zwischen den beiden Kirchen, von denen jede die Dogmen auf ihre Weise auslegt, weit voneinander ab. Während die katholische Seite konservativ klammert, gibt sich die evangelische Seite meist menschlich-modern. Bei Kirchenversammlungen wird dann über gewichtige Fragen abgestimmt, das Alter festgelegt, ab den man am Hokuspokus teilnehmen kann. Eine rein menschliche Beurteilung nimmt ihren Lauf. Vom Leib des als Gottessohn lebendigen Wortes/Logos, der hinter der Wandlungsformel steht, und der in der Antike eine echte Wende bewirkte, ist nichts mehr zu hören. Vielmehr hält die aufgeklärte Welt das ganze Geschehen für eine frömmliche Gaukelei, einen theologischen Taschenspielertrick mit beschwörenden Formeln, über die heute nur noch unverständlich zwischen den Religionsparteien dogmatisch gestritten wird. Von einem Mahl, bei dem gar die verschiedenen Weltbilder, beispielsweise aufgeklärte Naturwissenschaft und Neutestamentler, aufgrund ihres gemeinsamen Wissens dem einen Schöpfer gedenken, ist nichts zu sehen.

 

Während bei der Beurteilung des Abendmahles bisher meist auf griechische Symposien oder jüdische Kultmähler verwiesen wird, haben Sie deutlich gemacht, welch großer Wandel sich vollzogen haben muss, wenn nun „christlich“ Griechen und Juden an einem Tisch saßen. Und um genau dieses Mahl, bei dem heutiges Heidentum (das aufgeklärt-atheistisch-rationale Denken) und Aber-glaube trotzdem an Tradition-  bzw. Gesetzeslehre wieder an einem Tisch sitzen und dem einen realen Schöpfer ge-denken, geht es mir, wenn ich ständig ein neues Nachdenken über das neutestamentliche Geschehen verlange.

 

Das Mahl war bei Juden und wie Heiden weit mehr als nur Nahrungsaufnahme. Und jede Veränderung in der Bedeutung des gemeinsamen Mahles, die Sie und Ihre Kollegen mir ständig erklären, ist ein Beweis, dass sich ein neuer Bund vollzogen hat, der sich nur in einem neuen Bewusstsein des einen Schöpfers erklären lässt. Dies war zwar durch antike Aufklärung des griechischen Denkens bedingt, konnte jedoch erst in Ein-sicht mit jüdischem Monotheismus und alten Bildern zur Blüte gebracht werden.

 

Gerade die Juden scheinen nach dem Verlust des Tempels ihre Identität aus dem gemeinsamen Mahl bezogen zu haben. „Jetzt mit den Heiden zu speisen, war weltbewegend.“ Allein mit einem Messias zu essen, wäre nach Ihren Worten nichts Besonderes gewesen. Auch wenn Menschen, die man für messianisch hielt, nicht gerade die Tagesordnung waren, so waren sie für Juden denkbar. Doch jetzt in geistiger Gemeinschaft ein Dankessen zu halten, dem gemeinsamen Schöpfer zu ge-denken, das lässt sich nur durch einen Kulturwandel, ein neues Bewusstsein des monotheistisch (bisher gesetzten) Gottes begründete. Ein vergotteter Guru, den man heute für den historischen Jesus hält, hätte diesen Wandel ebenso wenig bewirkt, wie eine diesem aufgesetzte Lehre, die nur die rituserstarrte Traditions- und Gesetzlichkeitsfrömmigkeit etwas reformiert hätte. Der gesamte Bedeutungswandel bzw. die inhaltliche Neufüllung der alten Kulthandlungen und Lehren (ob hebräischen oder hellenistischen Ursprunges) setzt ein neues Verständnis des in aller Natur bzw. Geschichte schöpferisch lebendigen Wortes/in der Welt wirksamer Vernunft/Weisheit voraus. Und genau dieser Logos/die Weltvernunft war, wie Sie besser wissen als ich, in den griechischen Denkweisen der Zeitenwende lebendig, war nicht nur bei Johannes das Thema, wurde als Wesen angesprochen, das wegweisend für das menschliche Sein war. Gerade die christlichen Denker, die gegenüber der abstrakten Vergeisterung das menschliche Wesen Jesus betonten, gingen doch eindeutig vom lebendigen Schöpfungswort/dem göttlichen Logos als Geschichtswesen aus. Wer am Tisch saß, wenn nun in neuer Weise gemeinsam dem einen Schöpfergott gedacht wurde, kann nach allem was wir Gott sei Dank heute wissen, nur dieses lebendige Wort gewesen sein.

 

2. Nur vom lebendigen Wort kann echt geistige Gemeinschaft ausgegangen sein

 

Da im Neuen Testament althebräische Begriffe oder Kulthandlungen aufgegriffen und umgedeutet wurden, muss deren ursprüngliche Bedeutung in neuer Weise bedacht worden sein. Wenn das gemeinsame Mahl von Juden und Griechen keine Bagatelle war, dann war für die Bedeutung der jeweiligen Kultmähler in der Gestalt Jesus von Nazareth ein gemeinsamer Nenner lebendig: Was die Juden Wort Gottes oder Weisheit der Schöpfung nannten und worauf seit der Nachexilszeit der Glaube an den einen Gott gründete, die Griechen in Überwindung ihrer polytheistischen Mythologie als Logos allen natürlichen Werdens philosophisch abstrakt selbst vergotteten, hatte eine neue Gestalt. Nur so lässt sich eine geistige Gemeinschaft nachvollziehen, die nicht weiter in unserem heutigen Sinne nur über althergebrachten inhaltlich entleerten Hokuspokus stritt. Während vorher bei den Juden der Sprung ins Ritualbad auf wundersame Weise das Essen mit Heiden heilen musste, saß nun der lebendige Grund der Heilung selbst mit am Tisch. Welch ein gewaltiger geistiger Wandel?

 

Nach dem was wir wissen, hat sich durch die denkende Synthese von Juden und Griechen, nicht durch jeweils sich selbst oder gegenseitig verneinenden Synkretismus oder großherzige Toleranz (wie sie heute gut gemeint von den Glaubensformen oft gefordert wird), ein neues Bewusstsein des Vatergottes und Gottes der Väter geboten. Wenn Jesus diesen Familienvater bzw. Schöpfer in der Welt vertritt, dann war es kein zum Gott des Gesetzes erhobener Guru. Vielmehr muss die Theologie nach einem neuen Verständnis des gemeinsamen Vaters für Juden und Griechen fragen, das durch den griechisch definierten Logos als Gotteswort und –sohn gegeben war. Was Sie als Menschen- oder Gottessohn bezeichnen, der dem alten Monotheismus abhanden gekommen war, jetzt wieder lebendig wurde, kann nicht das historische Wesen gewesen sein, von dem ich ständig höre. Es war weder der, den Sie und Ihre Kollegen mir als historischen Jesus von Nazareth hinstellen, noch der hoheitliche Christusgott, wie er heute als großes Geheimnis dogmatisch vorgesetzt und verherrlicht wird. Die bewirkt heute so wenig ein neues grenzüberschreitendes Gottesbewusstsein, wie sie sie damals den gesuchten und beschriebenen neuen Bund hervorgebracht hätte. Die neue Brüderschaft, die jetzt über die Juden hinausging, ein neues Israel (der Gottes Wort Hörenden und mit ihm Kämpfenden) begründet, ist entweder nur eine neue Form von theologischem Taschenspielertrick (zauberhaftem Hokuspokus). Oder sie muss in einem neuen, echt universellen Bewusstsein des Schöpfers des gesamten konkreten Kosmos begründet werden.

 

Das gemeinsame Mahl macht die neue Familie bewusst, die in Dank für Brot und Wein, weltliche und geistige Nahrung (Wissen um das natürlich-schöpferisch vernünftige Wie und Warum), dem einen Schöpfer gedenkt, zu seinen Ehren isst und lebt. Doch dieser Dank ging nicht an von einem vor-gesetzten Gott aus, von dem man heute kaum mehr weiß, dass er der Schöpfer der realen Welt ist (für Brot und Wein). Denn auch wenn man dies mit den Lippen beteuert, so fehlt bei uns das die Weltbilder vereinende Bewusstsein. Diesem stehen nach wie vor die Buchstaben bzw. deren Banalverständnis im Weg. Wenn der Essensritus, der nach dem Verlust des Tempels den Juden als Identifikation diente, nun gemeinsam mit Griechen gefeiert wurde, um wahrhaft jüdisch zu sein (was nachweislich das Anliegen der Christen war) dann lässt sich die von Ihnen dargestellte „Dramaturgie“ nur in einem Bewusstsein nachvollziehen, das den griechisch erkannten Logos als offenbarenden Sohn des einen unsichtbaren und unsagbaren Gottes sah.

 

Was wie Sie sagen „weltbewegend“ war, ging weder von einem charismatischen Reformjuden aus, noch hat es das Judentum verlassen. Und noch weit weniger hätten Juden und Heiden mit einem Heilsprediger zusammen gegessen, den man heute blind-buchstabengläubig als eine Art Gott hinstellt. Die Christen sahen sich logischerweise als wahres Judentum, bei dem die alte schöpferische Weisheit/aber ebenso der Logos der Griechen, in der Gestalt Jesus mit am Tisch saß: eine neue Identität für die Juden, die auch im griechischen Symposium wach denkend über den einen Gott sprechen und diesem für neue Erkenntnis wie weltliche Gaben danken konnte. Wenn Sie mir zustimmen, dass es im Abendmahl des Johannes um den hoheitlichen Jesus ginge, dann können Sie Johannes doch nicht nach eigenem Gutdünken zerschnipseln, um ihn für das theoun“logische Allerweltsbild des vergotteten Guru zurechtzubiegen. „Das Brot des Lebens“ als hoheitliches Wesen, von dem Johannes ausgeht, lässt sich weder auf einzelne Abschnitte des nach ihm benannten Evangeliums, noch auf Teilsegmente des Neuen Testamentes insgesamt beschränken. An keiner Stelle der Bibel geht es um den, der heute als historisch hingestellt oder geheimnisvoll aufgrund alter Buchstaben als göttlich erklärt wird. Alle Bedeutungsinhalte und theologischen Deutungen eines echt neuen Bund sind Belege für ein neues Bewusstsein des einen Gottes, das auf das gegenwärtige Schöpfungswort als Sohn des lebendigen Gottes baut.

 

Die Konsequenz des heutigen Denkens spricht der selbst ständig betonten Wende im Gottesbewusstsein durch Jesus ihre inhaltliche Bedeutung ab. Warum nicht nur die jüdische Gesetzlichkeit und die griechische Philosophie, sondern auch die Schöpfungsvorstellungen des Götterpantheon bzw. alter Mysterienvorstellungen in einem neuen Bewusstsein vom einen Gott aufgingen, kann dann so wenig gedacht werden, wie heute das Wissen um das logisch-kausale Werden mit dem christlichen Weltbild auf einen Nenner zu bringen ist. Die gleiche Vernunft, die in aller Natur dafür sorgt, dass aus augenscheinlichem Chaos kreative (schöpferische) evolutionäre Ordnung wird, hat auch zu einer Neuordnung der antiken Gottesvorstellungen geführt. Ich hoffe Sie verstehen, warum ich mich daher wohler fühlen würde, wenn Sie Ihre Schüler am 1. Weihnachtsfeiertag zu einem Mahl im Mithrasheiligtum nach Gimmeldingen einladen, um einen Stier zu schlachten und dabei gleichzeitig in neuer Weise naturwissenschaftlich über den Schöpfer nachzudenken, als sie zu kirchlichem Hokuspokus anzuhalten, bei dem die Realität des schöpferisch wirksamen Geistes keine Rolle mehr spielt. Solange nur Kerzen hochgehalten werden, um im Andenken an einen vergotten Guru vom Licht der Welt zu reden, wird genau das ausgedreht. Was Sie mir über die Bedeutung der heidnischen Symbole erklären, wo der Sonnengott das Chaos besiegt, das kommt dem Vater des Kosmos näher, als kirchliche Sakramente, die längst ihres schöpferischen Inhaltes beraubt sind.

 

Auch wenn Sie über das Abendmahl bei Herodes nachdenken oder das Kultmahl in Qumran, dann lässt sich mit Sicherheit dort weit mehr vom schöpferischen Geist des kosmischen Geschehens nachvollziehen, als im kirchlichen Sakrament heute noch vorhanden ist. Wenn selbst die evangelischen Christen beim Abendmahl, wie auch bei anderen Sakramenten nicht mehr auf einen Nenner kommen. Wenn Ihr Doktorvater u.A. deswegen angeklagt wird, dass er nur angeblich evangelisch wäre, weil er in Wirklichkeit katholisch getauft sei, dann ist das ein weiterer Beleg dafür, dass uns die notwendige Schöpfungsweisheit fehlt, die damals Griechen und Juden vereinte. Wir streiten heute nur über Hokuspokus, ohne uns Gedanken über das reale Geben von Wein und Brot, den Vater des gesamten Kosmos machen zu können.

 

Sie brachten uns bei, dass mit „Essen“ die stärkste Form der Aneignung einer Lehre beschrieben war, es also nicht darum geht, das Fleisch eines wiedererweckten Wanderguru gedanklich zu verspeisen. Auch das alte Gesetz jetzt auswendig zu lernend sich einzuverleiben, in neuer Weise einer dogmatischen Lehre zu verfallen, kann bei allem, was wir über den christlichen Paradigmenwechsel wissen, nicht der beschriebene Wandel (das Ende der Gesetzlichkeit) sein. Es geht um Jesus, der damals die Stelle der dogmatisierten Riten und Gesetzlichkeit einnahm. Doch wenn die in Jesus menschlich-lebendige schöpferische Weisheit nicht wahrgenommen, im historischen Jesus weiterhin nur ein Gottmensch vermutet wird, bleibt das christliche Abendmahl ein kirchlich verordneter Kannibalismus. Wenn wir - wie der von Ihnen genannte Indianer Jones nur nach dem Kelch eines jungen Zimmermannes suchen, (während im Film der böse Nazi als dessen Gegenpatt zum Goldkelch griff  und dafür bestraft wurde) -  greifen auch wir ins Leere.  

 

3. Gemeinsamer Geist statt Gespenster

 

Sie versuchten mir beizubringen, dass es beim gemeinsamen Mahl nicht um ein gemeinsames Denken ging, sondern eine „geistliche“ Gemeinschaft. Doch was wird heute unter Geistlichkeit verstanden?: Eine rein religiöses Reden und Handeln, das im Gegensatz zum Weltlichen steht, denkt das Lexikon heute. Doch die theologische Lehre hat sich damit dem des Schöpfers entleerten Weltbild unterworfen. Sie will nun außerhalb der Vernunft des natürlichen Werdens ein außerweltlich-geheimnisvolles Glaubensreich, eine jenseitig „geistliche Welt“ schaffen. Das heutige religiöse Denken hat seit der erneuten Aufklärung das kausale Schöpfungsgeschehen zum scheinbaren Selbstschutz (in Wirklichkeit Buchstabenschutz gegen das naturwissenschaftliche Weltbild) weitgehend ausgeblendet. Was mit Vernunft nicht mehr erfassbar ist, wird dann als „geistliche“ Wahrheit hingestellt: Vergeisterung. Aus einem gemeinsamen Denken ist allenfalls ein persönliches Gespür geworden, das beim gemeinsamen Singen jeder „vergeistigt“ mit sich selbst ausmacht. So wird dann alles „geistliche“ automatisch zum Hokuspokus. Statt einen realen schöpferischen Geist/die naturwissenschaftlich nachvollziehbare Weltvernunft in neuer Weise als Mittler des einen Gottes und seines Willens begreifbar zu machen, werden Gespenster beschworen. Man liest eine religiöse, d.h. geistliche Dichtung, deren geschichtliche Realität dann selbst die nicht mehr ernst nehmen, die darauf ihre Dogmen gründen.

 

Doch haftet diesem Denken nicht genau das an, was wir mit „Geisterfahrer“ bezeichnen: Fahren in die dem evolutionären Verlauf der Schöpfung entgegengesetzte Richtung? Fahren ohne Orientierung an einer vorgegebenen Vernunft/schöpferische Ordnung, die aller Weiterentwicklung des Werdens zugrunde liegt. Nicht einem übergeordneter schöpferischer Geist bzw. einer Weisheit allen Werdens, wie sie heute in biologischen oder astronomischen Beschreibungen oft als kosmische Intelligenz (in neuer Weise als Weltvernunft) bezeichnet wird, fahren wir nach. Statt dessen suchen wir weiter Zuflucht in außerweltliche-jenseitiger Geistlichkeit. Andere suchen dann nach einem geheimisvoll-geisterhaften Designer, der sich das ausgedacht und durch Hokuspokus so herrlich hergestellt hat. Die Einen halten sich in neuer Weise an numinose Wesen im Zwischenbereich zwischen Göttern und Menschen oder an alte Gesetze. Die Anderen haben die Natur selbst gottgleich gemacht, vergöttern in einer neuen Form von Materialismus (gleichwohl sie denken diesen überwunden zu haben) dessen natürliche Gesetzlichkeiten. Ähnlich wie die griechischen Philosophen. Genau das Denken, dem damals durch Jesus der Dämon ausgetrieben wurde, lässt sich heute analysieren.

 

(Ich vergesse immer wieder, es ging ja angeblich nur um einen Wanderguru, der irgendwelchen Zeitgenossen von krankhaften Geisteszuständen heilte, ähnlich wie heute esoterische Geistheiler. Eine echte Heilung des krankhaften Weltbildes, eine Austreibung der Dämonen kann dann nicht vorkommen. Die Vergeisterung des religiösen Denkens ist vorprogrammiert, solange ernsthafte Neutestamentler nicht in neuer Weise nach dem Wesen des christlichen Glaubens fragen.) 

 

Wo Geistlichkeit im Gegensatz zum weltlichen Wort steht. Wo man nur einem nicht wirklich erklärbaren hoheitlichen Jesusgott hinterherhinkt. Da kann eine Vernunft, die über das alltäglich Weltbild des Materialismus hinausfragt, jedoch durchaus objektiv bleibt und aus dem sinnlich wahrnehmbaren kausal-natürlichen Werden (nicht persönlich-spritueller Vergeisterung) einen schöpferischen Sinn/Logos ableitet, nicht nachgedacht werden. Was hinter der körperlichen Dingwelt steht, jedoch nicht im Gegensatz zu ihr, von den alten Griechen als Wesen angesprochen wurde, bleibt dann für das christliche Denken unbedeutend. Auch wenn man weiß, dass nicht nur Johannes von der Weltvernunft spricht, darauf die frühe Kirche gründet und über deren Wesen diskutierte. Die Theologie, ursprünglich die weiterführende Umsetzung des philosophischen Weltwissens, wird so zur Wissenschaft der Antiwelt: Vergeisterung. Dann bleibt uns nur noch über Babylon bzw. die Sprachverwirrung zu klagen. Mit ihrem Doktorvater festzustellen, dass es völlig verschiedene Zimmer gäbe im Weltenhaus, deren Sprache sich nicht übersetzen lasse. Die Geisteswissenschaften fallen so auseinander, werden jeweils zum Selbstzweck. Künstler, Philosophen, wie alle Wissenschaften, die die Ordnung des Lebens in Staat und Gesellschaft, Recht, Sitte und Erziehung, Wirtschaft und Technik zum Gegenstand haben, bleiben für sich getrennt. Sie folgen keiner gemeinsamen schöpferischen Norm, wie sie m.E. am Anfang des christlichen Abendmahles theologisch erfasst und tonangebend mit am Tisch saß. Wenn diese Norm nicht von dieser Welt war, wie wir aus dem Neuen Testament wissen, dann geht es um keine Unnatürlichkeit. Ich bin aufgrund des mir beigebrachten Wissens gewiss: Eine schöpferische Weisheit/Vernunft, die alle natürliche Welt bewirkt, ohne einfach Gott zu sein, höher steht, als heutige Schriftauslegung oder rein humane Menschlichkeits-Meinung, hat das Brot gebrochen und den Weg zum Schöpfergott und richtigem Verhalten gewiesen.

 

„Wie wohlschmeckend“ wird heute das Wasser geschildert, das dann als Blut Jesus von der historisch kritischen Theologie oder den Dogmatikern ausgeschenkt, nur noch aus noch älterem Hokuspokus abgeleitet wird. Wir stehen auf einem abgegrasten Feld, kauen wieder und rühmen, wie köstlich das Gras sei: Weidewechsel steht an, neue Ostern bzw. Wiederverständnis des lebendigen Wortes. Die Aufgaben der neutestamentlichen Hirten wäre es, die Herde zur neuen Weide zu führen. Denn ohne die alten Lehren aufgrund neuen Wissens vom vernünftigen Werden der Welt mit schöpferischem Inhalt zu füllen, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, der nicht einfach geheimnisvoll mit Gott oder dessen geisterhaftem weltfremdem Geist umschrieben wird, bleibt auch die Weisheit bzw. schöpferische Logik geisterhaft, die hinter den alten Lehren steht.

 

Hauptsache, beim sonntäglichen Hokuspokus ist der sog. „Heilige Geist“ dabei. Was immer sich jeder hinter diesem meist einer frommen Gefühlswelt, einem rein persönlichen Gespenst denkt. Was die Theologie dann versucht aus dem Trinitätsdogmas abzuleiten, ist für die Welt dann völlig unbedeutend. Was bleibt, ist dann meist nur noch ein Geistertrio von Vater, Sohn und deren Vergeisterung. Gleichwohl es in Wirklichkeit eine neu anzuwendende Weltformel wäre, um den unbekannten Schöpfer und seine bewussten Geschöpfe auf einen Nenner zu bringen: Die Menschen zum gemeinsamen Verstand des Vaters, durch das im Sohn lebendige Schöpfungs- und Schriftwort zu führen.

 

4. Wie Neutestamentler vergeistern, statt gemeinsamen Nenner zu benennen

 

Wenn Ihre Kollegen in der ZNT aufgrund aktueller Kritik an den Religionen die Gewalt des Neuen Testamentes hinterleuchten, sie dabei entsprechend dem heutigen Christusbild die Aussagen eines Gurus untersuchen bzw. was der zum Christusgott gewordene Sohn eines Zimmermannes sagte, erlebte, selbst machte oder über Gott dachte, dann betreiben auch sie Vergeisterung. Was ein zum Gott geadelter Religionsrebell, der mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth zog über die Gewalt dachte, ist nicht nur für das Verhalten der modernen Menschen völlig belanglos, sondern auch für den Glaube. Es kann, wie sich in der Geschichte zeigte, beliebig verwendet werden.

 

Ob der Schöpfervater gewalttätig ist oder Gewalt will, kann auch nicht in alten Gesetzen nachgesehen werden. Es ist in jedem Wetter zu sehen. Auch wenn dies uns oft nicht gefällt oder gar zur Verwüstung von Städten führt. Denn wenn heute ein gewaltiger Sturm oder ein Erdbeben über uns hereinbricht, dann wissen wir, dass dahinter nicht ein geheimnisvoller Rachegott oder böser Geist steht, kein mechanistischer Zufall oder eine kosmische Zerstörungswut, sondern eine schöpferich-kreative Ordnung: Eine Vernunft, von der alles ausgeht, die jedoch alles andre als „gewalttätig“ im negativen Sinne ist, sondern auf sinnvolle Weise Kreation durchsetzt. Nur durch die Vernunft dieser Ordnung werden Erde und Himmel bzw. die Bausteine der Materie im Gleichgewicht gehalten. Nur durch diesen Logos allen Lebens wurden in kausaler evolutionärer Entwicklung aus Sternenstaub Geist begabte freie Wesen, die jenseits von Vergeisterung in allem natürlichen Werden - im Ein-vernehmen mit dem Traditionstext - das schöpferische Wort hören, aufgeklärt den Gott der Väter verstehen  können. Auch wenn Sie und Ihre Theologiekollegen das aufgrund ihrer Vorstellung von einem als göttlich gesetzten Guru nicht wahrhaben wollen, so sitzt auch heute der lebendige Jesus mit am Tisch. Die Wahrnehmung einer kreativen bzw. schöpferischen (d.h. göttlichen) Weltvernunft/des Logos als Gottessohn würde helfen, nicht nur die verschiedenen Weltbilder und Glaubensgegensätze zu überwinden. Sie zeigt uns auch die Liebe des persönlich anzusprechenden Schöpfervaters und den Weg wahrer Vernunft, den wir als schöpferische Wesen im Alltag gehen müssen.

 

Wenn heute in ZNT Jan Assman und Andere über den gewalttätigen Gott diskutieren, gar den Glauben an den einen gemeinsamen Schöpfer des Alles für die Gewalt im Namen Gottes verantwortlich machen, dann denken sie über die Verfallserscheinungen von Religion nach, bei der Jesus nur ein hingerichtet Heilsprediger ist. Wen wundert es daher, wenn selbst der Kreuzestod herhalten muss, um über die Gewaltverherrlichung des Neuen Testamentes nachzudenken. Während damals im lebendigen Logos aus nationalen heidnischen Natur- und jüdischen Gesetzgöttern der eine gemeinsame, universale Gott wurde, werden heute von den Hochschullehrern rein literaturkritisch Buchstaben ausgezählt, ob Jesus jetzt wirklich der Altruist sei, als den ihn die Menschlichkeit hinstellt, oder doch der Gewalt zugeneigt.

 

Es kann Ihren Kollegen bzw. Lehrern nicht um den Schöpfer der realen Welt gehen. Solange sie Jesus für einen schriftlich vorgesetzten Gottesguru halten, suchen sie nur im Gesetz zu begründen, ob Gott gewaltig ist oder Gewalt will. Eine Welt, die längst weiß, dass alles einer einheitlichen natürlichen Weisheit/Gesetzlichkeit entspringt, bastelt sich weiter Nationalgötter, die gegeneinander in den Kampf der Kulturen geschickt werden. Das Alte wird dann mit dem Neuen Testament verglichen und aus einem angeblichen Rachgott ein liebvoller Vater gemacht. Doch weil angeblich nur ein Wanderguru bzw. ein Gottesgeheimnis das so sagte, fehlt dafür der Verstand. Wo ein neues monotheistisches Paradigma über die Aufgaben der verschiedenartigen menschlichen Wesen nachdachte, werden dann nur Frauen diskriminierende Äußerungen des Paulus nachgewiesen. Und letztlich hat die Geschichte gezeigt, dass sich mit den Buchstaben in der Hand jeder Massenmord begründen lässt.

 

Wo vom Vater des heutigen Weltenlogos als Gott unserer Väter nichts zu sehen ist, baut jeder auf den eigenen Verstand. Wo früher Volksgötter waren, die gegeneinander kämpften, bastelt sich heute der Verstand seinen eigen Gott und lässt ihn mal mehr oder weniger gewalttätig sein. Da muss dann die Hinrichtung eines Heilspredigers bzw. dessen Verzicht auf Gegenwehr oder Feindesliebe dafür herhalten, von aufgeklärten Menschen ein friedfertiges Verhalten zu fordern. Sich auf die Soziologie der Jesusbewegung zu berufen, dabei Gewaltfreiheit zu verlangen, klingt lächerlich, solange wir nicht die allen Fortschritt bewegende Weltvernunft sehen, die spricht, sondern nur einen jungen Friedensprediger. 

 

Wenn der Mensch des Neuen Testamentes Friede und Solidarität übt, geistige Grenzen überwunden hat, dann nicht wegen vorgegangener Schriften, an denen Sie und Ihre Kollegen ständig die neutestamentlichen Aussagen des festmachen wollen: Wie wenn kein neuer Bund gewesen wäre, der den alten erst wieder füllte. Ich bin gewiss, dass das schöpferische Wort lebendig war, die wahre Brüderschaft der Völker im Verstand begründete. Nur so lässt sich der Wandel nachvollziehen. Wo jedoch dieses Wort erstarrt, jeder auf seinen Text pocht, führt Glaube zur Aggression. Sich auf die Bergpredigt oder andere Aussagen Jesus – als eines Besserwissers - zu berufen, ist dann nur noch banal.

 

Den Fass dem Boden schlägt es jedoch aus, wenn Prof. Gerd Theißen in der ZNT dann den Abendmahlsritus als frühchristliche Aggressionsbearbeitung erklärt: „Die Taufe wird zur Taufe in den Tod Christi, das Abendmahl zum Gedenken an seinen Tod gefeiert. Vor allem das Abendmahl ist eine Verschränkung von praktizierter Aggressionsreduktion und imaginärer Aggressionszunahme.“ Das Abendmahl sei daher, auch wenn dies geleugnet werde, eine symbolische inszenierte Anthropophagie: Hier werde in symbolischer Weise Leib und Blut Christi verzehrt. Im rituellen Raum werde das größte Tabu der Menschen gebrochen, Kannibalismus praktiziert, um so die Menschen kooperativ zu machen. Jetzt wissen wir als Leser zeitgemäßer neutestamentlicher Hochschulliteratur endlich, was wir vom Christentum und seinen Sakramenten zu halten haben: Menschenfresserei in der Kirche. Der perverse Kannibale von Rothenburg, der per Internet einen Freiwilligen fand, um so seine Aggression in Lust zu verwandeln, scheint harmlos dagegen.

 

Da können Sie lange deutlich machen, dass es beim gemeinsamen „Essen“ nicht um das Verspeisen eines Menschen ginge, sondern damit der stärkste Form der Einverleibung einer Lehre ausgedrückt werde. Wo der göttliche Logos in menschlicher Ausprägung mit der Lehre eines vergotteten Wanderguru verwechselt wird, bleibt alles Hokuspokus. Während ich nachvollziehen will, wie sich im Abendmahl eine geistige Gemeinschaft ausdrückt, die in Gegenwart des lebendigen Wortes (im Einvernehmen antiker Aufklärung und alttestamentlicher Weisheit) auf neue Weise dem einen Schöpfer gedenkt und für die geistigen und materiellen Gaben dankt, durch einen gemeinsamen Geist Gewalt ausschaltet, bringen mir die Neutestamentler bei, dass es sich dabei nur um einen kannibalistischen Ritus zur Aggressionsüberwindung gehandelt hätte. Oder erklären, wie alte Riten auf einen Religionsrebellen übertragen wurden, zu dessen Verherrlichung herhalten mussten.

 

Wo es nur um das Andenken an einen hingerichteten Heilsprediger, nicht um ein Bild der antiken neuen Dank- und Denkgemeinschaft für den einen Schöpfer geht, kann kaum mehr herauskommen, als heutige Hochschullehrer deuten: Hokuspokus um einen getöteten Gottessohn, um dadurch die eigene Aggression seiner Anhänger zu überwinden. Es geht um die Kultivierung der Affekte durch die Vernunft, dabei mag der Neutestamentler Recht haben. Doch weder wurden hier nur stoische Strömungen auf Paulus übertragen, noch ein Ritus veranstaltet, um die Aggression der frühen Christen zu bändigen oder eine charismatischen Menschen hochleben zu lassen. Die richtige Erkenntnis führt zur Bewältigung der Affekte, genau das war bereits den philosophischen Schulen zur Zeit Jesus bekannt. Der Mensch benötigt ein richtiges Bewusstsein des einen Schöpfers, um als Gemeinschaft bestehen, sich im Bewusstsein des einen vernünftigen Schöpfergottes schöpferisch vernünftig verhalten zu können. Ein Hokuspokus bzw. Ritus allein kann nicht helfen: Sie als ernsthaft arbeitender Neutestamentler sind gefragt, in neuer Weise nach dem hoheitlichen und gleichzeitig historischen Wesen Jesus zu forschen.   

 

 

 

„Komm, Heiliger Geist!“

 

sind die päpstlichen Pfingstpredigten überschrieben, die in einem Büchlein zusammengefasst wurden. Doch wenn auch das, was Papst Benedikt XVI sagt, keine fromme Beschwörungsformeln sein sollen. Wenn das, was der intellektuelle Denker Joseph Ratzinger als guter Kenner der Bibel und ihrer Bedeutungsinhalte dort ableitet, keine dogmatischer Hokuspokus von einem himmelsfernen Jesusgott ist, dann muss das historisch-hoheitliche Wesen in neuer Weise gesucht werden. Ich bin sicher, der, den der Papst hier auf Erden vertritt, ist nicht einfach eingesetzter Christengott. Alles was hier ausgesagt bzw. in den Predigten des Papstes gedeutet wird, können die antiken Denker – ob Reformjuden oder –Heiden – weder auf einen Wanderguru, noch auf einen göttlichen bzw. Gottmenschen bezogen haben, wie ihn wir vor Augen haben.

 

Hiobs Schrei, den der Papst in Auschwitz bemühte, als er dort die Theodizee-Frage ins Zentrum seiner Rede stellte, ist neu zu hören. Doch wir wissen, dass es nicht Gottes Abwesenheit oder Unfähig war, die zum Massenmord führte und heute die Menschen wert- bzw. sinnlos und egoistisch arbeitslos macht, statt nachhaltig eine gemeinsame ökologisch und wahrhaft ökonomische Zukunft zu gestalten. Gott schweigt nicht. Er hat uns ein Gehör gegeben, um sein schöpferisch-lebendiges Wort neu zu verstehen, die Gegensätze bzw. Missverständnisse – auch zwischen Juden und Christen – zu überwinden.

 

Was heute nur als frommes Gerede oder dogmatische Glaubensformeln verstanden wird, lässt sich nur vom schöpferischen Logos aus als logisch belegen. Der Geist, von dem der Papst spricht, der auf die Wiederentdeckung der Schöpfung Gottes verweist, der Anfang über den Wassern schwebte, als dynamisches Prinzip die allzu fixierte Ordnung der Kirche und Welt aufbricht, lebt wirklich. Er ist im natürlichen Werden der Welt begreifbar. An Weihnachten ist die Vernunft des Schöpfers zur Welt gekommen, wurde der Logos in menschlicher Gestalt zum Licht der Welt. An Ostern ist er gestorben um Wiederverstanden zu werden. „Pfingsten ist Fest der Vereinigung des Verstehens.“ So der Papst. Ein neues Denken ist gefragt, das uns das gegenwärtige Wort des Schöpfers in neuer Weise verstehen lässt. Neutestamentler können es den Menschen ermöglichen das Wort der Schrift und der Schöpfung wach wahrzunehmen, Weihnachten, Ostern, Pfingsten wahr werden zu lassen.