Vernunft:

Tempel des Neuen Testamentes:

 

Erneut sind es die Erkenntnisse über die theologische Situation zur Zeit Jesus,

die nach einer neuen Sicht von dessen realem historischen Wesen rufen.

 

Hintergrund:

 

Die Auswertung unseres Wissens um die wahre Geschichte Jesus

- als geschichtlich wirksames Schöpferwort in Menschengestalt -

 führt zur aufgeklärten Wahrnehmung eines universalen Logos:

lebendige Vernunft allen natürlich-kreativen (=schöpferischen) Werdens.

 

Statt von der Tradition vorgesetzten Buchstaben, kirchlichen Vorgesetzten

und persönlichen Stimmen hörig, auf politische Messiasse und geheuchelte oder geheimnisvolle Hoheitswesen hoffend, werden die Menschen von Morgen aufgrund eines neuen christlichen Historien- und somit Selbstverständnisses

das universal gültige Schöpferwort im natürlichen Werden verstehen:

Hier ihre Herkunft, Handlungsnorm und den Sinn ihren Seins sehen, sich im neuen Bewusstsein entsprechend einer universalen Vernunft verhalten.

Doch Neutestamentler müssen dafür das Tor öffnen.

 

Hier:

 

Auswertung der heutigen Erkenntnisse über König Herodes und seinen Tempelbau als eine an Heiden gerichtete religiöse und politische Propaganda, die eine Brücke vom traditionellen Judentum zum römisch-griechischen Weltbild (politischen Messianismus) sein sollte. Da der historische Jesus laut Neuem Testament Gegenspieler und wahrer Tempel war, durch den dann erst die Versöhnung der Weltbilder ermöglicht wurde, führt dies zur Frage nach seinem wahren Wesen: einem in allem kosmischen Geschehen wirksamen Wort/Vernunft in Gestalt des historischen Jesus, echt universelle Wohn- und Wirkstätte, somit Offenbarung des einen Schöpfergottes: Tempel des Neuen Testamentes.

 

Die Probleme der Zeitenwende sind mit unseren vergleichbar. Heute wie im Ringen um innerjüdische Reformen zur Makkabäerzeit oder bei Herodes gilt es, durch die Rückbesinnung auf den eigentlichen Grund des Monotheismus die geistigen Grenzen zwischen den Kulturen sowie zwischen Glaube und einem weiterentwickelt (heute naturwissenschaftlichen Weltbild) zu überwinden. Nur so ist den Menschen ein zeitgemäßes universell gültiges Verständnis des einen Schöpfergottes zu vermitteln, das an alte Vorstellungen anknüpft, sich durch diese bestätigt.

 

Im zweiten Teil werden Stationen von Papstes Benedikt XVI. , u.A. bei seinem Deutschlandbesuch als Beispiele für die notwendige Wende im Bewusstsein christlicher Wurzel beschreiben.

 

 

An eine

junge Theologie

die bereit ist, alte Voraus-setzungen zu überdenken,

um dem Glauben neue Perspektiven zu geben.

 

Sehr geehrter Herr Dr. Sasse,

 

herzlichen Dank für die vielen Denkanstöße und Alles, was ich von Ihnen über die Bedeutung der Bibel und die geschichtlichen Hintergründe bei unseren Themenabenden im Neustädter Bibelhaus während der letzten Jahre lernen durfte.

 

1. Den Grund des Glaubens an den einen aufgrund des Wissens Schöpfergott neu verstehen

 

Auch bei unserem - hoffentlich nur vorläufig - letzten biblischen Themenabend über den Jerusalemer Tempel „Der herodianische Tempel als religiöse und politische Propaganda“ ist mir wieder bewusst geworden, wie wenig ich doch über das von Ihnen so anschaulich dargelegten Geschichtsgeschehen sowie die biblischen Texte und ihre Bedeutungsinhalte weiß. Und wie notwendig dieses Wissen wäre, um nachweisen zu können, was das Wesen wirklich war, um das es den antiken Verfassern ging. Was somit die eigentliche Grundlage des christlichen Glaubens ist. Vor allem jedoch: Warum genau der, von dem die biblischen Verfasser schreiben, heute lebt, zeitgemäß und wach denkend wieder zu verstehen ist, auf den einen Schöpfer und seinen Willen verweist.

 

Wenn wir das heutige Wissen um die innerjüdische Auseinandersetzung einer "Scharnierzeit" auswerten, die bereits bei den Makkabäern ganz deutlich wird, dann müssen wir dieses Wissen verwerten. Wer den dort gewaltsam verhinderten Versuch der Reform des Monotheismus durch antike Aufklärung betrachtet, der muss auch nach einer Antwort fragen, die nicht in dem gelegen haben kann, was heute an den Hochschulen als historischer bzw. durch seine Anhänger als Gottessohn verherrlichter Jesus hingestellt wird. Was nützt uns das Wissen um die Probleme des Tempels, der ständig in der Hand hellenistischer und später römischer Herrscher bzw. deren Beauftragte war oder der heidnischen Burg (Akra) auf dem Tempelberg, wenn wir dann nur einen Rebellen aus den Bergen Galiläas  ins Rennen schicken, dem angeblich das Attribute eines "neuen Tempels" nur angehängt wurde? Wie können wir beschreiben, wie damals hellenistische Juden (die wir auch als Verfasser des Neuen Testamentes betrachten) die Abgrenzung des rituserstarrten Judentums von anderen Völkern als Ursache des Unheiles, eine Verfallserscheinung des Traditionskultes analysierten, die es durch eine grundlegende Reform zu überwinden galt, somit einen innerjüdischen Religionskampf zwischen Orthodoxen und Reformisten deutlich machen, und dann weiter Jesus, der nach dem Neuen Testamentes die Lösung war, nur als guten Jungen betrachten? Was nützt es, wenn wir nachzählen, wie über 50 mal im Text eines Makkabäerbuches der griechische Nomos mit dem Gesetz der Väter gleichgesetzt wurde, selbst die konservativen Gegner der hellenistischen Reform von einer universalen Vernunft/Weisheit ausgingen, die sie mit dem göttlichen Gesetz der Väter identisch sahen, wenn wir nicht nachweisen, wie dann im Neuen Testament durch einen neuen Bund in Jesus die inhaltliche Erneuerung geschehen ist.

 

Wie kann eine Wissenschaft, die schreibt, dass die Pharisäer (Gegenspieler Jesus) die "Erben der Makkabäer" waren, gleichzeitig deutlich macht, dass es im Makkabäerkampf nicht um Befreiung von syrischer Fremdherrschaft geht, sondern dies "die Spitze des Eisberges eines innerjüdischen Konfliktes um die Frage nach der Interpretation des Gotteswortes und des wahren Tempels ist" (der wahren Wohnstatt des Schöpfers in der Welt), dann weiterhin an den lieb gewonnenen Vorstellungen von einem gutherzigen Reformjuden mit Namen Jesus festhalten? Vielmehr ist doch jeder Zuwachs an Wissen ein deutliches Zeichen dafür, dass hinter der echt historischen Gestalt, die als Schöpferwort verstandene griechische Weltvernunft zu hinterfragen wäre, die in menschlicher Person (Rolle) zu uns spricht. Vor der ausgehend lassen sich dann auch die Jesusgeschichten, seine Worte und Wirkungsweise als geschichtliche Begebenheit verstehen.

 

Sicherlich ist es nicht einfach nach der Wahrheit zu forschen. Allein schon die verschiedenen jüdischen Denkweisen, die vor der Zeitenwende gegeneinander antraten und sich beide für die wahren Nachfolger des väterlichen Monotheismus hielten, sich auf Moses oder Esra und Nehemia beriefen, erschweren die Auswertung. Doch unabhängig von aller unterschiedlicher Interpretationen wird heute mehr als deutlich, dass hinter allen Berichten und Bildern (ob Makkabäerkriegen, Mutter der Sieben...) eine große theologische Auseinandersetzung um die Reform der monotheistischen Wahrheit steht, die nach dem was Sie uns beispielsweise in der Apostelgeschichte auswerten, in Jesus ihre Antwort gefunden hat. Entweder hält man daher das Neue Testament in seinen Bedeutungsaussagen nur für Propaganda bzw. Glaubensgeschwätz, oder man wertet das Wissen um die geistesgeschichtlichen Gegebenheiten nicht aus.

 

1.1. Herodes als Hinweis auf die Herr-lichkeit des historischen Jesus

 

Bei Ihren Schilderungen der geistesgeschichtlichen Hintergründe des Tempels der Hasmonäer, seiner theologischen Weiterentwicklung bei Herodes, der damaligen Probleme mit den römischen und hellenistischen Weltbildern bzw. antik-aufgeklärten Kulturen, ist wieder mehr als deutlich geworden, dass das historische Wesen Jesus ganz anders ausgesehen haben muss, als es sich heute alle Welt wie selbstverständlich denkt und alle theologische Lehre voraussetzt. Nicht allein, dass ein gegen den Tempelkult rebellierender und nach langem Prozess dafür hingerichteter anmaßender Heilsprediger, unmöglich in das von Ihnen aufgrund archäologischer und textwissenschaftlicher Ergebnisse so plastisch dargestellte Geschichtsgeschehen passt. Noch wenig lässt sich weiterhin annehmen, dass die griechisch-jüdischen Botschafter des neuen Bundes (Evangelisten) einen Gottessohnstitel aus alter Glaubensliteratur oder heidnischer Tradition übernahmen und einem jungen Tempelrebellen mit Namen Jesus aufgesetzt hätten. Etwa weil sie diesen Reformprediger aus für uns kaum mehr nachvollziehbaren Gründen für ein göttliches Wesen hielten. Wer damals als Gottessohn gesehen wurde, Versöhnung der verschiedenen Gottesvorstellungen untereinander und mit dem wahren Schöpfergott war, so den neuen universalen Bund begründete, muss eine ganz andere Gestalt gehabt haben, als wir uns Jesus vorstellen. Wenn wir ernsthaft nach einer realen Lösung damaliger Probleme suchen und dabei die dargelegten biblischen Bedeutungsinhalte ernst nehmen, müssen wir über den Logos/die Vernunft allen natürlich-schöpferischen Werdens in der uns bekannten menschlichen Gestalt als wirk-lichen Gottessohn nachdenken.

 

Wer sich das damalige Ringen und Reformen der monotheistischen Religion in der jüdischen Diaspora betrachtet. Etwa nach Alexandrien schaut, wo ein philosophisches Gottesverständnis, einhergehend mit einem neuem Verständnis der mit Moses überschriebenen Texte Grundlage für deren Übersetzung war. Wer weiß, wie man an einer Integration von Offenbarung und Philosophie arbeitete, nach der eigenen Wurzel in einem schöpferischen Logos allen kosmischen Werdens suchte, um gleichzeitig deutlich zu machen, dass eine Glaubensform ohne Menschenvergötterung die wahrhaft vernünftige wäre, der kann es einfach nicht fassen, wie die heutige Wissenschaft weiterhin an ihrer Vorstellung von einem vergottenen bzw. zum Gottessohn gemachten Wanderprediger als große Lösung damaliger Weltprobleme festhalten will. Doch muss man immer wieder betonen: Nicht die Verneinung Jesus Christus ergibt sich durch das wachsende Wissen. Vielmehr steht das geschichtliche Neuverständnis des göttlich-schöpferischen Wortes in menschlicher Person auf dem Programm. Daraus ergibt sich ein neues christliches Selbstverständnis, das den einen Schöpfer aufgrund einer kreativen Vernunft wahrnimmt, aus der die heutige Prozesstheologie nur abstrakte Theorien ableiten kann, die für die Welt unbedeutend bleiben.

 

1.2. Der wahre neue Tempel kann nur das damals lebendige Wort gewesen sein

 

Die tiefe theologische Auseinandersetzung, die auch für Jerusalem und seinen Tempel galt, wird uns gerade in den aus Alexandrien überlieferten Texten besonders deutlich vor Augen geführt. Mit einer propagandistischen Apologetik, die Sie uns im Herodestempel schildern, war es nicht getan. Hinter der Weiterentwicklung des jüdischen Glaubens von einem sich von aller Welt abgrenzenden Blutopferkult in einen Wort-Gottesdienst der Synagoge, der in Synthese mit den neuen Weltbildern antiker Aufklärung Grundlage für die Verehrung des einen namen- und gestaltlosen Schöpfergottes war, muss mehr gestanden haben, als uns heute als historischer Jesus hingestellt wird. Denn Ihre Darstellung der Probleme, die im Tempel von Jerusalem ungelöst blieben – erst in Jesus bewältigt wurden – zeigt doch nur einen kleinen Ausschnitt einer großen geistigen Auseinandersetzung, die insbesondere in der jüdischen Diaspora zu bewältigen war.

 

Die durch die Weiterentwicklung des antiken Denkens bzw. die fremden Hochkulturen dringend notwendige theologische Wende des Neuen Testamentes, die von Ihnen - nun aus der Tempelperspektive - erneut dargestellt wurde, verlangt ein Hinterfragen unserer bisherigen Voraussetzungen vom historischen und hoheitlichen Jesus. Das Jesusbild, an dem Sie trotz allem Wissen festhalten wollen und das Sie Ihren Schülern vermitteln, ist nicht nur unhaltbar. Es schließt die Wahrnehmung einer nach wie vor lebendigen schöpferischen Vernunft als vernünftige Grundlage des christlichen Glaubens aus. Selbst wenn Papst Benedikt XVI. ständig nach Vernunft verlangt, beteuert dass Gott Vernunft will, so bleibt dies ein Ruf in den Wind, solange die neutestamentliche Lehre den Logos nicht zum Thema macht, an einem zum Gottessohn erhoben bzw. zum Logos gemachten Gutmenschen festhalten will.

 

Noch weniger lässt sich dann eine schöpferische Vernunft wahrnehmen, die nicht nur den verschiedenen Weltreligionen zugrunde liegt, sondern sich mit aufgeklärten Augen auch im Verlauf der Evolution bzw. den biologischen Prinzipien und der kosmischen Ordnung ablesen lässt. Die somit alles andere ist, als menschliches Konstrukt oder ein aufgesetzter Weltethos, der Gott nur eine weltliche Norm des modernen Westens unterschieben will. Oder ihn zu einem geheimnisvollen Designer außerhalb der biologischen Prozesse bzw. evolutionäre Mechanik macht, um so die buchstäblich (bildhaft) beschriebenen Naturbrechungswunder als Schöpfungswirken bewahren zu können.

 

Weit mehr, als bei der Beurteilung der biblischen Berichte, die in heutiger Banaldeutung nicht ins geschichtliche Geschehen passen, wird bei der nüchternen Analyse der von Ihnen ausgeführten theologischen Herausforderung an den jüdischen Glauben zur Zeit Jesus deutlich, dass wir nach der Weltvernunft/dem lebendigen Schöpferwort als eine weit über den Herodestempel hinausgehende geschichtlich reale Antwort fragen müssen. Hier ist das historische Wesen und die davon ausgehende Wende zu sehen, von dem die gesamten Autoren des Neuen Testamentes in ihren Bildern von Jesus und seiner Auseinadersetzung mit dem Tempel des Herodes bzw. den Pharisäern berichten.

 

 

1.3. Das gegebene Wissen zwingt zur neuen Wahrnehmung des Wesen Jesus

 

Wie bei vielen unserer Themenabenden:

 

-Ob beispielsweise über die ritusorientierte Traditionsfrömmigkeit im Tempelschatten, die durch Jesus überwunden wurde. (www.theologie-der-vernunft, Überlegungen 2006: „Schöpferische Tat-sache, statt Traditionsfrömmigkeit im Tempelschatten“)

 

-Ihre Ausführungen über Kohelet: Sprachrohr einer im Werden der Welt begründeter alttestamentlichen Weisheit, die alle weltliche Weisheit ohne schöpferisch reale Wirk-lichkeit als Griff in den Wind geißelt. (Überlegungen 2006: „Weisheit: schöpferisch-kreatives Wirken“)

 

-Die Weiterentwicklung der ursprünglich in kosmischer Ordnung/natürlichem Werden begründenden Vermittlungswesen wie Schekina, Weisheit, Logos. (Überlegungen 2006: „Vermittlung Gottes durch Vernunft“)

 

-Erkenntnisse über die großen Judenkönige David und Salomo aufgrund archäologischer Funde, die nach dem was wir wissen, nicht zu Stammesfürsten degradiert werden dürfen, denen die großen Tempel nur angedichtet wurden. Sondern die als Personifizierung schöpferischer Weisheit (die später in Jesus neu erkannt wurde) großartige Geistesbauwerke von der Wohn- bzw. Wirkungsstätte des Schöpfers errichteten. (Überlegungen 2006: „Kellerkinder ohne König“)

 

-Oder die weltbewegende geistige Wende, die sich hinter dem in Jesus gegebenen gemeinsamen Mahl von Juden und Griechen verbergen muss. (Überlegungen 2006: „Vom Hokuspokus zum heilen Mahl“)

 

So waren auch die aktuellen Erkenntnisse über den Tempel des Herodes ein eindeutiger Hinweis dafür, dass wir unser Bild vom historischen Jesus bzw. dem die geistige Wende bewegenden Wesen hinterfragen müssen. Die wissenschaftlich dargelegte Wende bzw. der neue Bund, nach dem in Alexandrien wie Qumran gesucht wurde, der Gegenstand philosophischer Theologien, wie der Tempelbauten war, echt das bewirkte, was biblisch berichtet ist, kann nicht in einem zum Gottessohn mutierten altruistischen Charismatiker begründet werden.

 

Was nützt es beispielsweise zu wissen...

 

-Wie der Tempel eine in Stein gebaute Theologie darstellte, damit die Theologiegrundlage das eigentliche Thema des sich damit auseinandersetzenden Neuen Testamentes war.

 

-Wie der Weiterbau des Tempels durch Herodes, etwa die auf Ihren Folienbildern zu sehenden Öffnungen für die Heiden, den Herausforderungen an den traditionellen Monotheismus gerecht werden sollten, die sich damals durch die politischen (römischen) und geistigen (hellenistisch-griechischen) Weltherrscher stellten. Dies aber nur Propaganda blieb.  

 

-Wie alle Bauerweiterungen einen geistigen Entwicklungsweg des jüdischen Glaubenskultes spiegelten, inhaltliche Umbauten bei der Weiterentwicklung auf Suche nach dem neuen Bund mit dem Schöpfergott der Väter. (Ebenso auch Attribute an weltbeherrschende Bundes-genossen waren).

 

-Wie sich auch die Bedeutung der tempelbeherrschenden Hohepriester ständig veränderte: Vom selbst-herr-lich bzw. Gott gleichen Pharao, der jedoch gleichzeitig ein Vasall war, der vom weit entfernten Rom vom Thron gestoßen werden konnten. Bis zu König Herodes als Vorsteher der Priester und gleichzeitig Befehlsempfänger Roms.

 

-Wie sich daher auch das Bundesverhältnis weiterentwickelte, Hohepriester auch irdische Herrschaftsrepräsentanten waren, sich so die Bund-geberschaft vom Schöpfer auf die Römer verschob. (Während vormals exklusiv ein unaussprechbarer Gott des Judenvolkes den Bund gab, jetzt auch die Römer Bundgeber waren. Diese nun gleichzeitig mit den das geistige Weltbild beherrschenden Hellenisten neue Bundes-brüder sein mussten.)

 

-Wie der Tempel der Hasmonäer ein theologischer Rückschritt war, Abschirmung gegen fremde Einflüsse, rituelle Überbetonung, reiner Kultgottesdienst in steinerner Wohnstatt.

 

-Wie dann der Tempel des Herodes die prophetische Theologie aufnahm, der Tempel nun neu gebaut wurde, offen für eine universalistische Weltsicht, die im Exil gelernt war. Er aber doch die fremden Weltbilder nicht inhaltlich aufnahm, dem neuen Wissen nicht gerecht wurde, sondern Propaganda blieb.

 

-Wie sich der im Dienst der Römer und in Konkurrenz mit den Hohepriestern stehende Herodes als neuer David sah, als den uns dann jedoch die Evangelisten den historischen und gleichzeitig hoheitlichen Jesus darstellten. (Und das im Bedenken der bei Ihnen gelernter Gewissheit, dass es beim historischen David nicht um einen aufgrund archäologischer Funde nun vom Judenkönig zum Stammesfürsten Degradierten ging, der aufgrund der Ausgrabungen keinen großen Tempel haben konnte. Vielmehr in David die Personifikation lyrischer Weisheit zu sehen ist, die vormals im realen kosmischen Werden verstanden wurde. David somit als echter Großkönig der Juden/des Monotheismus zu sehen ist. Und der von ihm gebaute großartige Tempel kein Haus aus Stein war, das aufgrund archäologischer Funde jetzt unscheinbar sein müsste, sondern eine geistesgeschichtlich historische Realität hatte.)

 

-Wie Herodes mit seinen Gegnern umzugehen pflegte „kurzen Prozess machte“, selbst Augustus angesichts der Brutalität des Herodes äußerte, dass wenn man einen Menschen wie ihn zum Freund hätte, man sich um Feinde nicht sorgen müsse. (Was es beispielsweise völlig absurd macht, die biblischen Aussagen über den Prozess Jesus wegen seiner Lästerung gegenüber dem Tempel des Herodes im bisherigen Sinne als banal-historische Erzählungen über einen schwierigen Prozess zu betrachten, bei dem ein römischer Stadthalter und ein Hohepriester sich über die Hinrichtung eines anmaßenden Heilspredigers kaum einigen konnten. Denn wäre Jesus der gewesen, der heute als historisch gelehrt wird, dann hätten die Handlanger des Herodes oder die Römer ihn ohne große Worte einen Kopf kürzer gemacht.)

 

-Wie der Tempel ein Multikulturbau mit vielfältigen Funktionen war, der sich äußerlich den Heiden öffnete, aber die Tradition in besonderer Weise abschirmte, vor fremden Einflüssen versperrte.

 

-Welche Bedeutung der Tier-Opferkult, wie wir ihn von den Priestern („Schlachtermeistern“) des Vorexils  kennen, hatte. Er am Jerusalemer Tempel Voraussetzung war, um das Heil zu erlangen. (Wie also ein Kult aus der Zeit, bevor das Wort des einen universalen Schöpfers in den Kosmologien der Hochkulturen verstanden wurde, wieder die Praxis war.)

 

-Wie die Leviten die Priester vor Heiden und einfachen Juden schützten. Und wie die Ritusfrömmigkeit, die Reinigungsbäder im Mittelpunkt standen, so nur den Priestern der Zugang zum Allerheiligsten ermöglicht wurde. Was genau der Angriffspunkt Jesus bzw. der Theologie des Neuen Testamentes war, die nicht auf die Ansichten eines anmaßenden Religionsrebellen gründen konnte, sondern auf das universale Worte als Zugang zum einen Schöpfergott.

 

-Welche herausragende Bedeutung der Tempel von Jerusalem für den Glaube der Juden hatte. Dieses einzigartige Stein-Monument der frührömischen Antike als Heiligtum den Zugang zu Gott darstellte. Doch den Heiden im Herodestempel trotz aller im Modellbau Ihrer Schüler dargestellten unzähligen Öffnungen, Gänge und Vorbauten der Zugang zum einen Schöpfergott verschlossen blieb.

 

-Wie dies im Gegensatz zur Theologie des Neuen Testamentes stand, die nicht nur auf alte Traditionen und Gesetzestexte gründete, sondern das in allem Werden lebendige Wort. Somit erst Juden, aber auch Heiden, den Zugang zum Glaube an den einen Gott eröffnete.

 

Wenn wir nur davon ausgehen, dass ein antiker Reformprediger gegen die Tempelmethoden wetterte bzw. man diesem Worte in den Mund legte oder eine hoheitliche Geschichte andichtete, ist die Wissenserweiterung wertlos. Die Voraussetzung eines rebellischen Gutmenschen verhindert einen neuen Verstand des Schöpferwortes/einer wieder ein-sichtbaren schöpferischen Weltvernunft (Logos) allen natürlichen Werdens. Denn der muss nach dem was Sie uns darstellen, Lösung für die Probleme der tauben Tempeltradition der Juden gewesen sein. Dessen Neuverstand ist auch Heilung des heute zerbrochenen Weltbildes und den damit bisher einhergehenden Abfall in Aufklärungsatheismus und gleichzeitig Aberglaube.

 

Auch was Sie uns über die Bedeutung der Tempelkritik Jesus beibringen, lässt keinen anderen Schluss zu, als dass es den Verfassern um das lebendige Wort ging. Ein radikaler Guru, der gegen die Händler und Geldwechsler bzw. Verweltlichung wetterte, wie wir uns ihn gerne vorstellen, entspricht weder der biblischen Bedeutungsinhalte, noch kann er geschichtliche Realität gewesen sein. Alle Rede von der Hoheitlichkeit Jesus, dem Auferstandenen bzw. Gottessohn, der nicht nur den alten Tempel abreißen und wieder aufbauen wollte, sondern selbst der wahre Tempel war, bleibt ohne die Bedeutung des lebendigen Schöpfungswortes (einer Vernunft/Weisheit allen natürlichen Werdens) zu bedenken, reine Heuchelei aufgrund persönlicher Frömmigkeit oder alter Dogmen, wirkungslos für die heutige Welt.

 

1.4. Lebendiger Schöpfungslogos statt literarische Propaganda der Traditionslehre

 

Es ist immer das gleiche Lied: Wo nicht vom schöpferischen Logos in menschlicher Gestalt als dem lebendigen Wesen Jesus, sondern von einem zum Logos erhobenen oder als Gottessohn angenommenen antiken Che Guevara ausgegangen wird, kann nicht wirklich über eine echte geistige Wende nachgedacht werden. Alles wird zum geheimnisvollen Hokuspokus, bei dem einem Heilsprediger nur alttestamentliche oder heidnische Attribute aufgesetzt wurden. Alles muss so letztlich als religiöse Propaganda verstanden werden. Wo den jungen Theologen beispielsweise nur beigebracht wird, welche Parallelen die Wundergeschichten des Neuen Testamentes in jüdischen Wundererzählungen oder hellenistischen Mythen haben, ohne dabei deutlich zu machen, dass es auch in den alten Mythen meist um eine in aller Schöpfung wirksame Weisheit/Vernunft des vormaligen Verstandes geht, wird alles zur aufgesetzten Glaubenslehre. Es muss dann als rein religiöse Rhetorik bzw. psychologische Taschenspielerei verstanden werden.

 

Warum etwa die jüdischen Altertümer des Josephus Flavius oder der babylonische Talmud, ebenso wie griechischen Texte von einer schöpfungswirksamen Tatsache, einem in allem Werden wirksamen Wort ausgingen, das in antiker Aufklärung Tempel des Neuen Testamentes war, kann nicht gedacht werden, weil es ja angeblich nur um einen zum Logos aufgemotzten Guru geht. Die Schriftlehrer lassen die reale Schöpfung außer Acht. Was zusammengezählt wird, sind immer nur literarische Stücke. Der lebendige Logos, eine Vernunft, die im damaligen Denken eine lebendige Größe war und heute letztlich jeder biologischer Forscher voraussetzt (auch wenn er sie nicht als solches artikuliert, aufgrund theologischer Vorgaben nicht auf die Idee kommen kann, dass er mit den offenbarenden Sohn/dem christlichen Mittler des Schöpfers hantiert) kommt in der Betrachtung biblischer Geschichten nicht vor. Wie eine Weiterentwicklung vom Mythos zum Logos stattgefunden hat, kann nicht nachvollzogen werden, da die Schriftlehrer alle Aussagen letztlich nur in alten Mythen nachweisen wollen. Und da sie in ihren Predigten trotzdem von einer schöpferischen Existenz schwärmen, muss angenommen werden, auch damals wären nur Schwärmer unterwegs gewesen. Doch genau dies ist aufgrund Ihrer theologischen Deutung unhaltbar.Eine echt versöhnende Weiterentwicklung der Weltbilder kann dann, wenn im historischen Jesus nur ein rebellierender Wanderprediger mit besonderer Begabung betrachtet wird, nicht nachvollzogen werden.

 

Auch die außerchristlichen Texte werden im heutigen Kurzschluss reduziert, allenfalls als Steinbruch für neutestamentliche Aussagen betrachtet. Die gesamte Denke der Antike wird – gleichwohl man um ihre große Weisheit weiß - wie eine fromme Märchenstunde abgetan. Auch die apokryphen Texte, in denen die Weisheit/der der schöpferische Logos oft noch deutlicher Zutage tritt, als in den abgeschliffenen Evangelien, werden in diesem Sinn als fromme Literatur betrachtet. Wenn die Buchstaben- und Persönlichfrommen trotzdem von einem Gottessohn reden, wundert es nicht, wenn bei den aufgeklärt denkenden Menschen die Klappe fällt. Ohne die vernünftige schöpferische Tatsache, den nachweislichen Logos allen Lebens, wird die christliche Lehre zum politisch-propagandistischen Schwindel. Alle Rede von der Hoheitlichkeit Jesus als reine Heuchelei verstanden.

 

Doch genau dieser, über die gesamte historisch-kritische Lehre, wie das Nachdenken über die Dogmatik bestimmende Kurz-schluss, ist aufgrund des vorhandenen Wissens um die Geistesgeschichte und die biblischen Bedeutungsinhalte unhaltbar.

 

Dabei wären sicher noch viele biblischen Aussagen der Auseinandersetzung Jesus mit dem Tempelkult und der Tradition bzw. den Pharisäern und Priestern aufzugreifen. Das alles können Sie weit besser, als ich. Es wären weitere archäologische Einsichten über das Geschichtsgeschehen einzubeziehen. Auch das sich in der außerbiblischen Literatur nachzuzeichnende antike Denken, das nicht zuletzt in neuen Textfunden immer deutlicher zutage tritt. Ebenso die ganzheitliche Schöpfungs-Philosophie der Stoa, die ja nicht nur eine Säulenhalle im Propaganda-Tempel des Herodes war, wo wir stur heil einen 12jährigen suchen, der mit Gelehrten diskutierte. Vielmehr auch ein philosophisches Weltbild, in dem die schöpferische Vernunft, der lebendige Logos ein reales Wesen war. Das nicht nur etwas zu sagen hatte, sondern auch den Ton Gottes angab, wenn es ums Tun der Menschen ging. Wieso man beispielsweise bei der Darstellung des Herodestempels eine theologische Auseinandersetzung bzw. Weiterentwicklung nachzeichnet, gleichzeitig aber die Stoa bzw. andere auf den im Fluss allen Lebens nachgewiesenen Logos gründenden philosophische Theologien, die doch nachweislich auch in Palästina das Welt- und Glaubensbild prägten, außer Acht lässt, ist mir völlig unverständlich. Das mag eine durch Kurz-schluss verkürzende Buchstabenlehre sein, die nur einen jungen Guru bzw. geheimnisvoll gesetzten Gottessohn voraussetzt. Wissenschaft ist es nicht.

 

1.5. Stoa im Verständnis schöpferischen Wirkens, statt traditionelle Steinsäulen

 

In der Säulenhalle des Herodestempels blieb den Heiden der Zugang zum Schöpfergott der Juden verschlossen. Doch durch die Erkenntnis, dass es sich beim schöpfungswirksamen Logos/der Weltvernunft, die in der Stoa eine lebendige Größe war, um den Sohn des jüdischen Jahwe handelt, wurde der gemeinsame Zugang zum einen Schöpfer geöffnet. Genau das scheint die Geschichte des Neuen Testamentes, die Jesus zum Gegenstand hat.

 

Wie können wir die ganzheitliche Schöpfungs-sicht der Stoa, (eine auf den Logos gründende philosophische Lehre), die das damalige Denken durchdrang, beiseite schieben, um einem rebellierenden Schönredner, den man angeblich zum Gottessohn machte, die Gunst zu geben? Wem wir in unserer Banaldeutung die Ehre erweisen, kann nicht der Jesus Christus sein, von dem die Verfasser der Bibel schreiben. Wer das bewirkt hat, was uns die biblischen Bilder beschreiben, deren Inhalt Sie theologische deuten, kann nur das Schöpfungswort/die damals als Gottessohn erkannte Vernunft allen Werdens in menschlicher Gestalt gewesen sein.

 

Auch wenn unsere ganzheitliche Sicht der Natur sich durch die Evolutions- und Ökologielehre bzw. das Wissen um biologische und kosmische Zusammenhänge weiterentwickelt hat - ohne der Weisheit letzter Schluss zu sein - so können wir heute wieder von einer Vernunft allen schöpferischen Werdens ausgehen, die kosmische Realität hat, somit keine menschliche Projektion ist. Doch allein eine philosophische Größe, die auch die Griechen in Händen hielten, damit die alte Mystik weiterentwickelten, war zu wenig.

 

Erst die menschliche Gestalt des philosophisch abstrakten Logos hat die uns bekannte messianische Wirkung hervorgebracht, die Wende und alle Wunder bewirkt: Blinde, Stumme und Lahme (für das lebendige Wort taube Tempel-Theologie ohne echten Fortschritt) geheilt. Und so scheint es auch heute notwendig, hinter dem vernünftigen schöpferischen Handeln das Gesicht des Heilandes als menschlichen Grund unseres Glaubens zu sehen. Heute wissen wir nicht nur, was damals den Geist der Griechen und Juden bewegte, sondern auch, warum wir nach wie vor emotional an alte Vorstellungen anknüpfende Bilder brauchen, um die neue Erkenntnis der schöpferischen Wirklichkeit/Weltvernunft fassbar und fruchtbar zu machen.

 

Mir ist es einfach schleierhaft, wie wir angesichts all unseres Wissens die Augen verschießen können, weitermachen wie wenn wir nichts wüssten. Wie wir dann bei der Aufforderung des Papstes, nach dem Gesicht des Auferstandenen zu suchen, allenfalls in persönliche Vorstellungen oder Vergeisterung verfallen.

 

Das Wesen, das nachweislich die Zeitenwende (den universalen Bund für alle Völker) bewirkte, damals nicht nur in der Bildungsmetropole Alexandrien als Gottessohn gesehen wurde, sondern wie wir u.A. aus Qumran wissen, auch in Palästina Zuhause war und in Jerusalem Ein und Aus ging, für die Verfasser der Bibel eine reale schöpferische Person war, die aus kosmischer Realität abgeleitet wurde ( keine vor-gesetzte Gottesgestalt oder ein Produkt persönlicher Frömmigkeit ) kommt in unserer kurzschließenden Gedankenwelt nicht vor.

 

1.6. Die not-wendige Weiterentwicklung ging von dem in Jesus lebendigen Wort aus

 

Dabei hat uns der Schöpfer das Wissen gegeben, in neuer Weise das historische Wesen Jesus wahrzunehmen. Über die historisch-kritische Reduktion hinaus die Realität der Bedeutungsaussagen und somit auch der in den Geschichten geschilderten geschichtliche Wirklichkeit nachdenken zu können. Wenn beispielsweise Prof. Roman Heiligenthal und Axel von Dobbeler die Menschen um Jesus, Lebensbilder aus neutestamentlicher Zeit schildern, dann machen sie mehr als deutlich, dass der zur Zeitenwende notwendige geistige Fortschritt nicht von einem zum Gottessohn erhobenen Guru ausgegangen sein kann, den die beiden Wissenschaftler nach wie vor für das historische Wesen halten. Die wissenschaftlich beschriebenen Lebensbilder (etwa des Herodes) bzw. die geistige Problemsituation zur Zeit Jesus, lassen mehr noch als bei der von Ihnen dargestellten Deutung des Herodestempel darauf schließen, dass nur der als Gottessohn erkannte lebendige Logos die Lösung gewesen sein kann. Das in allem natürlichen Werden wiederverstandene Schöpferwort, wie es bereits Eschnaton in den Strahlen der Sonne als erste rational erklärte Schöpfungs-wirklichkeit sah, auf das dann auch die weiterführende und befreiende Weisheit des jüdischen Monotheismus gründete, kann nicht in einem jungen Reformjuden gesehen werden. Wen man dem messianischen Kaiser Augustus gegenüberstellte, als echten König der Juden sah, kann nur die universal wirksame Vernunft in menschlicher Gestalt gewesen sein.

 

Wer über die geistige Welt zur Zeit Jesus weiß, die zu lösenden Probleme der damals aufeinander stoßenden Kulturen kennt, gleichzeitig die Aussagen des Neuen Testamentes nicht nur für Propaganda hält, der muss bereit sein, über ein historisches Wesen Jesus nachzudenken, das über einen jungen Zimmermann hinausgeht. (Ohne dass einfach ein geheimnisvoller Christusgott angenommen, voraus-gesetzt wird.) Wenn uns der hohe hellenistische Kult, das philosophische griechische Weltbild im historischen Wirkungsbereich Jesus auf Schritt und Tritt vor Augen geführt wird, dann können wir diese doch nicht verschließen und weiter nur nach den Spuren eines charismatischen Wanderpredigers suchen, der angeblich kirchlich zum Wort Gottes erklärt wurde.

 

Der ordnende Mittelpunkt der Person Jesus, um die es im Neuen Testament geht, kann nicht das gewesen sein, was heute als historisch hingestellt wird. Denn die in der nachgezeichneten geistig-politischen Welt notwendige Wende bzw. Zusammenführung der verschiedenen Kulturen, kann nicht von einem zum Gottessohn gemachter Wanderprediger mit geheimnisvollen Offenbarungseingebungen ausgegangen sein.

 

-Wer trotz seiner Hinrichtung über Juden und Heiden siegte.

-Wer wieder dem einen Weltenschöpfer zur Herrschaft verhalf, statt eines fremden Kaisers.

-Wer das heruntergekommene hasmonäische Priesterkönigtum hinwegfegte.

-Wer das Gottesvolk erneut von Versklavung befreite.

-Wer die hellenistisch-römische Welt mit der jüdischen Identität vereinte und so einen neuen Bund stiftete…

 

kann kein mit seinen Fischerfreunden um den See Genzareth ziehender wundertätiger Guru gewesen sein, der dann als Gottessohn für eine paulinische Theologie genutzt wurde, wie wir aufgrund der biblischen Bildgeschichten kurzschließen.

 

Gerade wenn wir Herodes den Großen betrachten, uns dabei von allzu banalen Vorstellung eines bösartigen Herrscher befreien, wird die Herausforderung bewusst, die laut Neuem Testament durch den Heiland geheilt wurde. Wer den heutigen Wissenschaftlern über die Schulter schaut, sieht in Herodes kein mordlüstiges Schreckgespenst mehr, sondern einen auf seine Weise nach Versöhnung der Kulturen suchenden Herrscher. Einen Denker, der jedoch genau deswegen der politische Antitypus und Gegenspieler Jesus bleibt, weil sein Weg des politischen Messianismus und der propagandistisch bleibenden Kultbauten der falsche war. Eine geistige Einheit vom gemeinsamen Grund her, wie sie in der menschlichen Gestalt des gemeinsamen schöpferischen Logos gegeben war, kam so nicht vor.

 

Einzelne Darstellungen über Herodes herauszubrechen um sie als Legende abzutun hilft dabei sowenig weiter, wie dies beim gesamten Neuen Testament taugt. Auch moralische Urteile, evtl. über Kindermord oder die „zweite Ehe“, sind sinnlos, wenn evtl. damit in Wirklichkeit eine geistige Realitäten beschrieben wurde, die mit unserer banalen Deutung kaum etwas zu tun hat. Möglicherweise im Leben mit einer "fremden Frau" genau das deutlich gemacht wurde, was wir wissenschaftlich in der römischen Fremdherrschaft bzw. Messianität des Kaisers nachzeichnen. Vielmehr wird im heute freigelegten Geschichtswissen sichtbar, wie auch der vor Familienmorden nicht zurückschreckende und mit Grausamkeit und Härte regierende Herrscher die Versöhnung suchte, die dann durch den Sohn Gottes geschehen ist. Wenn Prof. Heiligenthal das große diplomatische Geschick schildert, mit der Herodes die Einbeziehung Judäas in die Weltkultur der hellenistisch-römischen Ökumene suchte, dann muss uns doch klar sein, dass der, der dies echt bewegt hat, nicht der gewesen sein kann, den der Dekan der Koblenz-Landauer Hochschule, wie alle seine Kollegen, für den historischen Jesus hält.

 

Auch im Hinblick auf all das, was wir über die innerjüdische Auseinandersetzung der Makkabäerzeit mit hellenistischen Vorstellungen als frühester Kulturkampf wissen, ist es völlig ausgeschlossen, von einem Heilsprediger als Heilmittel des in sich selbst zerbrochenen jüdischen Glaubens auszugehen. Wer in der Zeitschrift "Welt und Umwelt der Bibel" der katholischen Bibelgesellschaft liest, wie damals eine kosmische Vernunft als vollkommene Meisterin erkannt wurde, die die Treue zur Tora garantiert und wie in ihr das göttliche Gesetzt/die jüdische Weisheit gesehen wurde, der kann, wenn er die theologischen Inhalte der Bibel auch nur halbwegs ernst nimmt, nicht weiterhin von einem Wanderguru ausgehen.

 

1.7. Versöhner der Weltbilder war das in Jesus lebendige Wort

 

Neben den unzähligen hellenistischen Kultbauten, die uns deutlich die geistige Herausforderung der damalige Zeit vor Augen führen, stammt von Herodes auch das großartige Bauwerk jüdischer Tradition, der Jerusalemer Tempel. Auch wenn der, wie Sie zeigen, nur ein Propagandabauwerk blieb, weder Versöhnung der Kulturen, noch der mit dem Creator des Alles bewirken konnte, so zeigt er das Bemühen des Herodes, beiden Seiten gerecht zu werden.

 

Man muss scheinbar erst die gesamten der herodianischen Zeit entstammenden Kultbauten bildhaft rekonstruieren, um sich vor Augen führen zu können, welcher Geist genau dort gelebt hat, wo wir nur einen historischen Reformprediger hinstellen wollen. Man muss gedanklich durch die Theater und Säulenhallen des hellenistischen Sephoris laufen, dessen Vordorf das fünf Kilometer entfernte Nazareth war, die Stoa studieren oder sich in die von einer gedanklich erfassbaren schöpfungswirksamen Vernunft ausgehenden Texte vertiefen, gleichzeitig auch den von Ihnen hervorragend dargestellten Tempelbau des Herodes und seine Zielsetzung deutlich machen, um zu erkennen, wie absurd unsere Vorstellung des historischen Heilandes ist. Wer genau das bewirkt haben soll, was den Klut-Bauwerken und dem politischen Messianismus des Herodes verwehrt war, kann kein von einem Prediger mit Namen Johannes beim Baden im Jordan zum Gottessohn erklärter junger Zimmermann gewesen sein, wie wir ihn uns in der Werkstatt in Nazareth vorstellen. Der sich bereits in Johannes anbahnende Wende, die sich dann in der Taufe Jesus vollzieht, geht ein echtes Waschen voraus. Doch nicht ein Reformprediger kann bei dem was wir wissen beim Gang durch den Jordan gereinigt worden sein. Gegenstand der biblischen Geschichte kann nur der Verstand schöpferischer Vernunft bzw. des ewigen Wortes gewesen sein, das in der Werkstatt irdischer Baumeister bzw. Archi-tekten stand (in Urprinzipien des kosmischen Bauwerkes verstanden wurde). Und genau das von Mutter Kirche zur Welt gebracht Schöpferwort hat Johannes als Sohn Gottes und wahren König der Juden erkannt.

 

Die heutige Wissenschaft zeichnet in Herodes einen Herrscher nach, der vom Volk damals als „Liebling der Götter“ gesehen wurde, der in den Augen jüdischer Menschen messianische Dimensionen hatte, den Glanz des davidischen Großreiches erstehen ließ und den Tempel in salomonischer Pracht neu erbaute. Doch nicht nur ein bedeutender Bauherr seiner Zeit, ein großartiger Kämpfer und Stratege, ein diplomatischer Politiker, sondern auch ein Visionär der jüdischen Religion ist zu sehen. Ein sich der Tradition bewusster weltoffener Denker, der Israel aus seinem Partikularismus in die Weite der hellenistisch-römischen Ökumene führen wollte. Der offen für die kulturelle Entwicklung seiner Zeit war, aber streng auf die Bewahrung alter Gesetzte und Bräuche achtete. Nach Prof. Heiligenthal wird man Herodes nicht gerecht, wenn ihn nur aus dem Blickwinkel fanatischer Pharisäer beurteilt, die seine ärgsten Feinde waren. Doch was nützt all dieses Wissen um die theologisch-geistige Situation, wenn die Professoren bei seinem Gegenspielerstur an einem historischen Besserwisser festhalten? Ohne dann wirklich erklären zu können, wie in Jesus das Heil bzw. die Erneuerung eines universalen Monotheismus ermöglicht wurde, die durch politischen Messianismus nicht zu machen war.

 

Wie „not“wendig die Versöhnung der verschiedenen Kulturen zur Zeitenwende war, wird uns auch bei der Betrachtung von Josephus Flavius oder Philo von Alexandrien bewusst, die die Synthese auf jeweils ganz anderen Wegen anstrebten. Wenn wir ernst nehmen, dass dann Jesus eine geistige Weiterentwicklung des Juden und Heiden gerecht werdenden universalen Glaubens an den einen Schöpfergott hervorgebracht hat, ihm das Heil gelungen ist, das allen anderen Wegen verwehrt war, er ja letztlich der Weg war. Wenn wir Jesus nicht nur einen heiligen Schein aufsetzen wollen oder aufgrund eines papiernen Traditionsdogmatismus von einer Hoheitlichkeit heucheln, müssen wir unsere Wissen gebrauchen, um in neuer Weise nach seiner historischen Realität zu suchen.

 

1.8. Der wahre König der Juden war und ist das lebendige Schöpferwort

 

Wir wissen, wie der politische Messianismus, dem Herodes diente, den römischen Kaiser als verheißenen Heiland sah. Welche Bedeutung dieser zur Zeit Jesus hatte, wie Jesus als dessen Antitypus steht. Wer sich dann bewusst macht, wie Jesus auch als Gegenpart zu konservativen Traditionslinien des Judentums gesehen wurde, die in Form der Pharisäer und Schriftgelehrten ständig seine Ansprechpartner sind, der muss über einen Menschen hinaus nach dem neuen Tempel, der Wirk- und Wohnstatt des Schöpfers suchen, durch die der menschliche Geist gemeinsam zur Erkenntnis des einen Gottes kommt.

 

(Dabei wäre es sicher ebenso verkehrt, die Pharisäer nur als konservative Traditionalisten zu sehen, wie Herodes als brutalen Herrscher zu brandmarken. Vielmehr lässt sich auch bei ihnen eine Reformbewegung bzw. die Suche nach dem neuen Bund ausmachen. Evtl. sind die Pharisäer vergleichbar mit heutiger historisch-kritischer Lehre. Ein durchaus auf Fortschritt bedachtes Denken, das sich im Gegensatz zu Sadduzäern nicht auf Buchstäblichkeit stützt, sondern auf die Tradition setzt, das lebendige Wort aber weiter ablehnt. Doch so wenig wie der politische Messianismus, brachte auch der reformende Traditionalismus der Pharisäer die Problemlösung. Die war nach Sichtweise der biblischen Verfasser nur in Jesus gegeben.)

 

Frönen wir nicht auch heute einem politischen Messianismus? Sicher in anderer Form als zu Zeiten Herodes. Doch halten nicht auch wir heute die politischen Führer für die wahren Problemlöser, haben gleichzeitig den dekadent gewordenen Glauben ins persönliche Gefühlsleben verdrängt? Ohne Relevanz für das Verhalten im Alltag bzw. das schöpferische, zukunftsfähige Zusammenwirken der Weltgesellschaft. Der politische Messianismus ist dabei nicht nur auf den Schildern nachzulesen, die beim Wahlkampf ums amerikanische Parlament insbesondere von den Republikanern hochgehalten wurden. Gerade die europäischen Intellektuellen, die darüber den Kopf schütteln, gleichzeitig jedoch ihre Hoffnung nur in die politische Führung setzten, halten – gleichwohl sie wissen müssten, dass politische Ideologien die Menschen nicht zur Vernunft bringen können, allein auf sich gestellt weder im Kommunismus, noch im Kapitalismus dazu taugen, eine zukunfts- bzw. schöpfungsfähige Gesellschaft zu bilden – an einem modernen politischen Messianismus fest.

 

So wenig, wie heute ein besser wissender charismatischer Guru die Wende bewirken kann, sondern nur durch ein neues Verständnis des Schöpferwortes die Spaltung des Weltbildes überwunden, der Monotheismus im aufgeklärten Bewusstsein durchdacht werden kann, konnte damals ein Gutmensch den Herausforderungen der Zeitenwende gerecht werden, das Heil zwischen bzw. für Heiden und Juden herbeiführen.  

 

1.9. Durch Wissen nach dem lebendigen Wort fragen

 

Heute ist uns die Gnade gegeben, in neuere Weise Fragen zu stellen. Und diese Gaben gilt es nicht weiter auszuschlagen. Wir wissen beispielsweise:

 

-Wie sich der Monotheismus entwickelt hat, seine Weiterentwicklung und ihre Anfeindungen bzw. das Versäumnis von Veränderung im Verständnis des Schöpferwortes das eigentliche Thema des ersten Testamentes ist.

 

-Wie der erste Monotheismus nicht als geheimnisvolles Schriftwort vom Himmel gefallen ist, sondern Eschnaton aufgrund ersten Naturwissens bzw. der natürlichen Sonnenordnung auf den einen Schöpfer geschlossen hat, daraufhin alle Bilder und Namen von selbst gebastelten Götzen verbannte.

 

-Wie Moses bzw. der in ihm verkörperte jüdische Monotheismus sich aus der geistigen Gefangenschaft antiker Hochkulturen befreite, nicht mehr zauberhafte Kunde und menschliche Herrscher die Mittler waren, sondern das Wort des Schöpfers an die Menschen ging, den Propheten die Gesetze gab. 

 

-Wie sich im Exil der Hochkulturen nur wenige Jahrhunderte vor Jesus wieder ein neu durchdachter Monotheismus entwickelte, der alte Vorstellungen in sich aufnahm, weil er ebenso auf das vernünftige kosmische Wirken, die Weisheit Gottes gründete.

 

-Wie sich diese kosmisch wirksame Weisheit in jüdischen Königsgestalten personifizierte, als der eigentliche König der Juden gesehen wurde.

 

-Wie die Schöpfungsweisheit in den Psalmen spricht, die auch das Neue Testament speisen. Sie mit dem Wort identisch ist, das an die Propheten erging und auf den einen Schöpfergott verwies.

 

Wie wir aufgrund all dieses Wissens, ebenso wie der wachsenden Kenntnis der geistesgeschichtlichen Situation der Zeitenwende davon ausgehen können, dass Jesus ein zum Gottessohn ernannter bzw. zum Wort erhobener junger Zimmermann sei, der den jüdischen Traditionsglaube aus seiner Dämmerung befreite, einen neuen universellen Bund mit dem einen Gott für Juden und Heiden bewirkte bzw. den alten Monotheismus reformierte, ist einfach unvorstellbar.

 

Da wir inzwischen wissen, wie dieses heute im Sand von Buchstäblich- und Traditionshörigkeit verschüttete Wissen (beispielsweise über Moses), bereits zur Zeit Jesus, (u.A. in der allegorischen Lese des Philo von Alexandrien) bewusst war, ist kaum erklärbar, wie heutige Theologie daran festhalten kann, dass philosophisch gebildete, hochgeistige hellenistische Juden einen Wanderprediger mit Namen Jesus hochgestabelten hätten.

 

Doch der Unverstand des in allem natürlichen Geschehen gesprochenen Schöpferwortes, der die Hoheitlichkeit dann mehr oder weniger nur heuchelt, kann scheinbar nur davon ausgehen, dass dies vor 2000 Jahren auch die Praxis war. Auch wenn wir inzwischen wissen, dass es so nicht gewesen sein kann, wird daher an einem zum hoheitlichen Gottessohn gemachten Guru festgehalten, ohne nach dem Schöpfungswort zu fragen. 

 

1.10. Neutestamentliche Theologen müssen das Tor öffnen, nicht versperren

 

Wie bei Herodes hat auch die Tempeltheologie von heute nur die Vorbauten für die Heiden bzw. das wissenschaftliche Weltbild geöffnet. Der universale Zugang zum einen Schöpfer, der durch Jesus gegeben war und durch unser Wissen heute mehr den je offen ist, wird jedoch durch eine neutestamentlich-dogmatische sowie eine historisch-kritische Wissenschaft, die nur Abbau betreibt (statt ihr Wissen zu verwerten, über die bisher angenommenen Prämissen nachzudenken) verhindert. Statt in zeitgemäßer Weise nach dem wieder lebendigen Schöpferwort als historischer wirksamer Schöpfungsvernunft in Menschengestalt zu fragen, verhindert die neutestamentliche Wissenschaft, wie damals die Leviten, dass heutige Hohepriester und Heiden in gemeinsamer Weise den einen Schöpfer aufgeklärt wahrnehmen können.

 

Auch was wir im neureligiösen Amerika an multikulturellem Zusammenleben betrachten, bringt nicht wirklich den Zugang zum gemeinsamen Monotheismus, sondern ist nur ein oberflächliches Bauwerk. Vergleichbar dem Herodestempel, können dann zwar alle ein und aus gehen, ist im modernen Einerlei jedes Weltbild erlaubt. Doch es fehlt das gemeinsame Fundament. Dogmatischer Fundamentalismus und Kampf der Kulturen sind die Folge, über die die ein persönlicher Glaube, weit ab von einer zu durchdenkenden gemeinsamen schöpferischen Begründung, nicht hinwegtrösten kann. Vielmehr zeit sich gerade dort, wo mehr Menschen an die wundersame jungfräuliche Geburt einer jungen Jüdin glauben, als an das in der Evolutionslehre beschriebene vernünftige wunder-bare Werden, wohin ein seines Inhaltes entleerter Glaube führt. Wenn dann von der „großen Spirituellen Erfahrung“, der „Wiedererweckung“ unserer Brüder jenseits des großen Teiches gesprochen wird, scheint einem aufgeklärten Denken der Blick auf das in aller Evolution wieder zu verstehende Wort/die offenbarende lebendige Vernunft als Gesicht (die mit allen Sinnen sichtbar Seite des Hauptes Jesus als echt universellen Glaubensgrund) völlig unmöglich.

 

Wenn der begeisterte Gospelgesang vom Lord und King nicht nur herzerwärmender Ohrenschmalz sein soll, dann müssen wir deutlich machen, warum Jesus der wahre König der Juden war und ist. Wir singen dabei weiter, in alt gewohnter Begrifflichkeit, weil wir heute wissen, wie wichtig die emotionale Sprache und die haptisch-begreifbaren Bilder für unser Verständnis sind. Heute zu verstehen, wie im reformierten Monotheismus die menschliche Gestalt des neu verstandenen Schöpferwortes, statt menschliche Könige, die Mittlerfunktion erfüllte, als Messias wirkte und warum genau diese Vernunft allen Werdens die Wirk- und Wohnstatt des Schöpfers war.

 

Der heute im buchstäblichen Kurzschluss als historisch hingestellt wird, hätte damals so wenig als Gegenpart zum Weltheiland Augustus oder dem neuen David Herodes getaugt, wie er heute den Menschen den einen Schöpfer vermitteln, sie für dessen im gesamten Mikro- und Makrokosmos wirk-liche Weisheit/Vernunft begeistern kann. Wenn nicht nur gutgemeinte kirchliche Forderungen bzw. althergebrachte Moralpredigten herauskommen sollen, sondern die Menschen zu schöpferischer Vernunft bzw. Werk-zeugen des Schöpfers zu befähigen sind, die sich an das halten, was beispielsweise auf der Weltklimakonferenz diskutiert wird, dann müssen auch wir heute in neuer Weise nach der Wohnstatt des einen universalen Schöpfers aller Natur und Geschichte fragen.

 

Selbst wenn es nicht möglich sein sollte, das Wort des Schöpfers in aller natürlichen Schöpfung zu verstehen (was m.E. nur durch unser noch immer allzu buchstäbliches Banalverständnis der Schrift verhindert wird), dann müssen wir aufgrund des heute vorhandenen Wissen im Sinne des Neuen Testamentes nach der schöpferischen Vernunft als Wohn- und Wirkungsstätte, dem echten Tempel Gottes fragen.

 

Denn als Diener des buchstäblichen Kultbautes verhindert die derzeitige theologische Sichtweise, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche den echt universalen Grund der Kirche, der nicht einfach Gott oder ein hierzu erhobener Guru ist, vermitteln kann bzw. bei seiner Rede von Vernunft eine schöpferische Realität verstanden wird.

 

2. Papst Benedikt XVI. ist Beispiel

 

wie die neutestamentliche Wissenschaft heute nur einen Propagandabau hinstellt,

der weder heutigen Juden (Traditions- und Gesetzestreuen), noch atheistischen Heiden bzw. aufgeklärtem Denken und Andersgläubigen den Zugang zum einen Schöpfergott ermöglicht. 

 

Verschiedene Stationen zeigen, wie die Vorgaben der neutestamentlichen Wissenschaft selbst den zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählten derzeit wohl größten theologischen Denker in einem Bauwerk gefangen halten, das dem Tempel der Herodes vergleichbar ist.

 

2.1. Diskussion des Papstes mit dem Philosophen Jürgen Habermaß über Vernunft:

ohne dass Jesus erwähnt wird

 

Der auf aufklärende Vernunft setzende Philosoph zeichnet dabei nicht ein präexistentes Wesen nach, wie seine antiken Vorgänger. Vielmehr setzt er – durch die Aufklärung angeblich befreit - nur auf die säkulare, rein praktische, subjektiv-menschliche Vernunft. Doch die konnte, wie sich in der Geschichte der Ideologien zeigt, die Hoffnung der Aufklärer nicht erfüllen. Sie greift ohne höhere Bindung bzw. schöpferische Be-stimm-ung viel zu kurz. Die detranszendalalisierte Vernunft bleibt so ein wirkungsloses Gebilde menschlichen Geistes.

 

Auch wenn der Papst ihm gegenüber auf eine universelle schöpferische Vernunft, einen göttlichen Logos pocht, so verhindert das stur gegen alles bessere Wissen festgezurrte Geschichtsbild der Neutestamentler (Leviten von heute), dass eine ganzheitliche Schöpfungsphilosophie bzw. ein vernünftiges Denken und die biblische Lehre auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Dass beide im gemeinsamen Verständnis zum einen Schöpfer kommen, der so der Welt vernünftig zu vermitteln wäre, schließt sich durch das heutige Denken über die geheimnisvoll-wundersame christliche Grundlage, die nur als altes Dogma gesehen wird, aus.

 

In der Diskussion über Religion und Vernunft kann der Grund/Gründer des christlichen Glaubens, das in allem Werden lebendige Wort nicht vorkommen. Selbst der Papst als Vertreter der schöpferischen Vernunft, der ständig nach ihr fragt, sie fordert, muss den lebendigen Logos als Glaubensgrund verleugnen. Solange kein Neutestamentler bereit ist, in neuer Weise über das von ihm selbst zutage geförderte Wissen nachzudenken bzw. bisherige Voraussetzungen aufzugeben, um ganz anders nach dem Wesen des christlichen Glaubens zu fragen, sind daher alle Rufe des Papstes nach Vernunft für den Wind.

 

2.2. Castelgandolfo: Vorführung schöpferischer Vernunft (ohne nach Jesus zu fragen)

 

Als Papst Benedikt mit dem Ratzinger-Schülerkreis in seinem Sommersitz das Thema natürliche Schöpfung diskutierte, angesehene Naturphilosophen das heutige Bild genau dieser Vernunft vor Augen führten, die zur Zeitenwende eine konkrete Gestalt hatte, nachweislich Offenbarungswesen für Juden und Heiden war, dann war darin weder das Wort Gottes zu verstehen, noch das Gesicht des Auferstandenen zu sehen.

 

Vom in alten Tagen verfassten „Gerücht Gottes“ (statt vom heute lebendigen Schöpfer-Wort, das im Kontext mit der Tradition wiederverstanden wird) war daher in der FAZ zu lesen, als der Gesprächsbeitrag des Naturphilosophen Robert Spaemann in Castelgandolfo vorgestellt wurde. Denn nach dem, was gegen besseres Wissen heute von der Geisteswissenschaft als christlich hingestellt wird, muss der über natürliche Ziele nachdenkende Philosoph (wie alle Welt) weiter davon ausgehen, dass christlicher Glauben auf ein altes Gerücht von Gott gründet. Der Nachweis einer kreativen-vernünftigen Zielgerichtetheit allen natürlichen Zufalles hat dann nichts mit dem christlichen Glauben zu tun. Die Weltbilder bleiben getrennt. So kann es keinen gemeinsamen Zugang zum einen Schöpfer geben. Auch Spaemanns zeitgemäße Telelogielehre, der Nachweis einer Zielgerichtetheit aller Natur, zielt dann nur darauf ab, einen geheimnisvollen Konstrukteur annehmen zu wollen (wie er im Buche steht) oder die Natur in moderner Weise als Selbstorganisationsprozess zu vergotten.

 

Wie die antike Telelogielehre von Platon und Aristoteles in der Auferstehung Jesus erst aufging, von gottesfürchtigen Juden-Griechen zu einem neuen Verständnis des Schöpferwortes (christliche Theologie) weiterentwickelt wurde, kann nicht gedacht werden, wenn nur von einem aufgrund seiner Kritik am propagandistischen Herodestempel hingerichteten Heilsprediger ausgegangen wird. Die Vernunft, die allem Zufall und allen Zielen der Natur zugrunde liegt, der Logos, der über den alten Tempel hinaus zur neuen Theologie führte, kann nicht vorkommen, wenn die theologischen Wissenschaftler nur von einem Wanderprediger ausgehen, den man zum Gotteswort/Logos machte.

 

Das Weltbild muss nach dem, was Neutestamentler als historisches Geschehen hinstellen, gespalten bleiben. Alle Versuche der Integration beider Sichtweisen sind dann zum Scheitern verurteilt. Genau wie der Naturphilosoph ausführt. Auf der einen Seite wird dann aufgrund alter Buchstaben ein intelligenter, geheimnisvoller Designer gesetzt. Es wird weiter ein Gott gesucht, der (auch wenn er nicht mehr gegen das evolutionäre Geschehen und die Kausalität kämpft) nur als geheimnisvoller Konstrukteur außerhalb des natürlichen Werdens gesehen wird. Der Naturwissenschaft ist es daher nicht möglich, im natürlich-kausalen kreativen Zufall und der zu allem evolutionären Werden beitragenden biologischen Mutation und Selektion das schöpferische Wort zu verstehen. Auch die gläubigen Naturwissenschaftler suchen weiter nach einem geheimnisvollen Wesen oder übernatürlichen Walten. Statt im Sinne antiker ganzheitlich-denkender Gottessohnstheologie von der Vernunft allen natürlichen Werden auf den einen Schöpfer zu schließen, wird nicht im Wunder der natürlich-vernünftigen Ordnung, sondern im genauen Gegenteil nach Gottes irdischer Wirk-lichkeit gesucht.  

 

Friedrich Schiller, in Wirklichkeit Prophet einer aufgeklärten "Ein"sicht, wird als Zeuge für die Trennung missbraucht. Denn dessen Mahnung: „Feindschaft sei zwischen euch, noch kommt das Bündnis zu frühe. Wenn ihr im Suchen euch trennt, wird erst die Wahrheit erkannt“, weist nicht auf eine notwendige Trennung hin, an der man derzeit denkt ewig festhalten zu müssen. Vielmehr zeigt Schiller, dass es am Anfang der Aufklärung noch zu früh war, die Zweispaltung des Weltbildes zu überwinden. Erst die getrennt laufende naturwissenschaftlich Aufklärung einerseits und die geistes- bzw. geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisse andererseits, führen zu einer neuen Einsicht.

 

Doch während die Naturwissenschaftler den Weg frei gemacht haben, um über einen reinen Materialismus hinaus in aller zufälligen Mutation und Selektion ein natürliches schöpferisches Ziel zu sehen, jeden biologischen Ablauf als sinnvoll erkennen, selbst im vordergründigen Zufall eine vernünftig-kreative Wirk-lichkeit  nachweisen, halten die Geisteswissenschaftler am Hokuspokus fest. So stellen die Theologen ihre eigene Lehre als Propagandabau dar: Es bleibt ein heutiger Herodestempels. Und so halten dann die Naturwissenschaftler das Schöpfungswort/eine universelle Vernunft in Händen, das zur Zeitenwende Heiden und Juden den gemeinsamen Zugang zum einen Schöpfergott ermöglichte, ohne dass es als solches erkannt werden kann.

 

In einem Spiegelbeitrag, wo dann in der Diskussion mit Spaemann weiter nur nach einem Gott außerhalb der Kausalität/des natürlichen Logos gesucht wird, spiegelt sich das durch die Diener des alten Tempel verursachte Missverständnis:

 

Man meint weiterhin gerade wegen der Weltvernunft und des wachsenden Wissens darüber, den Schöpfer verneinen zu müssen: „Wie kommt ein intelligenter Mensch wie Sie dazu an Gott zu glauben“ wird gefragt, weil doch die naturwissenschaftlich nachgewiesene Vernunft einen Sieg nach dem anderen davon tragen würde. Nach heutiger Definition des Neuen Testamentes kann niemand erkennen, dass hier in Wirklichkeit das urchristliche Offenbarungswesen siegt, das ganz und gar nicht auf einen geheimnisvollen Eingreifgott verwies. Man damals vielmehr durch die logische Vernunft des kreativen Flusses allen Werdens auf den einen Schöpfer schloss. So kann auch Spaemann seine ganz natürliche Theologie nicht als Tempel des Neuen Testamentes erkennen bzw. baut weiter nur auf traditionelle Buchstaben, ein "altes Gerücht" statt lebendige Genesis.

 

Und selbst die glaubenskritischen Journalisten gehen den neuen Leviten auf den Leim.

 

Wie sollen sie ahnen, dass der neutestamentliche Zugang zum Schöpfer nicht in der Vergeisterung liegt, die sich auf einen geheimnisvollen Menschen mit besonderen Eingebungen bezieht, sondern der sichtbaren Vernunft allen natürlich-kreativen Werdens. Nach Maßgabe der Neutestamentler können auch die Aufklärungsarbeiter nicht erkennen, dass im zufällig und ungerichtet erscheinenden Mechanismus der Biologie nichts anderes zu sehen ist, als das offenbarende Wesen, das antike Aufklärer Jesus nannten. Warum Menschen die einzigen sind, die ihren Schöpfer wahrnehmen müssen, um sich entsprechend ihrer natürlich-schöpferischen Be-stimmung zu verhalten und warum allein die aufgeklärte Vernunft zu kurz greift, um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu verwirklichen, kann dann kein Thema sein. Wenn nach dem Zusammenbruch der großen Ideologien daher der Mensch Werte-los geworden, mit leeren Händen dasteht, sinnentleerten Konsum- und Kapitalegoismus globalisiert und so seinen Kindern die Zukunft nimmt, kann weder im christlichen Glauben, noch seiner grundlegenden Reform, die „not“wendige Lösung gesehen werden.

 

Wieso alle beschriebenen Mechanismen der Biologie und Biochemie unseres Gehirnkastens, die gegen die Existenz Gottes eingewendet werden, auf das lebendige Wort verweisen, dem der Mensch verant"wort"lich ist, kann im alten Paradigma nicht verstanden werden. Nicht im kreativen Prozess des Lebensflusses wird nach dem einzig offenbarenden Logos Gottes gesucht, sondern im Geheimnisvollen. Aus dem Creator der natürlichen Welt wird ein willkürlicher Zauberer. Kein Wunder, wenn dann Gott für die Schrecken der Gaskammern verantwortlich gemacht, die Frage gestellt wird, warum er hier und dort nicht eingegriffen hat, Erdbeben und das angeblich böse Verhalten der Biologie duldet.

 

Schöpfung Gottes muss in diesem Denkschema jeder mit sich persönlich ausmache. Sie wird mit rein menschlichen Augen beurteilt und bleibt eine außerweltliche Wirklichkeit, die auf ein altes Gerücht gründet. So schreibt dann Spaemann in einem Beitrag der Sonntagszeitung der FAZ, dass Schöpfung kein Ereignis sei, auf das wir im Studium der Geschichte des Kosmos einmal stoßen werden. Das Höhlengleichnis Platons soll dann dafür herhalten, deutlich zu machen, dass wir nie zur Wirklichkeit vorstoßen könnten, immer nur auf alte Gerüchte von Gott angewiesen seien. Doch beweist sich nicht genau damit das Problem, das uns Platon mit seiner Metapher vor Augen führen wollte? Halten wir nicht die buchstäblich verstandenen Schatten vom alten Gerücht Gottes für das wahre Geschehen, statt die gegenwärtige reale natürliche Schöpfung als das eigentliche Schauspiel zu sehen? Gefangen im buchstäblichen Bibelkeller, gewohnt immer nur die Schatten zu sehen, wird die natürliche Schöpfung weiter verneint.

 

Da der Höhlenmensch im Keller banaler Bibelauslegung (und mit ihm das aufgeklärte Denken) das Hören des lebendigen schöpferischen Wortes verlernt hat, werden Buchstaben und persönliche Gefühle für die einzige Gotteswahrheit gehalten.

 

Von den im natürlichen Werden sichtbaren Ideen- und der ihnen zugrunde liegende Logos, den Platon in seinem Gleichnis als die wahre Welt hinter aller sichtbaren Materie sah, spricht keiner. Wie sich diese Ideen im christlichen Glauben weiterentwickelten, als Offenbarung des einen Schöpfergottes verstanden wurden, kann dort nicht nachvollzogen werden, wo Neutestamentler nur von einem zum Logos erhobenen Guru ausgehen, nur ein dogmatische Kirchenlehre lesen. Die bisherige Rede vom Logos ist als Schatten der Höhle letztlich nur eine inzwischen leere Buchlehre. Er hat keine lebendige kosmische Realität, die auf den außerhalb stehenden, ewig unsichtbaren Filmemacher verweist. Dessen Schöpfung und Wille ist dann nur im Schattenspiel alter Gerüchte wahrzunehmen. Nicht in der strukturellen Regelmäßigkeiten, der in Mikro- und Makrokosmos zu bestaunenden kreativen Ordnung kann die lebendige Vernunft des Schöpfers verstanden werden. Statt dessen wird von denen, die ständig die Welt erklären, ein Verzicht auf Verstehen gefordert: Resignation der Vernunft, statt durch deren Realität auf den Gott der Väter zu schließen.

 

Die als ohnmächtig erkannte  menschliche Vernunft streitet in ihrer Ohnmacht auch die Vernunft Gottes ab. Und da, wie Spaemann selbst zeigt, Vernunft, Ration auch Grund bedeutet, ist die Welt und mit ihr der Glaube an ihren Schöpfergott grundlos geworden. Gleichwohl wir heute imstande sind, den natürlichen Grund jeder Entwicklung und jedes biologischen Prozesses nachzuzeichnen, wird so alles irrational. Die Beurteilung von Gut und Böse kann dann nur aufgrund alter Gerüchte geschehen, nicht aufgrund schöpferischer Sinnhaftigkeit. Wo Schöpfung außerhalb die Natur gestellt wird, ist Schicksal dann nicht natürlich-schöpferisches Geschehen, dem wir uns bei Wind und Wetter beugen müssen, wie es die Stoiker zur Zeit Jesus sahen. Was bleibt ist dann ein geheimnisvoller Wille, der uns Sturm schickt und den wir akzeptieren und trotzdem Gott loben müssten. Von einer Begeisterung für die schöpferische Weisheit des natürlichen Geschehens, die uns die Geologen selbst nach der größten Naturkatastrophe nachweisen, sind wir dann weit entfernt. Von der Liebe Gottes wird dann aufgrund alter Bücher vorgelesen, statt sie ganz objektiv im natürlichen Geschehen, in jedem Sonnenaufgang und jeder Geburt zu sehen. Das Faktische sei verborgen, muss eine Welt annehmen, die die Buchstaben vom guten Jungen, den man zu einem Gottessohn machte, für den eigentlichen Film hält, den Blick auf die lebendige Weisheit/Vernunft Gottes verweigert.

 

Wen wundert es, dass die Aufklärung zum Abbau von Glaube führe, die Denker des Idealismus nach naturwissenschaftlicher Erkenntnis allenfalls in pantheistische Vorstellungen verfielen und der Intellekt des Glaubens an den einen Schöpfergott weiter im Exil leben muss, wenn die Theologie trotzt besseren Wissens an alten Voraus-setzungen festhält. Solange zwar nachgewiesen wird, dass alle Verfasser des Neuen Testamentes vom Auferstandenen ausgehen, ein hoheitliches bzw. präexistentes Wesen schildern, das nicht einfach ein christlich gesetzter Miniaturgott war, gleichzeitig aber nur im Sand von Palästina nach den Spuren eines literarisch aufgemotzten Guru suchen, muss die aufgeklärte Welt das Gerücht vom Sohn Gottes für ein frommes Märchen halten: Allenfalls gut für eine psychologische Moralisation und das Gefühlsleben der Menschen. Auch die Diskussion des Papstes mit Naturwissenschaft und Philosophie sowie sein Ruf nach Vernunft führen dann nicht weiter.

 

Während zur Zeitenwende das Schöpfungswort bzw. in die Weisheit aller Natur und Geschichte, die nachweislich als Gottessohn gesehen wurde, eine echt offenbarende Funktion hatte, die dem philosophische Wissen der Griechen ebenso gerecht wurde, wie der monotheistischen jüdischen Tradition, ist bei uns Fehlanzeige. Wie in Jesus nicht nur der rituserstarrte jüdische Traditionsglaube mit Inhalt gefüllt, sondern auch das griechische Denken oder das römisch-polytheistiche Götterpantheon weitergeführt wurde, kann nicht gedacht werden. Warum nicht Kaiser Augustus der wahre Messias, Nachfolger von Eschnaton, Moses und David, neuer Mittler bzw. monotheistische Vergegenwärtigung des einen Gottes war, sondern der historische Jesus als Sohn Gottes diese Funktion echt erfüllte, bleibt ein blutleeres Gerücht.

 

Alles verliert sich dann im literarischen Sand, wenn weiter gegen besseres Wissen die schöpferische Vernunft nicht zum Thema des Neuen Testamentes gemacht wird. Die Wohn- und Wirkstätte Gottes wird dann nur in einer verstaubte Kirchentradition bzw. längst überholternLehren gesehen, deren Logik nicht nachvollzogen wird.    

 

Der Gedanke der Schöpfung, nach welchem der Prozess der natürlichen Entstehung des Lebens und der Arten einschließlich des Menschen demselben Willen einer göttlichen Weisheit gründet, der auch das Ergebnis dieses Prozesses will, nämlich ein natürliches Wesen, das seinen natürlich-schöpferischen Ursprung entdeckt und dem Schöpfer für das Leben dankt, kann nicht gedacht werden, solange die Neutestamentler Jesus als einen Wanderprediger hinstellen, dem alte Weisheit angeheftet wurde, um ihn hochleben zu lassen. Auch Prozesstheologen helfen da nicht weiter, führen nur zu neuen theoretischen  Turmbauten, in immer neue Sprachverwirrung.

 

2.3. Manoppello: „Sucht das Anlitz Christi!“

 

Hier hält sich der Papst aus der Diskussion um die Echtheit des Muschelseidetuches vom Gesicht des Auferstandenen heraus. Er fordert, so die FAZ-Headline, nach dem Gesicht des auferstandenen Christus zu suchen. Doch solange dies nicht mit der Vernunft in Verbindung gebracht wird, die in allem natürlichen Werden die sichtbare bzw. mit allen Sinnen wahrnehmbare Seite – das Anlitz - des Schöpfers ist (ohne dass er als Sprecher pantheistisch in ihr aufgeht), wird jeder nur nach einem persönlichen Gott suchen. Oder er will im leidenden Nächsten das Anlitz Christi sehen. Wenn der Gründer des Christentums angeblich nur ein junger Jude war, wie er auf der Ikone mit leidvollen Augen zu sehen ist, wo angeblich eine Art Miniaturgott abgebildet wird (diese nicht als menschliche Darstellung des in kosmischer Realität lebendigen Logos gesehen wird), kann nicht nach dem universellen Grund gesucht werden, der allen monotheistischen Glaubensformen zugrunde liegt.

 

Die reale schöpferische Vernunft allen natürlichen Werdens, von der das Neue Testament berichtet und die der Papst während seines Bayernbesuches ständig im Munde führte, kann im heutigen Theologieparadigma kein Thema sein. Jesus wird als tot betrachtet. Die Rede vom Auferstandenen ist dann eine fromme (?) Rhetorik.

 

Die Notwendigkeit der Veranschaulichung schöpferischer Vernunft ist unbestritten. Bereits die Gründerväter der monotheisitischen Glaubensformen schärften uns ein, sich kein Abbild von Gott zu machen. Und um den kann es den frühen, dies beherzigenden Bildnern auch nicht gegangen sein. Was sie uns im Gesicht in Manopello zeigen ist die lebendige Vernunft Gottes in menschlicher Person: Das Wort, das auf den unsichtbaren Sprecher verweist. Der Sohn der den Wille des Vaters unmittelbar offenbart. 

 

2.4. München: Klage über die Schwerhörigkeit unserer Zeit

 

Der Papst rügt die Schwerhörigkeit der Welt. Er prangert dabei jedoch nur das Fehlverhalten der gottlos gewordenen Welt an. So kann nicht deutlich werden, wie die heutige Auslegung des Neuen Testamentes das Gehör versperrt, somit alle Klage über eine Schwerhörigkeit der Welt, die vielen menschlichen Misstönen hörig ist, Worte in den Wind sind.

 

Denn über die Hörigkeit gegenüber lieb gewonnenen Vorstellungen, buchstäblicher Dogmatik und persönlicher Bauchstimmen, die ein Hören des lebendigen Schöpferwortes in allem natürlichen-geschichtlichen Werden verhindert, wird dann nicht nachgedacht. Dass die Hörigkeit gegenüber den vielen wundersamen Worten, die sonntags von der Kanzel gesprochen oder Jesus in den Mund gelegt werden, vom Hören des im Prozess allen Werdens lebendigen Vernunft als Gotteswort abhalten, das nachweislicher Grund urchristlichen Glaubens war, kann dann kein Thema sein.

 

2.5. Ansprachen: Christus als Heilsbringer

 

Zur Orgeleinweihung oder vor jungen Priestern spricht der Papst in hohen Tönen von Jesus Christus, ohne dies mit der ständig geforderten Vernunft in Zusammenhang bringen zu können. Gar in deren kosmischer Realität den Grund und Gründer des christlichen Glaubens und damit echten Heilsbringer, Heilung des zersplitterten Weltbildes zu belegen, schließt sich im heutigen Historienverständnis aus. 

 

2.6. Vorlesung in Regensburg: Nachweis, dass Gott Vernunft will

 

Hier wurde dem intellektuellen Papst das Zitat eines mittelalterlicher Kaiser zum Verhängnis.

Statt im lebendigen Jesus: der sichtbaren Weisheit/Logos der sichtbar den Kosmos zusammenhält, zu belegen, dass Gott Vernunft (auch im Glauben) will, der Schöpfer in aller Natur nur schöpfungs-vernünftig handelt, muss sich das Oberhaupt der christlichen Kirche auf die moslem-abfälligen Aussagen eines alten Kaisers berufen. Die in allem natürlichen Geschehen wirksame schöpferische Vernunft als Grund eines neuen, nun echt universalen Bundes, die deutlich macht, dass der Schöpfer auch von seinen "Werk"zeugen Vernunft will, kann dann nicht vorkommen.

 

Doch noch schlimmer als die anschließende unnötige Auseinandersetzung mit dem Islam ist, dass auf diese Weise der Papst und sein Ruf nach wissenschaftlicher bzw. philosophisch und christlicher Ein-sicht nicht wirklich ernst genommen werden kann. Statt aufgrund des vernünftigen Werdens auf den einen Schöpfer unserer Glaubensväter zu schließen, wird selbst Benedikt XVI. oft in einen Topf mit den Befürwortern von Intelligenz-Design bzw. Verneinern des evolutionären Geschehens geworfen. Seine Überlegungen zur von Gott gewollten und ihn offenbarenden Vernunft bleiben dann Worte in den Wind, die nicht die Weltbilder vereinen können, sondern nur die Feindschaft fundamentalistischer Mohamed- bzw. Koranvergötterer anstacheln. Eine ernsthafte Auseinandersetzung über den Grund des gemeinsamen Glaubens an den einen universalen Schöpfergott, dessen in allem kreativen kosmischen Geschehen wieder hörbares Wort, das der Bibel, wie dem Koran zugrunde liegt, kann so nicht vorkommen.

 

Wenn Gott Vernunft will,

dann müssen wir uns entscheiden:

 

-gründet die christliche Religion auf die im Werden der Welt lebendige schöpferische Vernunft, die von Mutter Kirche vernünftigerweise in menschlicher Gestalt ausgedrückt wurde

 

-oder geht es bei unserem Glauben um geheimnisvolle Offenbarungen eines wundersamen Wanderguru, der wegen seiner Tempelkritik hingerichtet und anschließen geheimnisvoll wieder zu lebendigem Leib kam oder -nach heutiger Lesweise- im Geist seiner Anhänger bzw. der Gemeindebildung Gestalt annahm, erhöht wurde......?

 

Geht es um:

 

-Einen vom Schöpfer gesprochen Logos/Wort in menschlicher Gestalt,

das deutlich macht, wie der Schöpfer uns entgegenkommt um zu helfen. Wie er im logisch/natürlichen Prozess des Werdens sein ewiges Wort - analog dem Wachsen, Vergehen und neue Gestalt Werden in aller Natur - immer wieder in neuer Gestalt v-erstehen lässt. Uns jeweils eine Gestalt präsent macht, die den Anforderungen ihrer Zeitsprache gerecht wird.

 

Oder geht es um einen

 

-von seinen Anhängern bzw. Mutter Kirche vergotteten Menschen?

 

2.7. Anschließende Diskussion um die Vernunft des Papstes

 

Selbst dort – und es ist leider sehr selten - wo nicht nur gefragt wird, ob es richtig war, dass der Papst das Proteststürme entfachende Beispiel brachte oder Moralpredigten nach menschlicher Meinung abgewogen werden. Auch dort, wo die Vernunft in den Blick genommen wird, die nach Benedikt XVI. durch Glaube zu vollenden ist und die Gott will, scheiden sich die Geister. Die im Kosmos wirkende schöpferische Vernunft kommt dabei weder als christlicher Glaubensgrund, noch als Maßstab für menschliches Verhalten vor. Vielmehr geht man immerzu davon aus, dass mit der päpstlichen Vernunft so etwas wie eine Kirchenmoral gemeint ist, die sich dann gegen die angeblich aufgeklärte freie Vernunft stellen würde.

 

Wieso die Vernunft, nach der der Papst ruft, eine in moderner Naturwissenschaft einsehbare Realität hat, ist derzeit ebenso wenig ein Thema, wie die theologische Bedeutung dieser Vernunft für das Neue Testament als echt neuer Tempel wahrgenommen werden kann. Die Vernunft des Papstes muss daher als Propagandabauwerk betrachtet werden: Eine kirchliche Apologetik, die die Aufklärung zu vereinnahmen sucht. Die Ein-sicht der Vernunft wird durch das banal-buchstäbliche neutestamentliche Paradigma verhindert. Wo kein gemeinsamer Nenner im natürlich-kosmischen Geschehen, dem evolutionären Werden bzw. der Weltgeschichte ist, fehlt auch die Fähigkeit der Einsicht bzw. Erkenntnis ihrer schöpferischen Tat-sache.

 

Während die Vernunft des Papstes meist als Kirchenbauwerk betrachtet wird, versucht man in Sprachverwirrung an einem selbstherrlichen Turm angeblich aufgeklärter Vernunft weiterzubauen. Gleichwohl die darauf gründenden Ideologien längst zusammengebrochen sind, man mit purem Kapital- und Konsumegoismus vor einem zukunftvernichtenden Scherbenhaufen steht, statt weltvernünftig zu wirken, kann nicht erkannt werden, dass letztlich die Aufklärung eine Gabe Gottes ist, um die Vernunft des Schöpfers in neuer Weise zu sehen und zu verwirklichen.

 

Was der Schöpfer will, er in seiner kosmischen Kreativität mit Verstand begabten Wesen als Sinn vorgibt, somit nicht nur Naturrecht bzw. biologische Norm ist, kann weder von den angeblichen Aufklärern, noch der Kirche gefragt werden. Solange man das Wort Gottes nur in Büchern und alten Lehren liest, die angeblich von einem jungen Juden und seinen charismatischen Vorredner handeln würden, bleibt das Gehör des lebendigen Wortes verschlossen. Während dann der Papst versuchen muss, sich zwischen Naturrecht und alten Dogmen durchzumogeln, verschimpft ihn die angeblich aufgeklärte Welt etwa wegen seiner inhumanen Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen.

 

Die Gabe des aufgeklärten freien Denkens führt dann nicht zur Frage, welche Lebensbeziehung für die Zukunft der menschlichen Gesellschaft schöpfungstauglich wäre, unserer evolutionär-schöpferischen Sinngebung entspricht. Warum beispielsweise eine lebenslange zweigeschlechtliche gleichwertige und liebevolle Partnerschaft für die Zukunft der Menschenkinder fruchtbar ist als andere Konstellationen (nicht nur was ihre Zahl betrifft), somit vom Creator gewollt ist, kann nicht nachgedacht werden.

 

Sich auf alte traditionelle Normen oder alte Glaubensgesetze zu berufen, die längst jeder in seinem Sinne vereinnahmt, bringen dann ebenso wenig weiter, wie eine angebliche Aufklärung, die nur nach Menschlichkeit oder Naturrecht fragt, dabei versucht in einem Sozialdarwinismus die kurzgeschlossene Naturlehre nur etwas humaner zu gestalten. Ein angeblich intellektuelles Denken, das dem Papst konservative Vernunft vorwirft, setzt sich dabei der gegenseitig manipulierten Meinung der Mehrheitsmassen aus, die dann als Vernunft ausgegeben wird.

 

Die echt universale Vernunft ist im derzeitigen Paradigma, das von einer neutestamentlichen Lehre getragen wird, die den Logos nur als Papier oder geheimnisvolles Glaubensprodukt betrachtenden, ein reines Lippenbekenntnis. Wenn über die Lösungen unserer Zukunftsprobleme nachgedacht wird, kann dann nicht das universale Wort um Rat gefragt werden. Statt z.B. mit möglichst unvoreingenommenen Wissenschaftlern ein Symposium zu veranstalten, bei dem über die Frage der Gentechnik, ihrer Gefahren und gleichzeitig Chancen für die Welternähung nachgedacht und nach bestem Wissen und Gewissen, somit nach schöpferischer Vernunft entschieden wird, betreibt man selbst an kirchlichen Bildungseinrichtungen rein menschliche Mein-ungsforschung.

 

Man fragt meist nur im reinen Selbstzweck bzw. humanen Sinne, was Wissenschaftler für vernünftig halten. Ohne von einer universellen natürlichen Sinngebung und Ordnung auszugehen, die gerade in der Ökologie mehr als deutlich wird, ist dann auch alle grüne Moralpredigt, die auf der Kanzel Gott in den Mund gelegt wird, weil laut Bibel von dem doch alle Welt stammen würden, ein Hauch in den Wind. Die Einsicht unserer freien aufgeklärten Vernunft, die uns heute -ähnlich wie die Hellenistenchristen- wieder befähigt, nach der den Schöpfer und seinen Willen offenbarenden Vernunft in allem natürlichen Werden zu fragen, kann nicht funktionieren, solange der Sohn Gottes als Produkt frommen Geistes hingestellt, wie eine Miniaturausgabe Gottes angehimmelt wird.

 

Die verhaltene Diskussion um die Vernunftrede Benedikt XVI. zeigt, dass man meint, der Papst würde von einer gestrigen Vernunft reden, die allenfalls auf alte Papieren gründet, Gegenstand von Sonntagspredigten ist. Wieso die frühchristliche und bis ins Mittelalter geltende Vernunft keine Kirchenmeinung und kein menschliches Moraldogma ist, kann im derzeitigen christlichen Sohns- und Selbstverständnis nicht gedacht werden. Wo die Sonntagspredigten von einem Sohn Gottes reden, den die modern erscheinende junge Theologie nur als eine dem charismatischen Zimmermann aufgrund alter Vorstellungen aufgesetzte Lehre betrachtet, kann eine echt universale Schöpfungsvernunft nicht vorkommen. Wo die von „Jesse kommende Art“ nur als eine schöngeistig-literarische Anleihe gesehen wird, wo nicht nach dem von Jesaja bzw. dem im Exil antiker Hochkulturen von den Hebräern verstandnen Schöpferwort gefragt wird, ist alle Rede von Jesus als Christus nur aufgesetzte Hoheitlichkeit: Heuchelei.

 

Wieso der Tempel des Neuen Testamentes, (Jesus) den der Papst vertritt, auf eine Vernunft gründet, die sich nicht aus alten Dokumenten speist, sondern dem in allem zufällig erscheinenden Werden neu verständlichen Wort, kann Dank der gegen besseres Wissen den Grund des Glaubens verkürzender Lehre – die wie versucht aufzuzeigen, nicht nur den universalen Logos entbehrt, sondern wissenschaftlich unlogisch ist – nicht gedacht werden.

 

-Solange neutestamentliche Leviten dem Logos den Weg versperren. Der historische Jesus nur als ein Heilsprediger gesehen wird, der mit seinen Anhängern um den See zog.

 

-Solange Sie dann trotz besseren Wissens die auszubildenden Prädikanten im Paradigma belassen, dass Paulus ein zufällig in Tarsus (an der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident, einer Hochburg der Stoa) geborener Anhänger eines Heilspredigers oder eines selbstgesetzten hoheitlichen Christus war, beim wichtigsten Autor des Neuen Testamentes nicht nach dem der schöpferischen Tatsache, dem in allem Werden lebendigen Wort fragen.

 

-Solange auch Ihre Kollegen in der ZNT über Lukas als hellenistischen Historiker schreiben, die theologische Bedeutung der Apostelgeschichte freilegen ohne dabei jedoch deutlich zu machen, dass es diesem antiken Aufklärer nicht um die Verherrlichung eines jungen Juden aufgrund apokalyptischer Vorstellungen oder prophetischer Hoffnungen ging, sondern die Vernunft in Person.

 

-Solange der Sohn Gottes nur als persönliches oder dogmatisches Gottesgebilde anzunehmen, nicht dort wahrzunehmen ist, wo die schöpfungswirksame Vernunft/das ewige Wort den monotheistischen Schöpfer aufgeklärt und grenzüberschreitend offenbarend sichtbar macht.

 

Solange bleibt auch die Rede des Papstes vom Logos/ universeller Vernunft, deren Wahrnehmung die Voraussetzung für ein weltökonomisch und ökologisches bzw. schöpfungsvernünftiges Handeln aufgrund des Glaubens an den Schöpfergott der Väter ist – genau wie das Neue Testament sagt - nur Windhauch. Den Menschen zur echt aufgeklärten Vernunft, zum vernünftigen schöpferischen Verhalten zu bringen, kann dann weder als Auf-gabe des Glaubens verstanden, noch verwirklicht werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

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