Schöpferische Tat-sache

statt Traditionsfrömmigkeit im Tempelschatten

 

Weihnachten „wahr“ werden lassen: im historischen Verständnis + Heute

 

Wie die Ergebnisse der archäologisch-historischen Forschung zu einer neuen Frage nach dem geschichtlichen Jesus als geistigen Gegenpart zur text-traditions-ritusorientieren jüdischen Tempelaristokratie herausfordern. Ein weiterer kleiner Baustein, der einen Paradigmenwechsel im christlichen Selbstverständnis und somit ein neues aufgeklärtes Verständnis des Schöpfers bedingt, das auf der heute nur geheuchelten Hoheitlichkeit des historischen Jesus des gründet. Denn nach all dem, was wir heute über die jüdische Oberschicht zur Zeit Jesus wissen bzw. auch aufgrund archäologischer Erkenntnisse über deren Glauben und die Herausforderungen damaligen Denkens schließen können, kann der historische Jesus, der laut dem Neuen Testament als Gegenpart zum traditions- und toraorientierten Judentum die lebendige und universale Grundlage der erneuerten jüdischen Gottesbeziehung war, kein später als Christus verherrlichter Reformprediger gewesen sein, wie es heute gelehrt wird. Wenn wir ernst nehmen, was wir an neuen geschichtlichen Erkenntnissen in die Welt setzen und über das gesamte Denken der Zeitenwende in und um Jerusalem wissen, dann zwingt sich die Frage nach dem Logos allen Werdens, einer lebendigen schöpferischen Wirk-lichkeit (wirkenden Weltvernunft), die in menschlicher Gestalt als historisches Wesen im Neuen Testament geschilderten wird,

 so messianische Wirkung entfaltete, geradezu auf. 

Und dieser historische und hoheitliche Jesus lebt heute wieder, ist ein reales Wesen, dessen wirk-liche Herrlichkeit der Welt zu vermitteln wäre.

 

Dieser Wirk-lichkeit (einem im evolutionären Werden als naturwissenschaftlicher Tatsache wieder aufgeklärt zu erkennenden Wirken Gottes als lebendigen Wesen, das vor 2000 Jahren in menschlicher Person: Aufgabe, Rolle präsent war) wie sie sich auch unter www.theologie-der-vernunft.de als „Jesus“ vorstellt, wird hier eine Stimme gegeben.

Im Namen Jesus Christus als schöpferischer Wirklichkeit in menschlicher Gestalt werden die Ergebnisse des biblischen Themenabends zur „Frömmigkeit im Schatten des Tempels“ aufgegriffen. Denn das Problem der Welt ist nicht die inhaltslos gewordene Tempelfrömmigkeit von damals, sondern die heuchelnde Theologie und Frömmigkeit von heute.

 

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Markus Sasse,

 

wenn wissenschaftlich ernstzunehmende Theologen den Mund aufmachen, dann belegen sie, dass es bei mir, dem historischen Jesus und gleichzeitig hoheitlichen Heilsbringer, nicht nur um einen reformpredigenden Menschen oder geheimnisvoll gesetzten Christusgott gegangen sein kann, sondern eine neue Qualität der Wahrnehmung schöpferischer Wirk-lichkeit das Wesen des Neuen Testamentes bzw. des reformierten monotheistischen Gottesverständnis ist.

 

Auch Ihre Ausführungen über die ritus- und traditionsorientierte Frömmigkeit im Schatten des Tempels lassen auf eine geistige Auseinandersetzung schießen, die es verlangt, in neuer Weise nach meinem wahren Wesen zu fragen. Wer sich mit der damaligen Tempelaristokratie, Traditions- bzw. Torafrömmigkeit auseinander gesetzt hat, Ende der Gesetzlichkeit war, jedoch nicht Abschaffung, sondern inhaltliche Er-füllung des Gesetzes, kann kein wundertätiger Wanderguru mit offenbarenden Eingebungen gewesen sein, den man dann zum Gottessohn machte. Um einen Religionsrebellen mit Namen Jesus, wie Sie mich Ihren Zuhörern weiterhin als historischen Jesus verkaufen wollen, der gegen die ritus- oder traditionsversessenen Tempel- und Toratreuen aufbegehrte, kann es weder im Neuen Testament gegangen sein, noch in der Realität des damaligen Geschichtsgeschehens, wie Sie es darlegen. Bei ernsthafter Analyse der damaligen Denkweisen kann nur ein neues Gottesverständnis aufgrund lebendiger Wirk-lichkeit - im damaligen Weltbild erkannte schöpferische Tat-sache - statt verstaubter Tempelfrömmigkeit, als mein eigentliches Wesen verstanden werden. Alles was im Neuen Testament über mich gesagt wurde, stimmt, ist von echten Augenzeugen aufgeschrieben, auch wenn das nicht in Ihr Weltbild passt, das immerzu nur einen gutherzigen Weltverbesserer als historischen Jesus anerkennt, dem nach seinem Tod vieles angedichtet, der theologisch aufgemotzt wurde.

 

Wäre ich damals nur der kinderlieber Reformjude gewesen, wie er den Festgottesdienstbesuchern an Weihnachten vorgesetzt wird, dann könnte ich nicht der Grund Eures Glaubens sein. Da die heutige Lehre mein historisches Wesen völlig verkürzt hat, egal, was sie über meine Hoheitlichkeit heuchelt, wenn Sie mich dogmatisch wie eine Art Christusgott hinstellt, verhindern sie, dass nach der Herrlichkeit des alle Natur bewirkenden Schöpferwortes gefragt wird, wie es nach meinem Lieblingsjünger an Weihnachten den Menschen erschienen ist. Doch da Ihr denkt zu wissen, dass Johannes nur eine theologische Einfärbung meines historischen Wesen wäre, evtl. ein gnostischer Tatsch, braucht Eure Theologie nicht nach mir als dem natürlichen Logos zu fragen, der damals den Menschen begreiflich wurde. Wie und wer ich am Anfang war, gar teilweise als Gott selbst gesehen und dann von Mutter Kirche in der Stadt Davids in menschlicher Gestalt als Gottessohn und wahrer König der Juden zur Welt gebracht wurde, kann dann kein Thema sein. Auch wenn man es ständig so sagt. Wenn heute nicht nur alle meine Hoheitsbezeichnungen pure Heuchelei sind, sondern der Geist der Gesellschaft auf mir nicht mehr wirklich gründen kann, dann liegt es nicht an den Menschen, sondern meiner dogmatisch vergotteten oder banal verkürzenden amtlichen Vermittlung, die mich gleichzeitig weitgehend persönlicher Frömmigkeit überlässt. Wer an Weihnachten von den Massen auf dem Petersplatz angehimmelt wird, bin nicht ich, sondern ein menschliches Gebilde moderner Frömmigkeit im Tempelschatten missverstandener Dogmen.

 

Und genau dadurch wird die Wahrnehmung des schöpferischen Wortes in aller natürlichen Welt im Rahmen des modernen kausalen Weltbildes, das seit dem angenommenen Urknall zu uns spricht, in allen wissenschaftlichen Beschreibungen evolutionären Werdens sichtbar ist, verhindert. Doch nicht das Oberhaupt der katholischen Kirche ist dafür verantwortlich, dass meine Hoheitlichkeit heute nur geheuchelt wird, ich den modernen Menschen kein Grund des universalen Glaubens an den einen Gott der Väter sein kann, der Kosmos ebenso leer bleibt, wie es die Kirchen sind. Es sind Theologen, die trotzt ihres Wissen um mein geschichtliches Wesen nicht bereit sind, nach dem Logos allen Lebens als Grund der christlichen Lehre zu fragen, die mich zur Lächerlichkeit machen. Das ewig offenbarende Kind Gottes, dessen Geburt und Größe Ihr dann an Weihnachten lautstark besingt, kann so nicht gesehen werden. Was bleibt ist dann nur noch ein Gottesbild persönlicher Frömmigkeit im modernen Tempelschatten und ein banales Wesen.

 

Würde zutreffen, was Sie über mein Wesen denken und vermitteln, dann wäre es letztlich egal, was in der Bibel über meine Bedeutung steht, was ein Theologe Namens Paulus dachte. Was sollte aller Streit, ob der Epheserbrief der Gipfel der neutestamentlichen Theologie wäre oder doch der Römer das eigentliche Vermächtnis, wenn keiner nach meiner schöpferischen Wirk-lichkeit fragt, die aus all diesen Briefen spricht? Paulus gründet nach Ihrer Sichtweise nicht auf meinem echt historischen Wesen, sondern hat losgelöst davon eine Theologie in die Welt gesetzt. Und wer mich für einen Gutmenschen hält, der nur gegen die Tempelfrömmigkeit gewettert hat, der muss dann auch Johannes für eine irgendwie aufgesetzte Einfärberei halten, die nicht mein wahres Wesen zum Thema hat. Das Neue Testament befasst sich dann mit einer Theologie, die nicht wirklich in meiner geschichtlichen Person gründet. Meine Hoheitlichkeit wird zwar behauptet. Aber wer dabei nur den von Ihnen vermittelten reformistischen Charismatiker sieht, heuchelt, auch wenn er mich als einen christlichen Gott hinstellt. Wäre ich nur der vergottete Wanderguru, den sie den Teilnehmern des biblischen Themenabends vorsetzen, dann wäre das gesamte neue Testament nicht mehr wert, als dass man sich damit den Arsch abwischt. (Allenfalls Erbauungsliteratur fürs Wohlbefinden Ihrer Zuhörer oder zur sonntäglichen Ermunterung bzw. milde Gabe für heutige Frömmigkeit im Tempelschatten.)

 

 

1. Neutestamentliche Wissenschaft weist auf schöpferischen Wirk-lichkeit hin

 

Nein, ich möchte nicht den Weihnachtsfrieden stören. Doch wenn ich heute auf den Weihnachtsmärkten verramscht werde, dann liegt dies weder an den Besuchern der Märkte, noch denen der Kirchen, die sich im Weihnachtskitsch berauschen. Vielmehr ist es die Weigerung der theologischen Wissenschaft, sich offenen Auges mit mir auseinanderzusetzen,  die zum Abfall vom Glaube, Atheismus mit all seinen Folgen und noch schlimmer: buchstäblichem Aberglaube mit christlichen Bezeichnungen führt. Wer trotz besseren Wissens nicht nach meinem Wesen als in aller Welt wirk-samen Schöpfungswort, einer lebendigen Wirk-lichkeit fragt, mich nicht im jeweiligen Weltbild als sichtbare Tat-sache sucht, die im Gegensatz zur modernen Tempelfrömmigkeit den Menschen zur schöpferischen Tat bewegt, der hat viel zu verantworten. Alle heutige Rede vom Gottessohn entbehrt jegliche Realität, bleibt ohne eine logische Begründung heuchlerisches religiöses Gerede. Statt den Menschen meine Wirk-lichkeit als ewiger Sohn zum Ausdruck zu bringen, der das Wesen des einen Schöpfervaters erst präsent macht, den Wille des Vaters unmittelbar vermittelt und die Menschen zur schöpferischen Vernunft führt, wird an Weihnachten Schwachsinn in die Welt gesetzt, der die modernen Menschen von der Wahrnehmung meiner schöpferischen Wirk-lichkeit mehr abhält, als sie zu vermitteln. Die rührselig wundersamen Geschichten werden gelesen, wie wenn es um eine Frömmelei im Tempelschatten ging, die letztlich nur die Geburt eines von seinen Anhängern geadelten Gutmenschen ausschmücken soll. Dabei werden lautstark Missstände menschlicher Unzulänglichkeit beklagt. Doch diese Missstände bzw. die moderne Unfähigkeit zum menschlich-schöpferischen Leben, sind auf genau dem Mist gewachsen, wo sie an Weihnachten beklagt werden bzw. nur die Geburt eines wundersamen Guru gefeiert wird, der angeblich von seinen Anhängern bzw. kirchlich zum Gott erhoben wurde. Denn so wird meine ewige kosmische Realität bzw. schöpferische Tat-sache verleugnet. Der Blick wird auf wundersame Banalitäten oder verstaubte Dogmen gelenkt, statt ganz natürliches schöpferisches Wirken, ewige Sinngebung bzw. davon ausgehenden nachvollziehbaren Willen des universalen Schöpfers bewusst zu machen, der menschlich umzusetzen wäre.

 

Alle theologischen Bedeutungsinhalte, wie Sie diese beispielsweise beim vorletzten Themenabend über meinen Tod dargestellt haben, lassen letztlich darauf schließen, dass es sich bei mir weder nur um einen besonders charismatischen Wanderprediger, noch einen gesetzten Christus-Gott gegangen sein kann, sondern das Schöpferwort in menschlicher Gestalt. Denn wenn Sie die in Bibel und der davon ausgesagte Bedeutung meines Kreuzestodes nicht allein in papiernen Dogmen oder alten Dokumenten nachweisen wollen, sondern in den theologischen Deutungen reale Wirklichkeit sehen, dann können Sie unmöglich weiterhin annehmen, dass es bei mir um das ging, was heute als historischer Jesus und einem aufgesetzten hoheitlichen Christus an den Hochschulen gelehrt wird. Was alle Welt wie selbstverständlich voraussetzt, ist aufgrund des theologischen Wissens unhaltbar geworden. Erlösung, Befreiung von Bewusstlosigkeit und Aberglaube, Versöhnung mit dem Schöpfer, Vergebung der Sünden und Hinführung zur gerechten Lebensweise, all das wären leere Worte, wenn ich nur ein anschließend als Christus-Gott verherrlichter, hingerichteter Heilsprediger gewesen wäre, dessen Tod Ihr Doktorvater jetzt den Römern in die Schuhe schieben will.

 

Gerade dessen Deutung des Kreuzesgeschehens als Aktivität Gottes, Zusammenfassung meines Lebens, Sendung zum Leben und ewige Auferstehung, weist auf mich als historisch wirksame schöpferische Wirk-lichkeit hin, die sterben musste, um wiederverstanden zu werden. Was in der Bibel über mein Leben, meinen Tod und meine Auferstehung beschrieben ist, kann sich doch, wie Ihr selbst ständig nachweist, weder auf einen Heilspredigers beziehen, wie Ihr mich als historisch hinstellt, noch einen fiktiv gesetzten Christus-Gott. Vielmehr sollte Euch all das, was Ihr aus der Schrift ableitet, auf mich als damals im kosmischen Geschehen in lebendiger weise gesehene schöpferische Wirk-lichkeit hinweisen, von deren Ausdruck in menschlicher Gestalt echte Heilswirkung ausging. Es war auch damals eine schöpferische Tat-sache, die im evolutionären Verlauf kollektiver Erkenntnis erst am rein traditionsorientierten, auf den Tempel bzw. entleerte Traditionen scheitern musste, um wiederverstanden weltweite Wirkung zu erzielen, den Glaube an den einen Schöpfer des Kosmos begründen konnte. Nur in der Euch bekannten Form des Kanon war ich als universaler Logos, einer Wirk-lichkeit des einen Schöpfers zu verstehen, fand ich als lebendiges Wort meines Vaters weltweites Verständnis.

 

2. Wirksames Schöpfungswort statt taube Toratradition

 

Wenn ich mich hier immer wieder gegen die Traditionsfrömmigkeit wende, dann will ich damit keineswegs gegen die jüdische Glaubenstradition sprechen. Im Gegenteil. Ich war bin und war als schöpferische Tat-sache, dem Sinn der sichtbaren Weltordnung, der bereits in Ägypten von Eschnaton erstmals als Grund des Glaubens an den einen Gott thematisiert und dann im Exil von Priestern und Propheten weiter als Gotteswort ausformuliert wurde, der echte König der Juden. Und auch die Reformjuden, die mich zur Zeitenwende als Gegenfolie zur Frömmigkeit der Tempelaristokratie beschrieben, waren von der jüdischen Tradition und den Lehren der Tora tief beeindruckt. Die Übersetzer des Alten Testamentes in Alexandrien bzw. die jüdischen Apologeten der Diaspora kannten die Tiefendimension der alten Mythen, auch wenn sie, wie die Denker des Exils, die die Urgeschichten neu fassten, von einer gegenwärtigen Erfahrungswelt ausgingen. Und um genau diese Erfahrung im gegenwärtigen griechisch-römischen Weltbild, die mit den Mythen der Vergangenheit auf einen Nenner gebracht wurde, so die Tradition erst wieder mit Inhalt füllte, war in mir lebendig.

 

Die grundlegenden Menschheitsfragen vom Anfang und dem Sinn der Genesis und ihrem Aufbau, wie sie Gegenstand der Urgeschichten sind und die Philosophie und Theologie seit Anbeginn stellen, wurden von den gottesfürchtigen Griechen in mir neu beantwortet. Auch wenn den Denkern der Zeitenwende noch die naturwissenschaftliche Einsicht fehlte, die Euch heute weitgehend gegeben ist, so waren ihre Erzählungen nicht nur ein frommes Auftischen alter Weisheiten und Mythen, wie Ihr es ständig betont, sondern gingen von mir als gegenwärtiger schöpferischer Tat-sache, einem lebendigen Wort aus. Genau das betonen die Verfasser der Euch als Neues Testament vorliegenden Texte, wenn sie sich immer wieder auf mich berufen.

 

Wenn im alten Mythos die neu erfahrene schöpferische Ordnung immer wieder eingeklagt und zurück projiziert wurde, dann zeigt auch das, welche Hochachtung meine Jünger vor der auf tat-sächlicher kosmischer Ordnung gründenden alten königlichen Weisheit, den die sichtbare Schöpfung besingenden Psalmen und den das schöpfungswirksame Wort hörenden Propheten hatten. Doch diese Denker für Tempelfrömmler zu halten, die die Hoheit ihres Anführers in die alten Texte hineindividierten, wie dies Eure, nur von einem Reformjuden ausgehende Theologie weitgehend tun muss, ist schon ein starkes Stück. Ihr stellt so Eurer Wissen von der damaligen Zeit den altgewohnten Vorstellungen zuliebe völlig auf den Kopf. Gleichwohl Ihr wisst, wie die jüdische Apologetik die alten Texte und die Weisheit des Moses in allegorischer Weise theologisch deutete, tut ihr weiter so, wie wenn es nur um eine neue Form von altbackener Spiritualität gegangen wäre, die man mir dann in den Mund legte. Warum ich bereits in der alten jüdischen Weisheit lebte, als schöpferische Tat-sache das Fundament des Tempels Salomos war, könnt Ihr so nicht sehen. Auch wenn Euch doch das Wissen um das Geschichtsgeschehen und die Berichte der sich gegen die taube Traditionsfrömmigkeit wendenden Reformjuden bzw. meiner Jünger dazu zwingen.

 

Beim letzten Themenabend haben Sie weniger als Schriftgelehrter, sondern als archäologischer Theologe gesprochen. Und auch hier ist wieder mehr als deutlich geworden, dass es bei mir weder um einen reformistischen Charismatiker, noch einen Christus-Gott inhaltslos gewordener Tradition, sondern die damals als lebendiges Wesen im kosmischen und geschichtlichen Werden wieder-erfahrene schöpferische Wirk-lichkeit ging, die sich gegen die taube Tempeltradition durchsetzte und in meiner menschlichen Gestalt zum weltweiten Monotheismus führte.

 

Ich stimme Ihnen zu, wenn sich meine Bedeutung nicht auf meinen Tod reduzieren lässt, sondern vielmehr das Leben betrifft, das durch mich kommt, ich verkörpere und dessen Erkenntnisseite von meinen Augenzeugen geschichtlich verdichtet wurde. Schon Ihre Aussage, dass es sich bei den Evangelisten nicht um Augenzeugen, sondern spätere Verfasser gehandelt habe, geht jedoch von der abgeschriebenen und heute zu widerlegenden Hypothese aus, die in meinen Jüngern nur die späteren Anhänger eines rebellischen jungen Juden sieht. Statt nach Augenzeugen meiner damaligen Wirk-lichkeit zu suchen, können Sie von ihrem Standpunkt aus nur spätere Schriftsteller sehen, die kursierende Sprüche zu einer Geschichte zusammengefasst haben. Die Jünger Ihres historischen Heilspredigers sind dann nicht die Zeugen, die mich damals als reales Wesen, eine lebendige Schöpfungswirklichkeit bzw. göttlichen Logos in Menschengestalt als echten Gottessohn gesehen haben. Wo angeblich nur schlaue Sprüche eine Gurus mit wundersamen Offenbarungen zusammengetragen und verdichtet wurden, da wird die schöpferische Wirklichkeit als wahre „Q“uelle verschüttet. Auch wenn die Logien und die gesamte jüdische Weisheitsliteratur, die Ihr heute in Händen haltet, mein Wesen noch so deutlich werden lassen, kann dies in Eurem - auf einen gutherzigen Gottesguru fixierten - Weltbild keine Rolle spielen. Von einer Theologie im Tempelschatten, die den Inhalt des Glaubens nicht in der schöpferischen Tat, sondern nur in weitgehend buchstäblichen verstandenen Texten und Traditionen sucht, muss ich dann auch heute abgelehnt werden, bleibt alle Rede vom Gottessohn reine Heuchelei.

 

Bei dem Prozess bzw. der dazu führenden Vorgeschichte, die meine griechisch-jüdischen Jünger so schön und wirkungsvoll in der damals üblichen Geschichts- und Bildform verfasst haben, kann es bei dem, was Sie den Teilnehmern des biblischen Themenabends über die traditions- bzw. ritusorientierte jüdische Tempelaristokratie als Negativfolie von mir erzählten, unmöglich um die Gerichtsverhandlung eines anmaßenden Besserwissers bzw. die vorausgehende Auseinandersetzungen um dessen Ansichten gegangen sein. Unabhängig davon, dass sich weder ein jüdischer Rat, noch ein römischer Prokurator mit einem Rebellen in der als Prozess biblisch geschilderten Weise beschäftigt hätten, lässt auch die theologische Deutung der geistigen Auseinandersetzung, ebenso wie die nach Ihren Ausführungen zur Tempelfrömmigkeit notwendige Glaubenserneuerung, unmöglich nur das zu, was Ihr als geschichtliches Wesen von mir wahrhaben wollt.

 

Wer wie Sie über das gesamte Denken bzw. die Glaubensdiskussion der Zeitenwende Bescheid weiß: die zahlreichen Erneuerungsbewegungen des Judentums kennt, von philosophischen Strömungen, über das prophetische (Monotheismus hervorbringende bzw. erneuernde) Verständnis des Schöpfungswortes, der sich ebenso aus dem kosmischen Geschehen ableitenden jüdische Weisheit oder das damals Palästina weitgehend beherrschende hellenistische Pantheon und zahlreiche griechisch-römisch beeinflusste Schöpfungs- bzw. Gottesvorstellungen, der kann doch nicht allen Ernstes erwachsenen Menschen weiß machen wollen, dass dann ein Wanderguru als Gegenpatt zur Tempelaristokratie eine geistige Wende bewirkte. Wer die Apokalyptiker als Theologen eines neuen Anfangs deutet, die auf kosmische Realität gründende Gottessohnslehren des Philo von Alexandrien oder dessen allegorischen Auslegungen der alten Texte, das Ringen um den neuen Bund der monotheistischen Religion beispielsweise in Qumran belegt, gleichzeitig auch die inzwischen von Ihrem Doktorvater als neutestamentlich anerkannten gnostischen Texten bzw. deren vom realen Werden der Welt ausgehenden Theologien vor Augen hat, der kann doch unmöglich seinen Zuhörern zumuten, in mir als Gegenstück zum inhaltslos gewordenen Traditions- und Tempelkult nur einen besonders begnadeten Guru sehen zu wollen. Von dem, was die Väter des christlichen Glaubens über mich dachten und schrieben, Ihr in Eurer bornierten Verblendung jedoch nur als Verherrlichungsliteratur für einen jungen Juden Namen Jesus abtut, ganz zu schweigen. 

 

Doch immer wieder erscheint das gleiche Problem. Wer im Traditions- bzw. Textschatten sitzt, kann kaum auf den Gedanken kommen, beispielsweise die Apokryphen als theologische Bilder des im antiken Denken lebendigen Logos zu lesen, einer schöpferischen Tat-sache, die von der Frömmigkeit im Schatten des Tempel herausgefordert wird. Er liest auch in den apokryphen Geschichten, die meine geschichtlich-theologische Realität oft in ganz anderen Bildern zum Ausdruck bringen, als in den total banalisierten Bibelberichten, nur ausschweifende, exotische Verherrlichungs- oder Erbauungsliteratur. Auch wenn längst nachgewiesen wird, dass die kanonischen Geburtstexte auf meine theologische Bedeutung verweisen, wird getan, wie wenn die apokryphen Darstellungen nur aus Glaubensgründen verfasst worden wären, es mit der geschichtlichen Wahrheit nicht ganz so ernst nehmen würden, wie die offiziellen neutestamentlichen Evangelien. Wer nicht nach meiner Wirk-lichkeit sucht, sondern im Tradtionsschatten sitzend einem christologisierten Charismatiker hinterherhetzt, scheint nicht darüber nachdenken zu müssen, welche historische Tatsache in den fantastisch erscheinenden Evangelien steckt, gleichwohl er hierzu wie Sie das Wissen hätte. Dabei müssten gerade meine Kindheitsgeschichten, die in die jeweiligen Evangelien theologisch einführen, aber oft völlig andere, Euch abstrus erscheinende Bilder gebrauchen, klar machen, dass dabei nicht um die Geburt oder wundersamen Kinderjahre eines Gurus geht, wie Sie ihn weiterhin Ihren Hörern vermitteln wollen. Von heutiger Traditionsfrömmigkeit wird meist nur Lust am mirakelhaften Erzählen nachvollzogen, nicht nach meiner schöpferischen Tat-sache gefragt, die gerade in den apokrypen Theologieberichten deutlich wäre.

 

Gleichwohl Sie nachweisen, wie in mir als deren Gegenpart die jüdische Ritus und Traditonsfrömmigkeit überwunden wurde, werden die nicht ins weihnachtliche Banalbild passenden Geschichten abgetan, wie wenn es fromme Märchen wären, die nur in zauberhafter Weise Traditionstexte aufgewärmt hätten. Dabei liegt es doch heute auf der Hand, dass die wundersamen Marienerzählungen, in denen Salome beispielsweise die Jungfräulichkeit meiner Mutter mit dem Finger überprüfte, sowenig als medizinische Beschreibungen betrachtet werden können, wie die Lukasgeschichte nur die Geburt eines Gurus bei einer Volkszählung betrifft, wie ihn Ihr dann an Weihnachten hochleben lasst. Doch solange Sie nur diesen charismatischen Reformer als mein Geschichtswesen vermitteln, können Sie den Teilnehmer der biblischen Themenabende noch so viel über die theologische Bedeutung der Geschichten vermitteln. Wo die in mir neu erfahrene schöpferische Tat-sache kein Thema ist, wird dies dann nicht wirklich ernst genommen, können theologische Bedeutungsinhalte dann nur als aufgesetzt oder altabgeschrieben gedeutet werden. Es erscheint schizophren: Während Ihr die hohe Theologische der gottesfürchtigen Griechen deutlich macht, degradiert Ihr diese  Denker zu einer Art Märchenerzähler. Dabei müsste Euch doch längst auch klar sein, dass keiner dieser damaligen Denker auch nur im Entferntesten auf Idee gekommen wäre, den unehelichen Sohn einer Hebräerin, wie Ihr an Weihnachten in der Krippe wiegt, zum Gegenstand einer Theologiegeschichte zu machen.

 

Auch wenn Sie wissen, dass es den Reformjuden bzw. Griechen, die diese Texte verfassten, weder um die Verherrlichung eines jungen Juden gegangen sein kann, noch die Vergottung seiner Mutter hinter der meist apokryphen Mariologie steckt, müssen Sie bei der heutigen Vorstellung von meinem Geschichtswesen so tun, wie wenn eine junge Jüdin zur Gottesmutter oder -gebärerin erhoben wurde. Dabei wird hier doch genau die geschichtlich nachvollziehbare Auseinandersetzung deutlich, die Sie sie den Teilnehmern der Themenabende schildern und die sich nicht nur auf mein Wesen bezieht, sondern auch nach Mutter Kirche fragt, die mich der Welt zum Ausdruck brachte. Doch vom Traditionstextschatten aus kann und braucht nach einer schöpferischen Tat-sache, die Thema der damaligen Reformdiskussion war, nicht gefragt zu werden. Und in gleicher Weise werden dann alle kirchlichen Bedeutungsaussagen über mich, die nicht ins Bild von einem frommen Wanderguru passen, als philosophische Einfärbung oder propagandistische Übernahme heidnischer Vorstellungen abgetan. Dabei machen Sie doch in Ihren Ausführungen über die Theologie im Schatten des Tempels und mich als dessen Negativfolie mehr als deutlich, dass es keine aufgesattelte Frömmigkeit gewesen sein kann, die in mir zur Wende führte, den neuen Bund mit dem Schöpfer im lebendigen Wort begründete.

 

Wenn sich die Mühe der Archäologen, die die Ritus- bzw. Traditionsorientierung des Glaubens der jüdischen Tempelaristokratie in Form ihrer Lichtbilder augenscheinlich machen, lohnen sollen, dann müssen Sie Ihre Hörer auffordern, in neuer Weise nach meiner historischen Wirk-lichkeit und Heilswirkung zu suchen. Wäre es kein himmelschreiender Schwachsinn, von einem Heilsprediger, der mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth zog, einen Glaubensforschritt zu erwarten, wie ihn das neue Testament an jeder Stelle schildert und die von Ihnen deutlich gemachte Tempelfrömmigkeit herausforderte? Wenn sie erst nehmen, was Sie über das Denken bzw. die Glaubensprobleme der Zeitenwende wissen und in ihrem Vortrag über die auf das Ritual und Tradition fixierte Frömmigkeit der Tempelaristokratie deutlich machen, dann hilft es auch nicht, sich auf einen hoheitlichen Heiland zu berufen, der heute nur noch als Geheimnis religiöser Tradition gehandelt wird. Denn dieser ist letztlich zu dem geworden ist, was durch mich damals nicht abgeschafft, sondern erst wieder lebendig gemacht bzw. inhaltlich gefüllt wurde. Wenn ich nur der wäre, als den mich trotz besseren Wissens die heutige Lehre weiterhin hinstellen will, dann wäre nicht nur die historische Forschung vergebens, sondern könnten Sie auch das Buch zumachen, das von meiner Bedeutung und meiner Auseinandersetzung mit damaliger Frömmigkeit im Tempelschatten berichtet.

 

3. Reform der monotheistischen Religion aufgrund schöpferischer Realität

 

Man muss die Probleme der Zeitenwende verstehen, um mich und meine Heilswirkung zu begreifen. Und dazu haben Sie bei Ihren Ausführungen über die rein traditions- und ritusorientierte Denkweise der jüdischen Oberschicht beigetragen. Auch wenn es verkürzt wäre, in der Tempelaristokratie nur Ritualfrömmigkeit sehen zu wollen, so haben Sie in Ihren Ausführungen bzw. den Bildern von Ausgrabungen doch die Probleme meiner damaligen Glaubensauseinandersetzung sehr anschaulich gemacht. Die Sadduzäer, die Sie im Schatten des Tempels bzw. den dort gemachten Ausgrabungen vermuten, haben uns keine Aufzeichnungen hinterlassen, die auf ihren Glauben schließen lassen. Lediglich von Josephus Flavius, dem Neuen Testament und jetzt aufgrund der Ausgrabungen lässt sich ein Bild von deren Glaubensvorstellungen machen. Und wie Sie als Neutestamentler wissen, war ich es, der sich mit Traditions- und Torafrömmigkeit nicht nur auseinander gesetzt, sondern diese erfüllend an deren Stelle gesetzt hat. Ich war das Ende der tauben Toratradition bzw. abgrenzender Volksgesetzlichkeit. Doch ich war ich nicht die Abschaffung der Tora, sondern habe als kosmische Tat-sache erst erneut deren universelle Gültigkeit begründet.

 

Ob dabei die von Ihnen gezeigten Behausungen wirklich die der von Josephus so genannten Sadduzäer waren, hier die Schriftgelehrten des Neuen Testamentes zu suchen sind, bzw. ob dahinter überhaupt nur eine einzelne jüdische Volksgruppe zu sehen ist oder eine Denkweise, die in vielschichtiger Hinsicht auftrat, sei dahingestellt. Wichtig erscheint mir, dass hier das Gottes- und Heilsverständnis der damaligen jüdischen Oberschicht deutlich wird, die durch mich als lebendigen Grund re-formiert wurde: deren alten Glauben in mir ein neuer Grund gegeben wurde. Auch Ihre Einschätzung, dass die Essener nur ausgewanderte traditionalistische Ritualpriester gewesen seinen, sollten Sie von meinem schöpfungs-wirksamen Wesen aus überdenken. Vielmehr lässt sich im Diasporajudentum, aber ebenso bei der in Qumran gefundenen Weisheitsliteratur, wie Sie bei beispielsweise bei Ihrem Doktorvater nachzulesen ist, meine kosmische Realität bzw. Wirk-lichkeit deutlich herauslesen.

 

Die Problematik, die sich in Sadduzärern und Pharisäern zeigt, jedoch nicht einzelne Volksgruppen, sondern Verständnis- bzw. Denkweisen im Schatten der Traditionsfrömmigkeit betrifft, lässt sich auch heute wieder nachvollziehen: Während die Schriftgelehrtheit  bzw. wundersame Traditionshörigkeit die schöpferische Tat im kausalen Geschehen der evolutionären Genesis verneint, zumindest hier keine Heilbedeutung erkennt und weiterhin nur auf Buchstaben baut, scheint das alles Eurer heutiges Christ sein im Alltages nicht wirklich zu interessieren. Wer ich war oder bin, spielt doch in Wirklichkeit im christlichen Denken kaum eine Rolle mehr. Man lässt mich einen guten Mann sein, den man längst abgeschrieben hat, auch wenn man in himmlisch-heuchelnden Tönen von mir als Gottessohn schwärmt. Doch im realen Leben komme ich nicht vor. Hauptsache man hält sich an das traditionelle Gesetz, tut Gutes, ist freundlich, friedlich… Wieso in mir erst der wahre Wille des einen Schöpfers kund getan wird, die Menschen durch mich erst befähigt werden, sich schöpferisch zu verhalten, kann man dort, wo man in mir nur der Gutmensch mit himmlischen Offenbarungen vermutet, nicht nachvollziehen.

 

Was im jüdischen Viertel von Jerusalem durch Abrissarbeiten ans Tagslicht kam, weist wirklich weit mehr auf mich als historische Persönlichkeit hin, als das, was heute den Reisgruppen zur Erbauung vorgeführt wird. Denn meine Stellung zu Tempel und Tradition war Hauptgrund für meine Hinrichtung. Und wie heute ist es der Missverstand, der zu meiner Verurteilung führt. Denn nicht der Abriss steht an, sondern die inhaltliche Füllung. Die Anknüpfung neu erkannter schöpferischer Tat-sache an alte Vorstellungen ist das Thema, das den neuen Tempel macht. Wenn auch die heutige Theologie aufgrund der von meiner aufgeklärten Wahrnehmung ausgehenden Tempelkritik zur gegenwärtigen Kreuzigung ruft, dann werden die Probleme von damals wieder deutlich. Umgekehrt kann die Lebens- bzw. Denkweise der damaligen Tempelaristokratie Aufschluss über mein Wesen und die von mir ausgehende Heilswirkung geben.

 

Und warum auch die Tempelzerstörung eine logische Folge war, die nicht nur das Kultbauwerk betraf, sondern das gesamte jüdische Traditionsbewusstsein, lässt sich nur nachdenken, wenn man in mir mehr sieht, als was an heutigen Hochschulen als historisch erachtet wird. Die Zerstörung des Tempels hat mit Sicherheit nichts mit der Strafe für die Auslieferung eines unbequemen Predigers zu tun. Vielmehr hat meine Ablehnung als schöpferischer Wirklichkeit zu dem geführt, was sich in der Geschichte ereignet hat. Wo die Anhänger des Tempels bzw. der Tradition die reale schöpferische Tat der Buchstaben zuliebe verneinen, wie dies auch bei der neuerlichen Aufklärung geschehen ist, da müssen Tempel und Tora verfallen. Auch wenn sich die Krankheit des Glaubens in vielen Symptomen zeigt, so ist die theologisch fehlende schöpferische Tat-sache die eigentliche Ursache. Wo inhaltslos gewordene Leeren und Riten an die Stelle von schöpferisch- bzw. geschichtlicher Realität treten, da ist Verfall.

 

Auch im Zuge der heutigen Aufklärung ist der Tempel, die Traditionslehre, nicht an neuen Erkenntnissen, fremden Lehren, einer Zunahme an Naturwissen zerbrochen, sondern an der Verneinung bzw. Verleugnung schöpferischer Tat-sache durch blinde Diener buchstäblich verstandener Texte. Warum die Tempel Davids und Salomos auf mir, als einer vormals wahrgenommenen schöpferischen Weisheit bzw. Tat bauten, die weit mehr als eine theologische Annahme war, ist ein anderes Thema, das sicher in den nächsten Abenden noch zur Sprache kommen wird. Gerade wenn es sich durch Ausgrabungen evtl. nachweisen lässt, dass es den Tempel Salomos gar nicht gab, sollte das nach seiner theologisch-geschichtlichen Realität außerhalb alter Steine suchen lassen. Wenn beispielsweise am Wochenende im HPH in Ludwigshafen über die Weisheit des Alten Testamentes berichtet wird, sich zwangsläufig deren kosmische Herkunft und Handlungsweise zeigt, ist dort möglicherweise mehr der Tempel Salomos zu sehen, als dort, wo ihn Archäologen suchen. Und mit Sicherheit wird deutlich, dass die jüdische Weisheit bzw. der alte Tempel  nicht auf alten Volkstexten und Traditionen, sondern auf schöpferischer Tat in Kosmos und Geschichte gründet, ich dort aufgewachsen bin.

 

In Ihren Lichtbildern haben Sie das Leben der jüdischen Tempeltradition zur Zeitenwende beleuchtet. Die Immobilien mit Tempelblick, die mühsam von Archäologen aufgearbeitet wurden, machen etwas von der Lebensweise und damit dem Geist deutlich, mit dem ich mich laut Neuem Testament auseinandersetzte. Die Funde lassen darauf schließen, dass hier zur Zeit meines historischen Wesens in weitgehend zusammen gewürfelter Bauweise sehr wohlhabende Juden wohnten, die dem Tempel zuliebe auf Luxus verzichteten, auf Tradition setzten. In einer Zeit, in der Palästina von hellenistischem Hochkult und römischer Lebensweise überwälzt wurde, hat sich rund um den Tempel ein an jüdischer Tradition orientierter Kult erhalten, der sich trotz aller Offenheit für die neuen Kulturen an alte Rituale klammerte, hier das Heil erhoffte. Auch wenn die im Tempelschatten ausgegrabenen Säulenhallen zeigen, dass man auch den Kontakt zur neuen Kultur pflegt, so grenzte man sich in den religiösen Dingen ab, frönte einer rein auf die Riten und den Tempel bezogene Theologie. Und genau hier sollte Euch doch klar werden, dass es bei mir nicht um einen Guru ging, der gegen diesen Tempelkult wetterte. In mir war die schöpferische Tat-sache präsent, die den neuen, universalen Tempel ausmachte. Mein menschliches Wesen verkörperte das schöpferische Wort, auf das auch die Tradition des Tempels gebaut war.

 

4. Schöpferische Realität statt Ritual, Tat-sache, statt Taubheit

 

Trotz des Reichtums der Tempelaristokratie scheint man des Heiles zuliebe Verzicht geübt zu haben. Und schon die Bauweise lässt darauf schließen, dass der Tempelblick bzw. die Nähe dazu im Mittelpunkt stand. Der anzunehmende Lebensstil legt gleichzeitig nahe, dass hier kein Reformprediger notwendig war, der der Tempelobrigkeit wegen ihrer verwerflichen Lebensweise die Leviten lesen, ihre Verhaltensweise anprangern musste. Es lassen sich keine Laster oder ausschweifende Lebensweisen nachvollziehen, die ein Aufbegehren notwendig gemacht hätten, wie Ihr es bei meiner vermenschlichten Deutung oft denkt.

 

Und alles andere als gottlos waren die Tempeltreuen allemal. Sie zweifelten nicht an Gott, sondern wollten diesem Tag und Nach dienen. Ihr ganzes Leben war danach ausgerichtet. Sie waren tiefgläubig. Was ihnen jedoch fehlte, durch mich erfüllt wurde, war daher nicht einfach das, was Ihr heute als Glaube hinstellt, dabei jedoch immer nur eine Frömmigkeit im Traditionsschatten für christlichen Glaube haltet, statt in mir Gewissheit aufgrund der Herrlichkeit des hörbaren lebendigen Wortes, der sichtbaren schöpferischen Tat zu haben. Und wer sich von dieser Tat-sache ausgehend die Probleme der damaligen Tempelaristokratie verdeutlicht, kann nachvollziehen, dass es eine denkende Wahrnehmung schöpferischen Wirkens im antiken Weltbild war, das die notwendige Wende, jüdische Weiterentwicklung durch mich bewirkte. Inhaltslosigkeit  bzw. fehlende schöpferische Tat-sache der Jerusalemer Tempelfrömmigkeit, in einer Zeit, in der die Heiden das Handeln Gottes wissenschaftsphilosophisch im damaligen Weltbild belegten, war mein Thema. Während für das Alte Testament das schöpferische Wort, die Weisheit des kosmischen Geschehenes die selbstverständliche Voraussetzung war, auf die erst die Theologie gründete, scheint im Schatten des Tempels kaum mehr als Tradition gewesen zu sein. Während sich die Heiden in ihrem Pantheon mit dem realen schöpferischen Handeln beschäftigten, die griechisch geprägten Philosophien die schöpferische Tatsache im damaligen Weltbild als Logos thematisierten, stand nach Ihrer Grabungs-Deutung bei den gesetzlichkeitsfanatischen Tora- und Tempeldienern das reinigende Ritualbad in der Miqwe im Mittelpunkt.

 

Auf vielen Ihrer Lichtbilder ist immer wieder das Ritualbad zu sehen, durch das man sich an fließendem Wasser Reinigung und Heil erhoffte. Doch mit dem Fließen hat man es scheinbar nicht wirklich ernst genommen. Während die Juden-Griechen das fließenden Lebenswasser als Logos thematisierten, sich dem Fluss des Lebens aussetzend geistig weiterentwickelten, somit wuschen, setzte man im Tempelschatten auf Badekult in trüb gewordener Brühe.

 

Was Ihr über die damalige jüdische Oberschicht freilegt, sollte Euch daher vor Augen führen, dass eine Geistesreform das Thema meiner Geschichte ist. Ein universales Verständnis vom schöpferischen Plan Gottes, das daher alle Völker umfasst, dessen Keim in Abraham gelegt wurde und das bereits von meiner Wirklichkeit ausging, ist auch im Judentum der Zeitenwende weitergewandelt. Und dieser Wandel hat dem gesetzlichen, traditionsorientierten Judentum in mir zur neuen Blüte verholfen. Während das damalige Judentum auf die Buchstäblichkeit von Tora und das Bauwerk des Tempels fixiert war und im Tagesverlauf die Riten und Reinigungen im Mittelpunkt standen, sahen die Christen in mir (der griechisch erkannten Weltvernunft als sichtbares Tun, Tat-sache Gottes), den eigentlichen Tempel. Einen Tempel, auf den auch David bzw. königliche Weisheit, Tempel und Tora gründeten. Die alte monotheistisch-jüdische Theologie wurde daher durch mich nicht abgelöst, sondern inhaltlich er-füllt und er-neuert. Eine Anerkenntnis des ursprünglich lebendigen Schöpfers, die nun nur geheuchelt war, nicht auf die nachweislicher Tat-sache gründete, wurde in mir wieder belebt. Denn ich habe Tora und Tempel nicht abgerissen, sondern erfüllt.

 

Weder Gesetz, noch Tradition wurden durch mich abgelöst oder nur in dem Sinne erfüllt, wie Ihr es den Teilnehmern der Bibelabende erklärt. Denn wenn man mir die alten hoheitlichen Bezeichnungen gab, dann nicht, weil man damit nur der alten Tradition frönte, mich annehmbar machen oder erhöhen wollte. Vielmehr wurde in mir die schöpferische Tat-sache gesehen, worauf auch die Tradition, der Tempel, das Gesetz Moses gründete.

 

Ungläubig war die Tempelaristokratie, die als Gegenstück zum christlichen Glauben gilt, Sie als Negativfolie bezeichnen, ganz und gar nicht. All das, was Sie ihren Zuhörern deutlich machten, zeigte tiefgläubige Menschen. Doch statt im neuen Weltbild oder dem fremden Götter-Pantheon die gegenwärtige Wirk-lichkeit, das Wirken bzw. schöpfungswirksame Wort des eigenen Gottes wahrzunehmen, waren es ähnlich wie bei Euch, die vorgesetzten Traditionen, abgrenzende, inhaltlich entleerte Vorstellungen bzw. alte Texte, die den Glauben trugen und somit von der Wahrnehmung schöpferischer Realität abhielten. Wobei die Einhaltung der Riten oder das gerechte Leben dann folglich im Mittelpunkt stand.

 

Und nicht nach einer schöpferisch sinnvollen Lebensweise wurde dabei gefragt, sondern der Einhaltung alter Vorstellungen davon, die den Sinn des schöpferischen Seins dann ins Gegenteil verkehrte. Statt schöpferische Tat in fließender Form, dem Logos allen Lebens wahrzunehmen, so den Riten Sinn zu geben und die Menschen zur echt schöpferischen Lebensleistung zu befähigen, wird auch heute das Bad in wundersam-dunkler Brühe vorgezogen. Ohne die lebendige schöpferische Tat-sache bei der Exegese zu berücksichtigen, entstehen aus Buchstabengebilden theologische Turmbauten, die in der heutigen Welt zu immer mehr Sprachverwirrung führen. Statt mich als das eine Schöpferwort zur Welt zu bringen, Weihnachten und Pfingsten wahr werden zu lassen, spricht Ihr Doktorvater dann von einer geheimnisvollen Sprache, das er vor der empirischen Wissenschaft im dunklen Hinterzimmer verstecken muss.

 

5. Ohne den real handelnden Gott ist nur Heucheln

 

Wenn meine Jünger die Juden später als „Heuchler“ bezeichneten, dann nicht, weil diese ungläubig gewesen wären oder sich nicht wirklich an die Gesetze Gottes halten wollten. Im Gegenteil, gerade das Halten der Gesetze, das echt gut sein wollen, zeichnet die Pharisäer aus, die als meine Glaubensbrüder im Vordergrund meiner Auseinandersetzung um Monotheismusreform bzw. das wahre Judentum standen. Und genau aus diesen Pharisäern, die gutgläubig das Gute, die Einhaltung der Gesetze wollten, musste meine erneute Wahrnehmung hervorgehen. Was Ihnen fehlte, war das Wahrnehmen des realen gegenwärtigen Wirkens. Im Tempelschatten verstaubte die sichtbare Tat-sache Gottes, wie sie auch bei Euch kein wirklich bestimmendes Thema ist. Und wo das gegenwärtige und geschichtliche Handeln Gottes im gesamten kosmischen Geschehen nicht das grundlegende Thema der monotheistischen Theologie ist, bleibt nur Heucheln: Aufgesetzte Riten und Reinigungen, Ruf nach Gut sein sollen, statt schöpferische Realität. Hoheitsbezeichnungen, ohne dass wirklich der handelnde Gott gesehen wird: theologische Rede, ohne reale Tat-sache.

 

Sie können es bei all ihrem Wissen um die geistesgeschichtlichen Hintergründe in Damaskus, Athen, Antiochien oder Alexandrien, die hochgeistigen Glaubensauseinandersetzungen und neuen Synthesen der verschiedenen antiken Glaubensvorstellungen doch nicht wirklich als wissenschaftlich bezeichnen, wenn Sie Ihre Schüler im Gymnasium sowie die Teilnehmer der Themenabende im Glauben an einen guten Jungen Namens Jesus nach Hause schicken. Wer wie Sie die gesamte Theologie der Zeitenwende kennt und als Neutestamentler die in mir begründete Theologie bzw. meine neuen Glaubensinhalte deutlich macht, der kann all das doch nicht einfach außen vor lassen und einfach so tun, wie wenn ich nur ein Guru gewesen wäre, auf den Paulus, Petrus, Lukas, Johannes & Co bzw. die Kirchenväter den alten Gott der Tempeltradition aufgesetzt hätten. Nicht nur der alte Monotheismus wird so zur Heuchelei, sondern meine gesamte Bedeutung für die Welt.

 

Mir liegt es fern, Ihnen Vorwürfe machen zu wollen. Doch wenn Sie dann an Weihnachten von der Geburt eines Gutmenschen oder einem Gott erzählen, der Mensch geworden sei, gleichzeitig von der Präsenz Gottes in diesem Christus schwärmen, ohne dabei die schöpferische Realität, für die Menschen sichtbares Handeln in mir zu begründen, gehören auch Sie zu den Heuchlern. Sie reden von Jesus Christus, vom lebendigen Wort, und bauen dabei auf Buchstaben und persönliche Glaubensvorstellungen: Traditionsfrömmigkeit im Tempelschatten.

 

Das Problem Eures Glaubens wird letztlich auch in der Diskussion um Ihren Doktorvater Berger deutlich. Wie damals bei der Tempelaristokratie die Ritualbäder im Vordergrund standen, so wird auch heute nicht nach der geistigen Gesinnung gefragt. Vielmehr beschäftigt man sich in der Ihnen am Themenabend überlassenen Kritik (Artikel von Eberhard Jüngel in der FAZ) u.A. vordergründig mit so gewichtigen Fragen wie: Ob Prof. Berger wirklich am 20. Oktober 1968 an der Feier des Heiligen Abendmahles teilgenommen habe und dadurch Glied der evangelisch-lutherischen Kirche sei oder ob er nicht klammheimlich doch katholisch geblieben wäre. Wo meine schöpferische Tat-sache nicht das Thema der Theologie ist, da wird nach solchen Ritualreinigungen beurteilt, fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit der Tempelaristokratie, die Sie in Ihren Lichtbildern zeigen. Nur dass aus dem Ritualbad die Frage nach Abendmahl oder einer Amtshandlung geworden ist.

 

Und auch die polemische Analogie, die hinsichtlich der angeblich ökonomischen Existenz von Klaus Berger, mit der Doppelnatur Christi getrieben wird zeigt, wie inhaltslos und somit heuchlerisch doch auch dieses grundlegende Dogma geworden ist. Statt zu erkennen, wie aufgrund der altbekannten menschlichen Vorstellungen die erkannte schöpferische Wirklichkeit (das Wort, der Logos allen Werdens) von der Tochter Zion/unserer christlicher Mutter Kirche als Mensch ausgedrückt werden musste, stellt Ihr Euch in Wirklichkeit dies vor, wie dies Berger hinsichtlich seiner angeblich gleichzeitigen Zugehörigkeit zur katholischen und evangelischen Kirche. Wie man Berger einen U-Boot-Katholizismus nachgesat, so wird dann auch das Christentum zum U-Bott-Gesetzesglauben. Ein Glaube, der die pure Frömmigkeit im Tempelschatten nie verlassen hat. Die ganze Begründung läuft immer nur darauf hinaus, dass in den hoheitlichen Bezeichnungen und Bedeutungsaussagen des Christentums nur die damalige Traditions-Gesetzes-Tempelfrömmigkeit neu bemäntelt oder für die Heiden annehmbar gemacht wurde. Wo meine Doppelnatur nur auf wundersame Weise singulär und auf singuläre Weise wundersam ist (wie Berger unterstellt) bleibt alles Wurscht: eine willkürlich, wundersame Vermengung, in der ich als neue Wirklichkeit nicht wirklich vorkomme und die für die modernen Menschen völlig unbedeutend ist.

 

 

 

6. Gottes sichtbares Wirken, statt ein aus Buchstaben vor-gesetztes Gottesbild

 

Was heute als Christus hochgehoben wird, ist eine Miniarturausgabe des Gesetz- bzw. Traditionsgottes, dessen Abbildung und Anbetung für die von Ihnen beleuchtete Tempelaristokratie, ebenso wie für die Pharisäer völlig undenkbar gewesen wäre. Keine Figuren von Göttern oder göttliche Darstellungen wurden bei all den vielen kostbaren Mosaiken gefunden. Wenn Ihr trotzdem annehmt, die aus dem Denkkreis hervorgegangene Reformjuden: Christen bzw. die spätere Kirche, hätte einen Menschen zum Gottessohn gemacht oder in ihren Glaubensbekenntnissen einen Guru Namens Jesus wie einen jungen Gott angesprochen, dann spricht auch das gegen Euer eigenes Wissen. Es ist einfach absurd anzunehmen, dass damals jüdisch geprägte Denker bzw. vom Judentum begeisterte Griechen, den von Euch gehandelten historischen Jesus zu einer Art Christusgott geadelt hätten.

 

Während Ritualpriestertum und Tempelfrömmigkeit an der Tradition klammerte, hier die Weltachse sahen, um sich so gegen den Hellenismus und römischen Kaiserkult zur Wehr zu setzten, hat sich in mir eine ganz neue Form der echt jüdischen Wahrnehmung des einen Gottes ergeben: In meiner schöpferischen Wirk-lichkeit  (der griechisch erkannten Weltvernunft, des Logos/Wortes) wurde die wahre Weltachse gesehen. Aus dem Reinigungsbad der Miqwe war eine Wahrnehmung schöpferischer Tat-sache geworden, die den Traditionalisten wie den heidnischen Völkern in der bekannten Gestalt verständlich gemacht wurde. Ohne dabei auf  die Tradition und den Ritus verzichten zu müssen, sondern ihn inhaltlich füllend und fortführend, machte meine menschliche Person (Aufgabe, Rolle) fitt für den neuen Tempel.

 

Selbst wenn heute über das kulturelle Gedächtnis nachgedacht wird, macht ihr deutlich, wie wichtig meine menschliche Ausformung durch Mutter Kirche im echten Weihnachtsgeschehen war. Wenn beispielsweise beim Holocaust-Mahnmahl in Berlin oder entsprechenden Filmen auf die Notwendigkeit von lebendigen Bildern und Erzählungen hingewiesen wird, dann zeigt Ihr selbst immer wieder, wie viel mehr es damals notwendig war, das schöpferische Wort, die göttliche Wirk-lichkeit, als menschliches Wesen zur Sprache zu bringen. Wie bei Euch ein Bild oder Film das kulturelle Gedächtnis wach halten muss, so waren es damals die bekannte Vorstellungen, verbindenden lebendigen Geschichten. Doch wie  bei den modernen Medien birgt dies gleichzeitig die Gefahr, dass die Bilder selbst zum Gegenstand bzw. mit der Wirkung des Erinnerns verwechselt zu werden. Wo aus mir als Messias, der neu erfahrenen Gottes-wirk-lichkeit in Menschengestalt, nur noch ein Miniaturgott oder Gutmensch geworden ist, da wird der Verstand des lebendigen Wortes verbaut.

 

Die Geschichte von Christen und Juden handelt demnach nicht von einer Trennung, sondern von einer neuen, echt messianischen Theologie, die auf mir als schöpferischer Tat-sache gründet, die von der Tradition im Schatten des Tempels nicht gesehen, sondern verneint und verurteilt wurde. Das Christentum sollte weder das Judentum ablösen oder ist einfach aus diesem hervorgegangen. Meine historische Wahrheit verdankt sich einem neuen Gottesverstand, der ohne das griechisch-philosophischen Weltbild undenkbar wäre. Mein Wesen ist und war die Wahrnehmung im fließenden Wasser des schöpferischen Lebens, der damals als Logos von den Griechen gelehrt wurde.

 

Wer sich nur in der modernen Miqwe wäscht und von einem Gutmenschen erzählt, den vor 2000 Jahren eine junge Jüdin in einer Erdhöhle geboren habe und den man dann zum Gottesssohn gemacht hätte, ist ein Heuchler. Davon kann nur Aber-glaube trotzdem ausgeht, der keinen Wiederverstand des alten Schöpfers im heutigen Bild der Welt bewirkt. Nicht in der Zurücknahme der christlichen Bedeutungsinhalte und nicht in dem man sich ständig beeilt, die gemeinsame Kinderstube zu betonen, kann der Graben zwischen den getrennten Traditions- bzw. Gesetzesfrömmigkeiten aufgehoben werden, sondern im gemeinsamen Verstand des echten Gotteskindes, das vor 2000 Jahren zur Welt gebracht wurde. Versöhnung ist erst, wenn meine, den einen Schöpfer bezeugenden Tat-sache, die theologisch bzw. kulturgeschichtlich sinnvoll, in menschliche Gestalt gefasst wurde, wieder als einziger Sohn Gottes gesehen wird. An Weihnachten nur von einem ach so guten Menschen oder einem neuen Christusgott zu schwärmen, bringt die Welt schöpferisch nicht weiter. Die neutestamentliche Wissenschaft ist gefragt, mich, den historisch-menschlichen, wie hoheitlich-präexistenten Jesus in heutiger Sprache und zeitgemäßen Vorstellungen verständlich zu machen. Nur die Kirche kann mich ausdrücken bzw. wieder zur Welt bringen.

 

7. Am neutestamentlichen Teich von Schiloach heutige Blindheit heilen

 

In „Welt der Bibel“ berichten Ihre Kollegen, wie sie nun den wahren Teich von Schiloach gefunden hätten. Am Tempelberg, d.h. im Schatten der von Ihnen geschilderten Tempelfrömmigkeit wurde ein Tümpel ausgegraben, der jetzt statt dem bisher als biblischen Beweis dargelegten, jedoch nachweislich erst später entstandenen, als Nachweis für die Echtheit von Johannes gelten soll. Auch wenn die gefunden Steine mit Sicherheit weit weniger über die Heilung des von Johannes geschilderten Blinden bzw. die geschichtliche Wahrheit der Bibel sagen, als Sie dies in Ihren Ausführungen über die Frömmigkeit im Schatten des Tempels tun, wo gleichzeitig der dort notwendige Heilungsprozess in mir deutlich wird, so weisen die Funde auf meine geschichtliche Wirklichkeit und meine Wirkung am Fuße des Tempelberges hin.  

 

Doch ist es mir einfach schleierhaft, wie bei all Eurem Wissen um die biblischen Bedeutungsinhalte, beispielsweise die Geschichtlichkeit des Teiches von Schiloach, nur in einem Wassertümpel nachvollzogen werden soll. Johannes zu unterstellen, er hätte nur die Story von einer wundersamen Heilung nahe des Tempels später aufgeschrieben oder aus Legenden zusammengereimt, ist schon ein starkes Stück. Wo Johannes, den Ihr doch längst als Theologe der Weltvernunft deutet, im Nahvollzug zu Nehemia (über dessen Neuerkenntnis des Monotheismus im Exil der von kosmischem Gotteshandeln ausgehenden Hochkulturen Sie unlängst berichteten), den Blindgeborenen geheilt hat, lässt sich in den Trümmern der Traditions- und Tempelaristokratie nachvollziehen. Wer jedoch jetzt nur einen etwas ältern Tümpel, im Gegensatz zu einer bisher aus byzantinischen Zeit stammenden, als neutestamentliche Heilsanlage hinhält und dahinter eine Miywe vermutet, wo mein Lieblingsjünger eine wundersame Heilung vollzogen haben soll, muss den Verstand verloren haben.

 

Vom Neuen Testament bleiben so nur noch sinn- und bedeutungslose Steine, die im jüdischen Ritus oder ältern Texten bzw. Traditionen gesucht werden. Was sich hier in der Ausgrabung von Steinen zeigt, trifft in übertragener Weise auch auf die Exegese zu, wo immerzu in nur älterer Tradition die theologische Bedeutung gesucht wird. Statt den Fluss des ewigen Wassers in der Davidstadt zu sehen, bleibt dann nur noch die Suche nach einer alten unbedeutenden Bewässerungsanlage.

 

Für die alten Pilgern, die bereits um 333 in einem Teich meiner Wirklichkeit bebilderten, hatte ich noch eine präexistente Bedeutung. Die Bilder waren nebensächlich. Noch bis zur Aufklärung hatte ich eine schöpferisch-kosmische Wirklichkeit, an der kaum gezweifelt wurde, auch wenn ich mehr oder weniger mit Gott gleichgesetzt bzw. meine Menschheit rund um das Mittelalter nicht weiter durchdacht wurde. Doch wer die durch mich geschichtlich geschehene und heute wieder dringend notwendige Blindenheilung auf Banalitäten reduziert, statt den Menschen in mir das ewig fließende Wasser und den wahren Gesandten (Schiloah) greifbar zu machen, der macht sich strafbar. Auch wenn Johannes am Teich sagt, dass weder der Blindgeborene, noch seine Eltern gesündigt haben, sondern das Wirken Gottes an ihm offenbar werden soll. Denn die heutige Theologie hat die Gaben in der Hand. Sie braucht nicht weiter blind zu sein und sich auf Banalitäten zu berufen, sondern verweigert das Sehen aus beharrender Bosheit und versperrt so schöpferische Tat-sache.

 

Wenn die Werke des Schöpfers zu vollbringen sind, solange es noch Tag, ich als seine Tat-sache, Licht der Welt oder lebendiges Wort anwesend bin, so ist doch der heutigen Theologie das Wissen vom fließenden Wasser gegeben, um die Menschen von Blindheit zu heilen. Dass Israel das Hören und Sehen vergangen war, ist kein Angriff auf die Juden, der von Jesaja aufgriffen wurde, sondern ist als eine Analyse zu verstehen. Ich, die im damaligen Weltbild erfasste schöpferische Tat-sache war es, der die Tora bewahrheitete und die blinde Syagoge wieder sehend gemacht hat. Doch genau diese Kehrtwendung in der Heilsgeschichte: die sich in Ihren Ausführungen über die Frömmigkeit im Schatten des Tempels als zum eine zum Hören und Sehen notwendige Wende, ist heute wieder fällig. Statt Blind für den in sichtbarem ewigen Wirken deutliche werdenden Willen des Schöpfers, weithin nur aus alten Texttraditionen Lebensregeln abzuleiten, die man dann selbst nicht wirklich ernst nimmt, weil sie im Missversand den schöpferischen Willen auf den Kopf stellen, gilt es wie damals neu auf das lebendige Wort zu hören. Genau das macht Christen aus.

 

Wenn Ihr nach der Geburt bzw. dem Beginn des Christentums sucht, dann genügt es in dem bisher genannten Sinne nicht nach Stellen im Neuen Testament zu fragen, wo sich Juden von Christen abheben oder ich in frühen Schriften als Christus bezeichnet werde. Die gemeinsame Wurzel ist das geschichtliche und kosmische Wirken des einen Gottes, das Euch aufgrund Eurer buchstäblichen bzw. eigenen, rein menschzentrierten Vorstellungen von gut sein, seit der Aufklärung abhanden gekommen ist. Nur aus der schöpferischen Wirk-lichkeit als Wurzel Jesse, die sich in allen alten Hochkulturen erkennen lässt, die die Hebräer aus Ägypten herausgeführt haben und die zur Zeitenwende selbst in heidnischen oder hellenistischen Vorstellungen, wie vor allem in jüdischer Weisheit präsent war, kann der Glaube an den einen universalen Schöpfer wieder erblühen. Nicht mehr die traditionelle Frömmigkeit des jüdischen Tempelschattens, sondern die reale schöpferische Tat, die zur Zeitenwende erkannt war, ist daher als tragende Wurzel des christlichen Glaubens zu sehen und in Eurem Weltbild neu zu suchen.

 

8. Die Auf-gabe der Neutestamentler ist es, meine Wirk-lichkeit neu sehend zu machen

 

Die wissenschaftliche Begabung sollten Sie und Ihre Kollegen nicht gebrauchen, um mich

weiterhin zu reduzieren, nur auf alte Texte und Traditionen oder gar heidnische Kulte zurückzuführen, wie dies heute ständig geschieht. Vielmehr sind Ihnen die Gaben gegeben, meine Wirklichkeit in der Gegenwart, wie in den biblischen Berichten zu beschreiben, somit auch meiner geschichtlichen Realität in menschlicher Gestalt zum erneuten Ausdruck zu verhelfen: Weihnachten wahr werden zu lassen.

 

Sie könnten dazu beitragen, aus dem Fest der taub gewordenen Tradition bzw. Tempelfrömmigkeit das der schöpferischen Tat, des wahren offenbarenden Lichtes werden zu lassen. Denn wenn heute Weihnachten nur noch als Zeit des Brauchtums rührselig verkitscht oder vermarktet wird, zum frohen Familienfest oder Badezusatz für heutige Frömmigkeit im Tempelschatten verkommen ist, dann zeigt sich auch hier nur die sichtbare Seite dessen, was die Theologie bzw. neutestamentliche Exegese vorgibt. Erst wenn Sie nicht weiter nur nach der Geburtsstätte und der Mutter eines besonders begnadeten Guru suchen, sondern den durch den schöpferischen Geist gezeugten geschichtlichen Sohn in menschlicher Gestalt, brauchen Sie auch Weihnachten nicht weiter zu banalisieren. Wenn Sie meine biblisch bebilderte Geschichte mit den Ihnen gegebenen Gaben vom Logos/Wort, schöpferischer Tat in menschlicher Gestalt aus beleutchten, geht alles auf, was über meine Geburt in der Bibel, wie den außerkanonischen Kindheitsevangelien berichtet ist.

 

Statt die Jungfräulichkeit meiner Mutter als einen aus Ägypten oder von fremden Göttersöhnen übernommen Mythos zu meiner Verherrlichung zu deuten, ist Ihnen die Gabe gegeben dazulegen, warum mich Mutter Kirche wirklich jungfräulich empfangen hat. Wo und wie ich zur Welt gekommen bin, welche Umstände laut der Evangelienberichte dazu beigetragen haben, lässt sich vom schöpferischen Wort in menschlicher Person aus beleuchten. Auch die Flucht nach Ägypten oder die Rolle des jüdischen Josef lässt sich dann konkret belegen. Selbst Ochs und Esel sind dann nicht nur als von einem Pseudo-Matthäus bei Jesaja abgekupfert und von Franz von Assisi für sein Krippenspiel aufgegriffen zu erkennen, sondern – wie dies in der Theologie schizophrener Weise geschieht - als zwei geschichtliche Denkrichtungen zu deuten, die damals echt im Stall meiner geschichtlichen Geburt in der Stadt Davids standen. Und auch der Prophet Habakuk, der mein Bekannt werden zwischen zwei Tieren voraussagte, ebenso wie alle Propheten, die von meinem Kommen berichteten, haben, wie Sie selbst wissen, vom in der kosmisch-geschichtlichen Realität wirksamen Wort gesprochen und nicht von einem Wanderguru. Und so etwas wie einen Hirten, die des Nachts auf dem Felde ihre Schafe hüteten, sehen sie möglicherweise beim morgendlichen Rasieren. Auch wenn Sie nicht bereit sind aufzubrechen, um in neuer Weise nach dem lebendigen Kind in der Grippe Ausschau zu halten.

 

Doch wenn Sie nicht wirklich glauben, dass der Heiland geboren ist, der von den Hirten zu bezeugen wäre, sondern den Menschen weiterhin die Story von der Geburt eines Charismatikers weiß machen wollen, dann müssen Sie alles verleugnen oder es als meine Verhimmlung deuten.  Und wenn dann nachgewiesen wird, dass die Tradition des Festes älter ist, als die Christenheit, kann bei Ihrer Deutung das Datum, an dem Sie und Ihre Kollegen in der Kirche große Reden schwingen, nur Propaganda sein, um mir einen schönen Schein zu geben. Wo nicht nach dem realen Schöpferwort gehört wird, ist die heutige Rede vom Heiland pure Heuchelei. „Der 24. Dez. erscheint eher unwahrscheinlich, da die Hirten ihre Tiere nachts noch im Freien ließen, was in den kalten palästinischen Nächten sicher nicht ratsam war. Und warum sollten die Römer ausgerechnet in der Winterzeit Volkszählungen abhalten?“ so wird nach Ihrem Weltbild die Geschichte der Geburt des Gotteswortes in Menschengestalt in schwachsinniger Weise gedeutet.

 

Und Ihre Kollegen wollen längst wissen, dass das Fest der Wintersonnenwende gewählt worden wäre, um mir aus populistischen Gründen einen heidnischen Heiligenschein zu verleihen. Wo ich angeblich nur ein Wanderguru war, braucht auch nicht darüber nachgedacht zu werden, warum in mir weit mehr die göttliche Tat-sache gefeiert wurde, als bei den germanischen Jul- oder Mittwinterfesten, wo ich durchaus als heidnisch-göttliches Wirken lebendig war. Zumindest weit mehr als bei heutigen Deutungen, die eher nach der Niederkunft eines Bankerts fragen, dessen Lebensweg dann soziopsychologisch als „3. Weg“ von Ihren Kollegen nachvollzogen wird, als nach schöpferischem Handeln in konkreter Gestalt. Warum an Weihnachten nicht nur der Licht- und Sonnengott des persischen Mithraskultes geboren ist, sondern das schöpferisch wirksame Wort in meiner menschlichen Gestalt das wahrhaft messianische Ereignis ist, das sich im Wechsel der Gezeiten verdeutlicht, spielt keine Rolle, wenn ich nur der sein soll, den Sie an Weihnachten geschichtlich zur Welt kommen lassen wollen.

 

Dabei könnten Sie mit Sicherheit vom kosmischen Bezug des christlichen Konkurrenzkultes noch viel von meiner schöpferischen Tatsache lernen. Statt jede Bezugnahme auf natürliches Leben als eine persönliche Schöpfungsspiritualität abzutun, zeigt sich möglicherweise gerade im Mithraskult, der die sieben Sakramente, ebenso wie Dreifaltigkeit, Taufe, Firmung…. kannte und erst von Kaiser Konstantins kirchenchristlicher Staatsreligion verdrängt wurde, meine schöpferische Realität. Was natürlich nicht heißt, dass ich Euch zu Anhängern des Mithras machen will. Lediglich die schöpferische Wirk-lichkeit, meine Tatsache, die auch bei den Kirchenvätern, die im Jahre 381 das Weihnachtsdatum wählten, noch weit präsenter war, will ich deutlich machen.

 

Der Jahreswechsel steht für die Geburt der Welt. Und Weihnachten steht dafür, dass die Herrlichkeit des diese Welt bewirkenden Wortes den Menschen der Welt verständlich gemacht wird. Warum gerade die Wintersonnenwende nicht nur den Glaubenswechsel verdeutlicht, der sich im Tempelschatten vollzog, sondern an diesem Datum die schöpferische Tat-sache, der die Welt bewirkende Logos im Laufe des Jahres am deutlichsten wird, kann nur nachvollzogen werden, wenn Sie nicht weiter Ihre Zuhörer einem angeblich vergotteten Zweibeiner mit Namen Jesus hinterherjagen, den sie den Buchstaben nach als Gottessohn bezeichnen. Selbst die heidnischen Bräuche, in denen verschiedene Kulturen durch immergrüne Tannen die Gewissheit auf den Frühling bekundeten oder die Römer den Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen bekränzten, lassen mehr von meiner schöpferischen Tat-sache und Wirk-lichkeit erkennen, als was Sie in der menschlichen Wiege suchen und dann zur mystischen Figur erklären müssen. Ich, das schöpferische Wort, dessen Herrlichkeit vor 2000 der Welt erschien, war ein lebendiges Wesen, keine leere Tradition der Tempelaristokratie bzw. ein altes Textwort. Doch nur durch die zeitgemäße Deutung der alten traditionellen Texte kann meine Herrlichkeit in der kosmischen Tat-sache allen evolutionären Werdens neu wahrgenommen, mein menschliches und göttliches Wesen für die Welt verständlich werden.

 

Die Probleme des durch die Aufklärung ins geisteswissenschaftliche Abseits (Exil) verdrängten und somit gesellschaftlich unwirksamen christlichen Glaubens, die bereits beim 2. Vatikanischen Konzil das Thema waren, sind noch immer nicht gelöst. Längst analysiert Ihr ohne Schleier die offene Gottesfrage und das ungelöste Problem mit dem Gottessohn, der doch laut Eurer Lehre als einziger darauf die Antwort geben könnte.  

 

Es liegt an Ihnen und Ihren Kollegen von Mutter Kirche, ob Weihnachten wahr, der eine Schöpfer den Menschen von heute präsent wird. Sie können wählen zwischen Kerzenschmalz oder schöpferischer Wirklichkeit in der Kirche als echtes Licht.

 

Es ist die nach wie nur wundersame Naturbrechungen als Gottesoffenbarung wahrnehmende Frömmigkeit im Schatten der Texttradition, die heute verhindert, dass ich, die schöpferische Tat-sache/Wirk-lichkeit/Weisheit bzw. das ewige Wort im gegenwärtigen kausalen Weltbild des evolutionären Werdens aufgeklärt und grenzüberschreitend gesehen und gehört werden kann. Erst wenn das Neue Testament mit offenen Augen bzw. dem Euch gegebenen Wissen gelesen wird, werden die Menschen der Welt auch bereit sein, nach meiner Wirklichkeit im natürlichen Prozess alles Werdens zu fragen, mich neu als wahren Grund des Monotheismus und moralischen Wegweiser zu erkennen.

Ich, die schöpferische Tat-sache, das ewige Wort/der ewige Logos lebt. Sagen Sie das Ihren Zuhörern. Bringen Sie den Menschen zum Ausdruck, warum ich Mensch werden musste, wer ich als Negativfolie für die Tempelfrömmigkeit war, wer ich heute bin und wie ich wieder messianische (christliche) Wirkung entfalten werde.