Kellerkinder

ohne König

 

Wer weiterhin nur  im Buchstaben-Keller sitzt, sucht vergebens nach Jesus bzw. dem König der Juden. Er nimmt den in aller natürlichen Genesis gegenwärtigen Grund des Glaubens an den einen Schöpfer, die für uns Menschen maßgebende Weisheit nicht wahr.

Doch dies – und nicht Buchstaben und persönliche Frömmigkeitsvorstellungen - sind die Voraussetzung des jüdisch-christlichen Glaubens an den einen Gott.

 

Solange wir als Kellerkinder des Bibelhauses den historischen Jesus nur als einen reformistischen Rabbi, nicht als damals gegenwärtige Realität (wirk-liches Schöpferwort/Weisheit/Logos allen Lebens) im vernünftigen schöpferischen Wirken in Kosmos, Geschichte und Erfahrung hinterfragen, die bereits dem Alten Testament zugrunde lag und im Neuen Testament notwendigerweise eine menschlich-geschichtliche Gestalt hatte, weil sie nur so Juden und Heiden zur Reform führte. Und solange wir nicht gleichzeitig im heutigen Weltbild evolutionären Werdens bzw. kosmischer Ordnung nach dieser ewigen schöpferischen Weisheit schauen, das lebendigen Wort hören und damit auch den historischen Jesus als den wahren König der Juden begreifen wollen, werden wir auch vergeblich nach David und Salomo bzw. deren Tempeln zugrunde liegender Weisheit suchen.

 

Wo Theologie nur auf alte Texte gründet, die dann meist nach eigener Meinung zurechtgelegt werden, kann scheinbar die Weisheit schöpferischer Tat in aller sichtbaren Natur bzw. menschlicher Geschichtserfahrung nicht wahrgenommen werden. Offenbarung bleibt auf eine einstige Lehre und deren autoritäre Auslegung beschränkt.

Nachdem heute die Buchstaben nicht mehr tragen und keine alten Tempelsteine von Salomo und David zu finden sind, sehen wir dann nur fromme Hirngespinste, Opium fürs Volk. Statt die Bibel als historische Wahrheit, Geschichte einer sich entwickelnden Wahrnehmung gegenwärtigen Gotteswirkens im jeweiligen Weltbild zu begreifen, lesen wir trotz aller hochtheologischer Deutung kaum mehr als ein mystisches Märchenbuch. Nicht die Atheisten der Aufklärung, sondern die nach wie vor in Buchstäblichkeiten gefangene und damit die Bedeutungsinhalte bagatellisierende theologische Lehre selbst ist es daher, die dem Haus der Bibel den rationalen Halt raubt, gleichzeitig auch der Gesellschaft die Grundlage schöpferischen Geistes nimmt.

 

Wenn dem Fundament der „Grund“ fehlt, dann fällt das Haus zusammen.

 

Die Begründung biblischer Wahrheit ist nicht im leeren Vorratskeller alter Lehren zu finden. Auch der durch historisch-kritische Forschung zur Seite geschaufelten lose Grund kann keinen wirklichen Halt für das Haus geben. Die eigentlich tragende Basis sind nicht die theologisch mit dem Mythen-Mörtel in den Bausteinen bzw. der Sprache ihrer Zeit zusammengesetzten, als theologische Konstrukte gebauten Kellerwände, die wir als Fundament betrachten.

 

Erst die ganz natürliche kosmische Wirk-lichkeit, der Grund, auf dem die Fundamentsteine gründen, gibt den Halt. Der „natürlich-schöpferische Grund“, auf dem das von Menschen gemachte biblische Mauerwerk steht, sorgt für den notwendigen Halt. Es ist die natürlich-geologische Ordnung der Erde, die dem Haus Standfestigkeit gibt. In einer vernünftigen kosmischen Wirkungsweise, der sich das evolutionären Werden der gesamten Welt verdankt, das wir heute für völlig selbstverständlich halten, seit der Aufklärung jedoch aufgrund buchstäblich-wundersamer Banal-Bibellese nicht mehr als Gotteswort verstehen, liegt der eigentliche Grund unsers christlichen Glaubens an den einen Schöpfergott.

 

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Sasse,

liebe Teilnehmer der biblischen Themenabende,

 

bei unserem letzen Abend über den geschichtlich-archäologisch angeblich nicht nachweisbaren Tempel Salomos und vor allem der sich daran anschließenden kurzen Diskussion, ist mir die Problematik wieder bewusst geworden, in der wir uns m.E. mit dem biblischen Glauben befinden.

 

Auch wenn es als Fortschritt der Reformation zu sehen ist, dass die Offenbarung nicht weiter von der Kirche ausgeht, sondern nach dem Mittelalter die Bibel den Geist der Gesellschaft begründete, so ist heute ein nur auf Traditionen bzw. alte Texte - aber ebenso ein nur auf persönliche Vorstellungen/Innerlichkeiten - gründender Glaube unglaubwürdig geworden. Diese war auch Thema meiner Ausführungen über die Traditionsfrömmigkeit im Tempelschatten, die durch den uns als historischen Jesus bekannten lebendigen Logos (der im damaligen Weltbild gegenwärtigen Schöpfungswirklichkeit) mit neuem Inhalt gefüllt wurde.

 

Solange wir nicht von einer in neuer Weise erfassbaren schöpferischen Tat im natürlich kosmischen und geschichtlichen Werden der sichtbaren Evolution ausgehen, diese Schöpfungswirk-lichkeit/Wort/Weltvernunft bzw. den Logos allen Lebens gleichzeitig als Wesensbotschaft der biblischen Geschichte betrachten, bleiben auch wir im Schatten alter Tempelfrömmigkeit bzw. im Bibelkeller einer verniedlichenden Buchstäblichkeit sitzen. Wir reduzieren und banalisieren die biblischen Bedeutungsinhalte dann immer weiter.

 

Seit 30 Jahren sei umstritten, ob es die Dynastie Davids gab. Von einer Bautätigkeit, wie sie biblisch beschrieben ist, sei nichts zu sehen. Wieder einmal haben Sie Herr Dr. Sasse mit neuen Erkenntnissen der historischen Forschung Ihre Zuhörer in Zweifel gesetzt. Doch in Wirklichkeit machen Sie uns m.E. nur bewusst, dass wir die geschichtliche Wahrheit der Bibel bzw. deren historische Realität auf andere Weise als bisher suchen müssen. Denn das schöpferische Wort ist nicht nur in der Gegenwart allen natürlichen Werdens wieder zu verstehen. Vielmehr zeigt sich auch im wachsenden Wissen um die biblischen Bedeutungsinhalte und der immer deutlicher zutage tretende Entwicklung des Monotheismus, wie seiner Schriftwerdung, letztlich auch der Einsicht, dass es keinen Steintempel Davids gab, eine ewige Weisheit. Hier drückt sich ein lebendiges schöpfungswirksames Wort aus, das uns heute zwingt, es in den alten Texten neu zu lesen und in der heutigen Weltsprache zu hören.

                                                                                                                          

Nichts ist beständiger als der Wandel.

Schon mit dem Wechsel der Jahreszeiten lehrt uns die Natur den Wandel der Zeit zu begreifen.

Nur so entstehen Generationen und Traditionen.

 

Wenn wir daher die Tradition bewahren und die Generationen fortsetzen, den die Gesellschaft tragenden Geist weiterentwickeln, die Menschen zur verantwortungsvollen Mitschöpferschaft befähigen wollen, müssen wir dann nicht logischerweise auch unsere Betrachtungsweisen der Bibel wandeln? Denn wer bei der Rede vom Schöpfergott nicht nur heuchelt, sondern das ewig lebendige Wort in allem natürlichen Werden wahrnimmt, für den offenbaren die aus der natürlichen Entwicklung abgeleiteten Lebensweisheiten vom ständigen Wandel den Wille Gottes. Und dieser gilt auch für das Verständnis des Gotteswortes selbst, wie der davon ausgehenden biblisch gesetzten Traditionstexte.

 

1. Wer im Keller sitzt, sieht nur die Wände, nicht deren kosmischen Grund

 

Könnte es nicht sein, dass die Kanaanäer doch besiegt wurden und auch die Landnahme stattgefunden hat? Nur in einem anderen Sinne, als wir bisher suchen? Wer in der Bibel die Geschichte der Gottesworthörer betrachtet, der sieht die historische Tatsache nicht in Eroberungskriegen. Vielmehr wäre bei der Landnahme möglicherweise nach Belegen dafür zu suchen, wie die pantheistischen Fruchtbarkeitskulte bzw. Kosmosgötter des alten Orient in das monotheistische Gottesverständnis der Nachexilszeit mündeten, so die gegenwärtige Wirk-lichkeit des einen Gottes weiterentwickelt wurden. Ist uns nicht längst bewusst, dass es in der Bibel nicht um die Geschichte eines kämpfenden Volksstammes geht, sondern das sich wandelnden Verständnis vom einen Schöpfergott im Vordergrund steht? Und halten wir nicht inzwischen zahlreiche Belege für den Wandel im Verständnis des Gotteswortes in Händen, liegen somit Zeugnisse vormals denkend erkannter schöpferischer Weisheit im gesamten kosmischen Wirken und damit zeitgemäß erfassten sinnvollem Handeln Gottes vor?

 

Spricht in den Psalmen Salomos und Davids nur eine blinde Frömmigkeit, wie wir Sie in der Zeit Jesus im Tempelschatten vermuten bzw. sie in heutiger Heilspredigt zu analysieren ist? Haben David & Co. nur alte Texte gelesen und Traditionen in Liedform weiter getragen? Oder war dahinter eine lebendige schöpferische Weisheit am Werk, die nicht einfach universale Lebensweisheiten sammelte, sondern diese auf das reale Wirken, einer Tat-sache Gottes in der gesamten Welt bezog?

 

Wurde die alttestamentliche Weisheit einfach so erdacht? Oder drückt sich bei Salomo, aber ebenso bei Hiob oder Jesus Sirach eine Erfahrung von dem aus, was die reale Welt in ihrem Innersten zusammenhält? Wir können doch auch nicht tun, wie wenn wir nicht wüssten, wie und warum dieses Schöpfungsprinzip immer wieder personifiziert und in menschlichen Gestalten zum Ausdruck gebracht wurde. Und wird diese Weisheit, die im Neuen Testament mit Jesus identifiziert wird, nur aus alten Traditionen abgeleitet? Oder war es die gegenwärtige schöpferische Tat in der kosmischen Ordnung der sichtbaren Welt, die statt einem abstrakt-philosophischen Prinzip in den Psalmen Salomos spricht und die David besingt? Wir wissen doch, wie aus dem Stamm dieser kosmisch begründeten Weisheit, die wie kaum eine andere Strömung im Alten Israel den Menschen Orientierung gab, Jesus hervorging.  Wie können wir dann denken, da hätte man einem Reformrabbi nur fromme Sprüche eines Altkönigs in den Mund gelegt, den wir heute zum Stammesfürsten machen. Oder der gute Junge eines Zimmermanns mit Namen Jesus hätte aufgrund geheimnisvoller Offenbarung gesprochen.

 

Handelte es sich bei der alten jüdischen Weisheit nur um eine Allerweltserfahrung, wie wir sie auch von modernen Lehren kennen und wie sie rund um den Globus in allen Kulturen vorkommen? Waren damals die Weisheit des handelnden Schöpfers und die Weisheit der Menschen wirklich zwei Paar Schuhe, verschiedene Sprachen, wie wir sie heute hören? Oder liegt nicht gerade darin der große Wurf jüdischer Welt- und Gotteserfahrung, dass diese aus kosmischer Ordnung bzw. der Lebenserfahrung abgeleiteten Lehrsprüche, als göttliches Wort verstanden wurden, weil im Geber und Lenker des Lebens, wie der kosmischen Wirk-lichkeit, der eine alte Schöpfer und somit Gesetzgeber erkannt wurde? Ist hier möglicherweise der damalige Paradigmenwechsel, hin zum wirk-lichen Schöpfergott zu verstehen, den dann auch das Neue Testament in der Geschichte Jesus und seiner Auseinandersetzung mit Gesetzesfrömmigkeit schildert?

 

Wer wie wir ständig lernen darf, wie sich die Vorstellung von dem einen Gott aus Ägypten heraus hebräisch entwickelte, welch großartiger Geist das Denken des nachexilischen Judentums bestimmte, das im Gegensatz zum blinden Opferkult einen durchdachten Monotheismus entwickelte, der kann doch die damals gebaute Wohnstatt Gottes, wie sie uns in der Bibel so großartig geschildert wird, nicht nur in den Steinmauern einer altfundamentalistischen Frömmigkeit bzw. auf Traditionen gründenden Tempelbaues suchen oder auf wundersame Eingebungen bei Einzelgestalten setzen.

 

2. Tempel Salomos: in der Welt wirksame schöpferische Tat-sache

 

Auch die Tatsache, der als herr-lich beschriebenen Tempel Salomos und Davids, kann in diesem Sinne nicht in Bauwerken gesucht werden. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum es unwissenschaftlich sein soll, die wahre Geschichte der altbiblischen Geschichten in einem Bewusstsein der schöpferischen Weisheit begründen zu wollen, die sich aus kosmisch-kreativer (d.h.schöpferischer) Tat/Wirk-lichkeit/Wort ableitet. Doch wer von Kind auf gelernt hat, dass sich Glaube nur auf Buchstaben und persönliche Beliebigkeiten gründet, die kausale Vernunft naturwissenschaftlicher Einsicht gegen Gott als Schöpfer spricht, der kann ein Nachdenken über die schöpferische Realität im kosmischen Geschehen scheinbar nicht für wissenschaftlich halten. Der kann darin allenfalls eine persönliche Spiritualität akzeptieren, die nicht nachvollziehbar ist. Seit dem durch Buchstäblichkeiten bedingten Missverstand, der die rationale Welterklärung als angeblich gottlos betrachtet, bezieht man sich man allenfalls noch beim Erntedankfest auf die schöpferische Natur, liest man die Weisheit nur noch in Büchern.  Während mir  beispielsweise katholische Wissenschaftler in „Bibel und Kirche“ über Sophia bzw. jüdische Weisheit beibringen, wie die aus der Ordnung des Kosmos abgeleitete schöpferische Weisheit ständiges Thema der alten theologischen Auseinandersetzung war, wie sie auf Erden keinen Platz fand, ausgerechnet dort ausgeschlossen wurde, wo sie Ursprünglich ihren Sitz hatte, suchen auch wir wieder nach Steinen, Buchstaben und persönlichen Ansichten als Geschichtswahrheit. (Hierzu auch ein Text über die „Im Werden der Welt wieder erfahrbare Weisheit“ unter www.theologie-der-vernunft.de, 2005. Die alttestamentliche Weisheit wird dort als Zeugnis für das wahre Wesen berufen.) Wenn es stimmt, dass die Weisheit als Wort Gottes ewiger präexistenter Schöpfungsmittler war, das seinen Ursprung am Jerusalemer Tempel hatte, hier der Strukturplan der Welt bzw. Logos allen Lebens in theologische Gedanken und Gesetzen menschlich ausgeformt wurde, müssen wir dann nicht in neuer Weise nach dem Tempel suchen?

 

Setzt sich das biblisch beschriebene Drama, dass gerade der Weisheit Gottes durch Taubheit der Tempel verschlossen wurde, was auch im Neuen Testament – hier in der Geschichte Jesus und später bei Paulus - das bestimmende Thema war, immer weiter fort? Warum betrachten wir es als wissenschaftlich die Bibel zu lesen, ohne aus der alten Erfahrung mit dem kollektiven Prozess wachsender Erkenntnis etwas dazuzulernen? Wenn die interkulturelle Weisheit Gegenstand des Denkens von Philo von Alexandriens Gottessohnstheorien und dessen allegorischer Deutung alter Texte war, auch der Jesus des Neuen Testamentes an die Stelle des alten inhaltslos gewordenen Tempels trat, dieser nach Meinung der Religionswissenschaftler ursprünglich auf die kosmisch begründete Weisheit/schöpferische Tat baute, müssten dann wissenschaftlich arbeitende Neutestamentler nicht im damaligen Bewusstsein schöpferischer Wahrnehmung graben, statt weiter nur den Sand nach Steinen zu durchsieben und Traditionstexte zu drehen und zu wenden?

 

Wenn wir trotz tausendfachen Grabens auf diese Weise im Sand nichts finden, was soll daran wissenschaftliche sein, künstliche Bauwerke zu konstruieren, die wir dann als mögliche Tempel Davids auf Lichtbildern an die Wand werfen? Wenn wir doch wissen, dass die Weisheit der eigentliche Tempel ist, was bringt es da, fremde Kultbauten mit biblischen Beschreibungen anzureichern und in Jerusalem hineinzuprojizieren, diese den Teilnehmern biblischer Themenabende dann als mögliche Tempel zu verkaufen? Müssten Wissenschaftler mit Ihrem Wissen über die alte Weisheit nicht tiefer graben, als dies bisher geschehen ist? Was außer den festgefügten Vorstellungen und einem fehlenden heutigen Bewusstsein kosmisch- schöpferischer Ordnung spricht dagegen, den Tempel Davids (gleichzeitig auch den Grund neutestamentlicher Theologie), somit den wahren König taub gewordener Gesetzlichkeit, als lebendige Größe des irdischen Evolutionsgeschehens, wie der biblischen Geschichte zu betrachten?

 

Es geht nicht darum, einfach traditionsfromm alles einem persönlichen Gott der alten Texte zuzuschreiben. Vielmehr ist auf Grundlage neu verstandener Glaubenstradition sein Wort im gegenwärtigen Werden, heutigen Weltbild zu verstehen. Was spricht dagegen, so den alten König der Juden, der im jüdisch-christlichen nie einfach Gott selbst, sondern dessen irdische Präsenz, Sohn, Wort, Vermittler, Wegweiser war, in neuer Weise zu erkennen? 

 

3. In offenbartem Wissen schaffen, nach biblischer Wahrheit suchen

 

Wäre es daher nicht eine ernstzunehmende Aufgabe, die nur von theologischen Wissenschaftlern (oder bibelfesteren Laien, als ich es bin) zu lösen ist, den Weg des christlichen Logos zurückzuverfolgen, seine vormalige Wahrnehmung im alten jüdischen Denken über die kosmische Weisheit nachzuvollziehen, statt einfach alles auf persönliche Glaubensvorstellungen bzw. Traditionsfrömmigkeiten zurückzuführen? Wer die „Geschichte Israels“ ernst nimmt, hierin letztlich auch seine wissenschaftliche Anerkennung sucht, müsste der nicht auch all sein Wissen anwenden, um die Geschichte der Gottesworthörer und den alten Verstand schöpferischer Tat-sache aufzuarbeiten? Warum soll es unwissenschaftlich sein, eine schöpferisch begründete Weisheit allen Werdens bzw. vernünftige schöpferische Tat-sache, die nicht nur bis zu den Tempeln von David und Salomo, sondern bis zu Abraham bzw. nach Ägypten reicht, zum eigentlichen Thema zu machen?

 

Wieso soll es wissenschaftlich sein, einem zum Stammesfürsten degradierten David einen etwas kleineren Tempel unterzuschieben, den man sich denkt bzw. den man aus fremden Funden herleitet und hinstellt, wo man ihn im banalisierten Buchstabenverständnis braucht, statt in neuer Weise nach der Wohn- und Werkstatt des Schöpfers der gesamten realen Welt zu fragen, wie sie uns die jüdische Weisheit schildert?

 

Wenn uns inzwischen doch wissenschaftliche Belege dafür vorliegen, dass der Auszug aus Ägypten, der für das Alte Testament ebenso entscheidende ist, wie für das Neue die Auferstehung, nicht im bisherigen Sinne historisch stattgefunden haben kann, dann heißt das doch nur, dass uns der Schöpfer in seiner Weisheit selbst zu einem Wandel im Verständnis seines geschichtlichen, biblisch verfassten Gesetzwortes zwingt.

 

Eine willkürlich allegorische Auslegung, wie wir sie inzwischen beispielsweise auf die Wunder Jesus anwenden, kann mit Sicherheit weder das Ziel einer historischen Bewahrheitung der Bibel sein, noch hilft uns das dabei, aus der alten Erfahrung etwas für unsere Erkenntnis des wirk-lichen Schöpfers zu lernen. Auch sich einfach auf eine „Glaubenswahrheit“ zu berufen, bringt nicht weiter, wenn wir nur von Traditionsfrömmigkeit im Schatten alter Tempel ausgehen. Gerade weil es laut neuester wissenschaftlicher Erkenntnis scheinbar den alten Tempel nicht in der banalen Form gegeben hat, muss in der Wahrnehmung schöpferischer Tat-sache, göttlicher Weisheit in kosmischer Wirk-lichkeit, der wahre Tempel gesucht werden.

 

Was sich im Neuen Testament in Jesus - als dem zur Zeitenwende in alle Welt gesprochenen Schöpferwort - erneut erfüllte, war bereits im alten Tempel vorgebaut. Ganz so, wie wir es aus dem Neuen Testament lernen. Und lässt sich nicht so erst auch die außerbiblische Literatur lesen, beispielsweise die Weisheitsschriften oder die in Qumran gefunden Psalmen als bereits Teil Ausdruck des neuen Bundes nachvollziehen? Wenn diese Texte, wie Prof. Berger in seiner Sammlung der Weisheits-Hymnen und -Gebeten vom Toten Meer schließt, der Schlüssel zum Neuen Testament sind, müssen wir dann nicht von der dort sprechenden kosmisch-schöpferischen Weisheit das Alte und Neue Testament aufschließen? Können wir nicht erst so die Frohe Botschaft des Neuen verstehen, gleichzeitig zu heutigen Hörern des gegenwärtigen Wortes werden? Ist es aufgrund all unseres Wissen um die geschichtlichen Gegebenheiten und die Glaubensentwicklung sowie das biblisch geschilderte Bewusstsein von einem im Werden aller Welt lebendigen Wort und der dadurch vermittelten Weisheit nicht völlig absurd, in der Weise unserer Lichtbilder von konstruierten Tempelanlagen nach geschichtlicher Wahrheit zu suchen, statt nach dem lebendigen Wort, gegenwärtiger Schöpfungsweisheit in allem Werden zu sehen?

 

4. Aus Buchstaben-Keller ausbrechen: Gegenwärtiges Handeln Gottes wahrnehmen

 

Doch hier zeigt sich immer wieder das Problem der Kellerkinder. Wer in Wahrheit keine kosmische Wirk-lichkeit anerkennt, diese nur mit den Lippen aufgrund alter Lehren bekennt, kann nur willkürlich konstruierte Bauwerke als geschichtlich, wissenschaftlich bezeichnen. Auch wenn er weiß, dass diese nicht waren, wirft er künstlich konstruierte Kultbauten an die Wand, sieht nur darin Wissenschaft. Wer nur die Buchstaben der Bibel als Fundament betrachtet, für den sind alle Aussagen über eine kosmische Gegebenheit eine private persönliche Glaubensangelegenheit. Für den spielt es auch keine Rolle, dass es weder bei den Propheten, in den alttestamentlichen Psalmen, noch den sich auf David beziehenden monotheistischen Weisheitstexten der Zeitenwende, die einen neuen Bund begründen wollten, nur um eine altbackene Frömmigkeit bzw. ein Aufwärmen der Traditionen ging, sondern gegenwärtige schöpferische Tat-sache.

 

Das in kosmisch-geschichtlicher Realität gegenwärtige Schöpfungswort, das Gegenstand der biblischen Aussagen war, bleibt ein frommes Gerede. Es wird gegen besseres Wissen letztlich leider als genau die Heuchelei gelesen, die es heute ist. Wo Glaube mit der Wahrnehmung alter Buchtexte oder persönlichen Vorstellungen, inneren Stimmen gleichgesetzt wird, da bringt es nichts, sich hinsichtlich der historischen Wahrheit der Bibel auf eine „Glaubenswahrheit“ berufen zu wollen. Diese wird heute – wo die schöpferische Tat-sache theologisch abgeschrieben, der Kosmos seit Kant angeblich leer ist – nur als Rede altbackener Frömmigkeit vermutet. Solange wir im Keller sitzen und die alten theologischen Fundamente, nur biblische Berichte als Grund des Glaubens betrachten, kommen wir nicht auf die Idee, die gegenwärtige kosmische Wirk-lichkeit Gottes als den damaligen und eigentlichen Grund des Glaubens zu erkennen bzw. wissenschaftlich zu ergründen.

 

Und da die gesamte Gelehrtenwelt davon ausgeht, dass Jesus nur ein besonders begnadetet Reformprediger mit geheimnisvollen Offenbarungen war, der dann zum Gotteswort erhöht oder als neuer Tempel aufgesetzt wurde, schließt es sich aus, dessen Tatsache auch im alten Tempel belegen zu wollen. Auch wenn dies die neutestamentliche Theologie aufgrund der biblischen Beschreibungen vorgibt, Jesus eindeutig als der neue Tempel vermittelt wird, kann dies im heutigen Glaubensverständnis nur als geheimnisvolle Vorahnung auf einen Heiland gelesen werden, zu dem ein Heilsprediger aufgrund der alten Texte erhoben wurde. Auch alle Hoheitlichkeit, des angeblich mit dem historischen Jesus identischen, bleibt so reine Heuchelei. Glaubensgerede aufgrund einer Traditionsfrömmigkeit, das als theologische Wissenschaft hingestellt wird. Wo im Textkeller sitzend der kosmische Grund nicht betrachtet werden kann, wird letztlich alles zu einer theologischen Tautologie, bricht in sich zusammen.

 

Erst in dem wir bereit sind, aus dem Fenster zu sehen, nach dem tieferen Grund zu forschen, der das sichtbare Fundament des Bibelhauses, wie der der gesamten Erde hält, können wir auch neu nach dem geschichtlichen Hintergrund der historischen Ereignisse fragen, die in der Bibel beschrieben sind. In diesem Sinne soll die folgende Geschichte eigentlich nur deutlich machen, dass es in der Bibel nicht um „Glaubenswahrheiten“ im heutigen Sinne geht und die vordergründige Darstellung nicht die eigentlich geschichtsträchtigen Ereignisse sind, sondern einen durchaus realen historischen Hintergrund haben, der wissenschaftlich zu ergründen wäre.

 

5. Die Geschichte vom Bibelhaus

 

Wir sitzen in einem dunklen Kellerraum, in den kaum Tageslicht hineinkommt. Die Sonne ist kaum zu sehen ist. Echte Kreativität (Schöpfung) kann dann weder wahrgenommen werden, noch ist sie möglich. Und noch weniger kann die von ihr ausgehende kosmisch-kreative Wirkung als Grundlage biblischer Wahrheit gesehen, als ewiges Wort verstanden werden. Persönliche Frömmigkeit, Traditionsglaube und eine beeindruckende Kenntnis biblischer Berichte bestimmen das Bild. Gleichwohl das Wissen immer weiter zunimmt, deutlich wird, was historisch so nicht war, wie bisher angenommen, gleichzeitig auch das damalige Denken und die antiken Glaubensprobleme immer bewusster werden, bleibt eine konstruktive Wende der Vorstellungswelt aus. In intellektueller Ergötzung wird immer mehr Wissen angehäuft, ohne dass eine kreative Weiterentwicklung möglich wäre. Das enorme Wissen um die alte Weisheit auf neue Weise mit bisher als fremd angesehenen weltlichen Vorstellung zu einem Ganzen zu verbinden, scheint kaum möglich. Die Traditionsfrömmigkeit wird nur mit immer neuem theologisch-geschichtlichen Wissen angefüllt, ohne dass man bereit ist, über die Buchstaben hinauszublicken, über eine Geistige Wende nachzudenken.

 

Über uns türmen sich Bücher mit tieftheologischen Betrachtungen, die sich jedoch fast alle auf die Texte der Tradition selbst beziehen. Es geht in den theologischen Diskussionen nicht um die in der Bibel beschriebene geschichtlich-schöpferische Tat als heute wieder gegenwärtige Tatsache Gottes, sondern immer nur um die Deutung der alten Tradition - ohne allerdings davon ausgehend, auf sichtbares schöpferisches Wirken Gottes im natürlichen Werden der Gegenwart zu schließen.

 

Zahlreiche Bände mit frommen Sprüchen machen es völlig absurd, die Sprache, das Wort Gottes dort hören zu wollen, wo er im kausalen Tagesverlauf wirkt. Wundersame Geschichten, auch wenn diese meist aufgrund noch älterer Mythen bzw. Textvorlagen gedeutet werden, schließen es aus, Gottes Wirken im natürlichen Werden als lebendiges Wort zu verstehen. Vor lauter biblisch bedingten Lehr- und Liederbücher kann im realen Leben des Alltages nicht auf den Logos, das Wort des Schöpfers gehört werden. Schöpferische Weisheit, als die auf den einen Gott verweisende Wirk-ichkeit, wie sie in aller Naturlehre auf neue Weise wahrzunehmen wäre, kann nicht vorkommen. Auch wenn über die biblische Weisheit geredet wird oder das an die Propheten ergangene Wort, kann keiner auf die Idee kommen, dass allein schon aus dem Tagesverlauf der Sonne eine Stimme/schöpferisches Wort zu uns spricht, hier die kreative Ordnung, die wir hochwissenschaftlich beschreiben, ihren deutlichen Ausdruck hat. Theologische Konstrukte, die jedoch weitgehend nur altbiblisch bedingt bleiben, verhindern ein sich wandelndes Gehör als Geschichtswahrheit der Bibel zu betrachten, nach dem in der Gegenwart des naturwissenschaftlichen Weltbildes zu fragen wäre.

 

Während wir uns in den Kellerraum zurückziehen, nur noch das Zelt des alten Abrahams bestaunen, sich um uns viele Schriftstücke und alte Steine auftürmen, über die Tempel unserer Tradition als Wohnstatt Gottes reden, scheint das Haus über uns ein ganz profanes Wohnhaus zu sein, das allein menschlichen Bedürfnissen gerecht wird. Von einem präexistenten Bauwerk ist nichts mehr zu sehen. Nur ein von Menschen errichtetes, der modernen Lebensweise angepasstes Gebäude ist zu erkennen. Ein Zweckbau, in dem christliche Bücher, oft als Propagandaliteratur betrachtet, unter die Leute gebracht werden. Es gehen jedoch nur noch Wenige ein und aus. Und die werden dann von den eilig Vorbeifahrenden meist als gestrig bzw. biblisch-fromm angesehen.

 

Während oben im profanen Bauwerk ein Landpfarrer sitzt, der die längst zur mythenhaften Banalität verkommenen Texte in Mundart übersetzt und so leider völlig zur Lächerlichkeit macht, wird unten im Keller die Grundlage genommen. Auch wenn es dringend notwendig ist, den Menschen das Wort Gottes in einer ihnen verständlichen  Sprache zu vermitteln, so ist zu befürchten, dass durch die pfälzische Übersetzung die Bedeutungsinhalte immer weiter banalisiert werden, das präexistente Wesen weiter abgebaut wird. Denn während in der oberen Wohnung die wundersamen Geschichten von Jesus und den jüdischen Königen ins Pfälzische übersetzt werden, wird im Kellergewölbe nachgewiesen, dass es keinen König, samt seinem Tempel zu finden gibt.

 

Nachdem im theologischen Keller die Geschichtlichkeit der ach so schönen Geschichten als Glaubensfiktion gelesen wird, werden die oben gehandelten Bücher immer missverständlicher und märchenhafter. Genau dort, wo jungen Religionslehrern beigebracht wird, wie wunderbar die biblischen Berichte seien, die sie ihrer Kinder zur Begründung des Glauben beibringen sollen, wird in begeisterter theologisch-archäologischer Wissenschaft diesen Geschichten der geschichtlich-glaubwürdige Grund genommen. In Räumlichkeiten, wo Schülern im Rahmen einer Dauerausstellung die Geschichte Abrahams veranschaulicht werden soll, werden Abraham & Co. längst als ungeschichtlich abhakt, ohne für die alten Gestalten eine geistesgeschichtlich reale Alternative zu bieten. 

 

Abraham, dessen Zelt nur noch Kissen liefert, um gemütlich den historisch-kritischen und theologiewissenschaftlichen Ausführungen zu folgen, kann im Weltbild der Buchstaben so wenig als wissenschaftliche Wahrheit nachgewiesen werden, wie die jüdischen Könige. Weder sei Moses der Verfasser der fünf Bücher, noch beruhe der Exodus oder die Landnahme als das Alte Testament bestimmende Aussagen auf einer echt geschichtlichen Grundlage. Vielmehr würden alle Funde gegen die Geschichtlichkeit biblischer Geschichten sprechen. Auch die Trompeten von Jericho hat man längst als unhistorisch aufgegeben. Jetzt ist man gerade dabei deutlich zu machen, dass alle archäologischen Ergebnisse auch gegen die Geschichtlichkeit der Geschichten von Salomo und David sprechen. Und da diese doch auch der Ausgangspunkt unseres Jesus Christus sein sollen, deren Psalmen als Hauptlieferant für das Neue Testament gelehrt werden, wird dieses – auch wenn dies so nicht gesagt wird – gleich mit begraben. Aus dem Grund unseres christlichen Glaubens ist ein charismatischer Guru geworden, dem nach seinem Tod die Krone Davids aufgesetzt wurde. Doch da dieser jetzt allenfalls nur noch ein Stammesfürst gewesen sein soll, den man aufgrund alter Frömmigkeit als großen König beschrieb, gibt es keinen wirklich lebendigen Grund des Glaubens mehr. Grundlos geworden, wird so aus dem Gottesoffenbarer ein persönliches Gottes- bzw. Götzenbild.

 

Auch wenn man beim Schwerpunktthema Kirchengeschichte deutlich machte, wie das christologische Dogma für die gesamten frühen Denker der Christenheit kein theologisches Konstrukt, sondern auf die kosmisch-präexistente Realität Jesus gründete. Dort, wo man annimmt, dass einem einfachen Menschen die altkönigliche Krone aufgesetzt wurde, bleibt alles grundlos. Die Auseinandersetzung der Makkabäer als antike Globalisierungsgegner wird dann nicht wirklich auf einen neu erkannten Grund des alten Glaubens bezogen, der im historischen Jesus Christus menschlich fassbar wurde, sondern bleibt ein Aufbegehren der gesetzestreuen Juden gegen die Griechen bzw. Hellenisten. Wie vor 2000 Jahren die rein auf das Gesetz bzw. die Tradition fixierten  Juden gegenüber dem griechisch-philosophischen Denken, grenzt man sich auch heute vom naturwissenschaftlichen Weltbild ab, versenkt man sich in die Texte und will mit dem kausalen Geschehen der Welt kaum etwas zu tun haben. In der alltäglichen Natur schöpferischer Tat/Weisheit/Wort nachweisen zu wollen, schließ sich so aus. Ähnlich wie dies bei der Tempelaristokratie im Schatten des Jerusalemer Tempels nachgewiesen wird, lebt man in einer neuen Welt, ohne dass man das Wissen dazu nutzt, sich mit den neuen Weltbildern kreativ auseinanderzusetzen. Was bleibt ist die Flucht in persönliche Frömmigkeit, buchstäbliche Dogmatik, Gesetzlichkeit oder rein intellektueller Erbauung an biblischem Wissen. Wie damals heidnisch-philosophische bzw. in kosmischer Wirk-lichkeit begründete pantheistische Denkmodellen zur Weiterentwicklung des jüdischen Glaubens führten, kann in bisheriger Vorstellungswelt kaum hinterfragt werden. Noch weniger ist es im buchstäblichen Bibelverständnis möglich, im modernen naturwissenschaftlichen Weltbild in neuer Weise den lebendigen Logos bzw. das gegenwärtige Weisheit/Wort Gottes als echten Heilsbringer (Heilung für das zerbrochene Welt- bzw. Gottesbild) wahrzunehmen, wie ihn das Neue Testament schildert.

 

Es wird zwar nachgewiesen, wie in Esra und Nehemia der nachexilische monotheistische Glaube erwachsen ist, aber der Grund, der nicht in der alten Tradition von Tempelgrillmeistern zu sehen ist oder geheimnisvoll vom Himmel gefallen Dogmen, bleibt unbeachtet. Wie das in fremden Hochkulturen erfasste Handeln Gottes nicht in pantheistische Kosmosvergötterungen, sondern zur neuen Wahrnehmung eines präexistenten Wesen, dem Wiederhören des alten und ewigen Schöpferwortes führte, kann nicht als biblische Geschichtsschilderung betrachtet werden. Es scheint daher auch für heute unbedeutend. Und wenn dann der geschichtliche Grund christlichen Glaubens angeblich nur ein geheimnisvoller Guru gewesen sein soll, der als Wort/Logos ausgegeben und dem zur propagandistischen Begründung alte königliche Glaubenstraditionen angefüllt wurden, ist weder der alte, noch der neue König der Juden zu sehen. Alle Rede vom König der Juden ist ohne eine kosmische Realität mitzubetrachten, leeres Geschwätz.

 

6. Vom Wissen des Bibelkellers zur kosmischen Wirk-lichkeit Gottes

 

„Die skandalösen Gleichnisse aus dem Neuen Testament und der Apokryphen“ werden wissenschaftlich gelesen, können jedoch im alten Verständnis nicht genutzt werden, um in neuer Weise nach der geschichtlichen Wahrheit der schönen Geschichten und Gleichnisse zu fragen. So wird alles nur immer grundloser. Solange auch die Deutung des Sühnetodes Jesus nur in alten Textdokumenten und Denkweisen christlicher Theologen nachgewiesen wird, die über den Tod eines Guru nachdachten, bleibt verborgen, welche schöpferische Logik beim Wachsen der Erkenntnis dem Tod und der Auferstehung des in menschlicher Gestalt lebendigen Logos zugrunde liegt. Da alle biblischen Berichte vom Auferstandenen bzw. Christus ausgehend aufgeschrieben sein sollen, doch an die Auferstehung im Sinne der Wiedererweckung eines hingerichteten Heilspredigers keiner mehr so richtig glaubt, sie allenfalls als Glaubensgeheimnis hingestellt wird oder im Rahmen einer Gemeindebildung stattgefunden haben soll, hat sich die Bibel eigentlich selbst aufgehoben. Warum Jesus Christus wirklich lebt, jedoch kein altabgeschriebener oder vorausgesetzter Christen-Gott war und ist, sondern die wieder gegenwärtige Wirk-lichkeit des alten Gottes, kann dann nicht nachgedacht werden. Von einem weiterführenden Verständnis des Schöpferwortes wird dann weder bei der Betrachtung der Zeitenwende ausgegangen, noch kann dies heute geschehen. Auferstehung bleibt ein Produkt persönlich-innerlichen Glaubens.

 

Gleichwohl man im Bibelhaus voller stolz schön verschnörkelte alte Schriften zusammenträgt, einzelne Buchstabengebilde auf Papyrus als Beweis für die Wahrheit an die Wand hängt, wird unter dem wachsamen Auge der Amtskirche die Geschichtlichkeit der Bibel in der bisher verstandenen Weise als wissenschaftlich unhaltbar deutlich gemacht. Ab und zu finden sich auch bibelfeste Buchstaben-Konservative zum Protest ein. Sie sehen das Fell ihres Fundamentes wegschwimmen, kapseln sich vom Wissen der Welt ab und flüchten sich in gesetzliche Dogmatik, die – wie allein schon die Bezeichnung „Fundamentalisten“ zeigt - alle Welt wie selbstverständlich für das Fundament des Glaubens hält. Die historisch-wissenschaftliche Forschung sehen die Fundamentalisten daher als Fluch.

 

Auch wenn sich zeigt, wie groß die Kluft in den verschiedenen sich auf Christus berufenden Denkweisen ist, werden weder die fälschlicherweise als „Fundamentalisten“ genannten Buchstabentreuen, noch die kritischen Bibelforscher in heutigen Zeiten wirklich ernst genommen. Die am Bibelhaus vorbeifahrenden modernen Menschen sehen in allem nur gestrige, persönliche Frömmigkeit und blinden Gesetzesgehorsam.

 

Selbst die bekennenden Christen gewinnen dem theologischen Treiben im Bibelhauskeller kaum noch etwas ab. Was über Jesus gedacht wird, wie die Bibel gelesen oder gar das natürlich-evolutionäre Werden gedeutet wird, scheint für die modernen Christen nicht wirklich eine Rolle zu spielen. Ob bei der Weisheitsliteratur nur fromme Sprüche und weltliche Erfahrungswerte zusammengetragen wurden, oder in kosmisch-schöpferischer Ordnung und  Welterfahrung schöpferische Weisheit bzw. Wort Gottes erfahren und in philosophischer Weise auf menschliches Sein übertragen wurde, ist dann völlig unbedeutend. Wie bei der Frömmigkeit im Schatten des Jerusalemer Tempels die gemeinschaftlichen Riten im Mittelpunkt standen, so ist für sie wichtig, den sonntäglichen Gottesdienst zu besuchen. Gute Werke zu tun, sich für die Gesellschaft zu engagieren, das zählt. Religion ist zur Angelegenheit persönlicher Seelenfrieden-Wellnes geworden, die man verschämt ins Hinterzimmer sperrt, vor dem Weltverstand versteckt. Den rechten Glaube als Voraussetzung für das Wissen um den Wille des Schöpfers und das gesellschaftliche Gelingen zu sehen, davon ist man weit entfernt. Die theologischen Inhalte bzw. das Denken über den Schöpfer scheinen für die heutige Religiosität keine Rolle zu spielen.

 

Die Einwohner der Neustadt können nur das Betreiben von Buch-handeln und ein profanes Bürgerhaus erkennen, von dem aus religiöse Propagandaliteratur vertrieben wird. Solange die Theologen im Bibelhaus nur mit Mythen und wundersamen Märchen handeln, die dort ein und aus Gehenden nur persönliche Frömmigkeitsbekenntnisse aufgrund alter Schriften abgeben, deren Grund sie selbst abgraben, kann auch für die Bürger der Neustadt das gegenwärtige Handeln Gottes in Kosmos und Geschichte kein Thema sein. Auf Grund der wundersamen Buchstaben-Handlungen denkt man, dass das Wissen der Buch-handlung der naturwissenschaftlichen Gegenwart und Kausalität widersprechen würde.

 

Dass es in der Bibel weder um wundersame Naturbrechungen, noch um ein Geschichtshandeln im bisherigen Sinne geht, sondern auch das Hohelied Salomos von einer kosmisch, wie geistig wirk-samen Schöpfungs-Weisheit spricht, die im damals hochgeistigen wissenschaftlichen Weltbild erkannt wurde, bleibt den Menschen, die im Bibelkeller sitzen, weitgehend unbeutend. Wo im Keller beim geschichtlichen Nachweis Salomos nur nach Steinen gesucht wird, die doch noch auf einen großen König schließen lassen, kann keiner auf die Idee kommen, die geschichtlich, wie biblisch belegte gegenwärtige schöpferische Weisheit, die heute neu in allem evolutionären Werden auszumachen wäre, als den eigentlichen Beleg für die großartige Wahrheit jüdischer Weisheit zu sehen. Auch wenn wir erfassen, wie der damals erkannte ewigen Weg einer sich weiterentwickelnden Erkenntnis, der Logos menschlichen Wissens von der Weisheit der Schöpfung, in wunderbarer Liebestexte gefasst wurde, so bleibt das Hohelied des echt großen Königs der Schöpferwort-Hörer eine reine Lyrik, hat mit ewiger schöpferischer Logik nichts am Hut. Wo hochgeistige Weisheit war, wird dann allenfalls ein alterquickliches aber inhaltlich lebloses Lied eines Königs gelesen, den es geschichtlich angeblich gar nicht gab. Was bleibt ist eine Vorlage für modernes vergeisterndes La, La, La oder ein Grund mehr, die Bibel lächerlich zu machen.

 

Selbst wenn im Bibelhaus von heute auf hochtheologische Weise die kosmische Grundlage der gesamten jüdischen Weisheitsliteratur gedeutet wird, längst bewusst ist, wie in der nachexilischen Zeit eine geistige Wende im Hören des jüdischen Gotteswortes geschehen ist, die das Wirken des einen Gottes auf neue, im Weltbild antiker Wissenschaft durchdachte Weise wahrnahm, wird auch im Keller des Bibelhauses nur Buch-handeln gesehen und gesucht. Und da das im Buch bisher als geschichtlichen Glaubensgrund gedeutete Geschehen als ungeschichtliche nachgewiesen wird, sitzt man in der Leere. Zwar weiß man, beispielsweise aus der Chaostheorie mit der man sich zur ebenso intellektuellen Erbauung beschäftigt, dass nur aus dieser Leere bzw. dem Zerfall alter Denkmuster Neues entstehen kann. Auch wird Jesus als Chaosmeister gehandelt, der althergebrachte Strukturen aufbrach… Doch gefangen in bisherigen Denkmustern, die von aller Welt für selbstverständlich gehalten werden, ist man nicht bereit, aufgrund des vorhandenen Wissens kreativ weiterzudenken, in Jesus den auch heute handelnden Chaosmeister zu erkennen, der zu einer neuen Gotteswahrnehmung auf Grund des wissenschaftlichen Weltbildes der Neuzeit führt. Selbst wenn das Haus in der Neu-stadt steht, so wird nur noch alten Traditionen gefragt, denen man gleichzeitig den geschichtlichen Grund immer weiter abgräbt.

 

7. Was ist Grund der Geschichte des Bibelhauses bzw. der Bibel?

 

Nach der heutigen Deutung von geschichtlicher Wahrheit der biblischen Geschichten, könnte es sich bei der oben geschilderten Darstellung nur um das Geschehen im Neustadt Bibelhaus handeln. Alles andere wäre als unwissenschaftlich abzutun, allenfalls eine persönliche Glaubensinspiration und Fiktion. Wer bei der Antwort auf die Frage unseres letzten Themenabends, ob es Salomo und David bzw. deren Tempel gab, nur die Suche in alten Steinen, Stammesfürsten oder biblisch konstruierten Kultbauten zulässt, könnte dann auch bei der obigen Geschichte nur nach den Vorgängen im Haus des Pfälzischen Bibelvereines fragen. Auch wenn hoffentlich deutlich wurde, dass bei der Darstellung nicht um das Neustädter Bibelhauses ging, sondern hier nur die Situation des heutigen Glaubens versucht wurde anschaulich zu machen, so wären analog unserer derzeitigen Bibeldeutung, die Darsteller nur in der Neustädter Stiftsstrasse zu suchen.

 

Doch so, wie es bei obiger Geschichte im Wesentlichen nicht um unsere Themenabende, das Geschehen im Neustadt Bibelhaus, seiner von engagierten Ehrenamtlichen betriebenen Buchhandlung oder der Einsatz von Pfarrer Landgraf, seiner Bibel auf Pfälzisch und seine Bemühungen um kostbare Bibelfunde das Thema ging, scheint es sich auch im Alten und Neuen Testament nicht um Volksbefreier im buchstäblichen Sinne gehandelt zu haben. Und doch ist es keine Fiktion oder Phantasiegeschichte, sondern haben die handelnden Personen eine geschichtliche Realität, die weit über die banale Geschichten hinausgeht. Wie die Bezugnahme auf unsere Themenabende nur die heutige theologische Realität bzw. die Probleme unseres Glaubens anschaulich machen sollte, scheinen auch die biblischen Geschichten eine ganz konkrete Geschichte zu beschreiben, die es nachzuvollziehen gilt. Wie es mir um eine nüchtern zu analysierende Tatsache ging, die kein theologisches Glaubensgebilde ist, sondern die heutigen Probleme bei der Wahrnehmung des Gotteswortes nach der Aufklärung, (wie sie ähnlich längst auch von der Amtstheologie anerkannt werden) scheint auch das eigentliche Thema der biblischen Geschichten in der Geistesgeschichte zu suchen sein.

 

Da das Bibelhaus und unsere Themenabende ein Teil der heutigen geistigen Realität darstellen, lässt sich die Problemgeschichte unseres christlichen Glaubens hier ganz gut bebildern. Auch wenn mir der Gaul immer wieder durchging, ich auf die Themen des letzten Jahres oder sonstige Analogiebeispiele des Bibelhauses mit seiner "Buch-handlung" Bezug nahm, so ist der eigentlich geschichtliche Hintergrund so wenig in Neustadt zu suchen, wie die Tempel Salomos im Sand der Stadt Jerusalem. Ursprünglich wollte ich mich durch den Gebrauch des Bibelhausbildes nur gegen die derzeitige Deutung der biblischen Geschichte als einzig wissenschaftlich wehren. Deutlich machen, dass nicht das vordergründige Bild das geschichtliche Geschehen betrifft. Auch wenn ich nicht in der Lage bin, ein wissenschaftlich fundiertes Bild unserer heutigen Glaubenslage zu analysieren, so war doch dies das eigentliche Thema. Es wäre es daher höchst unwissenschaftlich, nach der Grundlage der obigen Geschichte auf die Weise suchen, wie wir es bei der Beurteilung biblischer Geschichten weiterhin unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit tun. Denn was uns heute selbst von Dr. Sasse in den Lichtbildern gezeigt wird, ist nichts anderes, als wenn man die obige Glaubensgeschichte durch das Geschehen in Neustadt an der Weinstraße nachweisen wollte. Selbst wenn sich hier Spuren des gebrauchten Bildes finden, so sind diese doch so wenig das das eigentliche Thema, wie es beim biblischen Tempel Davids um den Kultbau eines jüdischen Volksherrschers geht, der in der gezeigten Form zu rekonstruieren wäre. 

 

Wenn sich heute Exegeten und Archäologen um den Tempel Salomos streiten, viele Fundamentalisten auf Fälscher hereinfallen, weil nicht wirklich etwas zu finden ist, das auf die geschichtliche Existenz einer königlichen Dynastie in der biblisch beschriebenen Weise verweist, dann zeigt uns dies daher nicht, dass die Bibel nicht geschichtlich wahr wäre. Vielmehr weist die Archäologie den Weg, auch hier in neuer Weise nach der historischen Wahrheit zu suchen. Wenn weder in den Steinen, noch in alten Buchstabenbauten die geschichtliche Wahrheit zu finden ist, dann gilt es tiefer zu graben, in den schriftlichen Zeugnissen und den archäologischen Funden nach dem damaligen Bewusstsein einer gegenwärtigen Schöpfungswirklichkeit zu suchen. Nicht in persönlichen Glaubensvorstellungen oder in der Stadt Jerusalem, wo es die Moslems verhindern, werden wir fündig, sondern im theologischen Wissen um das Weltbild der Gottesworthörer, der Erkenntnis schöpferischer Weisheit in den kosmischen Wirk-lichkeit am Beginn des jüdischen Monotheismus. Nur in dem wir das Wirken Gottes in der realen Welt wieder zum Thema machen, können wir auch etwas über die geschichtliche Existenz von David und Salomo, deren durchaus unterschiedliche Ausdrucksweisen des Schöpferwortes sagen. Deren Tempel ist dann kein theologisches Phantasiegebilde, sondern drückt die Realität der Wohnstatt damals gegenwärtiger Wirk-lichkeit Gottes aus.

 

8. Echte Wissenschaft muss nach dem Wort fragen, das den Monotheismus begründet

 

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie die gesamte theologische Wissenschaft im vollen Bewusstsein, dass keine großen Judenkönige bzw. deren Kultbauten Gegenstand der biblischen Geschichten sind, diese weiter sucht bzw. versucht aufgrund der Buchstaben solche zu konstruieren und dies dann auch noch als wissenschaftlich bezeichnet. Was hier betrieben wird ist bewusste – wenn auch nicht absichtliche – Irreführung. Wäre die Art und Weise, wie eigentlich gegen besseres Wissen von der gesamten theologischen Wissenschaft weitergeforscht wird, nur eine Verschwendung der uns gegebenen Lebensenergie, dann wäre es nicht weiter schlimm. Doch ich befürchte, dass die heutige Deutung nicht nur die biblischen Inhalte immer weiter bagatellisiert, sondern davon abhält, nach dem schöpferischen Wort zu fragen, das Thema der theologischen Bilder ist. Denn selbst wenn es nicht möglich sein sollte, im naturwissenschaftlich beschrieben Werden der Welt neu das ewig gegenwärtige Schöpfungswort wahrzunehmen, (dies als Sache persönlichen Glaubens betrachtet wird) dann müsste aber doch aufgrund dessen, was wir über die alten Texte und ihren geschichtlichen Hintergrund wissen, in schöpfungswirksamer Weisheit wenigstens der Gegenstand der biblischen Geschichten begriffen werden. Wer nur die prachtvollen Bauten von Prof. Wolfgang Zwickel an die Wand wirft, die dieser aufgrund anderer Ausgrabungen und biblischen Beschreibungen zusammenreimt, betreibt in diesem Sinne keine wirkliche Wissenschaft, sondern Volksverdummung, die den Verstand des lebendigen Schöpferwortes bzw. die Frage nach der Weisheit allen natürlichen Werdens verhindert. Er lässt allenfalls den Wahnsinn der Leere auf der Leinwand sehen, in der wir uns befinden. Was allerdings auch schon ein Fortschritt bzw. Beitrag zur Schöpfung ist. Weil wir so zur Wende in der Betrachtung gezwungen werden.

 

Im Gesamten gesehen ist daher selbst in der biblischer Bagatellisierung  und dem wachsenden geistesgeschichtlichen Wissen die herrliche Weisheit der Gesamtordnung evolutionärer Erkenntnis zu sehen. Nachdem die Buchstaben immer weiter banalisiert und als ausgediente Frömmigkeit gelesen werden, ist uns gleichzeitig Wissen gegeben ist, die Bedeutung biblischer Texte in neuer Weise bewusst zu machen. Wir sind aufgrund des Wissens zu einer Wende bzw. Weiterentwicklung des christlichen Weltbildes/Selbstverständnisses gezwungen, das dazu führt, die schöpferische Weisheit/das gegenwärtige Wort auch im modernen Wissen um das kausale Werden der Welt wahrnehmen zu können. Dass uns ein neues Verständnis der schöpferischen Weisheit nicht einfach Nachts in den Schoß fällt, versteht sich von selbst. Genau darum geht es hier. Von Seiten des theologischen Wissens wären die Weichen dafür zu stellen, neu über das Werden der Welt zu denken und dann im logischen evolutionären Werden den schöpferischen Sinn/Logos zu sehen und zu hören. Denn zum heutigen Hören erscheint ein neues Bibel- bzw. Historien und somit Selbstverständnis die Voraussetzung. Nach dem bisherigen buchstäblich wundersamen Bibelverständnis können Naturwissenschaftler, die längst über einen Logos in allem Werden nachdenken, dies nicht mit dem Grund alten Glaubens auf einen Nenner bringen. Viele modernen Denker, die eigentlich das heute wissenschaftlich aufgeblätterte Wunderwerk des Mikro- und Makrokosmos bestens kennen, das sinnvolle Werden seit dem Sternenstaub bestaunen und sich für die Schönheit der Schöpfung begeistern, streiten gleichzeitig aus lauter Angst vor den Buchstabenfetischisten bzw. fälschlicherweise sog. Fundament-alisten einen höheren Sinn des evolutionären Ganzen ab. Eher ist man dann bereit in fremden, fernöstlichen Kultformen oder Naturreligionen einen kosmischen Grund anzuerkennen, als im sichtbaren Wunderwerk des Kosmos nach dem König der Juden suchen zu können. Wie auch, wenn im Bibelhaus nur auf bisherige Weise weitergesucht, Jesus als wundersamer Guru gelesen und als Gottesgebilde hingestellt wird?

 

9. Was schützen wir noch, wenn wir den Verstand verloren haben?

 

Wenn uns deutlich gemacht wird, wie der Tempel nur als großes Gesamtkomplex denkbar ist, weil es Schutzmauern geben musste, die das Innerste, die für den Glauben und damit die Existenz der Volksgesellschaft entscheidende Wohnstatt Gottes schützten, so ist das keine Anleitung für Archäologen, sondern zeigt, wo wir wirklich graben müssen. Die Darstellung verweist auf die Bedeutung des damaligen Tempels, wie möglicherweise unser derzeitiges theologisches Problem mit der gegenwärtigen Schöpfungswirk-lichkeit. Doch was wird heute geschützt, die schöpferische Wirk-lichkeit, Gottes ewig wahrzunehmende Weisheit, die sich im kosmischen Werden wieder ausdrückt? Oder schützen wir die Buchstäblichkeit einer leider entleerten Tradition, die dann vergeblich nach Steinen sucht? Was ist wissenschaftlicher, nach einer Bautätigkeit zu graben bzw. Tempelbilder zu konstruieren oder ein Bewusstsein schöpferischer Bewahrheitung freizulegen, das in neuer Weise nach der gegenwärtigen Wirk-lichkeit Gottes fragen lässt?

 

Und was wurde von den Babyloniern wirklich platt gemacht? War es nur die Zerstörung eines Kultbauwerkes, die das damalige Problem ausmachte, das dann von den Propheten angeprangert wurde? Oder war es der fehlende Verstand des Gotteswortes, das Unge-hör-sam bei den Juden, das die Propheten als Ursache für den Abriss des alten Tempels und die Verschleppung verstanden?

 

Selbst wenn die Babylonier 587 vor Christus ein Bauwerk zerstörten, so kann doch allein das nicht der Grund für die Weiterentwicklung zu einem bildlosen Monotheismus gewesen sein. Wissenschaft wäre es, das damalige Weltbild bzw. Schöpfungsbewusstsein zu hinterfragen, wie wir es aus den Schriften kennen. Darüber nachzudenken, was die Zeit und das Verständnis des einen Schöpfergottes nach dem Exil bestimmte. Nach dem, was uns immer wieder beigebracht wird, gehe ich davon aus, dass auch dem Exil eine ähnliche Geschichtswahrheit zugrunde liegt, wie dem Exodus, in der biblischen Geschichte Israels die Historie der Weiterentwicklung des Hörens der Gegenstand der geschichtlichen Beschreibung ist. Ägypten und Babylon haben dabei sicherlich eine ebenso bedeutende Rolle, wie sie zur Zeitenwende das römisch-griechische Denken hatte und heute das naturwissenschaftliche Weltbild besitzt.

 

Wir wissen, dass sich die Bibel immer wieder gegen die Bilderverehrer wendet, fallen aber immer wieder auf Bilder und einen einge-bild-eten Gott herein, der nicht mit dem realen Schöpfer des gegenwärtigen Geschichtsgeschehen und der durch die Aufklärung erkannten kausalen kosmischen Ordnung auf eine Reihe gebracht werden kann. Leben auch wir im Exil, ist zumindest unsere geistige Oberschicht verschleppt, ohne dass wir es wahr haben wollen? Wenn wir diesen gesetzten oder eingebildeten Gott dann auch noch gegen besseres Wissen auf geheimnisvolle Weise mit dem hoheitlichen Christus gleichsetzen, werden uns Augen und Ohren völlig verstopft.

 

Wie das Gotteswort zu den Menschen kommt muss immer wieder neu gemalt werden. Doch nicht die Bilder können der eigentliche Grund sein. Wenn wir den Tempel Salomos und Davids nur dort suchen, wo auf der Leinwand der heutige Tempel hingestellt wird, werden die Lichtbilder zu Irrlichtern. Wir suchen nach Palästen eines Traditionskultes, sehen hier die einzige Wissenschaft, statt mit Hilfe des uns durch die Aufklärung Gottes gegebenen Wissens nach einer präexistenten Wirklichkeit zu suchen? Statt das präexistente Wesen, das nicht mit Gott gleichzusetzen wäre, sondern das ihn immer wieder offenbart zu suchen, es wie Mutter Kirche in der Weihnachtsgeschichte auf zeitgemäß menschliche Weise auszudrücken, sind wir im Bibelhaus (die es besser wissen müssten) so mitverantwortlich für die Vergeisterung der gesamten Welt, Aber- und Unglaube.

 

Wenn diese Woche ein Rheinpfalzbeitrag auf die Realität der Sintflut aufgrund neuer geologischer Erknntnisse verweist, demnächst wieder ein Spiegeltitel „Ist die Bibel doch wahr“ der gesamten Welt die Bedeutung der Bibel erklärt, weil ein angesehener Professor angeblich ein Holzteil der Arche oder gar den Stein von Davids Schleuder gefunden hat, dann trägt für diese Bagadellisierung die Bibelhausmethode die Verantwortung. Und wenn dieser Tage auf der Titelseite der Rheinpfalz über wundersame Marienerscheinungen berichtet wurde, die die Wahrheit der Bibel belegen sollen, so ist dieser Schwachsinn durch eine unwissenschaftliche Arbeit derer zu verantworten, die weitermachen, wie wenn sie es nicht längst besser wüssten. Nicht die vom Bistum Trier eingesetzte Kommission, die allen Ernstes (angeblich aufgrund Tonbandaufzeichnungen und Akten) darüber entscheidet, ob die 13-malige Erscheinung der Gottesmutter ein echtes Wunder wäre, so dann aller Welt beibringt, auf welchem idiotische Aussagen christlicher Glaube angeblich gründet, mache ich dafür verantwortlich, dass nach wie vor nur Schwachsinn von der Jungfräulichkeit einer Hebräerin oder wundersamen Erscheinungen in die Welt gesetzt werden. Wer den Tempel Salomos nur in alten Steinen an die Wand wirft, statt in der natürlichen Ordnung des evolutionären Werdens der Welt nach dem Wort Gottes, schöpferischer Weisheit Ausschau zu halten, das von der Mutterkirche hebräischer Herkunft in neuer Gestalt zur Welt gebracht wurde, macht sich zum Wasserträger eines wundersamen Welt- und Gottesbildes, das zwar vor der Aufklärung sinnvoll war, das jedoch bereits das zweite Vatikanische Konzil überwinden wollte. (Was das aber immer noch auf eine Lösung wartet.)

 

Doch da die uns gezeigten Lichtbilder den biblischen Beschreibungen nachgebaut sind, verweisen auch sie auf eine Weisheit, die damals in lebendigen Wesen vermittelt wurde und mit Ihrer Hilfe heute wieder zur Realität werden kann. Selbst was sich in dem ver-„zwickelten“ Miniaturtempel an der Wand im Bibelhaus zeigte, drückt ein Bewusstsein kosmischer Ordnung aus, für das die Cherubine als dessen Botschafter standen und das mit Sicherheit Teil des Tempels Davids ist. Doch solange wir nur altbackene Engel einer Traditionsfrömmigkeit sehen, ohne dahinter auch auf wissenschaftliche Weise das damalige Bewusstsein zu deuten, Botschafter des gegenwärtigen Schöpfers, wie das jemand wie Dr. Sasse weit mehr möglich ist als mir, kommen wir nicht weiter. Wer die biblischen Personen mit rein menschlichen Gestalten gleichsetzt, wird der Sache der Bibel ebenso wenig gerecht, wie die Suche nach Bauwerken aus Stein. Moses muss dann als Verfasser ebenso abgelehnt werden, wie aus David dann nur ein Stammeshäuptling wird. Ich bin sicher, die eigentliche Person drückt sich in der Wirkungsgeschichte aus, die von ihr ausgeht. Die Aufgabe, Rolle ist es, die die biblische Person und die Bedeutung der Bauwerke ausmacht. Menschliche Personen und Bildbauwerke sind die dringend notwendigen Träger. Doch ohne die damals dahinter stehende kosmisch-schöpferische Wirk-lichkeit, wird nur nach einer Traditionsfrömmigkeit im Schatten des leeren Tempels gefragt. Das uns im Bibelhaus vermittelte Wissen ist die Voraussetzung für eine Wende im Bewusstsein. Die Botschaft von der kosmischen Grundlage, gegenwärtigem Gotteshandeln der Bibel, wird der Welt nicht durch Wesen mit weisen Flügeln vermittelt. Sie sind gefragt.

 

10. Statt gedankenlose Andacht, Schöpfungswirklichkeit vergegenwärtigen

 

Die Andacht zum Dritten Advent, die sich an unseren biblischen Themenabend über alten Tempel anschloss, hatte Römer 15, 4-13 zum Thema. Und während ich lese, will es mir wieder nicht in den Sinn, wie Theologen, die sich wissenschaftlich mit dem Römerbrief auseinandersetzen, einen solchen Schwachsinn über Jesus und seine Tempelreinigung als wissenschaftlich in die Welt setzen können, ohne die grundlegende Wende im damaligen Gottesverständnis zu betrachten. Ähnlich wie wir im Alten Testament gegen besseres Wissen weitermachen, wie wenn es um Tempelsteine und einen alten König ginge, suchen wir dann auch im Neuen Testament nicht wirklich nach dem in Christus gegenwärtigen Schöpfungswort, durch das die Tempelreinigung ausging. Wo im historischen Jesus nur der gute Junge des Zimmermanns Josef und seiner Frau Maria hinterfragt wird, bleibt alles andere eine aufgesetzte, fromme Heuchelei.

 

Im Bibelkeller sitzend, gehen wir weder im mit Paulus überschriebenen Text des neuen monotheistischen Paradigmas, noch in der heutigen Gegenwart, von einem echten Schöpfungssprechen aus. Auch wenn Gott ständig spricht, so hören wir es nicht. Die Rede vom Wort des Schöpfers wirkt so wie ein Überredungsversuch in Gestrigkeit. Wir sind so vertieft in das Verständnis alter Buchstaben oder innerer Stimmen, in denen eine ebenso traditionell eingelöffelt Frömmigkeit spricht, dass wir gegen besseres Wissen auch Paulus wie den Diener einer etwas aufgebackenen Traditionsfrömmigkeit betrachten, der seine Ansichten dem historischen Jesus aufgesetzt hat. Dass Christus als der historische Jesus (Logos in menschlicher Gestalt) der Diener der Juden geworden ist, um die Verheißung zu bestätigen, die den Vätern gegeben war, erst in menschlicher Ausformung messianische Wirkung zu entfaltete, kann aus der Perspektive heutiger Wissenschaft kein wirkliches Thema sein. Auch wenn es in der Bibel auf die wir uns bei der Banalisierung berufen, so gesagt wird. Und auch in der Wurzel Isais wird weder nach dem von dem Propheten wahrgenommenen Schöpfungswort, noch der kosmischen Weisheit der alten Könige gefragt. Viele gute Ratschläge werden gegeben bzw. in Paulus hineingelesen, ohne dass dies echt auf das lebendige Wort, die damals gegenwärtige Rede des Schöpfergottes bezogen werden kann. Alles erscheint gleich gültig mit Vorschriften alter Gesetzes-Tradition und moralischen Meinungen säkularer moderner Menschlichkeit. Das Evangelium wird so egalisiert.

 

Ein neuer Bund von kommt so nicht wirklich vor. Und so wird auch die Bergrede nur auf alte Anschauungen zurückgeführt, die ein junger Guru etwas radikalisiert hätte. Nachdem in Palästina eh nur unbedeutende Hügel zu finden sind, halten wir die Rede vom Berg, wie letztlich auch alles Andre, für von Moses und Co abgeschrieben. Nach heutiger Leseweise wurden dem guten Jungen mit Namen Jesus alte Psalmen in den Mund gelegt. Über die gegenwärtige Schöpfungswirklichkeit, die nur vom Berg aus in Ein-sicht des Traditionswortes mit neuem Wissens zu erkennen war, macht man sich dann keine Gedanken. So wenig wie darüber, dass hier der heute wieder im Naturwissen nachzuvollziehende Wille des Schöpfers selbst spricht, schöpferische Logik/Vernunft von oben (vom Schöpfers aus) gesehen, umgesetzt wird. Selbst wenn dann die Bergpredigt als in der königlichen Weisheit bedingt nachgewiesen wird, die angekündigte „himmlische“ Ordnung auf eine schöpferische Vernunft verweist, die m.E. auch heute nachzuweisen wäre, so bleibt das im alten Verständnis alles unbedeutend.

 

Warum Gott wirklich schon da ist, die Seligpreisungen nicht von einer etwas reformierte Gesetzlichkeit ausgehen und in den Begriffen wie Barmherzigkeit und Gerechtigkeit keine alte Frömmigkeit zu lesen ist, sondern das neu erkannte Maß des Schöpfers spricht, bleibt unbetrachtet. Selbst wenn es modernen Exegeten so deuten. Nach heutiger Lehre, ohne neue Einsicht in kosmische Realität, können nur menschliche oder altfromme Moralmeinungen neu aufgetischt  worden sein. Wie nur von oben, aus der Perspektive des Schöpfers Moses seine Gesetze als Wille Gottes verkünden konnte, kann im nach wie vor rein buchstäblichen Verständnis, nicht gesehen werden. Auch warum Moses wirklich vom Berg bzw. von einem Bewusstsein, für das der Berg das beste Bild ist, Zusammenhänge sehen, bereits aus Ägypten kommend den Sinn des kosmischen Geschehens und den daraus abgeleiteten Wille Gottes verkündete, der in den Gassen des Alltags und altbackener pantheistischer Vorstellungen verbaut war, bleibt dann ein Geheimnis. Warum es in der Bergpredigt nicht um eine Verschärfung des alten Gesetzes oder dessen Neuauslegung geht, sondern hier ein neues Bewusstsein vom alten Gottes spricht, mag noch so viel betont werden. Wenn wir Jesus nicht als kosmische Realität begründen, beleiben wir nicht nur für den König blind, sondern wird auch die Bergpredigt und mit ihr der  Bedeutungsinhalt des Neuen Testmaentes, zum hoffnungsvollen Bla Bla.

 

Der König bzw. Gottessohn, von dem die Gesetze ausgehen und über den im Bibelkeller so viel geredet wird, kann dann nicht wirk-lich gesehen werden. Dass weder Sacharja noch seine Kollegen in ihren messianischen Erwartungen einen menschlichen König als Herrscher erwarteten, sondern das im gesamten Kosmos gesprochene Wort, das damals nicht als Text, sondern in schöpferischer Tat lebendig war, ist zwar bewusst, bleibt aber unbeachtet. Wenn man den historischen Jesus für einen charismatischen Gutmenschen hält, die Wahrheit der alten Könige nach wie vor in Stammesfürsten sucht, wundert es mich nicht, dass mein Vater Hitler für einen von Gott geschickten Heilsbringer hielt, könnten auch Kohl, Clinton, Schröter oder zumindest der wiedererweckt betende Bush für von Gott gesandte Könige gehalten werden. Wenn politische Herrscher ihren Herrschaftsanspruch auf die ganze Welt ausweiten, falsche Hirten weiterhin Christus nur heucheln, in ihrem Gefolge die Bibelkellerkinder Jesus als einem Heilsprediger mit Weltmachtsanspruch hinstellen, dem theologische Titel verliehen wurden, liegt es auf der Hand, dass die Menschen den falschen Königen hinterherlaufen, sich im Alltag nicht schöpferisch betätigen, wie dies nur der wahre König vorgibt.

 

Wo der Erlöser, auf den wir erhobenen Hauptes warten sollen, mit dem unsichtbaren Gott oder einem besonderen Heilsprediger gleichgestellt wird, dann bleibt die Rede von der Erlösung nur ein leeres Gerede, verkehrt sich ins Gegenteil. Das Gehör des gegenwärtigen Schöpferwortes, wie es vom Berg aus möglich wäre, wird nicht durch den Atheismus verbaut, sondern seine eigenen Diener, die es immerzu im Munde führen, jedoch nicht bereit sind, es aufgrund des biblischen Wissens auch außerhalb des Bibelhauses zu hinterfragen.

 

11. In der konstruktiven Kreation des Kosmos das Fundament des Glaubens finden

 

In welchen Abgrund des Aberglaube es führt, wenn sich theologische Wissenschaft weigert, aufgrund der biblischen Aussagen nach der schöpferischen Wirklichkeit im gegenwärtigen Weltbild evolutionären Werdens zu fragen, sondern gegen besseres Wissen den Weg in die persönliche Buchstabenfrömmigkeit vorgibt, wird bei sog. Fundamentalisten und Kreationisten besonders gut deutlich. Allein schon die wie selbstverständlich gebrauchten Bezeichnungen „Fundament-alisten“ und „Kreation-isten“ für buchstäbliche Gestesfrömmigkeit, machen die Probleme deutlich, die nicht durch heutige historisch-kritische Entleerung, sondern wissenschaftliche Lese gelöst werden können.

 

In einem Leserbrief im Kirchenboten hat dieser Tage der Neustädter Prediger Rainer Wagner in die Kontroverse über die Evolutionslehre eingegriffen, darüber gewettert, dass in einem epd-Beitrag der Kreationismus als „pseudowissenschaftliche Theorie“ bezeichnet wurde. Die charismatisch, evangelikalen Kirchen der amerikanischen Kreationisten würden wachsen, nicht die liberalen. Bei der Evolutionstheorie handle es sich um eine nicht nachweisbare Theorie… Schon die Herkunft dieser Kritik, die sich leider nicht mit den bisher viel zu kurzen Schlüssen der Lehre von Darwin & Co. auseinandersetzt, sondern die Buchstaben verteidigt zeigt, wo das Fundament gesehen wird. Der Buchstaben und der liebgewordenen Bilder vom wundersamen Gott (irgendwie einerlei mit seinem Sohn) zuliebe, wird die natürliche Schöpfung abgestritten. In kausaler kosmisch-kreativer Weisheit, die das das Naturwissen in immer erstaunlicherer Weise vor Augen führt, nach Gotteshandeln zu fragen, findet nicht statt. Über das Schöpferwort als König der Juden im Alten und Neuen Testament nachzudenken, diesen im evolutionären Werden deutlich machen zu wollen, schließt sich heute leider aus.

 

Während ich nachweisen will, warum der König der Juden in der konstruktiven Kreation des  sichtbaren Kosmos ( wie es uns die Evolutionslehre in den Schulen rund um den Erdball als kausales natürliches und schöpferisch sinnvolles Werden/Logos verdeutlicht) wirk-lich lebt, wird der Buchstaben zuliebe weiterhin all das abgestritten, was natürlich erscheint. Im Kampf der Weltbilder beziehen sich die sog. Kreationisten nicht auf die natürliche Kreation des Kosmos, sondern sind in Ihren Gesetzlichkeitsvorstellungen gefangen. Selbst im Namen des Evangeliums, das ich als Geschichte eines echt neuen Bund nachweisen will, der auf den Logos gründet, wie ihn heute junge ganzheitliche Denker im Wissen der Welt deutlich machen, wird so das genaue Gegenteil von Vergegenwärtigung des Schöpfergottes bewirkt. Es soll eine Buchstäblichkeit bewahrt werden, wie sie von der historisch-kritischen Forschung bei der Betrachtung des Tempel Salomos vorgegeben wird, auch dort nach wie vor das Denken bestimmt.

 

Selbst wo man sich „genesis.net“  nennt, auf „Intelligent Design“ beruft und einen sehr naturwissenschaftlich fundierten Eindruck erweckt, wird nicht auf das intelligente-kreative Design der sichtbaren natürlichen Genesis gesetzt, sondern aufgrund von Buchstaben weiterhin wundersame Geheimniskrämerei in die natürliche Schöpfung hineingelesen. Ein Nachdenken über die Evolution als gegenwärtiges und christlichen Glauben begründenden Gotteswort wird als persönliche Frömmigkeit oder bibelferne Schöpfungsspiritualität abgetan, allenfalls wie bei Teilhard de Chardin als mystische Erkenntnis oder als „auch“ eine  Möglichkeit über Gott zu denken akzeptiert. Auch die Prozesstheologie bleibt dann eine Randerscheinung, die sich in Verwissenschaftlichung verliert. Statt mit ewigen Missverständnissen aufzuräumen, die aufgrund buchstäblicher Bibellese die naturwissenschaftliche Aufklärung zum Gegenspieler des Schöpfergottes werden ließen, den Creator aus dem kausalen Kosmos ausschloss, wird so weiter Öl ins Feuer gegossen. Doch nicht die Buchstabenfundamentalisten, die zu allem Überfluss auch noch „Kreatonisten“ genannt werden (scheinbar weil sie auf ihre buchstäbliche Weise die Einzigen sind, die noch nach dem konkreten Schöpfer fragen) oder die modernen Aufklärungsmaterialisten, sondern die moderne theologische Wissenschaft, mache ich dafür verantwortlich, dass so der Glaube weiter unglaubwürdig gemacht wird. Wenn aus einstigen Hörern Heuchler werden, nicht mehr nach dem lebendigen Wort, der schöpferischen Logik des kosmischen Geschehens gefragt werden kann, sondern nur noch Lippenbekenntnisse vom Schöpfergott abgegeben werden, dann liegt dies nicht daran, dass der Heiland nicht lebt, die Harmonie mit dem Schöpfer nicht zu heilen wäre. Es ist die theologische Wissenschaft, die weiterhin gegen eine neue Wahrnehmung zur Wehr setzt, statt vermittelt.

 

12. Menschen zum Verständnis des Schöpfers führen, statt verhindern

 

Wenn der moderne Mensch nicht mehr weiß, was der Schöpfer der realen Welt wirklich von ihm will und wie er sich schöpferisch vernünftig (ökologisch und als soziales menschliches Wesen weltökonomisch) bzw. ent-sprechend dem Wort (aus kosmischer Ordnung abgelesene Weisheit, die Bibel sagt „himmlisch“ gerecht) verhalten soll, dann tragen nicht die Atheisten oder Fundamentalisten die Verantwortung. Wir im Bibelhaus bzw. im Tempelschatten einer persönlichen Traditionsfrömmigkeit sitzend sind es, die trotz des uns gegebenen Wissens die Wahrnehmung des lebendigen Gotteswortes durch die moderne Welt verhindern.

 

Im Bild gesprochen, scheinen die Kreationisten nur noch ein Stockwerk tiefer im Bibelkeller zu sitzen. Da sie von dort aus Biologie bzw. Naturwissenschaft betreiben, die natürliche Genesis auf den Kopf stellen bzw. die Evolutionslehre abstreiten, gleichzeitig auch andere biblische Bildgeschichten als banale Geschichtswahrheiten bewahrheiten wollen, ziehen sie gutgemeint den Glaube völlig ins Lächerliche. Und indem sie den Glaube an den lebendigen, in seinem Logos gegenwärtigen Gott - von den Buchstaben ausgehend das natürlich kausale Werden abstreitend - auf den Kopf stellen, machen sie es für den Welt immer absurder, über den Schöpfer nachzudenken. Dabei sind die Kreationisten scheinbar die Einzigen, denen die schöpferische Kreation des Kosmos nicht gleichgültig ist. Während in der Kirche meist nur am Erntedankfest die Schöpfung etwas konkretisiert wird, Monotheismus in der heutigen Theologie nicht aufgrund natürlichen Werdens begründet wird, sondern die Rede vom Schöpfer ein leeres Lippenbekenntnis von einem großen Geheimnis bleibt, halten die Kreationisten noch die kosmische Wirk-lichkeit hoch. Wo ohne konkretes Handeln letztlich das Bekenntnis zum einen Schöpfer nur ein Heucheln ist, wollen die Kreationisten den Schöpfer aufgrund der Buchstaben noch ernst nehmen. Sie stellen dafür nicht nur die Biologie auf den Kopf, sondern auch heutige Erkenntnis über schöpferische Weisheit in königlicher Gestalt.

 

Der Auszug hebräischer Sklaven aus Ägypten, die Landnahme, die großen Judenkönige wie David und Salomo, das alles wird versucht zur Bewahrung biblischer Wahrheit als genau so geschichtlich nachzuweisen, wie es die Buchstäblichkeit vorgibt. Man wehrt sich gegen die historische Wissenschaft, die für David allenfalls ein bescheidenes Provinzfürstentum reserviert. Im aktuellen Infoblatt von „Wort und Wissen“, das mich kurz nach unserem Themenabend über die alten Tempel erreicht, wird in Bezugnahme auf ein reich illustriertes Begleitbuch zu einem ZDF-Dokumentarfilm über das Alte Testament versucht, die alttestamentlichen Kernaussagen im bisherigen Sinne als historisch nachzuweisen. Allenfalls die biblische Chronologie hätte nicht ganz gestimmt. Während bei unserer Deutung der Tempel etwas kleiner ausfällt oder aus fremden Kultbauten konstruiert wird, soll hier durch geschichtliche Verschiebung die buchstäbliche Wahrheit der Bibel ermöglicht werden. Im Bericht über die Fachtagung Archäologie werden fünft Spezialisten zur jüdischen Königszeit zitiert, die biblische Personen, die man Andernorts für legendär hielt, u.A. in alten Inschriften identifiziert hätten. Unzählige Sucher sind unterwegs. Anerkannte Professoren und Archäologen haben inzwischen auch schon Goliat als geschichtlich entdeckt. Und ich bin fast sicher, dass so auch noch die Schleuder oder die Krone Davids gefunden wird.  

 

Doch weit schlimmer als diese Bagadellisierung der biblischen Bilder erscheint mir, dass durch eine banaler Bibellese - die letztlich von denen vorgegeben wird, die gegen besseres Wissen weiterhin einen konstruierten Kultbau als Wohnstatt Gottes an die Wand werfen, statt nach der im antiken Weltbild wahrgenommenen Schöpfungsweisheit zu fragen - durch die Buchstaben-Kreationisten der heutige Blick auf die in allem evolutionären Werden gegenwärtige Weisheit Gottes verbaut wird. Ein Beitrag des ZDF-Magazin Frontal 21, der arg kritisiert wurde, weil er den Kreationismus als Irrlehre entlarven wollte, ist dafür bestes Beispiel. Denn was im Infoblatt von „Wort und Wissen“ als ZDF-Aussage zu lesen war, macht leider nicht die Buchstabengläubigkeit lächerlich, sondern setzt diese automatisch mit „Schöpfungsglaube“, letztlich lebendigem Monotheismus gleich. Wenn der modernen Welt die christliche Schöpfungsidee weiterhin als wundersamer Hokus Pokus hingestellt wird, göttliche Erkenntnis in plötzlichen Verklärungen vom Himmel fällt, da haben auch die die Hand im Spiel, die im Bibelhaus ein Stockwerk höher sitzen. Glaube an die reale Schöpfung bleibt für die Welt, ohne die Geschichtlichkeit der biblischen Geschichten auf neue Weise zu lesen, eine Randerscheinung von Sektierern, die die Belege der Naturwissenschaft ignorieren und sich ihren eigenen pseudowissenschaftlichen Reim machen, um Glaube mit Wissen auf eine Ebene heben zu können.

 

Dank der traditionsfrommen Buchstabenfetischisten im Bibelkeller wird so einem Millionenpublikum, das von einem naturwissenschaftlichen Weltbild kausalen Werdens ausgeht, beigebracht, dass der Glaube an den einen Schöpfer der Welt nur auf dem Papier oder in Herzen persönlicher Frömmigkeit steht. Es bleibt bei purer Heuchelei. Eine kosmische Wirk-lichkeit, worauf am Anfang nachweislich der rationale Monotheismus des Eschnaton baute, woraus die jüdische Erkenntnis der schöpferischen Weisheit geschöpft, was zur Zeit Jesus als Weltvernunft bzw. Logos wach denkend in antiker Wissenschaft vom kausalen kosmischen Werden wahrgenommen wurde und als Gottessohn in menschlicher Gestalt wahrhaft messianische Wirkung entfaltete, wird jetzt der Buchstaben zuliebe abgestritten.

 

Und das zu allem Übel auch noch im Namen Jesus Christus, der einerseits nur der Sohn des jüdischen Zimmermann sein soll, andererseits als Miniaturgott behauptet, zur puren Beliebigkeit der persönlichen Vorstellung geworden ist.

 

Nein, es geht nicht um Anschuldigungen, sondern nur einen Anstoß, Jesus auf Grundlage des uns vom Schöpfer gegebenen Wissens um die Geistesgeschichte, wie die natürliche Genesis, das Wort Gottes in Bibel wie Biologie neu wahrzunehmen.

 

Es geht dabei nicht darum, der Welt erneut vorschreiben zu wollen, was und wie sie zu Gauben oder zu leben hätte. Vielmehr befähigt uns die Verwertung des uns gegebene Wissen um die biblischen  Bedeutungsinhalte und die geschichtlichen Begebenheiten, eine Ein-sicht zu vermitteln, die eine neuen Wahrnehmung des Schöpferwortes im aufgeklärten wissenschaftlichen Weltbild ermöglicht.

 

Für Teilhard de Chardin stehen wir heute an der Evolutionsschwelle, wo wir Menschen selbst den Geist ausbilden und uns bewusst werden sollen, dass der so augenscheinlich zerstrittene Weltgeist, auf eine Weiterentwicklung orientiert ist. Der in verständigender Freundschaft ausgetragene Streit der Philosophen, Naturwissenschaften und Religionen war für ihn ein notwendiger Prozess, zu einem neuen Omega: Jesus Christus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachtrag bzw. Vorausschau auf unseren nächsten Themenabend:

 

 

Kohelet:

 

Wie die philosophische Stimme des Königs der Juden die Traditionsfrömmigkeit aus dem Buchstabenkeller ruft

 

Auch wenn ich nur eine Nervensäge bin, die auf das lebendige Wort Gottes pocht und kein Prophet, der die Ergebnisse des ersten biblischen Themenabens 2006 voraussieht, so führen doch auch die Fragen, die sich mit Sicherheit aus dem heutigen Wissen über die Texte des Predigers Salomos ergeben, zu einem neuen christlich-monotheistischen Selbstverständnis:

 

1. Auf was hat der „Querdenker der Bibel“ in der Nachexilszeit (wie wir wissen, am Anfang des Monotheismus), seinen Glauben an den einen Gott gegründet?  

 

Waren es die Worte, die einem geheimnisvollen Gutmenschen offenbart wurden, den man damals vergötterte bzw. christologisierte?

Waren es Buchstaben der alten Tradition, aus der er seine Weisheit bezog, sich mit einer damals nur auf die Weltlichkeit bezogenen Weisheit  auseinandersetzte?

Haben nächtliche Eingebungen bzw. Frömmigkeitsvorstellungen zu den Einsichten geführt?

Oder hat sich hier ein philosophischer Denker ernsthaft mit der Gottesfrage aufgrund Erfahrungswissen, ein-sichtiger Weisheit als Werk Gottes auseinandergesetzt?

 

2. Steht hinter Kohelet ein frommer Prediger oder ein phiosophischer Denker?

 

War er ein Traditionalist? Oder hat sich Kohelet auch kritisch mit überkommenen Weisheitsvorstellungen Israels auseinandergesetzt, auch in diesen nur Windhauch gesehen?

Und wurde das menschliche Wissen vom Werden der Welt und die Welterfahrung (Weisheit) einfach als Windhauch beiseite geschoben. Oder ging es ihm darum, die weltlichen Weisheitsvorstellungen, beispielsweise der hellenistischen Philosophiemodelle, auf die Ebene der Schöpfung Gottes zu heben?

Steht hinter der „Gottesfurcht“ Kohelets, wie wir sie auch von den griechischen Evangelienverfassern kennen, die Einsicht in eine schöpferische Wirk-lichkeit als den wahren König der griechischen Philosophie, wie der jüdischen Tradition?

 

3. Was gibt uns Kohelet mit auf den Weg?

 

Werden wir ihm gerecht, wenn wir ihn nur aus dem Buchstabenkeller betrachten, dann in Sonntagspredigten oder während der Bibelwoche alles menschliche Denken über die reale Welt zu Windhauch erklären, die Nichtigkeit von Vergnügen und Arbeit, Erkenntnis und Bemühen um Weisheit als Windhauch abtun? Oder hat Kohelet in seinen philosophischen Überlegungen die Vergänglichkeit von gottloser Arbeit, Erkenntnis….deutlich gemacht?

Lehnte Kohelet die Liebe, Menschliche Lebensleistung und das natürliche Wachsen und Gedeihen als „Windhauch“ ab oder ging es dem Weisheitslehrer darum, dies als von Gott gegebenen „Gewinn“ darzustellen, zu zeigen, das ohne das Gottesbewusstsein alle Weltlichkeit vergebens ist?

Sollen wir seinen Text zur Erbauung oder moralischer Ermahnung lesen? Oder zeigt uns Kohelet, wie aus der Summe aller Lehren erst die wahre Gottesfurcht bzw. auch der Monotheismus erwächst.

 

4. Über was hat Kohelet nachgedacht, was sollen wir heute erkennen?

 

Hat er Bücher gewälzt, um zu wissen, was Gott will, wer dieser ist?

Oder hat er in all seinen Zweifeln, in der Beständigkeit der Welt, dem natürlichen Werden gelesen, wo verlässlich jeden Morgen die Sonne aufgeht, der Regen kommt und die Fruchtbarkeit Leben spendet? Hat er über den Fluss des Lebens philosophiert, erkannt, dass die Wiederkehr des immer gleichen keine sinnlose Angelegenheit ist, sondern sich hier der schöpferische Sinn verbirgt? (War auch er wirklich ein Davidsohn, hat er Jesus schon gekannt, ist somit ein früher Zeuge von dem, den wir zum Wanderguru machen wollen, dem dann angeblich nur Hoheitstitel, z.B. als „Logos“ verliehen wurden.)

 

War es die erkannte Harmonie der Welt, die beständige Ordnung der Schöpfung bzw. des Himmels, lebendig gegenwärtige schöpferische Weisheit, die Kohelet zum echten Prediger Solomos macht? (Auch wenn wir wissen, dass es zur Zeit Kohelets in Jerusalem keinen König mehr gab. Oder der große Judenkönig angeblich historisch nur ein Stammesfürst ohne Tempel gewesen sein soll.)

 

5. Was war das Thema Kohelets Theologie?

 

War es ein Zufall, dass Kohlet philosophische Ströme seiner Zeit, platonische Gedanken aufgriff? Oder zeugt nicht Kohlet davon, dass auch – oder gerade in Jerusalem – das philosophische Denken über die Ewigkeit des Werdens der Erde, in Verbindung mit menschlicher Begrenztheit zum Monotheismus führte?

Wenn wir aber wissen, dass sich zur Zeit Kohelets ähnlich wie heute, eine starke „Säkularisierung“ aufgrund hellenistischer Weltdeutung vollzog, der durch den Windhauch der alten Weisheit nicht zu begegnen war, müssen wir dann nicht auch von Kohelet lernen, in neuer Weise nach der schöpferischen Realität in der schöpferischen Weisheit des wissenschaftlichen Weltbildes zu fragen?

 

Liegt das Gewicht Kohelets in der Zukunft, einer jenseitigen Welt? Oder in der Gegenwart, dem von Gott durchdrungenen Alltag, den er feiert und aufgrund seiner Erkenntnis mit Freuden genießen will, entsprechend schöpferischer Weisung?

 

Wenn wir wissen, wie damals der Glaube bei vielen Intellektuellen verblasste, kann es dann heute genüben, diesen von Gott zu predigen, sich auf alte Vorstellungen zu berufen. Oder können wir nicht gerade auch bei Kohelet lernen, im vordergründig säkularen Weltbild nach der Wirk-lichkeit Gottes zu fragen? Statt sich nur aufs eigene Geschick zu verlassen, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen, in neuer Weise nach dem gegenwärtigen Handeln Gottes Ausschau zu halten, in dem wir wie er die weltlichen Vorstellungen und Lebensweisheiten nicht ablehnen, sondern sie überbieten.

 

Ist sein Bewusstsein, seine Hoffung, in alter Frömmigkeit begründet? Oder spricht in Kohelet eine Wahrnehmung des lebendigen Schöpfers, die nüchtern über die Herrlichkeit der Welt nachdenkt und uns genau dazu auffordert?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Namen Jesus Christus als Retter der Welt, den Gott als sein Zeugnis gesandt hätte, grüßt der Geschäftsführer von „Wort und Wissen“ in seiner Infopost, die mich im Dezember kurz nach unserem Themenabend über die jüdischen Könige und ihre Tempel erreichte.

 

 

 

Er beklagt sich dort, dass Unwahres über die Kreationisten verbreitet werden würde und zitiert dabei Psalmen. Dass er

 

 

 

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