Der Weg des Schöpferwortes

in die neue Welt

 

Wie das Wissen um die theologische Bedeutung der Apostelgeschichte ein weiterer Beleg dafür ist, dass wir bei wissenschaftlicher Arbeit das historische Wesen Jesus und die davon ausgehenden Wahrnehmung des einen Schöpfers in neuer Weise hinterfragen müssen:

Statt nach der jüdischen Sekte eines Wanderguru und seiner anschließend ihn geheimnisvoll verherrlichenden, die Welt missionierenden Überredungskünstler zu suchen, wäre es aufgrund des heutigen Wissens Aufgabe der theologischen Wissenschaft, die von griechischer Aufklärung ausgehende grundlegende Monotheismusreform/das von Vernunft ausgehende neue jüdische Paradigma und seinen Weg in die Welt zu hinterfragen.

 

Wer hinter der Apostelgeschichte nicht einfach ein frommes Verherrlichungsmärchen der Anhänger eines Reformjuden vermutet, sondern die theologische Auseinandersetzung mit taub gewordener jüdischer Tradition, ebenso wie anderen Glaubensformen und griechischer Philosophie, der muss das Wesen, das damals eine Wende bewirkte, gebildete Denker aus dem Kreis hellenistischer Juden Jesus nannten, mit neuen Augen suchen:

 

 Vom lebendigen Logos/Schöpferwort/universaler Vernunft/schöpfungswirksamer Weisheit

als dem eigentlichen und historischen Wesen Jesus ausgehend,

das für Juden wie Griechen Offenbarung des einen Gottes und Wegweisung war,

wäre so nicht nur die Apostelgeschichte von der Banalität einer die biblischen Inhalte verkürzenden Buchstäblichkeit

oder theologischer Geheimnissprache (meist als gestrig angesehen) zu befreien.

Erst ein neues Verständnis unserer geistigen Wurzel schafft die Grundlage für die grenzüberschreitende aufgeklärte Wahrnehmung des Schöpferwortes in naturwissenschaftlicher Wirklichkeit.

 

 

An die

wissenschaftlich arbeitende Theologie,

die bereit ist, bisherige Voraussetzungen

zugunsten schöpferischer Wahrheit

in Frage zu stellen

 

Sehr geehrter Herr Dr. Sasse,

sehr geehrte…,

 

erneut sind es Ihre Ausführungen über den aktuellen Stand der text- und geschichtswissenschaftlichen Auswertung, die mich veranlassen Sie aufzufordern, die Frage nach dem historischen Wesen Jesus in neuer Weise zu stellen. Statt nur nach den Spuren eines später als Gotteswort oder -sohn verherrlichten gutherzigen Wanderguru zu suchen, den alle Welt wie selbstverständlich voraussetzt, zwingt unser Wissen, das im vernünftigen Werden bzw. der kreativen Ordnung der Welt wahrzunehmende Schöpferwort an den Anfang wissenschaftlicher Untersuchungen zu stellen.

 

Wären Sie ein frommer Sonntagsprediger oder sturer Verteidiger kirchlicher Dogmen, würde ich Sie nicht ansprechen. Ich wende mich an Sie als einen gewissenhaften Forscher nach dem eigentlichen Grund urchristlichen Glaubens, historischer Wahrheit. Dabei geht es um weit mehr, als eine innertheologische Frage oder einen Schriftgelehrtenstreit. Das zeitgemäße Verständnis des Schöpfungswortes: ein universeller aufgeklärter Glaube an den einen Gott, die Abkehr von Aber-glaube trotzdem (aufgrund Tradition und persönlichen Vorstellungen) sowie die Überwindung des Aufklärungsatheismus steht auf dem Programm. Denn erst davon wird dann eine völlig neue Lebensweise erwartet, die die schöpferische Vernunft allen Seins als sinn-gebendes Vorbild hat. (Sich dabei auf das Wort Gottes beruft und weiterhin vernünftigerweise "Jesus geh voran" singt.)

 

Die Rede des Papstes von der Vernunft des Glaubens und alle Bemühungen (etwa der Prozesstheologie), im vernünftigen Werden nach dem Werk des Schöpfergottes zu fragen, es in antiker und moderner Naturphilosophie zu begründen, sind für den Wind, wenn nicht in neuer Weise nach dem Wesen Jesus als lebendiges Schöpferwort/Weltvernunft gefragt wird, dessen Weg in die Welt von einem hellenistischen Historiker in der Apostelgeschichte geschildert wird.

 

Einleitung:

 

SPIEGEL-Bilder vom derzeitigen Denken über den christlichen Glauben zeigen, wie aufgeklärter Intellekt und wissenschaftliche Suche nach dem einen Schöpfergott der banalen Deutung der biblischen Bilder auf den Leim gehen,

und warum wir eine Wende im Verständnis des christlichen Wesens brauchen, die aufgrund des vorhandenen Wissens vom aufgeklärten Denken angestoßen werden muss.

 

 

-Wenn... beispielsweise der Spiegel in der Titelstory „Die Entdeckung der Vernunft“ den Ursprung der abendländischen Kultur im alten Griechenland als eine gegen den Glauben gerichtete Weltsicht darstellt. Er dabei seinen Lesern trotz aller neuzeitlichen Papstrufe nach Vernunft weiterhin vermittelt, dass die Vernunft gegen den Glauben sprechen würde. Daher alle Welt annehmen muss, dass das große Verdienst bzw. der Erfolg der griechischen Philosophie und Wissenschaft darin bestand, den Glauben überwunden zu haben. Somit die neuzeitliche Trennung zwischen Wissen und Glauben weiter vertieft, der Glaube zum Aber-glaube trotz aller Vernunft abgestempelt wird. Dann tragen für diesen Kurz-schluss weder die alten, noch die heutigen Aufklärer die Verantwortung. Sondern eine Theologie, die nachweist, wie Hellenisten den jüdischen Monotheismus in Jesus erneuert und universal begründet haben, weiterhin aber nicht den Logos des Schöpfers, sondern nur die Lehre eines angeblich kirchlich verherrlichten Wandercharismatikers an den Anfang stellen will.

 

-Wenn... in der im Spiegel beschriebenen antiken „Morgenröte der Vernunft“ niemand den Aufgang einer vernünftig begründenden Monotheismusreform erkennen kann, die den Frontallappen zur Wahrnehmung des einen Schöpfergottes gebrauchte. (Wissenschaftliche Erkenntnis als Erneuerung des Schöpferwortverstandes.) Satt dessen über Heraklit, den Entdecker des schöpferischen Logos hinweggegangen wird, wie wenn er nur ein menschlich-philosophischer Reformer gewesen wäre, der politische Stümpereien anprangerte. Keiner das geistige Feuer des antiken Umbruches mit der monotheistischen Zeitenwende Jesus in Verbindung bringt, wo viel von Buße (Umkehr) oder einem neuen Bund geschrieben wurde. Statt dessen weiterhin der Erfolg der Griechen allein darin gesehen wird, dass man sich vom orientalischen Opium fürs Volk, der einengenden, Wissen verhindernden und sexuelle Produktivität unterdrückenden religiösen Volksfrömmigkeit befreite. Niemand sehen will, wie sich neben den die alten Mythen und Gottesvorstellungen verneinende sophistischen Strömungen bereits mit Platon auch eine philosophische Theologie entwickelte, die ihre Freiheit nutzte, um die Traditionsvorstellungen in neuer Weise zu betrachten. Dadurch das im vernünftigen kosmischen Werden lebendige Wort wahrnahm, um es dann im Ein-vernehmen mit dem jüdisch-monotheisitischen Wort-Gottesverstand in menschlicher Gestalt zu vermitteln. Wie sich eine griechisch-jüdische Denkweise über Gottes Wirk-lichkeit in der Welt entwickelte, die sich nicht auf den Johannesprolog verkürzen lässt, sondern ohne die Petrus, Paulus oder Lukas unvorstellbar sind. Dann trägt dafür eine Theologie die Verantwortung, die gegen besseres Wissen an einem wundersamen Guru und der Verbreitung seiner Lehren festhält. Gleichwohl sie ständig nachweist, dass es um diesen beispielsweise an keiner Stelle in der sich auf Jesus berufenden Apostelgeschichte ging.

 

-Wenn... die griechischen Denker nicht als Vorboten Jesus, sondern als dessen Gegner angesehen werden. Niemand auf die Idee kommen kann, dass das logische griechische Denken zwar eine Glaubensreform, Überwindung des alten mystischen Aberglaubens, aber nicht nur Glaubensgegnerschaft brachte. Vielmehr erst so eine neue Grundlage der vernünftigen Rede von Gott begründet wurde, die sich dann über die reine Traditions- bzw. Gesetzeslehren der Juden erhob. Wie nicht nur in der anfänglichen Naturwissenschaft, sondern auch in der Gotteslehre der Weg von Wildnis zur Kultur gegangen wurde. Warum nicht die vom geisterhaften Polytheismus befreite griechische Wissenschaft und Philosophie, sondern erst ihr weiterführender Verstand als Gotteswort/offenbarender Sohn in menschlicher Gestalt der große Wurf der Geschichte war, der in der geistigen Synthese der verschiedenen Weltbilder neue Denkhorizonte eröffnete. Dann ist dafür eine Theologie verantwortlich, die den schöpferischen Logos ausschließt oder als eine fromme Lehre unter Verschluss hält, die christliche Offenbarung als eine alte Lehre bzw. ein großes Geheimnis hinstellt, somit Auferstehung nur heuchelt. Die so letztlich den lebendigen offenbarenden Jesus, den unsere Glaubensväter Jesus nannten, verleugnet.

 

-Wenn... in der gleichen Spiegelausgabe Stephan Hawkings populärwissenschaftliche Weltbetrachtung als Nachweis für ein „Universum ohne Gott“ hingestellt wird. Hawkings ganzheitliche kosmologische Betrachtung universeller Wirk-lichkeit nicht als Gotteswirken, lebendige Offenbarung erkannt wird, sondern so bereits in der Headline zur Spiegel-Edition, in der dessen Buch „Kurze Geschichte der Zeit“ vorgestellt wird, ein „Universum ohne Gott“ ausgemacht wird. Das Wissen um das „Wie“ (die kreativen, logischen Zusammenhänge des Kosmos) das Wirken Gottes weiterhin ausschließt. Wenn somit noch lange nach der Überwindung des buchstäblichen Verständnisses der biblischen Genesis davon ausgegangen wird, dass das Wissen Gott arbeitslos macht. Statt gerade aufgrund der sichtbaren Kreativität des Kosmos über ein echt universales Gottesverständnis nachzudenken, nach wie vor automatisch auf ein Universum ohne Schöpfer geschlossen wird. Der Schöpfer mit dem physikalischen Geschehen natürlicher Gesetzmäßigkeiten nicht in Verbindung gebracht werden kann. Dann ist dies ein Verschulden der Theologie, die von der geistigen Wurzel her Vernunft ausschließt und Gott in den Tempel der Traditionslehren bzw. persönlicher Vorstellungen sperrt. Die nicht bereit ist, über die im neuen Testament in der Person Jesus beschriebene universale Wohn- und Wirkstatt des Schöpfers nachzudenken, die echte Versöhnung der antiken Weltbilder war.

 

-Wenn... im gleichzeitig aufgelegten „Spiegel spezial“ der Rückfall in Aberglaube als „Rückkehr des Glaubens“ in die moderne Welt beschrieben wird. Man die Wiederverzauberung der Welt trotz wissenschaftlicher Aufklärung durch den Glauben analysiert, von der nur Westeuropa als säkulare Insel ausgenommen bliebe. Wenn die wiedererweckten amerikanischen Christen aufgrund persönlicher Jesusvisionen zu einem Leben nach der heiligen Schrift gerufen werden. Dort die Bibel als Wort Gottes buchstäblich verstanden wird. Gleichzeitig auch die Moslems das Fundament ihres Glaubens in den Buchstaben sehen, die nach Beliebigkeit der politischen und religiösen Führer zur Volksverführung führen. Dann tragen auch für die daraus entstehenden Folgen Theologen die Verantwortung, die gegen besseres Wissen die Buchstaben als das in Jesus der gesamten Welt gegebene Gotteswort hinstellen.

 

-Wenn... in dieser Spezialausgabe des Spiegel zur „Weltmacht Religion“ Papst Benedikt XVI. als Aufklärer der Aufklärung gepriesen wird, der in Büchern nach einem für die „traurige Moderne“ Europas durch wissenschaftliche Wahrheit fundierten intellektuellen Glaubensgrund sucht. Der Papst nicht nur Versöhnung von Vernunft und Glauben, sondern Glaube aus Vernunft anstrebt. In Vorlesungen versucht nachzuweisen, warum Gott Vernunft will. Nicht in mystischer Selbstversenkung, sondern Ratio die christliche Religion begründen möchte. Um gerade auch im Land von Luther, Marx und Nietzsche den transzentalen Analphabetismus, der Wert(e)los geworden in menschlichen Ideologien kentert, zum vernünftigen Glauben und Leben zu bringen. Auch im Glauben „Wahrheit“ gegen den herrschenden „Relativismus“ eintauschen will und das Christentum für die Tochter der griechischen Philosophie hält. Weil – so beruft sich der Spiegel auf den Heiligen Vater als Haupt katholischer Gelehrten -  am Anfang das Wort, der Logos, und nicht der blinde Glaube, geschweige denn die mystische Erfahrung stand. So der europäische Intellekt, bisher vom Glaube ausgegrenzt, auf eine Zeit der denkenden Selbstvergewisserung hofft, weil er die „Wiedererweckung“ der amerikanischen Brüder als Rückfall in Aberglaube betrachtet. Er gleichzeitig aber zu erkennen beginnt, dass ohne vernünftigen Glaube die Welt keine Zukunft hat, schöpferisch (z.B. weltökonomisch oder ökologisch) wirtschaftende Gesellschaft nicht zu machen ist. Dann ist diese Hoffnung vergebens, solange unter Verschluss bleibt, dass beispielsweise die Apostelgeschichte weder jüdisches Traditions- bzw. Buch-wort in die Welt bringt, noch die Stimme von Reformpredigern.

 

Solange die Theologie nicht nach dem Wort, in naturwissenschaftlicher Logik sichtbare schöpfungswirksame Weisheit fragt, die bereits Grundlage für den aus den durchdachten Kosmologien der antiken Hochkulturen hergeleiteten Beginn des biblischen Monotheismus der Nachexilszeit war, wird die „traurige Moderne“ weiter weinend an den Ufern Babylons sitzen: In wilder Sprachverwirrung selbstherrlicher Theorientürme bleibt der Intellekt der Aufklärung gefangen. 

 

-Wenn... die monotheistischen Weltreligionen sich nur noch auf trennende Gründergestalten und Gesetzestexte berufen. Sie ihre gemeinsame Wurzel nicht im einen Schöpfer sehen können, sondern sich allenfalls gemeinsam auf den Gott Abrahams beziehen. (Ohne dabei das im Anfang gemeinsame Schöpferwort zu verstehen, das Thema christlicher Theologie des Anfanges war.) Auch Jesus als eine Art Glaubensgründer gesehen wird, den man als Gegenstand des Glaubens aufgrund traditioneller Vorgaben vergöttert, statt durch ihn den einen Schöpfergott erst wach wahrnehmen zu können. Wie es doch eindeutig die gesamte neutestamentliche Theologie vorgibt. Wenn Jesus in heutiger Realität jedoch weder für den Studiendirektor im Kirchengemeinderat, noch für die Pfarrer oder die Professoren und Philosophen an den Hochschulen eine echte Bedeutung hat. Er für die gemeinsame Wahrnehmung des einen Schöpfers, den realen Grund des Monotheismus in Wirklichkeit kein Rolle mehr spielt. Dann wäre es die Aufgabe der Neutestamentler, aufgrund des vorhandenen Wissens nach dem Wort/der schöpfungswirksamen Vernunft zu fragen, die nicht nur das Alte Testament bestimmt, sondern zur Zeitenwende in neuer Weise verstanden und als offenbarender Gottessohn erkannt wurde.  

 

-Wenn...Wissenschaftler, die sich mit toter Toleranz, der Trennung von Wort und Wissen bzw. dem Ausschluss Gottes aus der realen Welt (oder arbeitslosen Gott) nicht abfinden wollen, jetzt außerhalb dem natürlichen Werden nach einem intelligenten Planer suchen. Einer, der sich alles intelligent ausgedacht und dann irgendwie hingezaubert hat. Sie somit vernünftiges evolutionäres Werden, reale Schöpfungsweisheit ausschließen, weil sie die Buchstaben bewahren wollen, in denen sie getreu der amtlichen Vorgaben die einzige Offenbarung sehen. Man diese Buchstabenfanatiker dann fälschlicherweise auch noch als „Kreationisten“ bezeichnet. Damit den christlichen Glaube ganz und gar der Lächerlichkeit Preis gibt, unglaubwürdig macht. Dann liegt auch dies an einer Theologie, die nicht nach dem lebendigen Logos (allen naturwissenschaftlich als logisch erkannten Lebens) fragt, der der biblischen Lehre zugrunde liegt, statt dessen die Buchstaben der Tradition verherrlicht.

 

-Wenn... ernsthaftes Denken, ob im Rahmen von Theorien der Prozesstheologie oder etwa auf den Spuren Karl Heims nach einer Versöhnung von Evangelium und Wissenschaft sucht, ohne dabei die Naturwissenschaft oder Evolutionslehre zu verneinen. Auch im angelsächsischen Raum neue Dialoge zwischen Science und Religion gesucht werden, die nicht nach einem zauberwirkenden intelligenten Planer fragen, sondern naturwissenschaftliche Erkenntnisse weiterführen wollen, Evolution ganz selbstverständlich als Schöpfung gesehen wird. Sich diese Denkweisen jedoch nur in bedeutungslos bleibenden Theorien verstricken, weil sie mit der christlichen Offenbarung im bisherigen Kurz-schluss nicht auf einen Nenner zu bringen sind. Daher auch alle neuzeitliche Ehrfurcht vor Erkenntnissen kosmisch-kreativer Ordnung, ähnlich wie bei Spinoza und Einstein, nicht mit dem persönlichen Gott der Bibel, dem Vater Jesus zusammen zu denken sind. Dann liegt es an der neutestamentlichen Wissenschaft, die Brücke zu schlagen, der modernen Welt zu zeigen, warum das Christentum über die hellenistische Wiederkehr des Gleichen hinaus zum persönlich ansprechbaren alttestamentlichen Schöpfer führte. Warum dessen wegweisendes Wort nicht als Text von Paulus & Co Bedeutung hat, sondern heute wieder in aller ökologischen Ordnung bzw. allem evolutionären Werden im Ein-verständnis mit dem Neuen Testament zu hören wäre. 

 

-Wenn... Ihr Doktorvater Klaus Berger mit vielen seiner Kollegen bricht, weil sie die biblischen Aussagen in unverantwortlicher Weise historisch-kritisch verkürzen, weder an Auferstehung oder andere biblische Bedeutungsaussagen glauben, noch weniger die Geschichten für wahr halten würden. Er u.A. deren Reduzierung auf psychologische Aussagen, ebenso wie die vielen weiteren Spielarten der Subjektivierung, die heute in der gesamten modernen Theologie gang und gäbe sind, verteufelt. Prof. Berger trotz aller Anfeindungen in seiner gekonnt bissigen Art die geistige Selbstentleerung als Krankheit der Kirche bzw. des christlichen Glaubens und den Verfall der Werte analysiert. Er oftmals zum Unverständnis der Fachwelt und seiner großen Anhängerschar als ursprünglicher Dogmenkritiker jetzt die konservativste Seite der katholischen Kirche meist übertrifft, auffordert traditionelle Werte zu bewahren, wieder in alter Art an die Bibel zu glauben, um religiöses Allerlei zu überwinden. Dabei zur Rückkehr zum Mythos ruft, der die Gottheit Jesus bewahrt, weil sich sonst die schönen Geschichten im heutigen Verständnis Jesus nicht machen lassem. Er damit jedoch dem in Jesus bzw. dem Neuen Testament selbst nachgewiesenen Logos, der vor 2000 Jahren im Mythos lebendig war, das Leben verweigert. Dann ist der von mir sehr verehrte Neutestamentler ein lebendes Beispiel dafür, wie die Verweigerung der konsequenten Verwertung seines Wissens um die geistige Grundlage des Neuen Testamentes und der von ihm neuerdings geforderten Buchstabenglaube die Weltbilder trennt. In Prof. Bergers Auseinandersetzung mit der heutigen Theologie wird bewusst, wie unser heutigen Verständnis von Jesus Christus den Menschen kein gemeinsamer Grund des Glaubens an den einen Gott mehr sein kann, sondern immer weiter zur Reduktion führt. Die von Ihrem streitbaren Doktorvater analysierten Krankheiten lassen sich nicht im Ruf auf Rückkehr in Konservatismus lösen. Unverstandene Buchstaben werden zum Spielball persönlicher Glaubensaussagen und politischer Interessen: Vom Judenmord, über den 11. September, bis zu Bushs Glaubenskrieg.

 

-Wenn... in der Weihnachtsausgabe des Spiegel der aus Ägypten kommende Monotheismus Eschnatons, der die mystischen Götter revolutionierte und rationalistisch im Sonnenverlauf das Wort/den Logos Gottes verstand, als geistiger Hintergrund der Mosesgestalt gesehen wird. Niemand  jedoch das mit antiker Aufklärung und der Reform in Verbindung bringen kann, die sich in Jesus ereignete. Man weit entfernt von einer einheitlichen schöpferischen Wahrheit getreu nach Prof. Assmann nur anprangert, wie durch den Monotheismus zwischen wahr und falsch unterscheidenden wird. Nicht deutlich werden kann, wie damals in einem Anflug antiker Aufklärung alle nicht in natürlicher Realität rational nachvollziehbaren Schöpfungsvorstellungen als "Kroppzeug" und Aberglaube abqualifiziert wurden. Der Glaube an den einen Schöpfergott daher heute automatisch mit einem allein seligmachungs Anspruch gleichgesetzt, für Glaubenskrieg verantwortlich gemacht wird. Es so erst recht nicht nachvollziehbar ist, wie in Jesus der aufs große Ganze gehende Geist antiker Aufklärung, der sich auch aus Zarathustra, Konfuzius oder den ionischen Naturphilosophen herleitet, auf einen neuen gemeinsamen Nenner gebracht wurde, dem man vernünftigerweise eine menschliche Gestalt gab. Wir zwar inzwischen wissen, dass allein abstrakte Kosmologien und Lehren nicht taugen, erkennen könnten, wie es vernünftiges Werk der frühen Kirche war, das schöpferische Wort in menschlicher Gestalt zur Welt zu bringen, um den einen Schöpfer präsent zu machen. Alle Welt aber weiter davon ausgehen muss, dass es bei den Gründergestalten der verschiedenen Stufen des Monotheismus um geheimnisvolle Menschen mit sonderbaren Eingebungen ging, die dann später von Ihren Anhängern mit Traditionsgut aufgeladen oder vergöttert worden seinen. Die modernen Menschen daher denken müssen, am Anfang hätte man nur gegenseitig alte Mythen abgeschrieben. Im heutigen Weihnachtsspiegel somit nicht der eine Schöpfer präsent werden kann, sondern nachzulesen ist, die Jahwe-Priester hätten wie "Bauchredner" ihrem Gott nur eigene Worte in den Mund gelegt und diese aufgeschrieben. Gleichzeitig einst kritische Forscher wie Prof. Berger nur noch im Rückfall in mystischen Dogmen Zuflucht vor dem Verfall durch neue Einsichten suchen können. So heute nicht nur Jesus, sondern auch Moses und Mohamed ent-hauptet - zum reinen Buch- und Bauchglaube - werden, der den modernen Intellekt den Glaube an den einen gemeinsamen Gott nicht vermitteln kann. Daher der Glaube an den einen Gott kopflos wird, nicht mehr rational nachvollziehbar ist. Dann trägt dafür eine Theologie die Verantwortung, die nachweisen könnten, wie in Jesus die Wurzel zu einem echt universellen Glauben an den einen Gott gelegt wurde, der aus der Wurzel Jesse gewachsen ist, aber andere Vorstellungen nicht ausgrenzte. Was inzwischen gerade als theologischer Hintergrund der Apostelgeschichte nachgewiesen wird. Die Chance, dem Glauben an den einen Gott auch heute einen rationalen gemeinsamen Grund zu geben, der in einer global handelnden Welt die einzige Chance gegen "Die globale Gier des Großen Geldes" oder die weltweite Zerstörung unserer Lebensgrundlage (jeweils Folgen eines Lebens ohne schöpferischen Sinn/echte Vernunft, nur von unvernünftiger Gier gesteuert), wird so vertan.

 

-Wenn... im weihnachtlichen Titelbericht über den aus Ägypten kommenden einen Gott verborgen bleibt, wie der Monotheismus einen rationalen Grund in der natürlichen Genesis hatte: Eine jeweils zeitgemäß sichtbare schöpfungswirksame Weisheit/Vernunft, die immer wieder neu personifiziert werden musste. Sondern unter Berufung auf Religionswissenschaftler nur bemerkt wird, was alle Welt denkt: "Mit der Wahrheit nahmen es die bigotten Anhänger des Ewigen nicht so genau."  Man im buchstäblichen Kurz-schluss heutiger Historienbetrachtung denkt zu wissen, dass Moses weder eine Geschichtsgestalt, noch der Verfasser der Tora wäre, weil er doch als Gedächtnisspur Eschnatons deutlich wird oder für den sich im Exil weiterentwickelnden und von ägyptischen Vorstellungen befreiten jüdischen Monotheismus steht. Und die Menschen an Weihnachten lesen, wie nach neuen archäologische Erkenntnissen auch die großen Judenkönige David und Salomo nur Stammesfürsten gewesen seinen. Gleichwohl die Wissenschaftler nachweisen, wie die auf den einen Gott und seinen Willen verweisende schöpferische Weisheit/Vernunft in David auf lyrische Weise und bei Salomo literarisch personifiziert wurde. Nach alter buchstäblicher Lesweise auch die weihnachtlichen Bedeutungsaussagen wie jungfräuliche Geburt als religiöse Träume oder theologische Einfärberei gedeutet werden. Jesus Funktion als in menschlicher Person wieder lebendige schöpferische Weisheit/neuer David, weder nachvollziehbar, noch für unser Denken bedeutsam ist. Der aufgeklärt denkende Mensch an die Auferstehung eines hingerichteten jungen Juden mit Namen Jesus nicht mehr glauben kann. Dann wäre es Aufgabe der theologischen Wissenschaft, den Menschen endlich deutlich zu machen, dass es in der Bibel nicht um menschliche Gestalten, hoffnungsvolle Träume oder theologische Gebilde geht. Vielmehr die kreative bzw. schöpfungs-wirksame Vernunft/Weisheit allen natürlichen Werdens der offenbarende Grund des Glauben an den einen Gott war und bleibt und diese vernünftigerweise in menschlichen Gestalten nur zu Wort gebracht wurde: Nur so der Mensch zum vernünftigen Handeln zu bewegen ist.

 

-Wenn... nicht nur die Klimaforscher, sondern auch die Weltökonomen menschliche Unvernunft nachweisen, fordern man müsste dies und das tun. Keiner jedoch diese vielfältig verlangten, als schöpfungs- bzw. zukunftsvernünftig erkannten Verhaltensweisen mit der Vernunft des Schöpfers begründen oder sich auf diese berufen kann. So allein der Ruf menschlicher Vernunft nicht wirklich was bewegt. Viel nach neuen Werten verlangt wird, die jedoch meist nur durch zufällige menschliche Mehrheitsmeinungen begründet werden, dann nicht nur grund-, sondern auch wirkungslos sind. Unsere Lebensweise zwischen Konsum- und Kapitalegoismus nicht mit der Krankheit unserer Glaubenslehren in Verbindung zu bringen ist. Heutiger Glaube den Menschen nicht zur gemeinsamen schöpferischen Vernunft bringen kann. Nicht deutlich wird, wie am Anfang unseres Glaubens über eine damals neu wahrgenommene universale schöpferische Weisheit/Vernunft nachgedacht wurde, für die sich der Mensch bewusst begeistern muss, um auch selbst schöpfungs-vernünftig zu handeln, Gesellschaft zu werden.

 

Wenn klar ist, dass in einer global handelnden Welt nur noch ein echt universales Verständnis helfen kann. Heute nicht nur die Zeit für ein universales Welt- und Schöpfungsverständnis reif ist, sondern dies auch als unabdingbare Not-wendigkeit erkannt wird. Aber keiner dies mit dem in Verbindung bringen kann, was zur Zeitenwende die christliche Theologie bewegte. Dann tragen trotz besseren Wissens an ihren inhaltslosen und unhaltbaren Vorgaben festhaltende Theologen die Verantwortung für menschliche Unvernunft und somit den Tod unserer Kinder. Sie sind die eigentlich Verantwortlichen für eine Lebensweise - die egal ob atheistisch als nur auf sich gestellt oder gläubig - völlig außerhalb schöpferischer Vernunft bewegt, unsere ökologischen Grundlagen sowie Weltklima zerstört, sich nicht weltökonomisch verhält, sondern sich im Aberglaube ihrer blinden Dogmen die Kulturen nur bekämpfen. 

 

Wenn es für die einen keinen Schöpfer gibt, die anderen ihn nur außerhalb der Natur aufgrund alter Buchstaben oder persönlicher Bauchgefühlen glauben können, dann wird automatisch auch die geistige Wurzel in gleicher Weise als grundlos angesehen. Keiner hört und hält an die universale schöpferische Vernunft und Ordnung, die nicht nur die Hebräer, sondern später auch die hellenistischen Juden als Wort Gottes verstanden und in damals vernünftiger Weise zur Welt brachten.

 

 

1. Apostelgeschichte als Weg des Schöpferwortes in die Welt

 

„Sie will den unaufhaltsamen Siegeszug des Wortes Gottes von Jerusalem bis an die Enden der Erde schildern“ so die Einleitung einer von der evangelischen Kirche kommentierten Lutherbibel. Doch war das, was heute als Gotteswort gelesen wird, was dann auch die Besitzer der Bibel wie selbstverständlich als einzige Wahrheit in Händen halten, identisch mit dem, was der heute Lukas genannte hellenistische Historiker als Gotteswort oder -geist dachte? Ging es dem griechisch gebildeten und sprechenden Reformjuden nur um den jüdischen Gesetzestext, die alte Tradition?  Oder war das damals in der Gestalt Jesus lebendige geschichtlich und kosmisch wirksame Schöpferwort, in dem er auch den Grund der alten Glaubenstradition sah, sein Thema? Müsste dann nicht dieses Schöpfungswort auch Gegenstand der heutigen Theologie sein?

 

Kann nach dem, wir über das Denken und die Geistesprobleme der damaligen Zeit wissen, der Grund des neuen, nun auch für Griechen gültigen Glaubens an den einen Schöpfer, weiterhin in einem als eine Art Gott verehrten charismatischen Gutmenschen oder dessen Lehren begründet werden? Wie wahrscheinlich ist es, dass es den Verfassern des Neuen Testamentes um einen Christusgott als Glaubensgegenstand gegangen ist, wie ihn die meisten Ihrer Zuhörer aufgrund ihres persönlichen Glaubens bzw. traditioneller Buchhörigkeit im Herzen tragen? Ging es den damaligen Glaubensdenkern um einen Buchstabengott, wie er heute dogmatisch als hoheitlich geheuchelt wird, ohne die schöpferische Funktion des Gotteswortes deutlich zu machen?

 

Wenn wir unser Wissen ernst nehmen, in Lukas nicht nur einen frommen Schwätzer sehen, der aus den Offenbarungslehren eines Wanderguru eine eigene Geschichte schmiedete, sondern einen schreibenden theologischen Wissenschaftler in geistiger Wendezeit, wie wir ihn heute aufblättern, dann muss Wissenschaft nach dem Schöpferwort fragen, das seinem Evangelium, wie der Missionsgeschichte zugrunde liegt. Alles andere kann nach dem, was wir wissen, letztlich keine Wissenschaft mehr sein. Doch auch die neuen Erkenntnisse der Text und Geschichtsforschung, die uns deutlich vor Augen führen, um was es den damaligen Denkern gegangen ist, müssen von der modernen Welt als theologisches Gesülze verstanden werden, solange die alten Voraussetzungen beibehalten werden, keiner das Schöpferwort zum Thema macht. 

 

Sicherlich ist auch das, was Sie uns beim Bibelstudientag von evangelischer Akademikerschaft und volksmissionarischem Amt über die Apostelgeschichte beibrachten, noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Doch wieso es noch wissenschaftlich sein soll, aufgrund all unseres Wissen über die theologischen Bedeutungsinhalte, das damalige Denken und die zu lösenden Glaubensprobleme, noch von einem zum Wort Gottes erhobenen wundertätigen Wanderprediger auszugehen, gleichzeitig die Frage nach dem im Werden der Welt lebendigen Schöpferwort als persönliche Glaubenssache abtun, will mir einfach nicht in den Sinn.

 

Selbst wenn es nur meine rein persönliche Glaubenswahrnehmung wäre, die von einer kreativen Vernunft des natürlichen Werdens ausgeht, nach dem universal wirksamen schöpferischen Wort fragt. (Gleichwohl bereits in der Philosophie der Aufklärung, beispielsweise bei Hegel, genau diese objektive Vernunft in der Ordnung des Kosmos analysiert wurde.) Nach dem im kosmischen Werden wirksamen Schöpferwort als Grund der biblischen Berichte bzw. des reformierten, somit wieder universalen jüdischen Glaubens zu Fragen, von der Weltvernunft ausgehend die Texte zu lesen, zwingt sich aufgrund dessen, was wir heute wissen, geradezu auf. Dass dieses Schöpferwort/die Weltvernunft/der universale Logos und kein wundersamer Guru, der von seinen Anhängern als Wort verherrlicht wurde, der Grund der christlichen Weltmission war, wird durch das heute vorhandene Wissen mehr als deutlich. Auch wenn Sie diese Weltvernunft im evolutionären Werden nicht wahrnehmen, dies als persönliche Glaubensangelegenheit sehen, so wäre es daher die Aufgabe ernsthafter theologischer Wissenschaft, die Texte von einem angenommenen Logos ausgehend zu lesen und zu beurteilen. Bei dem was wir beispielsweise über die Apostelgeschichte wissen, kann es nicht wissenschaftlich sein, nur traditionelle Lehren vorauszusetzen, durch die ein Guru angereichert wurde.

 

Das ist die Wende, die sich durch das von Ihnen dargestellte Wissen aufzwingt. Im Christentum ging und geht es nicht um Offenbarung aufgrund Buchstabenhörigkeit bzw. purer Tradition, sondern den universalen Verstand des schöpferischen Wortes: damals für Juden und Griechen, heute für Glaubenstraditionalisten und naturwissenschaftlich-philosophische Denker gleichermaßen.

 

2. Die heutige Lesweise als Zeuge des lebendigen Logos

 

Gerade heute, wo wir wissen, dass es dem Verfasser der Apostelgeschichte nicht um eine buchstäbliche Geschichtsschreibung geht, gleichzeitig deutlich machen, dass hier nicht nur Legendenbildung betrieben wurde, sondern eine theologische Auseinandersetzung beschrieben ist, zwingt sich die Frage nach dem Gegenstand des neuen, nun unabhängig von Gesetz und jüdischem Ritus für alle Welt gültigen Glaubens an den einen Schöpfer geradezu auf.

 

Wie kann es wissenschaftlich sein, die Apostelgeschichte als theologisches Werk zu untersuchen, die Tendenzen wissenschaftlich zu deuten, völlig frei von der Betrachtung banaler Geschichtsschreibung im herkömmlichen Sinne. Dabei zu überlegen, ob der in feinem Griechisch schreibende Gebildete die Apostelgeschichte als Fortsetzung seines Evangelium sah oder umgekehrt. Etwa das Evangelium als Vorspann für die Missionsgeschichte des jüdisch verstandenen Schöpferwortes in die Welt taugte. Gleichzeitig jedoch davon auszugehen, dass in der Evangeliengeschichte die Story von einem historischen Wanderguru beschrieben, ein als Gottessohn angereicherter Gutmensch mit besonderen Eingebungen Gegenstand der Geschichtsschreibung ist.

 

Hat der Grieche Lukas, dessen beide Bücher wir inzwischen wie ein Gesamtwerk lesen, nur mal seinen Schreibstil und auch den Gegenstand seiner Geschichte geändert?

 

-In der Apostelgeschichte in allegorisch-bildhafter Ausdrucksweise die Heilsgeschichte des lebendigen Schöpferwortes geschrieben, bei der es beispielsweise nicht darum geht, ob die Rede Paulus in Athen wirklich so gehalten wurde. Vielmehr hier symbolhaft die Ansprache des neuen monotheistischen Paradigma an die altgriechische Philosophie beschrieben wird, dieser die jüdische Weisheit als Gegenstand der echt universeller Wahrheit im durchdachten Weltverständnisses verständlich macht. (Womit dann hier die historisch-geschichtliche Wahrheit der berühmten Paulusrede nachzuweisen wäre.)

 

-Im Evangelium, dessen Weihnachtsgeschichte wir so gut zu kennen glauben, dann die buchstäbliche Geschichte eines Gottesguru geschrieben, der mit seinen Fischerfreunden wundersam umherzog und den er dann nur durch Einflechtung alter Texte und Titel etwas hochleben ließ???

 

Da wir dies verneinen müssen, weil wir nicht davon ausgehen können, dass es im Evangelium um die Banalgeschichte eines vergötterten Gutmenschen geht. Wir vielmehr (wie alle theologische Wissenschaft nachweist, wenn sie vom Auferstanden bzw. Christus spricht, von dem ausgehend geschrieben wurde) nur vom Schöpfungswort aus das Neue Testament lesen können. Was ist dann wissenschaftlich daran, weiterhin zu tun, als hätten Lukas und andere griechische Gebildete die Story von einem um den See Genezareth ziehenden Gutmenschen, den Sie Ihren Zuhörern weiterhin als Gegenstand der Historie hinstellen, nur etwas ungenau oder aufgrund eigener theologischer Tendenzen nacherzählt?

 

Wie können wir um das Denken der Zeitenwende wissen: ob die in kosmischer Wirklichkeit begründete jüdische Weisheitsliteratur, Schöpfungs- und Weisheitshymnen, die in Qumran einen neuen monotheistischen Bund begründen sollten, frühchristlich-gnostisch Welterkenntnis oder dem nicht nur in Alexandrien beheimateten philosophischen Gotteswort- bzw. Gottessohnsverständnis. Es dann gleichzeitig als wissenschaftlich bezeichnen, weiterhin davon auszugehen bzw. den Teilnehmern der Bibelabende beizubringen, der heute als Lukas bezeichnete hellenistische Historiker hätte Logien nacherzählt, die das Leben eines Gutmenschen zur Grundlage hatten? Liegt es nicht vielmehr auf der Hand, dass die universale Weisheit, der göttliche Logos derjenige ist, der auch in den Logien als Jesus bezeichnet wird, der dort spricht, handelt und heilt. Der so den Gott der Väter als Schöpfervater in neuer Weise – nun unmittelbar - offenbart?

 

Wenn heute die Apostelgeschichte kein Stiefkind der Wissenschaft mehr ist, das in kaum einer Vorlesung vorkommt. Weil es weder  historisch zu verstehen, noch als theologische Wissenschaft nachzuvollziehen ist. Sondern Sie Ihren Zuhörern bei der Vorbereitung auf das Jahresthema der ökumenischen Bibelabende 2007 beibringen, wie hier eine tiefe theologische Auseinandersetzung zwischen den damaligen Denkweisen beschrieben wird, gleichzeitig die vielfältigen Bezüge zum Evangelientext thematisieren. Dann müssen wir auch über den geschichtlichen Gegenstand des Evangeliums in neuer Weise nachdenken. Nur so lässt sich die historische Glaubwürdigkeit der einzigen Quelle über die Geschichte der Urchristenheit heute nachvollziehen, deren Bedeutung begreifen.

 

Nachdem die Forschung heute bei der Apostelgeschichte (ähnlich wie bei den römischen Kaiserbiografien) auf intelligente Weise nach den theologischen Tendenzen fragt, deren Grund als eigentliches Thema sucht (keine Banalstory), muss ernsthafte Wissenschaft diese Denke auch für das gesamte Neue Testament anwenden.

 

3. Die Inhalte der Apostelgeschichte als Zeuge des für alle Welt gültigen Schöpferwortes

 

Die Verbreitung des frühen Christentums wird in begreifbaren Bildern beschrieben. Es ist der Übergang vom Verkünder, der im Evangelium spricht, zum Verkündigten, vom irdischen Jesus zum auferstandenen, nachösterlichen Gesalbten/Christus, so die heutige Lehre, die gleichzeitig immer wieder darauf hinweist, dass alle Texte des Neuen Testamentes vom Auferstandenen Jesus, vom Christus aus zu lesen sind. Und die damit deutlich macht, dass die gesamten Texte des christlichen Glaubens Aussagen von und über das in menschlicher Gestalt lebendige Wort, Bilder des im damaligen Bewusstsein wieder lebendigen Logos/Schöpferwortes/Vernunft allen natürlichen Werdens sind.

 

Theologische Wissenschaft kann nicht damit enden „Christus“ als späteren Geheimtitel für einen Guru hinzustellen, weil im Judentum Priester und Könige gesalbt wurden, wenn sie gleichzeitig nachweist, dass es von Anfang an um den Logos/das lebendige Wort als Christus ging. Wir können nicht die Verkündigung über einen Auferstandenen von dessen historischer Gestalt abkoppeln, ohne im Leeren stehen zu bleiben. Was damals von Judengriechen erkannt und verkündet wurde, was selbst gesprochen und gewirkt hat, kann – wenn wir die biblischen Berichte auch nur halbwegs ernst nehmen, nicht als fromme Rhetorik abtun – nur der lebendige schöpferische Logos gewesen sein. Und genau dieser, und kein zu verherrlichender Reformprediger, wurde nach dem was wir wissen, von Mutter Kirche in der Weltsprache ausgedrückt und von den jüdisch-griechischen Aufklärern als wahrer Sohn Gottes erkannt.

 

Die unselige Trennung zwischen einem historischen Jesus und einem hoheitlichen Christus, die letzteren zu einem persönlichen Gottwesen macht, für den es nur buchstäbliche Gründe gibt, lässt sich nicht einfach wegreden. Eine Theologie, die ihre Lehre ernst nimmt, kann nicht davon ausgehen, dass Paulus (Synonym für die Theologie des neuen Paradigma) und Co. Überredungskünstler waren, die ihre Zuhörer von einem selbst gebastelten Christusgott  begeisterten, den sie einem jungen Juden mit Namen Jesus aufhängten oder Griechen mit hellenistischen Floskeln die jüdische Tradition schmackhaft machten. Nur vom Schöpferwort ausgehend, dem die Jünger Jesus nachfolgten und das dann die Apostel insbesondere den Heiden verkündeten, macht all das, was uns heutige Theologie beibringt, einen Sinn. Erst so ist auch zu begreifen, warum nach Ostern (dem Wieder- bzw. Auf-verstand des lebendigen Wortes) aus Nachfolgenden Nachfolger wurden, die den einen Schöpfer selbst verstanden.

 

Wenn wir jedoch das zu Tage geförderte theologisch-geschichtliche Wissen nicht auswerten. Wenn wir die Menschen weiterhin im Glauben von in Nachfolge eines gutmütigen Guru durch die Lande ziehende Wundertäter lassen, die die Tricks ihres Meisters kannten, jetzt selbst Exorzismus betrieben. Dann bleibt der Blick auf ein Bewusstsein des damals verstanden Wortes verbaut. Wer echt den ausgetrieben hat, der auch heute der aufgeklärten Welt den Zugang zum einen Schöpfer verbaut, kann nicht nachvollzogen werden.

 

Auch was sie uns in Deutung der Apostelgeschichte über das Jerusalem der jüdischen Tempeltradition als Stätte der Hinrichtung sagen, gleichzeitig das griechisch-heidnische Galiläa als Ort der Wirkzeit des Auferstanden hervorheben, lässt schnurgerade auf den schöpferischen Logos als Wesen Jesus schließen. Und wer die Emausgeschichte als humorvolle orientalische Geschichte versteht, in der der Auferstandene mit seinen Jüngern scherzt, der muss auch bereit sein, daraus für die eigene Betrachtung der Person Jesus etwas zu lernen: Der kann den Auferstanden Jesus nicht als einen nach seiner Hinrichtung wiedererweckten Heilsprediger sehen. (Der nach heutiger Deutung nur im Geist oder der Gemeindebildung bzw. frommer Dogmatik und Rhetorik lebendig ist.)

 

4. Der Bezug auf das Alte Testament als Beweis für das wieder erwachte Schöpferwort

 

Wir würden das Alte gleich mit dem Neuen Testament ausleeren, wenn wir uns immer nur auf die traditionelle Lehre, die Buchstaben beziehen, ohne echt von einer kosmisch wirksamer Weisheit auszugehen, die bereits seit dem Exil das jüdische Denken bestimmte. Ein geschichts- und schöpfungswirksames Wort, das den Lehren der Propheten zugrund liegt und das in den Psalmen (die daher nicht Verherrlichungslieferant für das Neue Testament waren) gesprochen hat.

 

Wer aufgrund der Apostelgeschichte Jesus als vollmundigen Ausleger der Tora deutet. Wer aufgrund der theologischen Deutung der Apostelgeschichte das Alte Testament als Verheißung Jesus Christus liest, deutlich macht, wie die Gebote den Juden durch Moses gegeben wurde, Jesus für alle Welt den Monotheismus brachte. Wer dies nicht nur als fromme Rede deutet, sondern sich über die griechisch beeinflusste Theologie Gedanken macht, die in Jesus den neuen Verstand sah, der über Moses bzw. die Propheten hinausgeht. Der kann in der Mutter Jesus nicht nur eine junge Hebräerin sehen wollen, die ohne männliche Einwirkung einen Offenbarungsprediger zur Welt brachte. Oder dem zur Erfüllung alttestamentlicher Aussagen und heidnischer Göttermythen eine Jungfräulichkeit angehängt wurde. Die gesamten theologisch gedeuteten Aussagen lassen sich nur im Hinblick auf das historisch lebendige Schöpferwort lesen, das von Mutter Kirche echt jungfräulich, nur vom einen Schöpfer bezeugt, zur Welt gebracht wurde.

 

Die Bezugnahme der Heidenmission auf die universale begründete Prophetie der Exilszeit wäre ein schlechter Witz. Sie würde denen, die nicht durch fromme Reden bzw. Buchstaben dogmatisch besoffen sind, nicht nur Jesus, sondern auch das Alte Testament lächerlich machen. Nicht in alten Lehren und frommen Zitaten ist der Herr über die Geschichte zu finden, sondern in vernünftiger/natürlicher/logischer Schöpfungs-wirklichkeit: dem lebendigen Wort; das die Juden in den Kosmologien der antiken Hochkulturen verstanden, als erste den Menschen vermittelten. Nur so machen die theologischen Aussagen, deren Bedeutung Sie heute mehr denn je betonen, einen Sinn.

 

Wenn der Hellenist Lukas erkannt hat, dass Moses von Gott das erhielt, was später in Jesus Christus lebendig war, dann können wir weder in Moses noch Jesus nur charismatische Menschen sehen, oder Christus weiter als eine Art Christen-Gott hinstellen. Die Gebote, die dem jüdischen Monotheismus (Moses) vom einen Schöpfer des Alles gegeben wurden, sind der fleischgewordene Gotteswille/schöpferische Sinn unseres Seins/Logos, wie er am Anfang unserer Zeitrechung in Jesus wieder von Mutter Kirche zur Welt gebracht, Fleisch wurde. Was in Exilszeit bereits in den Kosmologien der Hochkulturen als offenbarendes und wegweisendes Wort verstanden wurde, war zur Zeitenwende wieder lebendig, wurde neu verstandener und in inhaltlicher Füllung der jüdischen Tradition weitergeführt, auch den Heiden als Heiland verkündet.

 

Wer das nach jüdischen Weisheitslehren und als gnostisch aussortierte Strömungen, jetzt mit Petrus oder Paulus historisch nachweisbare neue Paradigma auch nur annähernd ernst nimmt, kann nicht weiter davon ausgehen, dass damals ein Gutmensch zum Pantokrator erhoben wurde, um alte Geschichten zu erfüllen.

 

Wir verleugnen die zu Tage geförderten theologischen Bedeutungsinhalte, wenn wir die Bilder mit dem Heiligenschein Jesus deuten, wie wenn die Hoheit später einem besonders begabten Heilsprediger angehängt wurde. Statt das jeweils zeitgemäß offenbarende präexistente Wesen im Werden der Welt mitzubetrachten, das von Anfang an war, wird im heutigen Kurz-schluss argumentiert, dass der Schein des Pantokrators später verherrlichend verliehen wurde. Die neue Gemeinschaft, deren Zeichen dann hochtheologisch gedeutet werden, ist dann nur eine Phrase. Alle Aussagen über Mahlfeiern, die über den alten taub gewordenen Traditionsritus nun auch für Heiden gelten, sie mit dem einen Schöpfer versöhnen. Oder die Taufe als Aufnahme in Gemeinschaft, Einweihung und Abwaschung des Alten, sind dann Schnee einer gestrigen Rede. Von dem dann der europäische Intellekt denkt, dass er spätestens mit der Aufklärung weg geschmolzen sei. Wie der Neuverstand des in jüdischer Tradition vor-gesetzten Wortes den neuen Weg zum Verstand und der Verbreitung des echt gegenwärtigen Schöpferwortes erst bahnte, kann kein Thema sein, wenn Sie die Auswertung wissenschaftlicher Wahrheit aufgrund der lieb gewonnenen Vorstellungen unter Verschluss halten.

 

5. Personen und Orte als Zeugen des lebendigen Schöpferwortes

 

Es ist allzu mühsam alle Aussagen aufzuaddieren, um nachzuweisen, wie doch jede theologische Deutung ein eindeutiger Hinweis dafür ist, dass es sich beim Jesus bzw. dem Grund des erneuerten, nun auch für Heiden gültigen Monotheismus, nicht um einen offenbarenden Heilsprediger gehandelt hat. Wer die Geschichte in rein traditioneller Anerkennung alter Christusdogmen oder als frommes Märchen liest, kann und braucht sich darüber auch keine Gedanken zu machen. Doch wer wie Sie theologisch deutet, den Zwölferkreis der Apostel oder die Zwölf Jünger nicht nur als zufällige Zahl von Fischerfreunden eines Volkshelden oder zum Zwecke dessen symbolhafter Verherrlichung betrachtet. Wer vielmehr darüber nachdenkt, was der Juden-Grieche Lukas dachte, wenn er die zwölf Stämme Israels aufgreift, deren endzeitliche Erfüllung sieht, der kann nicht weiter von einem Gutmenschen und dessen Vergötterung als Gottessohn ausgehen. Die Jünger Jesus, die auch nach dessen Tod im Tempelbereich gewirkt haben, weil doch die Juden die erste Adresse der Reform waren, können nicht die Anhänger eines Religionsrebellen gewesen sein, wie er heute als Gottessohn nur verkündet=hingestellt, geheuchelt wird.

 

Wer seine Zuhörer im Glauben lässt, bei den in der Apostelgeschichte genannten Jüngern am Jerusalemer Tempel hätte es sich nur um eine unscheinbare Kleingruppe gehandelt, die sich unauffällig unter das Treiben mischte, um nicht den Tod ihres Meisters zu sterben, der macht sich straffällig, weil er das ihm gegebene Wissen um die Wahrheit verleugnet.

 

Und auch die Identität der sog. Säulengestalten (Petrus, Jakobus, Johannes) kann nicht einfach im alten Schema weitergedeutet werden, wie wenn es um die Anhänger eines besonders begnadeten Charismatikers ginge. Allein schon die heutige Exegese, die beispielsweise über die Bekehrung des Petrus vor dem pankreationistischen Heiligtum nachdenkt, Johannes längst in ein angeblich nichthistorisches Abseits stellt, ihn als Theologen der griechisch geprägten Weltvernunft aussortiert (gleichwohl ihn Ihr Doktorvater als Anfang ausmacht), macht es unmöglich, die Banalitätsdeutung im alten Sinne fortzusetzen. Nicht nur aufgrund des geschichtlichen Wissens wären die im Neuen Testament geschriebenen Geschichten unglaubwürdig. Mehr noch zwingt theologische Deutung dazu, die Geschichte mit neuen Augen zu lesen.

 

Wenn wir die Tempel- und Torakritik, wegen der Paulus (und damit das reformierte monotheistische Paradigma) verfolgt wurde theologisch ernst nehmen, kann sie nicht von einem Reformjuden ausgegangen sein, als den Sie Ihren Zuhörern den historischen Jesus hinstellen. Die Trennungsaspekte von Tora und Tempel, die die Heiden vom Glauben fernhielten, können weder durch einen zweibeinigen Kritiker, noch ein geisterhaft himmlisches Wesen oder ein theologisches Traditionsgebilde überwunden worden sein. Das alles zwingt uns vielmehr, nach dem in der menschlichen Person (Rolle, Funktion) Jesus anwesenden Schöpferwort zu fragen, das bereits im Exil an die Juden ergangen ist. Durch das diese die Welt erziehen sollten. Das nun von den hellenistischen Hebräern bzw. griechischen Juden neu gehört, verstanden und vermittelt wurde.

 

Auch die in der Apostelgeschichte verzeichneten Orte, die wir inzwischen als Programm einer geistigen Auseinandersetzung lesen, lassen darauf schließen, dass es nicht um die Ansichten eines reformistischen Heilspredigers ging. Die Überwindung der geistige Trennung, die zwischen Jerusalem als Ort des traditionellen Judentums und dem hellenistischen Antiochien liegt, muss wissenschaftlich nach der Wahrheit forschende Neutestamentler über eine neue monotheistischen Theologie nachdenken lassen, die nur vom schöpfungswirksamen Wort ausgegangen sein kann. Der Streit um die Beschneidung, die erwachsene Griechen trotz aller Begeisterung für den jüdischen Gott abschrecken musste, hat eine tiefer Begründung, als einen alte Zöpfe abschneidenden Besserwisser, der so die Heiden vor dem Ritzen mit geschnittenem Kalkstein bewahren wollte. Allein schon die Vorstellung, dass wegen der Lehren dessen, den Sie heute als historisch hinstellen oder als Gottessohn hochleben lassen wollen, ein gebildeter Hellenist sich zum Judentum bekehrt hätte, ist historisch betrachtet völlig absurd.

 

Auch der Grund für den Antiochenischen Zwischenfall, der Streit um das Kultessen mit Heiden, für das sich Paulus rechtfertigen musste, kann bei ernsthafter Betrachtung nicht weiter nur in Auslegung alter Riten verstanden werden. All das, was Sie uns als geistesgeschichtliche Wende darlegen, lässt sich nicht in den Offenbarungsansichten eines Wandercharismatikers und den Erlebnissen seiner Anhänger begründen. Warum gerade der von Ihnen unlängst bei der Beurteilung des ersten Abendmahles dargestellte unvorstellbar große Geisteswandel, der nun ein gemeinsames Kultessen ermöglichte, ein eindeutiger Beleg für den damals lebendigen Logos ist, habe ich beispielsweise in „Vom Hokus-Pokus zum heiligen Mahl“ (www.theologie-der-Vernunft. Texte 2006) ausführlich begründet.

 

Hinblick auf die heutige Verweigerung des gemeinsamen Mahles von Katholiken und Protestanten hat beispielsweise Ihr Doktorvater argumentiert, dass doch gerade die Protestanten, die die Texte der Bibel kennen, wissen müssten, dass das Neue Testament die geistige Einheit für das gemeinsame Mahl unabdingbar voraussetzt. Nach dem neuen Testament gäbe es nach Klaus Berger nichts Schlimmeres und Katastrophaleres, als ein gemeinsames Mahl dort zu feiern, wo keine wirkliche Einheit besteht. Und genau das heißt doch, dass es für das gemeinsame Mahl von Juden und Griechen einen Grund gegeben haben muss, der sich nicht auf das reduzieren lässt, was heute als historisches Geschehen angenommen wird. Wenn damals kein Minimalismus war, der sich über alle trennenden theologischen Inhalte hinwegsetzte, um ein „Liebesmahl“ zu feiern, was Prof. Berger seinen Kollegen bei ihren Ökumenebestrebungen vorwirft, dann müsste er nach dem neuen Maximum fragen, das damals ein gemeinsames Mahl von Juden und Heiden ermöglichte. Die „Widerworte gegen die eingefahrenen Denkweisen“, von denen Berger in seinem Buch „Wieviel Modernisierung verträgt Religion“ schreibt, sollten sich nicht nur gegen rationalistische Kurz-schlüsse, sondern auch eingefahrene Denkweisen richten, die aufgrund ihrer Voraussetzungen das eigene Wissen nicht auswertet. Die daher mit einem Minimal-Monotheismus vorlieb nehmen, von einem neuen Bund reden, ohne eine neues Bewusstsein des einen Schöpfers für Griechen und Juden gleichermaßen begründen zu können.

 

Wie steht es um unsere geistige Einheit heute? Reicht es einen Glauben an Buchstaben zu bewahren? Entfernen wir uns so nicht von einem einheitlichen Verständnis des einen Schöpfers, seinem Wirken in der realen Welt, immer weiter? Denkt sich vielmehr jeder seinen eigenen Gott, was dann als Monotheismus bezeichnet wird? Müssten wir daher nicht in ganz neuer Weise nach dem Maximum fragen, einem Denken, das Aufklärung und alte Glaubensvorstellungen verbindet, so ein echtes Mahl ermöglicht? 

 

Ihr Doktorvater, der mir in einer kurzen Antwort vorwarf, ich würde nur auf den Logos insistieren, sollte mich mehr um die Texte der Traditions-Schriftlehre kümmern, ist genau dieser zum Opfer gefallen. Buchstaben und Riten trennen. Dafür ist gerade die Auseinandersetzung um die Konfession des nach eigenem Bekunden im evangelischen Exil lehrenden Heidelberger Professors, der sich jetzt wieder nicht nur offiziell zur katholischen Kirche bekennt, sondern auch zum konservativen Glauben ruft und seine historisch-kritisch modernisierenden Kollegen aufgrund ihrer Glaubensverkürzung verteufelt, ein lebendiges Beispiel. Wenn damals nicht in gegenseitiger theologischer Verneinung bzw. Vernachlässigung des gemeinsamen Grundes die geistige Einheit bestand (was Berger der heutigen Ökumenebewegung vorwirft), dann müsste er im Damals nach einem geistigen Fortschritt im Denken antiker Aufklärung und des Traditionsverständnisses gleichermaßen suchen. Die Erneuerung der Theologie aus der Tiefe, auf Basis eines Maximums, wie sie Prof. Berger heute verlangt und sie von Paulus für ein gemeinsames Mahl vorausgesetzt wird, weist eindeutig auf das schöpferische Wort hin, das in jüdischer Tradition, wie in ganzheitlicher griechischer Welt- bzw. Naturbetrachtung verstanden wurde.

 

Ein völlig vermenschlichter historischer Jesus, den Prof. Berger angesichts seiner Gastmähler mit religionslosen Heiden, Huren oder Zöllnern wie einen lustigen Guru abtut, der statt eine Familienfeier eine offene Straßen-Party feierte (Bergers Begriffe), kann nicht der historische Grund der theologischen Einheit gewesen sein. Noch können wir dem Lukas genannten griechisch gebildeten Historiker unterstellen, er hätte in seinem Evangelium die Story vom Straßenfest eines jungen Gastgebers mit Namen Jesus aufgeschrieben und dann in der Apostelgeschichte durch einen hoheitlich gesetzten Gottessohn die geistige Einheit geschaffen. Genau das wäre die Einheits-Heuchelei, die Ihr Doktorvater, der doch selbst darauf drängt, den historischen nicht vom hoheitlichen Jesus abzukoppeln, gegenüber den heutigen Ökumenisten anprangert.

 

Wenn heute die theologischen Inhalte der Dogmen nur noch von einzelnen Hochschulprofessoren ernst genommen werden, die Masse der Menschen das alles für Gestrig hält, selbst Kirchenchristen sich nicht darum kümmern wollen, dann hilft es nicht, sich blind auf sie zu berufen, wie es Ihr großer Lehrer verlangt. Was bringt es das Dogma vom Heiligen Geist hochzuhalten, wenn dann Ihr Doktorvater Naturwissen und Glauben als völlig verschiedenen Sprachen darstellt, die nicht zusammen zu denken seien? Was bringt der Glaube an die Auferstehung eines jungen Juden, wenn der Wiederverstand des Schöpferwortes in der modernen Welt fehlt? Weder ein Gutmensch Namens Jesus, noch ein dogmatischer Christus führen zu einem zeitgemäßen Monotheismus. Not-wendig ist ein Verständnis christlicher Tradition von der Wurzel her, das dem aufgeklärten Geist zugänglich ist. Kein abstrakter Kosmosglaube, eine rein theoretische Prozesstheologie oder ein moderner Pantheismus ist gefragt, sondern ein Denken, das der von Lukas geschilderten menschlichen Gestalt Jesus, wie seiner schöpferischen Funktion gerecht wird.

 

Nach dem was wir über das antike Denken wissen, können damals Griechen und Juden nicht Buchstaben sortiert haben, um sich schriftgelehrt auf eine gemeinsame Dogmatik zu einigen, wie sie Ihr Doktorvater für das gemeinsame Abendmahl voraussetzt. Die einheitliche Liturgie der Antike lässt sich nur in Bezugnahme auf den schöpferischen Logos begründen, der beim Mahl mit Brot und Wein zusammen mit den 12 Repräsentanten des neuen Israel am Tisch saß. Wenn wir Lukas als Gesamtwerk ernst nehmen, kann es ihm im letzten Mahl nicht um die bewusste und gültige Zusammenfassung des Lebens eines jungen Juden gegangen sein, der Party mit Heiden feierte und dann verherrlicht wurde. Nur vom lebendigen Wort ausgehend, lässt sich das gesamte Werk mit aufgeklärten Augen lesen.

 

Die wahre „Christ-messe“ muss nach dem, was Sie und Ihr Lehrer uns heute beibringen, eine geistige Gemeinschaft zwischen den Juden und Griechen bzw. zwischen Traditionsglaube und antiker Aufklärung gewesen sein. Und wer ernsthaft darüber nachdenkt, Jesus als den von der Bibel genannten Grund der neuen geistigen Gemeinschaft anerkennt, der kann es nicht als Wissenschaft bezeichnen, dabei an einen gutherzigen Wanderphilosophen zu denken oder eine diesem aufgesetzte Traditionstheologie.

 

Wenn damals theologisch darüber gestritten wurde, wie ohne die traditionellen jüdischen Riten die Menschen zum Glauben an den einen Gott der Juden zu bringen sind, was zentrales Thema des Neuen Testamentes ist, so müssen wir über mehr nachdenken, als einen zum Gottessohn erhobenen Gutmenschen. Wer daher die theologische Überwindung der geistigen Trennung als primär nachweist, der kann es nicht als Wissenschaft bezeichnen, den historischen Jesus, um den es in all den Geschichten geht, als einen zum Christusgott gemachten Menschen hinzustellen, wie er den Teilnehmer der ökumenischen Bibelabende über die Apostelgeschichte im nächsten Jahr weiterhin vorgeführt wird.

 

Es können nach dem was wir wissen, nicht die Anhänger eines Wanderpredigers mit Offenbarungseingebungen gewesen sein, die noch vor der Zerstörung des Tempels geheimnisvolle Weisung erhielten, Jerusalem zu verlassen, um nach Pella in Peräa zu ziehen. Mit Sicherheit stehen auch diese Orte für Programmpunkte eines realen Geschehens, das sich in der Geistesgeschichte nachvollziehen lässt, die Trennung des erneuerten Monotheismus vom Judentum nachzeichnet. Auf der Landkarte nur einen Fluchtort für Anhänger einer Jesussekte zu suchen, weil dort zufällig eine Brücke über den Jordan ging und kein Krieg herrschte, schließt sicherlich zu kurz.

 

Wer theologisch deutet, wie der Verfasser der Apostelgeschichte den Unglaube der Juden für die Folgen verantwortlich macht. Wie Lukas das Geschehen als logische Folge für den Abfall vom im Exil ergangenen Schöpferwort erkennt. Wie er die Unwilligkeit aus der alten Geschichte zu lernen als Vorgeschichte sieht, worauf der Zusammenbruch folgt. Der kann es nicht als Wissenschaft bezeichnen, Jesus weiter als wundersam befähigten Wandercharismatiker hinzustellen, der aufgrund alter Dogmen als Gottessohn und somit Offenbarung anzusehen ist. Wenn sie deutlich machen, wie in der Apostelgeschichte ein theologischer Denker schreibt, der die Geschichte der Juden kannte, nach Lösungen für einen universalen Glaube ohne Riten oder Berufung auf die alte Volkstradition suchte, dann müssen Sie dieses Denken auch der Lebensgeschichte Jesus zugrunde legen. Die Auswertung der Wissenschaft zwingt daher über das Wort, den Logos nachzudenken, als dessen Diener sich der Schreiber in seiner Einführung ausgibt. Aufgrund all dessen, was ich u.A. bei Ihnen lehren durfte bin ich gewiss: Genau dieses im Fluss allen Werdens verstandene Wort (die in der kosmischen Ordnung sichtbare Weisheit), wurde im Laufe der der Geschichte der Juden immer wieder neu verstanden, jedoch in Jesus verkannten.

 

Es ist einfach unvorstellbar, wie eine Theologie, die beispielsweise die Evangelien mit der Apostelgeschichte zusammen liest, letztere dabei nicht mehr als romanhafte Story von der Ausbreitung einer Reformsekte deutet, sondern deutlich macht, wie hier die theologischen Probleme zwischen helleneistisch-antiker Aufklärung und dem in Tradition verharrenden Judentum bildhaft beschrieben werden, weiterhin das Wort (den Logos), auf das sich Lukas beruft, unbeachtet läst bzw. nur in traditionellen Buchstaben sucht. Und noch weniger ist nachvollziehbar, wie dies dann auch noch als einzig möglichen wissenschaftlichen Weg bezeichnet werden kann.

 

6. Bio- und Historiographie als gemeinsame Zeugen des lebendigen Schöpferwortes

 

Wenn wir ernst nehmen, was Lukas für „Theo-philus“ aufschrieb, die Missionsgeschichte als Fort- oder Voraussetzung für dessen Evangelium deuten, in dem er die Lehre und das Leben Jesus schildert, dann muss Wissenschaft auch bereit sein, in der historischen Person das Schöpferwort zu hinterfragen. „Es begab sich aber…“ die altbekannte Weihnachtsgeschichte des Lukas, ist wie die Apostelgeschichte weder nur ein frommes Märchen, noch die Story von der geheimnisvollen Geburt eines Wanderguru. Es kann nach heutiger Deutung der Apostelgeschichte im Gleichklang mit dem Lukasevangelium in der Weihnachtsgeschichte nur um das in menschlicher Gestalt lebendige Schöpferwort (universale Vernunft) gehen, das vernünftigerweise in antik-orientalischer Bildsprache zur Welt gebracht und vermittelt wurde.

 

Heute wird gerätselt, ob das Evangelium eine Tendenzbiographie im antiken Sinne wäre. Etwa wie auch bei Kaiser Nero, dem Worte in den Mund gelegt wurden, wenn er über den Tod seiner Frau redet. Und Ihre Hörer denken dann zu wissen, wie man den guten Jungen, ähnlich wie römische Kaiser hochleben ließ. Genau dieser Tenor muss auch aus allen theologischen Deutungen Ihrer Kollegen sprechen, die von einem Gutmensch mit Namen Jesus ausgehen. Dabei wäre doch mehr als deutlich zu machen, wie die Biografie das lebendige Wort beschreibt und die Lehren echt vom Logos ausgehen, seine realen Reden sind. Dass Jesus „12“ war, als er im Tempel mit der Tradition diskutierte, hat eine theologische Bedeutung, ist sicher nicht das zufällige Alter eines Besserwissers. Und doch wäre es zu kurz geschlossen, kann es unserem Wissen nicht gerecht werden, wenn davon ausgegangen wird, dass eine ursprünglich in Logien (Weisheitssprüchen) festgehaltene Story von der Tempeldiskussion eines jungen Reformjuden mit einer theologischen Altersangabe (etwa vor dem Lesealter, heute Konfirmation) angereichert wurden. Weder die Weisheits-Logien, aus denen angeblich das Evangelium mit seinem Geschichtsverlauf abgeleitet wurde, noch die Apostelgeschichte gehen von einer jugendlichen Mutter Teresa mit Bart aus, die dann als Christus verherrlicht wurde. Sie können nach dem was wir heute wissen keinen Guru, sondern nur das lebendige Wort zur Grundlage haben, dessen Lebensstadium zum Zeitpunkt seiner Diskussion mit traditioneller Theologie schildern. Die geheimnisvolle Quelle, aus der die Geschichten geschöpft wurden, ist heute in einem Prozess antiker Aufklärung, der Versöhnung der Glaubens- bzw. Weltbilder zu erschließen. Wer dort gesprochen, gewirkt und geheilt hat, kann nur die menschliche Gestalt des schöpferischen Wortes gewesen sein.

 

Auch die symbolisch verstandenen Reisewege, etwa vom heidnischen Galiläa nach dem Jerusalem der jüdischen Traditionslehre oder die vielen anderen Angaben, die heute theologisch gedeutet werden, all dies lässt nur den Schluss zu, dass es um die Biografie des schöpferischen Logos geht, der nachweislich im damaligen Denken eine lebendige Größe war. Die tief greifende Bewegung, der neue Geist, von dem wir sprechen, die grund-legende Reform des Monotheismus, das alles lässt sich – wenn wir es theologisch ernst nehmen – nicht von einem Reformprediger aus nachvollziehen. Wenn wir bei der Rede vom „neuen Geist“ nicht von einer geheimnisvollen Vergeisterung ausgehen, sondern ein neues theologisches Denken, wie Sie es heute analysieren, müssen wir nach dem schöpferische Logos als alte und zeitgemäß verstandene neue Grund-lage des Glaubens an den einen Gott fragen. Ihre ernsthaft Analyse der theologischen Bedeutung verbietet es, aufgrund unserer gegenwärtigen Vergeisterung weiter davon auszugehen, dass auch damals nur sonntagspredigende Schwärmer oder Moralprediger am Werk gewesen wären.

 

Der heilige Geist, von dem oft die Rede ist, wenn über die Apostelgeschichte gesprochen wird, kann kein Gespenst gewesen sein, das geheimnisvoll die Köpfe der Anhänger eines Religionsrebellen zum leuchten brachte. Die bleibende und einigende Kraft der Heilsgeschichte, die kein individueller Besitz ist, kann nach dem was wir wissen, nur in einem einigenden Denken identifiziert werden, das dann die echte Leuchtkraft auslöste. (Historisch kritische Kurz-schlüsse verlöschen das Licht. Die blinde Bewahrung von Traditionsdogmen ohne Bezug zur zeitgemäßen Sprache und Naturwissenschaft führen nicht weiter. Nur wenn wir die richtigen Drähte zusammenzubringen, leuchtet die moderne Birne.)

 

Ersparen Sie mir weitere Ausführungen über die heutige Deutung der Apostelgeschichte. Etwa hinsichtlich ihrer Aussagen zum Tod Jesus oder der Auferstehung. Das alles wissen Sie weit besser als ich. Aufgrund all dieses Wissens könnten Sie deutlich machen, dass es dem hellenistischen Juden Lukas nicht um den Tod und die Wiedererweckung eines verherrlichten jungen Juden gegangen ist, sondern nur der Logos allen Lebens das Thema eines griechisch gebildeten Theologen gewesen sein kann, der sich für die jüdischen Texte und Gebräuche begeisterte. Wer im reformierten Monotheismus, statt philosophischer Modelle wie der Stoa das wahrhafte Glaubensmodell für die universale Menschheitsgesellschaft sah, kann nicht der Anhänger dessen gewesen sein, den Sie wie alle theologische Welt für das Wesen Jesus hinstellen.

 

Es ist einfach absurd anzunehmen, dieser gutes Griechisch sprechende Denker, der sich an der Septuaginta orientierte, hätte Theo-philus (was oder wer immer sich historisch dahinter verbirgt) einen zum Gottessohn erhobenen Wanderprediger als große Erfüllung aufschwatzen wollen. Und selbst wenn Sie nachweisen, dass Lukas einen behutsameren Umgang mit den Pharisäern pflegte als Matthäus, machen Sie damit deutlich, dass es nicht um einen Schriftsteller gegangen sein kann, der die Gegner seines Gurus nur entgegenkommender behandelte. Vielmehr kann auch das nur darin begründet werden, dass hier ein Theologe oder eine theologische Schule am Werk war, die ebenso vom lebendigen Logos ausgehend, in Richtung einer traditionsorientierten Reformbewegung jedoch eine etwas andere Perspektive einnahm.

 

7. Die Einheit des Schöpferwortes als Voraussetzung für seinen Weg in die Welt

 

Auch wenn Sie deutlich machen, dass die Einheitsstruktur der Apostelgeschichte (die von der Auferstehung bis zur Einsetzung des Kirchenamtes berichtet), mit der des Evangeliums von Jesus die Voraussetzung war, ohne die das Gotteswort niemals den Weg des in die Welt genommen hätte, so machen Sie deutlich, dass es hier wie dort nicht um einen zu als Gott verehrten Gutmenschen ging.

 

Der Garant für die Inhalte, auf den sich der Verfasse der Apostelgeschichte beruft, kann weder ein geheimnisvolles Gotteswesen alter Tradition, noch der historische Zweibeiner gewesen sein, an dem Sie festhalten wollen. Heute wissen wir, wie wichtig es war, das Wort in verständlichen Bildern zur Welt zu bringen und zu vermitteln. Wir können nachvollziehen, warum nicht einfach eine abstrakte Gnosis aufgrund kosmischer Modelle, sondern nur die Einheitsstruktur mit den alttestamentlichen Vorstellungen und heidnischen Mythen dem lebendigen Wort den Weg zum Wachstum weisen konnte. Wir erkennen die Logik/Vernunft der bildhaften Einheitslehre, können logisch nachvollziehen, warum sich sonst die Gnosis/Erkenntnis verflüchtigt hätte, der Glaube an den einen Gott auseinander gebrochen wäre.

 

Die Autorität, auf die sich die Apostel beriefen, kann nach dem, was wir über das damalige Denken wissen, weder in traditionellen Lehren von Gott, noch einem offenbarenden Junglehrer gesehen werden. Auch das Apostelkonzil, bei dem u.A. darüber gestritten wurde, ob bei Heiden die Beschneidung Voraussetzung für den Glaube wäre, weist den Weg zum Schöpferwort. Auch hier wird deutlich, dass es nicht um die Anhänger eines antiken Che Guevara ging, der als Gottessohn gesehen wurde. Die gesamte Diskussion um Götzenopferfleisch, Blutgenuss, Lebensweise oder Mischehen, muss als theologische Auseinandersetzung gedeutet werden, ist evtl. symbolhaft zu verstehen. Mit den Lehren eines angeblich zum Logos erhoben Besserwissers, lässt sich das alles auf keinen Fall erklären.

 

Auch die Diskussion mit der antiken Philosophie, wie wir die Rede auf dem Areopag in Athen deuten, lässt sich bei dem, der trotz allem Wissen heute als historischer Jesus hingestellt wird, nicht finden oder begründen. Die Frage, was Gotteswort ist und was von Menschen gemacht wurde, war nicht das Thema eines jungen Schriftlehrers mit besonderer charismatischer Begabung. Ebenso wenig hat ein mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth ziehende Reformjude, als den Sie Jesus weiterhin hinstellen wollen, etwas zum Athemiskult in Ephesus gesagt bzw. lässt sich in Bezugnahme auf ihn hierzu eine Beurteilungen herleiten. Nur vom offenbarenden Wort, dem lebendigen Logos in menschlicher Gestalt aus, lässt sich die Überlegenheit des jüdischen Glaubens gegenüber der heidnischen Muttergottheit oder anderer Mythen und Göttergestalten nachvollziehen.

 

Wer beispielsweise den Griechen beibrachte, dass sie an ihren vielfältigen Altären den einen unsichtbaren Schöpfergott verehren, kann nicht der Anhänger eines als menschlicher Miniaturgott verherrlichten Offenbarungspredigers gewesen sein. Die programmatischen Reden, die sich auf den einen unsichtbaren und unabbildbaren Schöpfergott beziehen, sich mit menschlichen Bildern oder pantheistisch-polytheistischen Vorstellungen ebenso auseinander setzten, wie mit philosophischen Modellen, weisen den Weg zum schöpferischen Wort. Sie können nach dem was wir theologisch wissen, keine überredende Verherrlichungs-Rhetorik im Sinne amerikanischer Evangelisation oder alteuropäischer Afrikamission sein.

 

Wenn wir die Einheit von Evangelium und Apostelgeschichte nachweisen, müssen wir daher auch über den, der nach der altbekannten Weihnachtsgeschichte im Stall von Bethlehem durch eine Jungfrau zur Welt gebracht wurde, in ganz neuer Weise nachdenken. Das was uns heute von der Kanzel als Gottessohn gepredigt und in angeblich historischen Dokumentarfilmen von Professoren an Weihnachten als geschichtlich kommentiert wird, ist ein Kurz-schluss, der das Licht verlöscht, die zeitgemäße Wahrnehmung des lebendigen Wortes/Logos verhindert.

 

Die derzeitige Deutung der Apostelgeschichte durch die neutestamentliche Wissenschaft ist nur ein kleiner weiter Baustein in einem großen Mosaik, das in Auswertung heutiger Exegese und unseres Geschichtswissens den Weg zum Schöpferwort als dem historischen und heute lebendigen Offenbarungswesen weist: So das Gesamtbild eines Glaubens vorstellt, der ein ganz neues Selbstverständnis hat. Der dann auf bewusste Weise in allem natürlichen Werden nach dem Wort Gottes hört, hier menschliche Sinngebung und Wegweisung herleitet, die er in wacher Begeisterung für das in aller Ordnung sichtbare Wort und in persönlicher Anbetung des Vätergottes bzw. der Ausübung der bekannten Kultpraxis befolgt. Wie Sie wissen, habe ich unter www.theologie-der-vernunft.de viele weitere Zeugen aufgezählt, das von Ihnen jeweils dargelegt Wissen um die Bedeutungsinhalte und das Geschichtsgeschehen als Belege für das damals und heute lebendige Schöpferwort ausgewertet. 

 

Der richtige Weg zum Verstand des Gotteswortes, der auch außerhalb der jüdischen Tradition und ihrer dort sinnvollen Einweihungsriten möglich war, stand auf der Tagesordnung der theologischen Diskussion der Zeitenwende, nicht die Nachfolge eines reformpredigenden Jungpharisäers. Alle hoheitliche Rede von Jesus als dem großen Herrn (mit dem der hellenistische Monotheist Lukas weder einen Jungjuden, noch Gott selbst gemeint haben kann), weist eindeutig den Weg zu einem damals gegenwärtigen Schöpferwort, das auch heute lebt und wirkt. Das heute wie damals jedoch nicht als philosophisch-menschliches Produkt, sondern nur in Einheit mit im der Glaubenstradition bzw. den bekannten Bildern und Texten eine Wirkung für die Welt entfalten kann:

Weihnachts-präsent wäre, wenn eine unvoreingenommene kirchenamtlich Denkschule nach dem Schöpfungswort fragen würde.

 

8. Auf-gabe neutestamentlicher Theologie ist der wissenschaftliche Nachweis Jesus als Messias der gesamten Welt

 

Im bisher beschriebenen Sinne kann es nicht Aufgabe der neutestamentlichen Wissenschaft sein, nur immer weiter nachzuweisen, was nicht war, man da und dort abschrieb bzw. warum es aufgrund alter Traditionen, Mythen aufgeschrieben wurde. Die Zeit der historischen Bibelkritik und der Befreiung aus kirchlich-dogmatischer Autorität hat ihr Ziel erreicht. Heute ist das Wissen vorhanden, den Nachweis zu bringen:

 

-Welche Funktion das schöpfungswirksame Wort in der menschlichen Gestalt für das Denken der Antike hatte, welche echte Offenbarung des einen altgenannten Schöpfergottes von ihm ausging.

 

-Wie und wo dieses Wort/der Logos im Laufe der monotheistischen Geschichte verstanden wurde und wie sich seine Bedeutung und Wahrnehmung weiterentwickelt.

 

-Warum dieses Wort in menschlicher Gestalt der echte Messias war und nicht pharisäerhaftes Verharren in taub gewordener Tradition oder politische Persönlichkeiten, pantheistische Göttergestalten, polytheistische Modelle und philosophisch abstrakte Logoslehren.

 

-Welche historisch nachvollziehbare Heilswirkung für das antike Denken vom lebendigen Wort in der uns bekannten menschlichen Gestalt ausging und wie sich dessen Vorstellung in der Welt verbreitete und weiterentwickelte.

 

-Wie sich durch das neue Verständnis des monotheistischen Glaubensgrundes ein völlig neues gemeinsames Verständnis der naturwissenschaftlich erklärten Welt und ihres Schöpfers einstellt. Sich daraus ein neues Weltbild und eine völlig neue schöpfungsgemäße (ökologisch und weltökonomisch vernünftige/nachhaltige) Lebensweise entwickelt.

 

-Wie ein echt universeller Glaube den traditionellen Kulturen, Ihren Lehren und Riten gerecht wird, diese vernünftigerweise nutzend weiterführt, gleichzeitig aber eine universelle aufgeklärte Wahrnehmung des gemeinsamen Schöpfers ermöglicht, der unserer globalen Denk-, Kommunikations- und Wirtschaftsweise gerecht wird.   

 

Nicht Abbau ist angesagt, sondern Präsent werden des einen Schöpfers in der naturwissenschaftlich erklärten Welt, aufgeklärte Auf(v)erstehung:

 

www.Jesus-lebt-wirk-lich.de

 

das ist das eigentliche Thema, um das es geht. Das neue Schriftverständnis ist jedoch die Voraussetzung, um das präexistente Wesen des natürlichen Logos/den Sinn unseres natürlichen Seins als präsenten Offenbarer des einen Gottes aufgeklärt zu begreifen.

 

Es liegt an den von der neutestamentlichen Wissenschaft vorgegebenen Voraussetzungen, ob die Menschen nach dem in aller Evolution, allem natürlich-logischen Werden lebendigen Schöpferwort fragen oder weiterhin nur nach wundersamen Dingen schauen, in der Tradition blättern und dann alles für fromme Märchen zur kirchlichen Moralisation der Menschen halten.

 

Warum Jesus Mensch sein musste und schöpferisch ist, den Schöpfer auf Erden präsentiert, ohne selbst eine von Menschen gemachte Miniaturausgabe des selbst gesetzten einen Gotte zu sein. Warum er wirklich die Offenbarung des einen wahren Schöpfers in Person für die gesamte Welt darstellt, lässt sich nur nachdenken, wenn wir vom Logos, einem in aller Natur wirksamen Wort/Vernunft ausgehen.

 

Wir können an Weihnachten noch so laut singen „Christus der Retter ist da“. Weder wird davon ein universelles Verständnis des einen Schöpfergottes für die moderne Welt ausgehen, noch ein Verhalten, das dem entspricht, was wir längst als schöpfungsvernünftig (weltökonomisch, zukunftsgerecht, ökologisch) erkannt haben. Solange die wissenschaftlich arbeitenden Neutestamentler an einem zweibeinigen Jungjuden als historisches Wesen Jesus festhalten, der als Gottessohn gesetzt wird, bringt das nicht weiter, bleibt die aufgeklärte Welt blind und taub für das lebendige Wort Gottes. 

 

Advent ist Zeit neuer Be-sinnung.

 

Es liegt an Ihnen Türchen aufzumachen, beispielsweise Ihren Doktorvater oder andere ernsthafte Theologen anzustoßen, sich der Frage nach dem wirk-lich lebendigen Jesus auf biblisch-historischer Grundlage neu zu stellen. Die hierzu seit Jahren reservierte www-Adresse "Jesus-lebt-wirk-lich" überlasse ich Ihnen gerne.

 

Ich stelle mir vor, welche Wirkung davon ausgehen würde, wenn beispielsweise Prof. Klaus Berger als derzeit meistgelesener Neutestamentler sich in einem Spiegeltitel öffentlich an Papst Benedikt XVI. wenden würde. Wie dadurch eine Diskussion über die naturwissenschaftlich nachzuweisende und philosophisch gedeutete universale Vernunft allen natürlich-evolutionären Werdens als Sohn und gegenwärtiges Wort Gottes in Gang käme:

Dann könnte Weihnachten werden, würde die „traurigen Moderne“ wieder das Wort des einen Gottes hören, Jesus präsent werden. Blinde würden sehend und Lahme wieder zum laufen kommen.