Aufklärung als Anfang

 

-Wie die geistesgeschichtliche Aufklärung über den Anfang monotheistischen/christlichen Glaubens zum Anfang eines mündigen Kultes auf Grundlage des aufgeklärten, natürlichen Weltbildes wird –

 

 

 Re-form:

Nachdem wir heute Klarheit darüber haben, dass es am Anfang des Monotheismus um eine antike Aufklärung ging, die keine postmoderne mystische Substanz verherrlichte oder ihre Hoffnungen in den Götterhimmel hineinhörte, sondern denkend das vernünftige natürliche Werden als Wort/Logos einer unsagbaren, alles Leben hervorbringenden Allmacht verstand, die sich nur so vermittelbar machte, muss das Verständnis von „Glaube“ neu durchdacht werden. Die Zeit, in der alle natürlich-logischen Überlegungen in den Gegensatz zu wundersamen Glaubensgründern und geheimnisvollen Offenbarungen gestellt und somit aussortiert werden, sind vorbei. Nicht nur die Gegensätze zwischen Wissen und Glaube können aufgelöst werden, sondern ein mündiger Kult auf Grundlage des Wissens über die Logik/Vernunft allen natürlichen Werdens, der zu einer vernünftigen Lebensweise führt, kann wachsen. Denn Ziel ist es nicht, den alten Glauben akzeptabel zu machen, sondern dessen „grund“legende Reform: evolutionäre Weiterentwicklung, um durch einen aufgeklärten Kult mündige Menschen zur schöpfungs-vernünftigen, Sinn erfüllenden Lebensweise zu befähigen.

 

Sieg/Rückkehr der Vernunft als Anfang und Grund monotheistischer und christlicher Religion und somit aufgeklärt, mündiger Sinngebung.

Verstand der Aufklärung als Auferstehung der Vernunft/Logik des christlichen Glaubens.

Denn die Entleerung des Glaubens ist nicht das Ende, sondern die Voraussetzung für einen neuen Anfang, von dem aus dann erst die Frage nach dem Sinn eines Kultes für die aufgeklärte Welt zu beurteilen ist.

 

Erneut sind es die Erkenntnisse historisch-kritischer Forschung (geistesgeschichtlicher Aufklärung), die belegen, dass auch heute der Sinn gebende und Verhalten bestimmende Kult nicht auf alte Vorstellungen und vieldeutige Buchstaben als Offenbarungen, einge-bild-ete Gottesvorstellungen gründen kann, sondern biblische Geschichten und Gestalten auf eine Vernünftigkeit hindeuten, die seit der Aufklärung wieder in allen Naturgesetzen offenbar ist. Wie jede neue Erkenntnis über die Bedeutungsinhalte der Bibel und die reale Geistesgeschichte, so weist gerade die Aufklärung vom Anfang auf eine Wende im Weltbild des Glaubens hin, deren Folgen wir uns kaum ausmalen können. Derzeit wird bald jede neue theologische Deutung als Paradigmenwechsel angekündigt. Während es jedoch für moderne Menschen völlig egal ist, ob Moses der Verfasser der nach ihm benannten Bücher und Volksbefreier oder der Auszug aus Ägypten historisch war, ob die Auferstehung eines neu definierenden Gutmenschen körperlich zu verstehen sei oder alttestamentliche Erinnerungsspuren, Gemeindebildung…, wird die hier dargelegte Betrachtung des Grundes (die sich aus all den neuen Erkenntnissen ergibt) zu einer völligen Wende im Weltbild des Glaubens.

Die hinter uns liegende Naturwissenschaftliche Aufklärung ist nur ein Bein, führt nur zum Hinken. Erst die Aufklärung unserer Geistesgeschichte bzw. des Glaubens ermöglicht den einst erhofften Fortschritt und Friede.

 

 

Der Kurz-schluß:

-bei dem die Philosophie alle Glaubenslehren als unnütze und schädliche menschliche Projektionen betrachtet, die den geistigen Fortschritt zu einer vernünftigen Lebensweise verhindern,

-die historische Textkritik alle Glaubensgeschichten als mysteriösen Mythen-Mix einer Kirchenlehre beiseite schiebt, die sich nur in noch älteren Mythen bzw. Glaubensgeheimnissen begründete und

-so die christliche Religion auf kultisch-konservativen Humanismus reduziert wird,

-während Kirchendogmatik fernab von der Welt weiterhin von einem Wunder wirkenden Guru und gleichzeitig Menschengott mit Namen Jesus und geheimnisvollen Offenbarungen schwärmt,

kann der Vergangenheit angehören.

Die Aufspaltung des Weltbildes in ein überkommenes Glaubens- und ein entgegengesetztes aufgeklärtes Weltverständnis, mit jeweils eigener Sprache, bei der Vernunft und Wissen kirchlich verteufelt oder banal vereinnahmt werden, können vorbei sein. Die Forschung über die Geistesgeschichte kann Klarheit schaffen, dass die alten Geschichtsbilder und Gestalten auf eine vermittelnde Vernunft/Weisheit verweisen, die heute in aller Wissenschaft belegt wird.

Die Ergebnisse zeitgemäßer Aufklärung lassen sich so als die biblisch verheißene Offenbarung, Kultbegründung und somit gegenwärtige schöpferische Sinngebung erkennen:

Um dann die modernen Menschen im neuen kultischen Bewusstsein (Beibehaltung logisch gefüllter Bilder und Bedeutungsinhalte) zu befähigen, sich in mündiger Gemeinschaft nach kreativer Vernunft zu verhalten.

 

Was dem Glauben durch die Aufklärung angelastet wird, ist nicht das globale Verständnis einer selbst undefinierbaren Allmacht, sondern was Menschen daraus gemacht haben. Und da dies als „der“ Glaube betrachtet wird, verantwortlich für Verhinderung von Forschritt, viele Grausamkeiten und Absurditäten, muss ihn der aufgeklärte Mensch ablehnen oder ins rein Persönliche verbannen. Doch die Zeiten, in denen man davon ausging, dass eine geheimnisvolle Offenbarungs-stimme zu Menschen, z.B. Abraham oder Moses gesprochen hat und damit der Glaube an den einen unsichtbaren Gott zur Moralisation der Menschen begann, der dann nur als eine Projektion eigener Unmündigkeit zu sehen ist, sind – dem Schöpfer sei Dank - vorbei.

 

Wenn wir heute wissen, dass der Anfang des Monotheismus eine Aufklärung war, die aus mystischem babylonischem Naturwissen einen aufgeklärten Kult herleitete, aus der „Natur“ordung – nicht alten Mythen und menschlichen Moral-Meinungen oder persönlichen Projektionen - ihre Kultordnung und somit menschliches Verhalten begründete, dann ist es unbegreifbar, wie heute die Vernunft der naturwissenschaftlichen Aufklärung gegen oder völlig unfruchtbar neben dem Glauben steht. Nachdem, was wir heute vom Anfang des Monotheismus wissen dürfen, können wir ihn nicht weiter als „Buch“-glaube praktizieren oder rein persönlich begründen und das natürlich/vernünftige Wort der schöpferischen Wirk-lichkeit nur als Nebenschauplatz betrachten. Wenn wir uns von vermenschlichten Glaubens-Vorstellungen befreien, die Erkenntnisse konsequent auswerten, können wir die erneute Aufklärung als echte „Auferstehung“ sehen, die von entleerten Mythenbildern-, Buchstaben, und persönlichen Glaubensprojektionen befreit. Die Aufklärung über unsere Geistesgeschichte lässt uns das traditionelle Wissen in zeitgemäßer Weise mit lebendigem Inhalt füllen, um sich darauf zu berufen und den Stamm-Baum der Erkenntnis vernünftig weiter wachsen zu lassen. Um so die modernen Menschen zu befähigen, sich mündig für den Gott der Väter als eine unsagbare Ursache allen logischen Werdens zu begeistern. Mit Hilfe ihrer eigenen Vernunft einen natürlich-schöpferischen Sinn zu erkennen, der allen Naturgesetzen zugrunde liegt, um daraus eine menschlich-natürlich-schöpferische Sittlichkeit abzuleiten:

So gemeinsam kreativ/hervorbringend/natürlich/menschlich schöpfungsvernünftig zu leben.

 

Die Aufklärung über den Anfang des Alten Testamentes wirft dabei dringend notwendiges Licht auf die Logik der Auferstehung, die laut der Lehre des christlichen Glaubens unabdingbar vorausgehen muss. Während heute selbst rationale Glaubensdenker ein mystisches Christusgeheimnis von einem Gutmenschen hochhalten, lässt sich auf eine erneute Aufklärung schließen, die von der anfänglichen Vernunft/Wort allen natürlich-geschichtlichen Werdens in menschlicher Gestalt/Person (Rolle, Maske, Aufgabe) ausging:

Eine historische Heilswirkung, die auch heute heilsam wäre.

 

Ohne in neuer Weise über die geistige Wende, eine Jesus genannte Geschichts-Gestalt des vernünftigen/weisen natürlichen Werdens nachzudenken, durch die eine reale Reform, inhaltliche Füllung erfolgte, bringt weder die naturwissenschaftliche, noch die Aufklärung über den monotheistischen Anfang weiter. Denn solange Neutestamentler allenfalls die Erinnerungsspuren eines wundertätigen Gurus hinterfragen, der angeblich geheimnisvoll vergottet wurde, der historisch-kritische Kurz-schluss die Auferstehung nur auf Gemeindebildung und kirchliche Verherrlichungsrede reduziert, schließt es sich aus, die Aufklärung als Auferstehung der kreativen Vernunft in menschlicher Gestalt nachzudenken.

 

Doch nach der Klarheit vom Anfang, kann es bei dem, der die Erfüllung des Alten sein sollte, nicht um ein groooßes Geheimnis bzw. die Wiedererweckung eines offenbar gewordenen Heilspredigers gegangen sein, der nach seiner Hinrichtung als neuer Gott angesprochen wurde. Jesus war nach dem, was wir heute wissen, kein Gutmensch oder Ersatzgott, sondern die „schöpferische Vernunft“ in „menschlicher Rolle“. Nur diese als lebendiger Jesus bekannte ewige Weisheit allen Werdens lässt uns erneut in vernünftiger Weise über eine selbst undefinierbare kreative Allmacht nachdenken, von der dann alle Aufklärung sowie Sinn gebende und Verhalten bestimmende Vernunft der Welt ausgeht.

 

Es stellt sich eigentlich nur die Frage:

 -ist mit der Auferstehung des historischen Jesus die Aufklärung am Anfang des Monotheismus nachbebildert,

(die vom  Mythen-, Riten-, Bauwerke-, Buchstaben-, Bilderkult vereinnahmt, menschlich manipuliert wurde,)

-hatten die Verfasser die erneute hellenistisch-jüdische Aufklärung zur Zeitenwende vor Auge

-oder die Hoffnung auf eine ewige Aufklärung, wie wir sie denken heute endgültig zu haben?

 

Inhalt:

Während unter www.theologie-der-vernuft.de bisher meist dargelegt wurde, wie einzelne aktuelle Erkenntnisse zu einen völlig neuen Verständnis der christlichen Glaubensgrundlagen zwingen, wird hier in deren Auswertung und Bezugnahme auf den Anfang des Monotheismus über die Konsequenzen insgesamt nachgedacht. 

 

 

 

1. Wie Glaube an Mythen und vermenschlichte Götter den Blick für die hervorbringende Wirk-lichkeit verbaut.

2. Wie bisherige Aufklärungsversuche am buchstäblichen Schöpfungs- und Gottesbild scheiterten.

3. Wie Atheismus auf eine unsagbare Allmacht und ihre zeitgerechte Vernunft-Vermittlung verweist.

4. Wie das heutige Wissen über den Anfang des Monotheismus genau dazu den Weg weist.

5. Wie altes Mythenbild und Vernunft/Wort begründetes Verständnis nur zusammen zur Wahrheit führen.

6. Wie ein vernünftiger Kult zu neuer Lebenseinstellung, vernünftigem Verhalten mündiger Menschen führt.

7. Wie das neue Verständnis vom Anfang zu völlig neuen Schlüssen und mündigem Neubeginn führt.

 

„Den Glaube verstehen, vom Anfang...“

 

so das Thema einer Seminarreihe des Heinrich Pesch Hauses Ludwigshafen. Sie dient hier als Beispiel, um die Situation unseres entleerten Glaubens und die mögliche Füllung durch geistesgeschichtliche Aufklärung über den Anfang darzustellen, wie sie sich aufgrund der Auswertung heute vorhandenen Wissens und der Analyse der bisherigen Aufklärung ergeben.

 

Wie die Geschichtsaufklärung Licht auf die Logik der Entstehung des monotheistischen Kultes wirft, wird hier als ein weiterer kleiner Mosaikstein zu einer völlig neuen Sicht des alten Glaubens und damit einem neuzeitlich aufgeklärten Kult, menschlicher Sinngebung und vernünftigen Leben gezeigt.

 

Der Geist, der sich anstrengt Gott zu verstehen, gleicht dem Schwimmer, der sich, um sich über Wasser zu halten, im Meer voranbewegt, und mit jedem Zug einer neuen Welle zu begegnen hat. Unaufhörlich stößt er die sich immer wieder neu bildenden Vorstellungen zur Seite, wobei er wohl weiß, dass sie ihn tragen, dass aber bei ihnen verweilen sein Untergang wäre.“ So die Einleitung in Bezug auf Henri de Lubac.

 

Oder ähnlich auch Karl Barth, nach dem Theologie als ein „Unterwegs sein“ von freien Menschen zitiert wird, das nicht in einem Gehäuse von Methoden und Prinzipien sitzen soll, sondern sich an alle Denker, auch Heiden bzw. Andersdenkende wendet.

 

 

1. Vernunft befreit aus der geistigen Gefangenschaft vorgesetzter Buchstaben und Bildvorstellungen

 

„Eine Geschichte ohne  menschliche Persönlichkeiten ist wie ein leerer Sack“ so ein ausgezeichneter Filmemacher jüngst bei der Berlinale, der damit gleichzeitig das Problem unseres Vorstellungsvermögens und der menschlichen Kommunikation auf den Punkt brachte. Auch der Film des menschlichen Denkens kommt nicht ohne menschliche Personen (Masken, Aufgaben, Rollen) aus. Aufklärung kann daher nicht bedeuten, Glauben begründende Personen abzuschaffen, sondern sie zeitgemäß zu verstehen, sie aus banaler Albernheit zu befreien. Als Bilder einer realen Geistesgeschichte zu verstehen, die letztlich die Vernunft, Weisheit zum Thema hat, um so im „Glaube“ ein logisches Schließen zu sehen.

 

Die Bibel als Weisheit vom Anfang verweist eindeutig darauf, dass von der Allmacht kein Bild  zu machen ist, es keine Definition, sondern es nur ein offenes dynamisches, sich stets weiterzuentwickelndes gemeinsames Verständnis von Schöpfung bzw. kosmischer Sinngebung und menschlicher Bestimmung geben kann, das dem geschichtlichen Prozess kreativer Veränderung unterworfen ist. Und gerade heute zeigt sich, wie die tief eingeprägten Buchstabenbilder, festgezurrte, sich verselbständigende Vorstellungen sind, die die Vernunft allen Werdens als einzige gegenwärtige Offenbarung aussperren und damit die Theologie als reine Buch- bzw. Mythenlehre ins Absurde führen, die von der anfänglichen Aufklärung dann nur noch als schädliche menschliche Projektion betrachtet wurde.

 

Mit einem Lesebuch in der Hand, das die aufgeklärte Welt nur noch für ein lächerliches Märchen hält, weil längst klar ist, dass es nicht um Geschichtsschreibung im bisherigen Sinne geht, sprechen die Schriftgelehrten, die die Geschichten nur in immer noch älteren Mythen begründen von einem „lebendigen Wort“ als Offenbarung. Wen wundert es daher, wenn dem lebendigen Wort natürlicher gegenwärtiger Wirk-lichkeit kein Gehör zu verschaffen ist, alles als ein Hineinlesen in jenseitig-himmlische Sphären gesehen wird. Auch wenn inzwischen klar ist, dass eine natürliche und geschichtliche Tat-sache am Anfang den Ton angab, sollen heute Mythen, die vermenschlicht werden, das Weltbild bestimmen. Ein vom wissenschaftlichen Weltbild getrenntes, gestriges und untaugliches Glaubensbild, das allenfalls humanen Moralvorstellungen entspricht, ist die Folge.

 

 

1.1. Persönlich-bildhafte Vorstellungen von Schöpfung und Gott verbauen den Blick

 

Schon bei der Aufwärmrunde im Heinrich Pech Haus wird deutlich, dass die Theologie ihre Erkenntnisse über die Notwendigkeit unaufhörlichen Weiterschwimmens, wie sie nicht nur de Lubac lehrte, nicht beherzigt hat. Der Glaube der Menschen bleibt so in alten Vorstellungen und rein persönlichen Bildern gefangen, die mit der naturwissenschaftlichen Realität nicht das Geringste zu tun haben. Die Begeisterung für eine einzigen Schöpfungsmacht wird nicht von den Wellen des weiter treibenden Wissens getragen, sondern dem Gegenteil: die hervorbringende Vernunft ist daher untergegangen. Aber-glaube trotz Wissen: suche Dir eine un/übernatürliche Erklärung in Lücken der Logik und vergötze persönliche Vorstellungen, sind die Folgen.

 

Es werden bekannte Bilder alter Maler gezeigt, die sich dem Thema Schöpfung künstlerisch genähert haben: vom graubärtigen Gott, über den jungen Jesus bis zu Paradiesvorstellungen und Naturbildern oder dem „Unbegreifbaren“ Gott an der Decke der Sixtinischen Kapelle. Die Teilnehmer sagen, was sie sehen. Jeder nennt so seine ganz persönliche Vorstellung von Gott und Schöpfung. Dies wird in Memotechnik festgehalten und uns immer wieder in den Rücken fallen. (Beim Seminar hängt dies hinter mir.) Es wird darüber sinniert, ob Gott den Urknall in Gang gesetzt und sich zu Ruhe begeben hat, warum er hier und da nicht eingreift, warum es Leid gibt, ob er den Naturgesetzen unterworfen sei, wieso es ihn geben soll, wenn doch alles natürlich erklärt wird, ob man nicht doch besser die Evolutionslehre verdrängen sollte …  Es fehlt noch, dass daran gezweifelt wird, ob Gott, den man doch so gut zu kennen glaubt, überhaupt der Schöpfer sei: 1001 verschiedene, vergeisterte Vorstellungen. Diese Vielzahl von menschlichen Göttern, fernab von einem philosophisch durchdachten Grund in der Welt-wirk-lichkeit, nennen wir dann Monotheismus. Ein nüchtern denkender Mensch muss sich abwenden, dies als absurde Verdummung ewig Gestriger ansehen, die ihre Ideale vergötzen, sie trotz besseren Wissens in biblische Lehren hineinlesen.

 

1.2. Bibeltexte werden als Beliebigkeit und Banalität auf den Kopf gestellt

 

Und ähnlich geht es auch beim Blättern in der Bibel (nur Beispiele):

 

-Gleichwohl bei Deutero-Jesaja (40-55) vor Zauberei und Wahrsagerei gewarnt wird, setzt die altgediente, in Papiervorlagen begründete Hoffnung auf übernatürlich eingreifende zauberhafte „Erlösung“, die biblisch verheißen (wahrgesagt) worden sein soll. Nur weil es in der Bibel steht, wird es für wahre Voraussage von Erlösung gelesen, statt als Wahrsagerei über Zauberei, zu der es leider ohne logische Begründung wird. Wie sich echte „Erlösung“ durch evolutionäre Entwicklung, Aufklärung ergeben kann, die nachweislich geistigen Fortschritt bringt, kann so nicht gedacht werden. Denn dieser Fortschritt ist es doch, der scheinbar den Schöpfer arbeitslos macht, den Glauben an Gott für absurd ansieht und die Welt angeblich immer weiter säkularisiert. Dass Jesaja am Anfang des in vernünftigem Werden (Wort) begründeten Monotheismus vor einem überkommenen Aberglauben warnt, der heute verantwortlich ist, dass die erneute Entzauberung der Naturprozesse und das Wissen der Aufklärung zum Abfall vom Schöpfer führt, kann im alten Paradigma noch kein Thema.

 

-Wir lesen in der Weisheitsliteratur von einer universalen, in ewiger Kreativität = Schöpfung offenbarenden Weisheit des natürlichen Werdens, die darauf verweist, dass die Dinge nicht selbst zu vergotten wären, setzen aber weiter auf Übernatürlichkeiten, für die wir einen geheimnisvollen Zauberer suchen. Die funktionierende Weisheit, die sich in allen Naturgesetzen ökologischer Ordnung zeigt und die wir in der wunderbaren Selbstorganisation des unendlich scheinenden Kosmos ebenso selbstverständlich voraussetzen, wie in unserem Körper, Kopf bzw. Mikroorganismen, kann weder als schöpferische Weisheit, noch weniger als offenbarendes Wort verstanden werden.

 

-Und beim „Wort“ im Johannesprolog, das ursprünglich selbst Gott war und jetzt Fleisch (in der Geschichte biblische Gestalt) wurde, um die eine Schöpfungsmacht in menschlicher Weise zu offenbaren, kann keiner an die Vernünftigkeit aller Naturgesetze bzw. eine daraus abzuleitende kosmische Kreativität denken, die einzig die altbekannte Allmacht vergegenwärtigt. Auch wenn heute die geistesgeschichtliche Aufklärung deutlich macht, dass es den jüdisch-griechischen Glaubensaufklärern Johannes & Co. einzig um die Weltvernunft in Person ging, wird blindwütig Geheimniskrämerei betrieben. Eher wird gegen besseres Wissen Johannes als späte gnostische Verherrlichung, fromme Rede abgetan, als die von ihm beschriebene Realität ernsthaft verstehen zu wollen.

 

So bleibt es bei einem guten Zimmermannsjungen, der auf geheimnisvolle Weise als Gott angesprochen wird. Ein aufgeklärter Mensch, der sich nicht den Dogmen beugt, muss jetzt das Buch zuschlagen. Vom „offenbar“ werden der einzigen Schöpfermacht in den ganz logisch-kreativen, immer wieder neues Leben hervorbringenden Naturgesetzen, die im Unterricht rund um den Erdball – mit Ausnahme im Buchstaben-kreationistischen Amerika - gelehrt werden, kann keine Spur sein. So wird der Monotheismus zum exklusiven, sich von anderen Denkrichtungen unterscheidenden Glauben an ein Stammesgesetz, statt inklusiv die bisherigen Vorstellungen  bzw. Weltbilder aufzunehmen, wie es am Anfang war.

 

Wenn dann ein angeblicher Che Guevara der Antike auch noch als das allein selig machende lebendige Gotteswort hochgejubelt wird, das am Anfang bereits gewesen sei, weil es doch so in der Bibel stehe, ohne ihn echt als Vernünftigkeit aller seit dem Urknall sichtbaren Kreativität in Person zu verstehen, wird der Verstand ausgesperrt. Ein solcher Glaube hat der Welt nichts mehr zu sagen. Er ist nur noch eine Projektion ewig Gestriger, die ihre persönlichen Gefühle befriedigen.

 

Warum selbst die Mythen im Marduk-Tempel in Babylon, die an jedem Neujahrsfest feierlich rezitiert wurden, auf das Wort des steten Wandels, besser die Vernunft allen Werdens verweisen, die griechisch-jüdisch in Jesus erneut zum Ausdruck gebracht wurde und die heute als natürliche Sinngebung in evolutionärer Erkenntnis zu sehen ist, kann so nicht nachgedacht werden. Die mit Blick auf die Bibel stets verlangte Vergegenwärtigung eines zeitgemäßen Wortes wird von den Buchstaben der Schriftgelehrtheit, die gleichzeitig von Jesus als einem hilflosen Säugling redet, der geheimnisvoll zu Gott geworden sei, erstickt. Bei so viel Schwachsinn geht die aufgeklärte Welt davon aus, dass auch am Anfang Schwachsinn war. Doch dieser Schwachsinn der leeren Reden, der die Schuld daran trägt, dass erneute philosophische Aufklärung, die die Weltvernunft in Händen hielt, in Atheismus mündete, kann zum Schweigen gebracht werden, wenn wir ernst nehmen, was wir vom Anfang des Monotheismus wissen.

 

1.3. Alte Kirchendokumente werden ohne die logische Aufklärung des Anfangs lächerlich

 

Wir lesen über die Diskussion bei anfänglichen Kirchenversammlungen, wo über ein den anfänglichen Monotheismus erneuerndes Offenbarungswesen, dessen Geschichts-gestalt Jesus genannt wurde, nachgedacht wurde. Dabei gehen wir jedoch nicht von dem aus, der damals als kosmische Vernunft eine „schöpferisch“ und gleichzeitig „menschliche“ Größe war und die unsagbare Allmacht des Anfangs in erneuter Aufklärung vermittelbar machte. Gleichwohl wir wissen, dass sich die Kirchenväter als wahre Philosophen, Freunde der wirk-lichen Wahrheit und Vernunft verstanden, um deren vernünftige Umsetzung/Darstellung stritten, sehen wir die Gestalt Jesus nur noch als Mutter Theresa mit Bart, von der Kirche als ein geheimnisvoller junger Ersatzgott hingestellt. So können nur dogmatische Erklärungen herauskommen, die für die aufgeklärte Welt keine „Offen-barungen“ über eine in ihrem Wesen selbst undefinierbare hervorbringende Wirk-lichkeit sind, sondern das genaue Gegenteil bewirkten und daher nur noch not-dürftig wirken (im negativsten Sinnen des Begriffes).

 

Dabei macht gerade die Einsicht in eine hochtheologische Auseinandersetzung des christlichen Anfangs immer mehr deutlich, dass der damalige Gegenstand der Diskussion nicht das gewesen sein kann, was heute selbst Kritiker der Kirche in banaler Weise nachbeten und was dann nur noch lächerlich ist. Wer nicht nur neue Klarheit über den Anfang hat, sonder weiß, wie sich die Weisheit der Zeitenwende aus unzähligen Denk-Quellen der gesamten antiken Welt speiste, die alle letztlich ihren Ursprung in einer Naturbetrachtung haben, der kann das Neue Testament nicht weiter lesen, wie bisher. Sicher gab es am Anfang der christlichen Kirche unterschiedliche Ansichten, z.B. über die Bedeutung der bisherigen jüdischen Lehre, die von verschiedenen Strömungen der neuen Erkenntnis/Gnosis abgelehnt wurde. Die verschiedenen Aspekte der Vernunft wurden unterschiedlich beleuchtet und darüber gestritten, welchen Wesens die Vernunft, was ihre schöpferisch-kreative und ihre menschliche Seite war. Je mehr wir uns deutlich machen, dass es auch am Anfang des Monotheismus nicht um Menschen mit geheimnisvollen Eingebungen und deren Vergottung ging oder mystische Traditionen, desto mehr können wir erkennen, dass zur Zeitenwende, wo die alten Texte in allegorischer Weise gedeutet wurden, ein neuer Verstand der kosmisch und menschlich-geschichtlich wirksamen Vernunft war, über deren Wesen in unterschiedlicher Weise nachgedacht wurde.

 

Die Denkweise der jungen Doktoranden, die derzeit in den ausgetretenen Fußspuren ihrer Professoren die Dokumente der anfänglichen Kirchenkonzile untersuchen, dabei nur einen Wanderprediger vor Augen haben, dem eine philosophische Ideologie angehängt wurde, ist nicht nur vom Anfang des Monotheismus her unhaltbar. Auch die Aufklärung über das Denken der Zeitenwende, beispielsweise die jüdische Weisheit, die Gnosis, die Bedeutung der Vernunft für die Stoa bzw. in griechisch gebildeten Kreisen, die sich somit auch für den jüdischen Monotheismus begeisterten, macht es völlig absurd, einen zu Gott erhobenen Gutmenschen an den Anfang zu stellen, dessen Wiedererweckung in Gemeindebildung als Offenbarung zu betrachten. Wo man theologisch über die richtig und falsche Schöpfungsvorstellung stritt, wie wir dies heute im Seminar gemeinsam nachlesen, wo über die geistigen und körperlichen Kräfte in Kosmos und Geschichte als Ursprung aller Dinge nachgedacht wurde, die nicht getrennt werden dürften, sondern gemeinsam als gut zu sehen sind, weil der Kosmos aus Geist und Körper besteht, da kann es nicht um die Vergottung eines besser wissenden jungen Mannes nach seinem Märtyrertod gegangen sein, sondern den lebendigen Wiederverstand der kreativ-hervorbringende und gleichzeitig menschliche Vernunft, die auch am Anfang war.

 

Wer vom Unaussprechlichen des Anfangs als dem „Vorüberziehenden“ schwärmt, der nie selbst fassbar wird, der muss bereit sein, das Verständnis des Gotteswortes immer wieder neu zu durchdenken. Wer weiß, dass es keine geheimnisvolle Stimme war, die aus einem Dornenbusch zu einem alten Mann gesprochen hat, sondern dies alles Bilder sind für ein Bewusstsein sind, das immer wieder neu nach Befreiung und neuem Aufstieg auf den Sinai ruft, der kann doch nicht weiter blind und taub für das vernünftige Werden/Wort sein, um das es am Anfang ging und das immer wieder neu in allem Werden zu verstehen ist. Die undefinierbare Gegenwart einer Sinn gebenden Macht durch die Wort hörende Begegnung im Hier und Heute, die Israel ausmacht, ist unhaltbar, wenn wir gegen besseres Wissen Offenbarung als einen Vorgang betrachten, der sich an oder in einem Guru ereignet hat, den die Kirche zum Gott machte. Die Exegeten, die dann aus Exodus 3,14 lesen, dass es beim Gott der Bibel um eine Schöpfungsmacht geht, die sich vorstellte als „ich werde sein“ oder „der ich sein werde“, verwehren sich in Berufung auf ihre papier-persönlichen Vorstellungen genau dieser Erkenntnis des fortschreitenden Verständnisses, von der sie berichten, und heben so die lebendige Offenbarung unter Berufung auf entleerte Mythen und Buchstäblichkeiten auf.

 

Wenn dann noch im Kolosserhymnus nachgelesen wird, dass es bei Christus um den Anfang der Schöpfung ging, der in der bekannten Gestalt sichtbar wurde, ohne die Vernunft zum Thema zu machen, die nicht nur am Anfang war, sondern auch dem Neuen Testament zugrunde liegt, wird der ganze Text lächerlich. Was aller Welt die selbst unsichtbare, undefinierbare eine Schöpfungsmacht vermitteln sollte, wird fernab von der Welt gestellt. Es wird aufgelöst, wenn man gegen besseres Wissen weiter von einer merkwürdigen Menschenvergottung ausgeht, die weder am Anfang war, noch die griechisch-jüdische Reform der Zeitenwende bewirken konnte, dort neue Vergegenwärtigung alter Weisheit gewesen sein soll – wirk-lich war.

 

Wer weiterhin leeeeeeeert, wie erstaunlich es sei, dass bereits 20 Jahre nach seinem Tod ein guter Junge zum innersten Prinzip der Welt erhoben wurde, das den Kosmos zusammenhält, der kann für den Schwachsinn, den er verursacht, nicht mehr frei gesprochen werden. Wo Christus als die Weltseele erkannt wird, die damals im natürlichen Werden philosophisch erfasst, vormals als Zeus gesehen oder platonisch pantheistisch mit der Welt selbst identifiziert wurde, da ist man nicht nur blind, sondern bereits bösartig, wenn man nicht bereit ist, in neuer Weise auch das Wesen nachzudenken, das auch das Neuen Testament als Anfang von Allem vorstellt. Eine taube Theologie ist zum Teufelswerkzeug geworden, das einen Wunderheiler oder persönliche Projektionen als Gott hinstellt. Doch „Gott sei Dank“ hat sich dagegen die Aufklärung aufgelehnt.

 

Die Klarheit des Anfangs zeigt uns, dass es bei Jesus auch nicht um einen neuen Vernunftgott gegangen sein kann, wie ihn die griechischen Metaphysik bzw. Naturphilosophie dachte – letztlich auch die buchstäbliche Christologie heute hinstellt - sondern eine Vernunft/ein Wort, durch das sich der Unaussprechliche vom Anfang selbst vermittelte.

 

Die Unsichtbarkeit der Schöpfungsmacht, die bei den Juden im inzwischen entleerten Tempelkult, den Heiden durch ein hellenistisches Götterpantheon und Kaiser vermittelt wurde, war in kosmischer Wirk-lichkeit/hervorbringender Tat-sächlichkeit wieder lebendig. Nur so lässt sich das Neue Testament erklären, das Christus als Anfang allen Werdens vorstellt, weit vor dem Neuen Testament und gleichzeitig als Grund des Alten Glaubens. Wer sich als dessen Verwirklichung sah, hätte unmöglich einen geheimnisvollen menschlichen Ersatzgott hingestellt, wie er heute in der Kirche verkündet wird. Dass zur Zeitenwende, wo Augustus als erhoffter Messias gesehen wurde, über den wahren Friedensmacher nachgedacht wurde, scheint klar. Doch wer mehr war als einst göttliche Pharaonen bzw. babylonische Herrscher und wen selbst stoische Philosophenkaiser wie Mark Aurel, die den ganzen Kosmos als große Harmonie betrachteten, und alles aus und in der Natur hervorgehend sah, verehrten, kann nicht das gewesen sein, was uns heute die Kirche weis machen will. Und wem dann auch der Kurz-schluss der Kritik hinterher hechelt und dann alles als rückwärts gerichtete menschliche Projektion ablehnen muss.

 

Wer trotz geistesgeschichtlicher Aufklärung einen angeblich als Gott angesprochenen Wanderguru an den Anfang stellt und dies zu allem Übel auch noch als mit der unsichtbaren Schöpfungsmacht versöhnende Offenbarung anpreist, der bewirft nicht nur die Vernunft, das “Haupt des menschlichen Leibes“ wie allen Lebens, mit Dreck, sondern ist verantwortlich für den Unverstand des Wortes im aufgeklärten Weltbild.

 

2. Vom Scheitern natürlicher Theologien ohne ein aufgeklärtes Verständnis des christlichen Anfangs

 

2.1. Teilhard de Chardin und Klaus Berger: Naturerkenntnis und Neues Testament als Mysterium

 

Zwei theologische Aufklärer sind Beispiele, warum es bisher noch zu früh war, den Anfang des Monotheismus und seiner christlichen Reform als von Vernunft ausgehende Aufklärung zu betrachten und deren völlig unterschiedliche Ansätze zur Naturtheologie und zum Neuen Testament sich so gegenseitig zum Mysterium machten.

 

Im Film wird uns Teilhard de Chardin als ein Theologe vorgestellt, dessen Denken von seiner naturwissenschaftlichen Bildung über die evolutionäre Entwicklung geprägt war und der dafür von der Kirche verbannt und seine Schriften verboten wurden. Dabei wird deutlich, wie wenig Jahre es doch erst zurück liegt, dass das buchstäbliche Verständnis theologisches Denken und damit den Glauben völlig absolut bestimmte, alle wissenschaftliche Aufklärung aussortiert wurde. Während wir uns im Seminar von den Gedanken Teilhard de Chardins begeistern lassen, dabei einem der wenigen theologischen Denker begegnen, die mich bestärkten, die aller philosophisch erkannten bzw. der kosmischen Ordnung und Evolution zugrunde liegende Vernunft mit dem Logos der christlichen Lehre zusammen zu denken, bleibt der streitbare Heidelberger Theologe im Hintergrund. Doch gerade von Ihm konnte ich viel über die Lehre des Neuen Testamentes lernen – auch durch seine Schüler – das mir immer klarer machte, dass es bei Jesus weder um einen besonders begnadeten Menschen, noch einen geheimnisvollen Ersatzgott gegangen sein kann. Warum vielmehr nur die naturwissenschaftlich neu begreifbare kreative=schöpferische Vernunft in menschlicher Ausprägung, wie sie uns heute als Anfang des Monothesimus vorgestellt wird und wie sie Teilhard in weitgehend mystischer Sprache als kosmischen Christus zeichnete, auch das Wesen des Neuen Testamentes sein kann. 

 

„Die Älteren unter uns wissen noch, dass es einen kühnen Vermittlungsversuch zwischen Christologie und Fortschrittsglaube gab, nämlich bei dem Jesuiten Teilhard de Chardin. Für ihn geht es letztlich um den kosmischen Christus, den er aus dem Kolosser- und aus dem Epheserbrief herausliest. Die Kirche hat sich gegenüber diesen waghalsigen Spekulationen sehr skeptisch gezeigt.“ So Prof. Klaus Berger in einem Beitrag zur jüngsten Enzyklika des Papstes über den Naturwissenschaftler und Theologen Teilhard de Chardin. Doch dieser wollte den Glaube mit der der Lehre des evolutionären Werdens nur auf einen Nenner bringen, als die Zeit geistesgeschichtlicher Aufklärung dafür noch nicht reif war: Wo der Guru Jesus als junger Gott verehrt wurde und der Anfang eine geisterhafte Eingebung war. Gott, von dem der (von mir verehrte) Neutestamentler bald wöchentlich einen neuen Bestseller schreibt, müsse sich nicht entwickeln, hat Berger in der Bibel nachgelesen und wischt damit Teilhard, der wegen seiner auf Evolution bezogenen und angeblich bibelfernen Vorstellungen von der Kirche verbannt wurde, weiterhin vom Tisch. Dass Teilhard seine Erkenntnis der schöpferischen Natur nicht aus der Bibel liest, sondern sie dort nur begründet und dass es ihm nicht um einen sich entwickelnden Gott gehen kann, sondern die sich ewig weiterentwickelnde Wahrnehmung des einzig vergegenwärtigenden Wortes, bleibt ungenannt.

 

Berger hat bei Barth und Bultmann gelernt, dass Naturwissenschaft und Neues Testament ganz verschiedene Vorstellungen sind, die sich nichts zu sagen haben. Im geisterhaft-dogmatischen Turmbau der Theologie reden Naturwissenschaft und Glaubenslehre weiterhin aneinander vorbei. Der derzeit in Deutschland meistgelesene Theologe, der nach seiner historischen-kritischen Zeit wieder rechts neben die katholische Lehre zurückgekehrt ist und den Mythos beschwört, weil sonst in bisheriger Lesweise alle biblischen Bedeutungsinhalte grundlos werden, hat dazu unlängst in gleicher Bildungseinrichtung, wo wir heute über Teilhard als natürliche Schöpfungsdefinition nachdenken, ein Haus mit ganz verschiedenen Zimmern auf den Flipp-Chart gemalt. In jedem Zimmer muss nach Berger jeweils eine ganz eigene Sprache gelten, bei der –auch wenn dies so deutlich keiner sagt – die Glaubenssprache zur mystischen Esoterik wird. Und solange die Erkenntnisse der Geistesgeschichte nicht konsequent ausgewertet werden, hat er Recht, muss alle Rede über Gott und Schöpfung ein jenseitiger Mythos bleiben, sind alle Ansätze zu einer natürlichen Christologie, die Teilhard bewegten, vom Tisch zu wischen.

 

Auch wenn viele heutige Seminarteilnehmer mit Sicherheit nicht die Ansicht des großen Theologen Berger teilen, andächtig über die recht mystisch klingenden Texte Teilhards brüten, sich von dessen Erkenntnissen über einen Prozess evolutionärer Vollendung und Hoffnungen auf ein neues Bewusstsein begeistern lassen, so bleibt dies eine unbedeutende Ansicht von einer angeblichen Kunstfigur: dem kosmischen Christus. Mit dem Christus der Kirche hat dies angeblich nichts zu tun. Was bleibt ist eine mystische Betrachtung der Natur in einer völlig eigenen Sprache, über deren Hoffnung auf das große „Omega“ man sich freut, die man aber nicht wirklich nachvollziehen kann und die dann als Mysterium eines naturwissenschaftlichen Theologen gelesen wird.

 

Solange der kosmische Christus, auf den Teilhard aufgrund seines Wissens um evolutionäre Entwicklung seine Hoffnung setzte, nicht als genau das vernünftige Werden durchdacht wird, von der auch das Neue Testament handelt, bleiben natürliche Christologie, wie auch die christliche Lehre mystische Rede, ohne Realität.

 

Dabei müsste doch gerade Berger, der immer wieder belegt, welche durchdachte Theologie sich hinter dem Neuen Testament verbirgt und der mir mit jeder seiner unzähligen Aussagen als großartiger Exeget, Geschichts- und Geisteswissenschaftler klarer macht, dass es damals nur um die griechisch-jüdische neu als Gottessohn erkannte Vernunft aller Naturgesetze gegangen sein kann, die notwendige Brücke bauen können. Doch so wie es für Teilhard noch zu früh war, den kosmischen Christus als die dem Neuen Testament zugrunde liegende Vernunft nachzuweisen, so bleibt auch Berger im alten Bild gefangen. Wer seine gesamte Lebenslehre auf einen geheimnisvoll als Gott angesprochenen und offenbarenden Gutmenschen mit Namen Jesus gebaut hat, unzählige Bücher darüber verfasst und Vorlesungen gehalten hat, der kann noch so viel Wissen anhäufen, dass es darum weder im Neuen Testament bzw. der gesamten geistigen Auseinandersetzung der Zeitenwende gegangen sein kann, er muss weiterhin alle Lehre vom Logos auf den Menschen mit Namen Jesus beziehen, macht damit das Neue Testament bzw. den gesamten Glauben zum Mythos menschlicher Projektion: Die Zeiten-wende vom Mythos zum Logos, die wir heute auch im Exil, am Anfang des Monotheismus nachweisen, wird so ins Gegenteil verkehrt. Doch der postmoderne Jesus, den Berger in seinem Jesusbuch gegen alle Zeitströmungen beschwört, kann nach dem, was wir vom Anfang wissen, ebenso wenig der von ihm geforderte Mythos sein, wie ein hoheitliches Dogma, das Prof. Ratzinger als Papst Benedikt IVX. in seinem viel diskutierten „Jesus“ gegen alle historische Kritik verteidigt.

 

Was soll beispielsweise der Hinweis des Religionswissenschaftlers Berger, dass Paulus & Co. ihre Hoffnung bzw. frohe Botschaft nicht aus der Luft gegriffen hätten, wie Lottospieler, die auf die ungewisse Chance hoffen, den Jackpott zu knacken, sondern einen ganz berechtigten Grund hatten, wenn der Logos ein großes Geheimnis einer Lehre bleibt? Sich auf eine unsichtbare Wirklichkeit zu berufen, den Mythos zu beschwören, wie es Berger derzeit tut, weil er als aufgeklärter Wissenschaftler sieht, dass es um weit mehr geht, als bisher historisch-kritisch beiseite geschoben, hilft nicht weiter, wenn nicht über eine antike Aufklärung bzw. Vernunft nachgedacht wird. Was Thema des von ihm an den Anfang gestellten Johannes ist und über was die in seine Übersetzung des Neuen Testamentes aufgenommenen, bisher als gnostisch aussortierte Theologie klar werden läßt, kann kein mysteriöser Menschengott gewesen sein. Die gesamte Christologie, die von aufgeklärter Vernunft aus logisch zu erklären wäre, wird so zur Leeere, die nur noch lächerlich ist.

 

Gleichwohl machen gerade Berger und seine historisch-kritisch forschenden Schüler mit jedem Zutage Fördern von neuem Wissen klarer, dass es damals nicht um einen zu Gott erhobenen Guru gegangen sein kann. Doch solange er, wie die kritischen Forscher nur einen Gutmenschen an den Anfang stellen, über dessen Auferstehung er schon vor vielen Jahren mit dem inzwischen deswegen aus der Kirchlehre ausgeschlossenen Auferstehungsleugner Prof. Lüdemann stritt, ist weder die wieder aufgeklärt zu erkennende Vernunft allen Werdens, noch die des Neuen Testamentes, auf einen Nenner zu bringen. Dabei müsste beispielsweise Lüdemann, der als eine Spitze der historischen Kritik gilt, vieles wieder aufrollt, was die Radikalkritik meist holländischer Religionsaufklärer vor Jahrzehnten urteilten und der gleichzeitig auch Experte für Gnosis ist, klar sein, dass es in der Diskussion der Zeitenwende nicht um einen kirchlich zu Gott gemachten Menschen mit Offenbarungseingebungen oder ein Geistesgebilde gegangen sein kann. Wer sich die inzwischen als Anfang des Neuen Testamentes wissenschaftlich anerkannte Gnosis mit ihren Logien/Weisheitssprüchen über das Vernunftgefüge bzw. Werden der Welt vor Augen führt, der kann – nach dem was wir vom Anfang wissen -  auch bei der Gnosis nicht weiter nur über vergeisterten inneren Stimmen nachdenken, sondern muss in der Gnosis die Neuerkenntnis des in aller Natur wirksamen Wortes, einer ewigen Weisheit erforschen.

 

Doch weder die vielen Kritiker der alten Lehre, die längst die Anerkennung der Gnosis als Anfang des Neuen Testamentes durchgesetzt haben, noch Berger, denken konsequent über das vernünftige Werden in menschlicher Person als historisch-hoheitlichem Wesen der christlichen Gnosis, den neuen Glaubens nach. Gleichwohl sich dies mit jeder neuen Auswertung von Ausgrabungen, die Aufschluss über das Aufklärungsdenken vom Anfang gibt, immer deutlicher aufdrängt. Ob Berger die kosmische Weisheit zum Thema macht, die auch in Qumran den Ton angab, ob er zeigt, was dort bzw. in Jerusalem damals gedacht wurde, warum der hoheitliche und der historische Jesus nicht getrennt werden dürfen, wie kurzsichtig oft die historische Kritik und unser Banalverständnis ist, was uns die Bedeutungsinhalte der Bibel sagen wollen, wie großartig das theologische Denken war, das sich hinter den durchdachten Auseinandersetzungen verbirgt und welche Bedeutung den unzähligen bisher außerbiblischen Texten der Zeitenwende zukommt, die er in seine Neuübersetzung aufnimmt… all dies weist unweigerlich den Weg zu einem Wort, das allem natürlich-evolutionären Werden zugrunde liegt.

 

2.2. Ohne Vernunft/Logik des Anfangs gehen alle theologischen Versuche ins Leere

 

Der Reformjude Jesus wurde nach seinem Tod dem Judentum entfremdet, römisch verkirchlicht, indem man ihn mit dem so etwas wie dem Logos des Philosophen Philon zum Gottessohn erhob. Dabei wäre es diesem Zeitgenossen Jesus in der Bildungsmetropole Alexandrien um die Vernunft, abstrakte Naturprinzipien gegangen, die er als Gottessohn gesehen hat und die doch ganz und gar nichts mit dem Gutmenschen Jesus zu tun hätten. So denkt der historisch-kritische Kurzschluss, der allen Kritikern, wie der Kirchenlehre selbst inne wohnt und alle zutage geförderten Geschichtserkenntnisse im Keim erstickt. Die Christologie wird so als ein Kirchenbauwerk verstanden, das heute ohne Halt in sich zusammenbricht. Selbst Religionswissenschaftler, die in der ZNT (Zeitschrift für Neues Testament) ihr Wissen austauschen, dabei die Christologie des Philon beleuchten und um seine allegorische Lesweise des Alten Testamentes wissen, bleiben in diesem Denken gefangen. Doch genau dieser Kurzschluss ist nach neuer Erkenntnis über den Anfang des Monotheismus unhaltbar, muss so auch zu einem anderen Denken über dessen jüdisch-griechische Reform führen. 

 

Wenn wir die Vernunft der Welt an den Anfang des jüdischen Monotheismus stellen, dann wissen wir, warum Jesus Jude war und bleibt. Und warum auch Paulus nicht als anmaßender Kirchenideologe zu sehen ist, der den guten Jungen dem Judentum entfremde. Warum in Verwendung gnostischer Vorgänger (die Radikalkritik hat längst die Anleihen der in seinem Namen getroffenen Aussagen bei bisher aussortierten Gnostikern klar gemacht) nicht eine philosophisch eingefärbte Lehre ins Leben rief, sondern er vielmehr ein Paradigma verkörpert, das den monotheistischen Kult der Juden von der schöpferischen=kreativen Vernunft in einer bei ihm nur im Hintergrund stehenden menschlichen Gestalt reformierte, und ihn nun wahrhaft für Juden und Griechen zugänglich machte, lässt sich von einer anfänglichen Vernunft aus logisch belegen.

 

Zu den wenigen Theologen, die sich heute mit dem Thema Natur und Schöpfung auseinandersetzen und die hier  beispielhaft aufgegriffen werden, gehört Jürgen Moltmann. Doch was nutzt es, wenn er über ein Gedächtnis oder eine Weisheit der Natur und allen Überlebens nachdenkt, wenn er dies nicht mit dem Wesen des Neuen Testamentes zusammen denken kann. Es bleibt bei einer Hermeneutik der Natur, die unbeteiligt neben der biblischen Lehre steht. Letztlich wird dann immer wieder versucht, biblische Lehre in die kosmische Ordnung bzw. deren natürliche Sinnhaftigkeit hineinzulesen. Zu einer Vergegenwärtigung der realen Schöpfungsmacht, kann dann auch alles Nachblättern bei modernen Theologen, die die Naturordnung nicht einfach völlig außen vor lassen wollen, nicht beitragen. Auch wenn über Natur-, Zeitbegriff nachgedacht wird und die notwendige Dynamik deutlich wird, die wir für die Erkenntnis benötigen, so dominiert meist eine statische Betrachtung, die Angst hat, der Buchstäblichkeit zu widersprechen. Viele Gedanken Molmanns verweisen auf den Anfang des Monotheismus. Es wird deutlich gemacht, dass es auch heute um die Entgötterung, Entmythologisierung der Natur gehen muss, eine Begeisterung für die Weisheit des natürliche, kreative Werdens, die nicht die Welt selbst ist. Doch nach wie vor steht der Buchgott dem undefinierbaren Grund der Biologie gegenüber. An eine Vergegenwärtigung der aller Natur wie menschlicher Geschichte Sinn- und Vernunft gebenden hervorbringende Macht, die bereits in der Weisheit am Anfang des Monotheismus als undenkbar erkannt wurde, ist nicht zu denken.

 

Wenn dann bei modernen Theologen nachgelesen wird, dass Gott als Schöpfer der Natur einer wäre , der alles mit Geduld trägt und dadurch den Dingen Zeit lässt und Raum gibt, bleibt das eine beliebige Meinung. Ob das biblische Gottesbild als himmlischer Monarch, als Weltuhrmacher oder eines geduldigen Atlas, der die Welt mit ihren Fortschritten und (angeblichen) Fehlschlägen auf den Schultern trägt und allen Dingen Zeit gibt, weil er seine Hoffnung darauf setzt, hingestellt wird, mit dem Anfang des Monotheismus und ebenso dem Grund christlichen Glaubens hat dies so wenig zu tun, wie mit evolutionswissenschaftlicher Realität. Wenn versucht wird, den Buchgott mit dem Schöpfer der Biologie auf eine Reihe zu bringen, wird nicht nur beim Kreationismus, sondern auch auf moderne theologische Weise meist nur ein neuer selbstherrlicher Theorien-Turmbau in die Welt gestellt. Dieser führt nur zur neuen Sprachverwirrung, bleibt nicht nur völlig neben der Naturbeschreibung, sondern auch dem Neuen Testament -und wie wir inzwischen wissen auch dem Anfang des Monotheismus- stehen. Es hat der Welt dann nicht wirklich was zu sagen. Von einer gemeinsamen Sinngebung die von einer undefinierbaren Allmacht, deren vernünftiger Vergegenwärtigung ausgeht, sind wir dann weit entfernt. Die Hoffnung, von der gesprochen wird, kann nicht in der Aufklärung bzw. evolutionärer Weiterentwicklung begründet werden, sondern bleibt ein märchenhaftes Papierprodukt der Bibel. Theologie, von der man weiß, dass sie sich als wahre Philosophie, der Liebe zur wissenschaftlichen Wahrheit verstand, wird so zur persönlichen Märchenstunde und dann innerhalb der modernen Universitätslehre auch so eingestuft.  

2.3. Vernunft- und Naturphilosophie führen ohne neuen Anfang in pantheistische Ideologien 

Nicht nur Hegel hatte die universale Vernunft, auf die sich der Papst heute berufen will, in Händen, beschrieb in seiner Dialektik das schöpferische Wort. Auch Aufklärer wie Schelling, Fichte, Feuerbach, Engels und Marx, gingen von einem Vernunftgefüge des Kosmos aus, das bei ihnen jedoch nur in verschiedene humanistische Ideologien, beispielsweise dem Kommunismus mündete. Es würde zu weit führen, den verschiedenen Geistesbewegungen der anfänglichen Aufklärung nachgehen zu wollen. Doch wurden sie alle von einer Kritik des Kirchenglaubens getragen, die nur den Unsinn eines rein „verkündeten“ Erlösungsglaubens aufgrund angeblich geheimnisvoller Offenbarungen vor Augen hatte. Wo am Anfang Vernunft war, konnte so nur Irrationalität als Ausgangspunkt gesehen und in der Glaubensgegenwart ausgewertet werden.

Der Gottesbegriff, vor dem Moses warnte, wurde als inkonsistent entlarvt.  Die Gottesbeweise, die es nach der Weisheit des Anfangs nicht geben kann, wurden abgestritten und so der Glaube als Absurdität analysiert. Statt über das vernünftige natürliche Werk nachzudenken, sich für das zu begeistern, was man immer deutlicher machte, wurde im „Ontologischen Gottesbeweis“ versucht ein „vollkommenstes Wesen“ nachzuweisen. 

Der „Kosmologische Gottesbeweis“ stellte einen zauberhaften Konstrukteur oder Uhrmacher als notwendige Ursache, ersten Erklärungsgrund an den Anfang. Wie sollten da die Aufklärer erkennen können, dass die von ihnen vermittelte Vernünftigkeit des kosmischen Kausalgefüge die einzige Vermittlungsinstanz war, durch die sich die undefinierbare Allmacht des Anfangs vermittelbar machte.

 

Und auch der bis heute teilweise vertretene „Teleologische Gottesbeweis“, der aufgrund der Ordnung und Zweckmäßigkeit der Welt auf einen buchmäßig vorgesetzten Schöpfer schließt, führt zum geltungslosen, fragwürdigen Analogieschluss, wenn nicht ein Anfang mitbedacht wird, der keinen alles genau vorbestimmenden, konkret zielenden Gott setzte bzw. ein vorgesetztes Gottesbild übernahm, sondern sich aufgrund der vernünftigen, kreativen Ordnung für eine hervorbringende Macht begeisterte und sie persönlich ansprach.

 

Wo nicht das Vernunftgefüge des Kosmos auch die Schöpfung vermittelnde und maßgebende Größe des Monotheismus war, musste die Religion als genau das gesehen werden, was bei Feuerbach, Marx und Nietzsche nachzulesen ist. Ohne natürlich-logischen Grund konnte nur ein Glauben analysiert werden, der – wie Hume zeigte - nur seine Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste in den Himmel projizierte. Dabei hat selbst Hume noch über einen vernünftigen Theismus nachgedacht, der die kosmische und die menschliche Intelligenz vereinen, zur mündigen Selbstbe-herr-schung des Menschen führen sollte. Doch dafür war es noch zu früh. Die scharfe Religionskritik der Aufklärer richtete sich allerdings nicht gegen das, was wir heute vom Anfang wissen, sondern was in den Händen gehörloser Selbst-herr-lichkeit im Laufe vieler Jahrhunderte daraus wurde, letztlich im ewigen Dialekt aber die Voraussetzung für die Aufklärung – auch in Sachen Geistesgeschichte - war. Wo Gott nur als das Produkt menschlicher Fehlbestimmung, nach Feuerbach gar als Projektion des eigenen Egoismus gesehen wird, kann keine Bestimmung für eine vernünftige Lebensweise abgeleitet werden. Was die anfänglichen Aufklärer vor Augen hatten, war nicht nur unnütz für die Bewältigung der Weltprobleme, sondern höchst schädlich für die geistige Entwicklung einer vernünftigen Weltgesellschaft.

 

Doch so wie die Kirchenlehre am vermenschlichten biblischen Gottesbegriff scheiterte, scheinen auch die Philosophen an einer pantheistischen Vergottung der in aller Biologieordnung erkannten Vernünftigkeit gescheitert. Was am Anfang der Aufklärung von vielen Philosophen als Weltvernunft eine reale Größe gesehen war, konnte nicht als schöpferisches Wort gedeutet werden, das mit die unsagbare Allmacht vermittelnd/versöhnend am Anfang des Monotheismus und Christus stand, sondern wurde – getreu nach kirchlicher Christus-Vergottung – selbst zum metaphysischen Gottesbegriff. Entgegen aller Warnungen am Anfang des Monotheismus, war man immer wieder auf der Suche nach Gott selbst. Im Streit der Philosophen, der mich an die Diskussionen der christlichen Apologeten und frühen Kirchenkonzile erinnert, wurde – ähnlich wie auch bei der Stoa - die Vernunft als eine Art Gott gesehen. Während man vorher die menschliche Unzulänglichkeit vergottete, wurde jetzt die Welt, ihr Vernunftbau im philosophischen Pantheismus zu einem neuen Gottesge-bild-e. Wie eine geistige Masse wurde das, was am Anfang als vermittelndes, bildendes Wort verstanden wurde, so zum metaphysischen Mysterium, von dem dann keine Bestimmung ausgehen konnte und philosophische Aufklärer, wie Kant, wieder befreiten, so den Weltbau völlig säkularisierten.

 

Auch die Probleme, die als wiederholte Kränkung des Weltbildes durch Kopernikus, Keppler, Giordano Bruno und Galilei, später Darwin und Freud verstanden wurden, betrafen nicht den Monotheismus des Anfangs, der ohne festen Bau ständig immer neu vermittelnd weiterzieht, sondern ein von mittelalterlicher Kirche zu bewahren versuchtes Glaubensbild. Doch die Neues Denken hervorbringende Vernunft siegt. Sie lässt sich nicht durch kirchliche Verbrennungen und Verbannungen bremsen. Der Tod, den Nietzsche dabei analysierte, betraf nicht die undefinierbare wirk-liche Allmacht vom Anfang, die sich nur durch Vernunft vermittelt, sondern ein einge-bild-etes Mysterium. Auch wenn sich durch den Tod des alten Gottesbildes eine Denkfreiheit ergab, der Weg zur naturwissenschaftlichen Aufklärung endgültig frei wurde, war die Vernunft als geschichtlicher Anfang der biblischen Geschichten noch nicht denkbar.

 

Weder die Vernunft, die beispielsweise Hildegard von Bingen in der einfachen Natur schaute, noch die Vernunft, die als philosophische Gottesvorstellung von Spinoza und Einstein gelten und die letztlich erst mit der Relativitätstheorie empirisch messbar war, konnte als Hinweis auf den undefinierbar bleibenden Be-stimmer des jüdischen Glaubens gelten. Die mit der modernen Aufklärung entstehende neue Klarheit über die einheitlichen Gesetze und die Vernunft-Struktur des gesamten Universums, die für in unermessliche Weiten und Zeiten gelten und nach der sich der Mensch ausrichten muss, konnte so weder neue Klarheit über den einen undefinierbaren Creator des anfänglichen Monotheismus bringen, noch als menschliches Verhalten bestimmend gesehen werden. Allenfalls ein moderner Pantheismus, bei dem der Logos immer wieder selbst als Gott gesehen wurde, war die Folge. Wie auch beim Kurzschluss der historischen Bibelkritik, wurde der Logos selbst als Gott gesehen, verlor so seine vermittelnde Funktion, konnte der Welt keinen Sinn geben.

 

Die kosmische Ordnung, die Einstein wie andere Naturwissenschaftler und Philosophen als Ausdruck einer uns weit überlegenen Vernunft bzw. Logik sah, einer ewigen Harmonie, von der wir nur einen geringen Abglanz kennen, konnte von dem freien Geist noch nicht mit dem Wort zusammengedacht werden, das von den Propheten am Anfang verstanden wurde. Gleichwohl bereits Einstein bei David und den Propheten Hinweise auf die Vernunft fand, die sich ihm mit Spinoza als Harmonie des Seienden offenbarte, konnte er noch nicht sehen, dass in der Person David diese kosmische Weisheit auf lyrische Weise personifiziert war und in der Mechanik des realen Himmels, die Newton und Kepler aufklärten, das gleiche Wort gehört wurde, das bereits in anfänglicher Offenbarung die Propheten auf den selbst Unaussprechlichen verwies. Der vermenschlichte Gott, von dem sich manche bis heute ein-bild-en, dass er als eine Art guter Opa aufgrund abendlicher Gutnachtgebete für das Gelingen am nächsten Tag sorgt, verhinderte, dass darüber nachgedacht werden konnte, wie die kosmisch wirk-same Vernunft jeden einzelnen Lebensablauf bestimmt. Der abstrakte Logos, das aufgeklärte Vertrauen auf den vernünftigen Weltbau bzw. die Ordnung aller Naturkonstanten blieb eine bedeutungslose kosmische Religiösität, die wie bereits bei Goethe, in modernen Pantheismus mündete.

 

Während Descartes und Newton, wie ihre vielen Nachfolger überzeugt waren, das natürliche Buch Gottes mit Mathematik und allgemeingültigen ewigen Naturgesetzen offenbar zu machen (wenn auch mit jeweils unterschiedlichen Ansätzen), behielt weiterhin eine mystische Offenbarung die Oberhand, die zu allem Übel die Buchstaben als lebendiges Wort bezeichnete. Statt wie am Anfang anzuerkennen, dass eine unsagbare Allmacht durch das Wort alles hervorbringt und über dieses Wort hinaus nichts zu sagen ist, wird ein vermenschlichter Gotteswille hinterfragt, dessen Wille nicht durch die Naturgesetze eingeschränkt werden darf. Auch wenn nun, nachdem die biblischen Wunder allegorisch gedeutet werden, selbst angebliche Geistheiler inzwischen psycho-logisch klar sind, nirgends mehr eine Naturbrechung, etwas Unnatürliches mehr zu sehen ist, sucht man nach einem eingebildeten Schöpfer, der das bewirkt, was nie war und nach heutigem Ermessen nie sein wird.

 

Wo die Naturgesetze nicht als Schöpfungsordnung gesehen werden, will man „seinen Gott“ nicht der Natur unterwerfen. Man ist dann eher bereit, schöpferisches Handeln auf die Quantenzufälligkeit zu reduzieren, als die allmächtige Vernunft des Anfangs, die in allen Naturgesetzen neu nachgewiesen wurde, als vermittelndes Wort zu realisieren. Statt wie am Anfang des Alten Testamentes in rationaler Ordnung vermittelndes und Kult bestimmendes Wort anzuerkennen oder wie im Neuen Testament über Schöpfungshandeln zu schweigen, nur den Logos/die Vernunft reden zu lassen, wird angeblich der Bibel wegen ein Gott gesucht, der Dinge tut, die wir aufgrund des Aufklärungswissen seit dem Urknall und in den unendlichen Weiten des Universums ausschließen. Und warum soll beispielsweise die unsagbare Allmacht nicht genau dort ihre Freiheit haben, wo wir in den Evolutionsprozessen einen ganz natürlichen Zufall sehen, deswegen aber Schöpfung ausschließen wollen? Nicht, dass alles erklärt wäre. Doch einen Gott weiter als Erklärungsgrund zu missbrauchen bzw. zuständig für das, was unerklärlich ist, übernatürlich, um seinem Idol Willensfreiheit zu lassen, der Gefahr zu entziehen, dass er sich zuverlässig und ewig treu an seine Naturgesetze hält, ist das Gegenteil von dem, was am Anfang war.

 

Einer hervorbringenden Energie, die in kreativer Freiheit und Zufall auch vernunftbegabte Wesen zum Fortschritt in vernünftig-schöpferischer Tauglichkeit treibt, uns als biologische Gen-Maximierer nicht nur unsinnig Samen streuen, sondern Familienvorsorge betreiben und Weltzukunft denken lässt, so letztlich nichts dem überlässt, was wir rein biologisch als willkürliche Zufälligkeit beschreiben, steht das eingebildete Gottesbild im Wege. Die Entleerung des Kosmos zur einem sinnlosen Gebilde geht daher nicht auf das Konto der Aufklärung, sondern der bildhaften Kirchenlehre, die sich einem klaren, mündigen Monotheismus noch immer entgegenstellt.

 

Eine umfassende, aufgeklärte Sicht des Kosmos, die sich nicht in rein philosophischer oder privater Schöpfungsspiritualität erschöpft, sondern den Mensch als Teil der monotheistischen Ordnung alter Kirchenlehre verbindet, wird zwar als notwendig gesehen, ist aber ohne das Geschichtswissen vom Anfang noch nicht denkbar. Der Mensch des Glaubens bleibt so ohne die ganzheitliche Sicht des Weltgeschehens aus der wahren wirklichen Welt ausgeschlossen: Wo vom maßgebenden Sinn des Seins gesprochen wird, muss so weiter in alten Dokumenten nachgeblättert werden. Der Sinn/die Vernunft, die in aller kosmisch-biologischen Ordnung ganz natürlich ist, kann erst als alles Leben bestimmend gesehen werden, wenn wir sie in konsequenter Verwertung des Wissens an den Anfang stellen. (Statt inkonsequent angeblich geheimnisvolle Offenbarungen dagegen zu stellen.)

 

2.3. Prozesstheologie bleibt privates Philosophie-Produkt neuer Theorien-Turmbau

 

Die Einsichten des englischen Mathematikers, Naturwissenschaftlers und Philosophen Alfred North Whitehead, auf die sich die Prozesstheologie stützt, mögen in die richtige Richtung gehen. Doch solange sie ein mehr oder weniger privates philosophisch-theoretisches Lehrgebäude bleiben, können sie der monotheistischen Religion keine neue Richtung geben, die auf realen Grund im Prozess des natürlichen Werden verweist, dort in neuer „Wörtlichkeit“ das ewig hervorbringende „Wort“ neu hören lässt. Ohne vom Verstand des Wortes vom Anfang auszugehen, das nur auf eine unsagbare hervorbringende und menschlich bestimmende Macht verweist, wird auch alle Spekulation über eine Vernunft des natürlichen Prozesses zu einer vergeblichen Suche nach Gott selbst. Es wird immer wieder über ein Gottesbild spekuliert und dabei ein Theorien-Turmbau gebildet, der keinen historischen Bezug hat und bedeutungslos bleibt.

 

Eine Alternative zur Buchstaben- und menschlichen Selbstvergötzung mit inzwischen entleerten Mythen, die trotz naturwissenschaftlicher Aufklärung dogmatisch als offenbarendes Gotteswort hoch gelobt werden, kann die Prozesstheologie ohne ein neuen Bewusstsein vom Anfang so wenig geben, wie viele andere ins Leere mündende Strömungen, die vergeblich versuchen mit der Naturwissenschaft ins Gespräch zu kommen.

 

2.4. Alle natürliche Theologie bleibt ohne die Aufklärung vom Anfang nichts sagend

 

Sie wäre der ewige Versuch, die Frage zu beantworten, was weiß der Mensch vor bzw. außerhalb der Offenbarung Gottes von Gott, wird man belehrte, wenn man im Internet nach „Natürlicher Theologie“ sucht. Und genau damit macht man die Rechnung ohne die reale Macht, die bei anfänglicher Aufklärung in aller Natur gesprochen, sich in alter Weisheit als selbst unsagbar klar gemacht hat. Die in allen Naturgesetzen hervorbringende Vernunft, die am Anfang war und wieder vernünftig zu verstehen wäre, wird so der gewohnten geheimnisvollen Bilder zuliebe, die zu allem Übel auch noch als „Offen-bar-ung“ bezeichnet werden, geopfert.

 

Die sich in Moses & Co. ausdrückende Hoffnung auf einen sich im Werden immer wieder neu offenbarende, dem menschlichen Bewusstsein vergegenwärtigende alles gemeinsam hervorbringende Macht, deren menschlich-vernünftige Vergegenwärtigung messianische Erwartung der Zeitenwende war, wird so ins Absurde geführt. Natürliche Theologie wird dann als ein immer wiederkehrendes Phänomen der Geschichte gesehen, das auch mit dem Neuen Testament nichts zu tun habe. Egal in welcher Reihenfolge die Versuche aufgezählt werden, von Platonismus, über Stoa, bis zu Philosophen neuzeitlicher Aufklärung und Naturtheologien, das alles hat nach alter Lesweise nichts mit dem alten Gotteswort der Propheten bzw. dem guten historischen Jungen am Hut, dem angeblich ein kirchlicher Heiligenschein als Christus bzw. Vernunftgott aufgesetzt wurde und der so geheimnisvoll das alte Wort verkörpert haben soll. Bei so viel Vergeisterung bzw. Vergötzung entleerter Dogmenbilder gehen die gesamten naturalistisch-aufklärenden Lehren ins Leere.

 

Statt sich die Logik bewusst zu machen, die den anfänglichen Lehren vom unsagbaren Gott und seinem allein auf ihn im Werden verweisenden Wort zugrunde liegt, wird nur ein Widerstreit mit kirchlicher Offenbarungstheologie gesehen. Da diese lustig und munter einen angeblich monotheistischen Gott malt – auch wenn sie weiß, dass es bei Moses so nicht war - wird so auch die Philosophie verleitet, die Vernunft oder die Natur neupantheistisch immer wieder selbst zu vergotten, statt zu neuzeitlich aufgeklärten Hörern zu werden. Das Weltbild muss so unweigerlich auseinander brechen. Eine universale, inklusive Wahrheit, die logischerweise alle vormaligen Denkweisen und Vernunftbilder in Göttergestalt einbindet, wie sie auch in der Person Jesus neu gegeben sein soll, wird absurder Alleinseligmachungsanspruch, solange wir den Sohn und die durch ihn geschehene Offenbarung nur in mystischen Stammes-Dogmen oder einem neuen Religionsgründer oder gar Kirchenideologien begründen. Was im alten Sinne weder einen geschichtlichen Grund hat, noch als Geistesgeschichte des natürlichen Hörens verstanden wird, kann nicht als globaler Grund der menschlichen Geistesgeschichte, unserer Vernunft gelten, den die Welt heute mehr denn je notwendig hätte. Doch weniger als die Unterscheidung im prophetischen Monotheismus, die sich ähnlich wie auch die heutige Aufklärung logischerweise vom vielfältigen Götterkult, Menschen- bzw. Königsverherrlichung und zauberhaften Naturgottheiten abheben musste (ohne dies allerdings abzulehnen, sondern weiterführend aufzunehmen), erscheint der christliche Alleinoffenbarung als das Problem.

 

Nun, nachdem kein ernstzunehmender Religionslehrer mehr die Genesis wörtlich nimmt und längst über den Evolutionsprozess als schöpferisches Wirken nachgedacht wird, ist das Wesen des Neuen Testamentes der eigentliche Stolpestein. Die Selbstoffenbarung Gott in Jesus wird nicht nur von Karl Barth als Grund für eine anscheinend unumstößliche Trennung zwischen Theologie (die so blinde Buchlehre wird) und Naturwissenschaft gesehen, die bis heute das gesamte theologische Denken prägt. Gleichwohl bereits Barth analysierte, dass die Theologie zur Anthropologie geworden ist, die ihre eigenen vermenschlichten Götzen errichtet und am alten Gott vorbeigeht, sieht er im Selbstoffenbarungsmythos Jesus den letzten halt. Ohne noch auf die Weltvernunft aller natürlichen Schöpfung schließen zu können, so den Dialog mit dem Lebendigen offen zu halten, muss weiter ein Gottmenschen vergöttert werden, wird so alles zum Mythos. Während am Anfang die Wende vom Mythos zum Logos war, ist jetzt die Rolle rückwärts. Damit wird auch die Selbstoffenbarung im Jesus genannten Logos auf den Kopf gestellt. Gleichwohl man schriftgelehrt klar macht, wie Paulus in Jesus das Ende der Gesetzlichkeit sah, Jesus das lebendige Wort, der neue Tempel, die alte Schöpfungsweisheit war, wird Gottes Werk und Wirken wird nicht in realer Wirk-keit, natürlicher Tat-sache, sondern nur im Buch nachgeblättert, das man selbst als Mythos analysiert.

 

Auch die Entmythologisierung Bultmanns und seiner Schüler stellte das biblische Handeln Gottes noch außerhalb die reale Welt. Da hilft es auch nichts, wenn heute Systemtheologen, wie Wolfhart Pannenberg nicht länger zwischen zwei Heilsgeschichten unterscheiden wollen oder Hans Küng in seinem neuen, von Naturwissenschaftlern angepriesenen Buch über natürliche Schöpfung nachdenkt. Wenn das christliche Wesen nicht als Weltwirksames Wort/Vernunft verstanden wird, wie am Anfang war, bleiben das alles papierne Spekulationen.

 

Zwar wird darüber nachgedacht, dass neben den holländischen Radikalkritikern, die ein Leben Jesus abstritten, Paulus als Gnosis entlarven wollten, auch am Ende des 19. Jahrhunderts amerikanische Theologen („Lux mundi“) waren, die der Naturwissenschaft zugestanden, die Methode der Schöpfung zu beschreiben und die mit Jesus die schöpferische Vernunft, das Wort identifizierten, das sich in den Stufen der Evolution in zunehmendem Maße der Welt realisiert. Doch blieben das ebenso unbedeutende Betrachtungen, wie bei Teilhard de Chardin. Solange das Jesus genannte Offenbarungswesen zwischen geheimnisvoller Dogmatik, allzu kurz schließender Historienkritik und immer wilderen Spekulationen aufgrund neuer Funde ein Sakrileg der Kirche bleibt, das phantastisch ausgeschmückt in Roman-Bestsellern die Sensationslust der Massen befriedigt, bleibt der Kosmos leer, kann keine Be-stimmung/Wort verstanden werden, das auf die universale Allmacht des Anfangs verweist.

 

Doch die Trennung und Verdeutlichung, dass die Bibel kein Biologiebuch sein will, führte zur heutigen Klarheit auf beiden Seiten. Sie war somit im schöpferischen Sinne kein Fehler, sondern scheint ein Meilenstein im Aufklärungsprozess. Dass am Anfang in der natürlichen Ordnung genau das Wort verstanden wurde, das wir heute denken zwischen zwei Buchdeckeln als Gotteswort in Händen halten, kann klar werden, nachdem die Ergebnisse der kritischen Forschung, wie der naturwissenschaftlichen Erkenntnis ausgewertet sind. Und je deutlicher wird, dass es am Anfang nicht um Offenbarung in Einzelgestalten bzw. durch Menschen mit Sonderbegabung ging, desto klarer erscheit, dass es auch in der christlichen Selbstoffenbarung um mehr ging, als bisher angenommen.

 

2.5. Die Suche nach einem Creator und intelligenten Designer macht taub für das offenbarende Wort

 

Wie soll die aufgeklärte Welt über ein Wort in allem evolutionären Werden nachdenken können, wie es damals in Babylon verstanden wurde und in der Geschichtsgestalt Jesus lebendig war, wenn im buchstäblichen Bezug auf die tief einge“bild“eten Göttervorstellungen das natürliche Werden verleugnet wird?

 

Statt in der Kreativität/den alles Leben hervorbringenden der kosmischen Prinzipien nach dem Wort zu hören, wie es nicht nur die Propheten verstanden, sondern auch die die alten Texte allegorisch deutende Philosophie in der Bildungsmetropole Alexandrien zur Zeit Jesus, wird durch ein an Buchstaben klebendes Schöpfungsverständnis die ganz natürlich-vernünftige Kreativität verleugnet. Statt in Zufall, Mutation und Selektion die kosmische Kreativität zu zeigen, streitet diese der fälschliche „Kreationsismus“ ab. Das Ergebnis ist eine ganz eigenwillige Lehre, bei der nicht davor zurückgeschreckt wird, die „Arche“ (das Urprinzip, auf das nach antikem Denken möglicherweise alles zurückgeführt werden muss) mit kleinwüchsigen Tieren zu besetzen und die „Sintflut“ geologisch nachzuweisen. Wen wundert es, wenn das dann zu genau der Sprachverwirrung führt, wie sie bereits für Babylon beklagt wurde.

 

Und kaum besser geht es bei der neuen kreationistische Deutung, die zwar die Naturkonstanten bzw. Evolutionslehre nicht verneint, aber weiterhin hier nach einem übernatürlichen Wesen sucht, das alles so intelligent entworfen hat. Auf den ersten Blick erscheint „Intelligent Design“ auf genau die Intelligenz aller Natur zu verweisen, die in ähnlicher Weise am Anfang des Monotheismus als Wort verstanden wurde und die beispielsweise auch Einstein im Blick hatte. Doch bei näherer Betrachtung wird auch hier immer wieder nur über ein übernatürliches Wesen nachgedacht, soll ein geheimnisvoll handelnder Gottes als Designer gesucht werden, der durch die Buchstaben tief eingebildet ist: Das menschliche Bild eines Gottes, der sich das alles so schön ausgedacht hat.

 

Mit dem, was wir vom Anfang des Monotheismus wissen, lässt sich die Vorstellung eines geheimnisvollen Designers nicht verbinden. Noch weniger mit dem, was das buchstäbliche Denken vom Neuen Testament sagt. Statt von einer ganz natürlichen kosmischen Intelligenz/Kreativität den Weg für das lebendige Wort frei zu machen, das am Anfang des Monotheismus zur gemeinsamen Begeisterung und menschlichen Bestimmung gehört wurde und in der Gestalt Jesus lebendig war, klebt auch Intelligent Design an alten Mythenbildern und führt so das moderne naturalistische Denken in die Irre. Eine vernünftige Vergegenwärtigung der unsagbaren altbekannten Allmacht im allgemein anerkannten Weltbild wird weiter verhindert.   

 

3. Naturalismus als Anfang, statt Atheismus

 

3.1. Ohne neuen Anfang endet der Naturalismus im Nichts

 

Naturalisten sind Menschen mit einem Weltbild, in dem alles mit rechten Dingen zugeht, nichts Über- oder Unnatürliches geschieht, wie das die bisherigen Glaubensaussagen vorgeben. Die Welt folgt einer kausalen Logik, die sich in den naturwissenschaftlichen Erklärungen zeigt.

 

Im alten Buchstaben geprägten Gottesbild und dessen Jahrhunderte langer Lehre, mit all ihren Verirrungen, muss dann der Naturalismus in Materialismus, Atheismus und somit reinen Humanismus münden. Wie bereits vielfach gezeigt, kann eine Lehre, die nur auf mystische Offenbarungen in ihrer Kirche eigenen Dogmen gründet, unmöglich mit kosmischer Realität auf eine Reihe gebracht werden. Naturalisten, die sich als Gegenbewegung zu den derzeit in Amerika an Bedeutung gewinnenden, von höchster Ebene anerkannten Buchstaben-Kreationisten herausgebildet haben, nennen sich „Brights“, zählen sich also zu den Hellen. Der aktuelle Bestseller „Der Gotteswahn“ in dem der Evolutionsbiologe Dawkins sich Luft verschafft und allen Unsinn des bild- und krankhaften Blindglaubens auflistet, drückt aus, was viele aufgeklärt denkende Menschen bewegt.

 

Eine aufgeklärte Religion, in der sich Menschen nicht gegenseitig zu geheimnisvollen Dingen überreden, moralisieren wollen, weil sie es so von Kind auf gewohnt sind, kann es im heutigen Glaubensverständnis für Rationalisten nicht geben. Der Un“sinn“, der im Namen dessen in aller Welt geschieht, der am Anfang als ein unaussprechbarer gemeinsamer Sinngeber angenommen wurde und der Schwachsinn, der über ihn ausgesagt wir, ist endloser Stoff der Foren, die logischerweise zur Ablehnung führen müssen.

 

Wo in der Sonntagspredigt oder in päpstlichen Papieren so viel dogmatisch-leeres Stroh gedroschen wird, können auch die Naturalisten nicht sehen, dass am Anfang der vernünftigen Natur die einzig vermittelnde Instanz war. Das mündige Bewusstsein einer allgemein gültigen, gemeinsamen Allmacht, die im gemeinsamen Kult für vernünftiges menschlich-kreatives Hervorbringen und Gestalten von Zukunft  begeistert, ist als zukunftsweisende Lösung unserer Zeitprobleme dann undenkbar. Dabei machen gerade Atheisten, die zu intellektuellem Zeitvertreib oder aufgrund echter Besorgnis über die Wahrheit oder Gottesbeweise diskutieren, bewusst, wie weise es am Anfang war, den Gottesbegriff und alle Bilder zu verbannen, um einem wachsenden Verständnis nicht im Wege zu stehen.

 

Wenn im Namen der natürlichen Vernunft, die das naturalistische Denken quasi voraussetzt, auf eine universelle, selbst unbeweisbare Allmacht verwiesen wird, dann wird auch von Brights immer nur das vermenschlichte Götzenbild und aller Glaubensunsinn gesehen und muss abgelehnt werden. Selbst beim Begriff des Logos, der in der Geschichte immer wieder wie ein mysteriöser Geheimgott oder ein pantheistisch-metaphysischer Gott gesehen wurde, kann nicht die natürlich-kausale Logik allen kosmischen Werdens verstanden werden, als deren Anhänger man sich versteht.

 

3.2. Noch leben wir im Exil, können weder Monisten noch Naturalisten neue Jünger Jesus sein

 

Wer dann nachdenkt, ob diese Naturalisten nicht die neuen Jünger Jesus sind, weil sie scheinbar noch die einzigen Anhänger des lebendigen, hervorbringenden Wortes sind, das den Anfang ausmacht und aufgrund allegorischer jüdischer Traditionsdeutung auch in griechisch-philosophischer Welterklärung wieder-verstanden wurde, den müssen nicht nur die Brights für völlig verrückt halten. Im heutigen Verständnis hat Glaube nichts mit der durch die Aufklärung ans Licht gebrachten Logik natürlichen Lebens am Hut. Das aufgeklärte Denken wird meist wie ein Dornenbusch betrachtet, scheinbar unfruchtbar für das Gottesbewusstsein. Eine fremde Welt, in die, wie in der Exilszeit, der Intellekt des Glaubens verschleppt wurde und nun wie im Lied von Babylon, weinend an den Ufern sitzt. 

 

Auch wenn im derzeitigen Naturalismus die Stimmen der Monisten verstummt sind, so lassen sich Parallelen zu den biologisch-philosophischen Vätern ziehen, die von einem einheitlichen Weltprinzip für Geist und Materie ausgingen, dies aber so wenig als vermittelnde Vernunft einer unaussprechlichen Allmacht verstehen konnten wie die Brights und so in pure Biologiemuster, Materialismus oder pantheistisch-philosophische Theorien mündeten.

 

Wie einst bei den Monisten, die ihren Vordenker Ernst Haeckel als eigenen Papst küren wollten, haben sich auch bei den heutigen Naturalisten die alten Vorstellungen so tief eingefleischt, dass Atheisten und Agnostiker im Forum der Brights dann tiefsinniger über Gottesbeweise diskutieren, als dies in theologischen Gesprächskreisen zu finden ist, wo nur aus Mythen vorgelesen wird und Dogmen gelten. Dabei sollte doch genau dort, wo man heute meist nur Märchenstunde macht und in Sonntagspredigten und dicken Büchern so viel über sein persönliches Gottesbild zu sagen hat, dass sich die Brights  per Link über den Irrsinn lächerlich machen, inzwischen klar sein, dass es außerhalb dem natürlich hervorbringenden Wort, das am Anfang in allem Werden verstanden wurde, keine geheimnisvollen Gotteserklärungen und Gottesbeweise geben kann. Vielmehr keine Aussagen über die unsagbare eine Ursache getroffen werden können, wenn sie nicht vom wieder verstandenen, Leben hervorbringenden Wort (die Christen sagen von Auferstehung), ausgehen. Nach dem was wir vom Anfang wissen, wird nicht ein Gott oder sein biblisches Bild erneut auferstehen, sondern ein aufgeklärtes Verständnis, das auf eine allem gemeinsame unsichtbare Allmacht verweisende Wort.

 

3.3. Vernunft-vergottung und neue Vernunft-theorien verhindern Vermittlung und Verständnis

 

-Vergottung der Vermittlungsinstanz Jesus

 

Wenn im amerikanischen Wahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur selbst der nicht zu den konservativen Rechtsgläubigen zählende Obama betonen muss, dass er jeden Abend Jesus anbetet, wie soll dann ein aufgeklärt denkenden Amerikaner aufgrund des kausal-vernünftigen Werdens in allem kosmischen und geschichtlichen Geschehen auf eine unsagbare Schöpfermacht schließen, wie dies am Anfang war? Auch der junge Politiker, der unlängst im Spiegeltitel als „amerikanischer Messias“ analysiert wurde, weil er die Hoffnung auf das Neue, die Wende verkörpert, ebenso wie seine Anhänger, bleibt dann im alten Denken gefangen, das einen Gründer oder persönliche Projektionen vergottet. Der echt globale Grund aufgeklärter Begeisterung für eine gemeinsame Allmacht, der in menschlicher Gestalt messianische Wirkung war und erneut haben könnte, kann so nicht nachgedacht werden.

 

Doch nicht nur die Vergottung Jesus versperrt der aufgeklärten Welt den Denkweg. Es ist auch die Vergottung der Vernunft, die immer wieder aufs Neue in die falsche Richtung weist.

 

-Vergottung von Vernunft: Pantheismus ohne Bestimmung

 

Ähnlich wie in antiker Philosophie, besonders deutlich bei der Stoa, so führte auch in unserer Zeit die anfängliche Aufklärung zu einer Art Vergottung oder Mystifizierung von Vernunft und schloss den Vernunftschluss auf eine unsagbare Schöpfermacht, wie sie am Anfang des Monotheismus Gegenstand rationalen Denkens war, aus.

 

Selbst wenn  beispielsweise in der Diskussion mit Brights bzw. Aufklärungsatheisten versucht wird deutlich zu machen, dass letztlich die von  ihnen verteidigte Logik genau der Logos/das Wort ist, das dem anfänglichen Monotheismus zugrunde liegt, dann ist das nicht möglich. Zu sehr wird der Begriff des Logos mit einer Dogmenlehre oder zumindest einem mystifizierten Weltbild gleichgesetzt, das in metaphysischer Weise die Vernunft selbst als eine Art pantheistischen Gott ansah. Dieser philosophische Vernunftgott kann dann weder mit der ungreifbaren Allmacht des Anfangs auf eine Reihe gebracht werden, noch kann er der aufgeklärten Welt ein Bestimmung geben. Er bleibt ein abstraktes Gebilde.

 

-Neue Vernunft-theorien können keine schöpferische Vergegenwärtigung schaffen

 

Wenn hier von Vernunft gesprochen wird, dann geht es nicht um eine neue, gar über- oder unnatürliche Welterklärung. Eine Vergegenwärtigung von Schöpfung bzw. gemeinsamer Begeisterung für bestimmende kosmische Kreativität kann nur im gegenwärtigen Weltbild geschehen, das allgemein als wissenschaftlich anerkannt ist. Alles Andere führt nur zur Vergeisterung, einem neuen Theorienturm. Auch jeder Versuch, eine Vernunft-  oder Prozesstheorie aufzustellen, die nur wieder eine neue private philosophische Welterklärung wäre, kann nur in die Irre führen, sperrt den vernünftigen Schluss auf eine unsagbare Schöpfungsmacht aufgrund der ganz natürlichen Gesetzmäßigkeiten, wie sie am Anfang war, aus.

 

3.4. Vor lauter wissenschaftlichem Weinen am Ufer wird Monotheismus nicht weitergedacht

 

Alle Versuche, Glaube und Wissen bzw. Denken auf einen „Nenner“ zu bringen, bleiben ohne die neue Sicht des Anfangs bedeutungslos. Ob Anhänger des Theologen Karl Heim anlässlich des Einsteinjahres den kosmischen Pantheismus des genialen Denkers beleuchten oder ob im „Forum Grenzfragen“ Wissenschaftler versuchen, interdisziplinär zusammen zu denken, so bleibt dies alles ein unbedeutendes Denken, wenn nicht gegen den Strom religiöser Vorstellungen geschwommen wird, um die gemeinsame Quelle zu ergründen, aus der sich der Monotheismus schöpft.

 

Auch wenn immer wieder Wissenschaftler aufgezählt werden, die gerade wegen des von ihnen zutage geförderten Wissens staunend an Gott glauben, einen gemeinsamen Kult, der die aufgeklärte Welt mündig für eine hervorbringende Allmacht als altbekannten Gott begeistert und über ihre natürlich-schöpferische Bestimmung nachdenken lässt, sie so befähigt das umzusetzen, was sich die Aufklärer im Humanismus, Sozialismus, Ökologismus… erhofften, kann es so nicht geben. Glaube bleibt im alten Bild eine Sache der ewig Gestrigen, wird als Verursacher von Kriegen und Kulturkämpfen gesehen, die die Welt ins Unglück stürzen und muss daher bekämpft werden. Statt aufgeklärt nach dem vergegenwärtigen Wort zu hören, muss Glaube weiterhin als verantwortlich für die Verhinderung von Vernunft und geistigem Fortschritt gesehen werden. Ohne den alten Glauben von  anfänglicher Aufklärung neu zu verstehen, muss die aufgeklärte Welt von heute weiterhin ungläubig den Kopf schütteln. Wenn intelligente und naturwissenschaftlich gebildete Menschen dem alten Kult anhängen und aus „Glaubensgründen“ den unbeweisbaren Gottesbildern dienen, wird der vernünftige Schluss auf die unsagbare Allmacht vom Anfang ausgeschlossen, das zeitgemäße Verständnis einer vermittelnden Vernunft verbaut.

 

Die geheimnisvolle Vergottung eines bisher angenommenen Gutmenschen mit Offenbarungseingebungen, ebenso wie die Gleichsetzung der kosmisch wirksamen Vernunft mit Gott (von Stoa bis Einstein), schließt es aus, das vernünftige Werden in neuer Aufklärung vernünftig als unser Sein bestimmendes Wort einer Allmacht zu verstehen, vor deren Festlegung bereits am Anfang des Monotheismus gewarnt wurde. 

 

4. Aufklärung über die Aufklärung als Anfang des Monotheismus

 

Hier können nicht alle neuen Erkenntnisse über die Krisensituation in Babylon oder die Diskussion zwischen intellektuellem Judentum und der babylonischen Hochkultur beleuchtet werden, die zum Verstand des Schöpfungswortes bzw. zum Beginn des Denkens über „einen“ selbst unsagbaren Grund allen natürlichen Hervorbringens geführt haben. Hierzu wären die gesamten Aussagen des Alten Testamentes sowie insbesondere die Propheten im Kontext unseres heutigen Wissens über den geschichtlichen Hintergrund auszuwerten. Auch müsste beispielsweise der mystische Kult und die Vergegenwärtigung des Stadtgottes Marduk in großartigen Tor- und Tempelbauwerken beleuchtet werden, gleichzeitig die damalige Wissenschaft vom logischen Werden, der sinnvollen Ordnung der Welt, auf deren Errungenschaften wir heute bauen. Doch die Auswertung all des archäologischen Wissens, das mir bisher bei vielen Vorträgen und Aufsätzen über den aktuellen Stand der Forschung, u.A. in zahlreichen Schriften der katholischen Bibelgesellschaft begegnete, führt zu einem völlig neuen Bewusstsein über die Entstehung bzw. das Selbst- und Gottesverständnis des Monotheismus, das nicht nur das von den Propheten des Anfang verstandene Schöpfungswort in völlig neuer Weise verstehen lässt, sondern für das heutige Verständnis von Glauben eine Revolution bedeutet. (Gleichwohl es in Wirklichkeit eine evolutionäre Re-form-ation, Rückführung auf das Wort vom Ursprung ist.)

 

Der Heidelberger Alttestamentler Prof. Manfred Oeming, der schon durch seine Aufgabenbereiche deutlich macht, dass es ihm nicht um dogmatische Glaubensverteidigung, sondern Deutung aufgrund von Geschichtsforschung, archäologischer Erkenntnisse geht, informiert über den aktuellen Stand der Wissenschaft in Bezug auf das ursprüngliche Schöpfungsverständnis bzw. den Anfang des Monotheismus. Seine Aussagen – auch wenn dies kaum einer der bibeltreuen Zuhörer noch sieht - bringen auf den Punkt, warum das Wissen vom Anfang einen Paradigmenwechsel im Verständnis des jüdisch-christlichen Kultes bedeutet, dessen Folgen kaum auszumalen sind.

 

Nachdem Genesis 1.1. reihum gelesen ist, klärt der Religionswissenschaftler auf, um was es nach heutigem Stand der Erkenntnis hierbei geht, was nach dem, was wir über das damalige Denken inzwischen ausgegraben haben, als geistesgeschichtlichen Grund anzunehmen ist:

 

-Inmitten der antiken Hochkultur der Babylonier, nur wenige Jahrhunderte vor der neuen Zeit, wurden aller Wahrscheinlichkeit nach die Genesistexte verfasst.

 

-Trotz der hervorragenden Kenntnis, beispielsweise in Mathematik, Geologie oder Astronomie, was als Wiege unserer Wissenschaft bezeichnet werden kann, waren die Babylonier noch von einem mythologischen Weltbild,  getragen, waren Sklaven von Göttervorstellungen.

 

-Anders die Verfasser der Texte, die den Anfang der Bibel ausmachen. Der Grund des Glaubens an das „Wort“ (hebräisch Vernunft) der einen unsichtbaren Schöpfungsmacht, wird heute als geschichtlicher Prozess geistiger Aufklärung klar.

 

-Auf die Befreiung, das Exodusgeschehen, fällt damit ein völlig neues Licht. Die Landnahme lässt sich nicht mehr geografisch lesen, sondern weist auf einen Evolutionsprozess ewiger Erkenntnis hin, dem es in Berufung auf Moses in ewigem Weiterziehen (nur mit Zelt, ohne Kultbau) zu folgen gilt.

 

-Die gesamten Vätergeschichten werden als eine Rückprojektion der geistesgeschichtlichen Befreiung durch Vernunftgebende Führung beschrieben, bei der es weder um eine geschichtliche Volksflucht aus Ägypten, sprechende Dornenbüsche, noch wundersame himmlische Hilfe, beispielsweise durch die Teilung des Meeres ging.

 

-Während immer noch mache Theologen nach einigen Sklaven suchen, die aus Ägypten ausgewandert sind, so die ganze Sache immer banaler machen, muss uns doch die Einsicht in die Aufklärung des Anfangs klar machen, dass es darum in den heute hochtheologisch gedeuteten Exodustexten nicht ging. Der Beginn des Monotheismus ist kein grooßes Geheimnis mehr, das irgendwo/wie in der Wüste begann, sondern immer klarer zu erkennen.

 

-Wo vormals mystische Rede war, wurde in antiker Aufklärung im Wort/der Weisheit/Vernunft allen Werdens eine befreiende und führende Realität erkannt, die nicht nur den Kosmos, sondern auch die Geistesgeschichte, den Kopf bewegte.

 

-Wenn in geistiger Wüste/völliger Zerstreuung, am Dornenbusch (dem scheinbar unfruchtbaren Gewächs) ein hervorbringendes vernünftiges Wort  wahrgenommen wurde, das auf den Gott der Väter verwies, jedoch die alte Vielgötterei und Götzenbilder auf eine unsichtbare Macht zusammenführte, so einen völlig neuen Bund bzw. aufgeklärtes Bewusstsein schuf, dann hat die alte Weisheit auch uns was zu sagen, müssten sich Konsequenzen im Glaubensverständnis geben.

 

-Heute wissen wir, dass nach Ansicht der anfänglichen Aufklärer die unsagbare eine Schöpfermacht in antiker Krisenzeit ihr Wesen im Werden offenbarte und sich im Wort vergegenwärtigte um die menschliche Geschichte in einen völlig neuen Lebensbereich eintreten zu lassen. Wir wissen auch, dass damit diese Macht nicht mehr von menschlichen Herrschern repräsentiert wurde und sich nicht mehr in von Menschen gemachten Götzenbildern, in Mythen bzw. menschlicher Rhetorik und Bauwerken vergegenwärtigte. Allein die Weisheit des natürlich-hervorbringenden Geschehens war scheinbar als Re-präsent-ant der alten Schöpfermacht gesehen worden.

 

(Wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist, den Blick in eine ganz andere Richtung lenken, als es Heerscharen von Theologen tun, die nach wie vor die alte Weisheit wie geheimnisvolle Märchen zur persönlichen Erbauung und Moralisation auf den Kopf stellen, gleichwohl sie längst wissen, dass es damals um Klarheit gegangen ist. Und die eher nach einem weiblichen Gott suchen bzw. die Bücherregale mit feministischer Theologie füllen, als im biologischen bzw. kosmischen Geschehen nach dem Wort zu hören, das Moses bzw. den Propheten am Anfang verheißen wurde und in Jesus menschliche Person/Rolle/Aufgabe war.

 

Das Gotteswort, das nach antiker Aufklärung Grundlage einer gemeinsamen Begeisterung für eine nur im Werden bzw. ewigem Wandel wahrnehmbare selbst unsagbare Schöpfermacht war, kann sich nach dem was wir vom Anfang wissen, nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen. Gleichwohl wir weiterhin dort lesen müssen, um zu wissen, was in den wissenschaftlichen Evolutionsbeschreibungen, die in Zufall, Mutation und Selektion die geistige wie materielle Weltgeschichte seit dem Urknall erklären, zu hören ist.)

 

-Was einst wie die Kriegsgeschichte eines Volksstammes gelesen wurde, darf als Befreiung des gemeinsamen Verstandes, eines ewig weiter ziehenden Hörens verstanden werden, bei dem die Weisheit des Anfangs auf ein jeweils neues Auf-brechen aus gewohnten geistigen Gefangenschaften auffordert.

 

-Während am Anfang der Verstand einer völlig universalen, unsagbaren Schöpfermacht war, sehen wir heute den Monotheismus und seine Ableger als Absolutheitsansprüche, die auf ihr jeweiliges Stammbuch sowie den Glaubengründer schwören, damit eine Art Stammesgott als allein selig machend hinstellen. Warum der anfängliche Monotheismus keine Unterscheidungsreligion ist, die nach Prof. Assmann andere Glaubensformen ablehnte und so für die Kriege der Welt hauptverantwortlich ist, sondern einen aufgeklärten, universalen Verstand einer All-macht bietet, bei der es gerade nicht um abgrenzende Götter geht, kann so nicht gedacht werden.

 

-Gleichwohl in babylonischer Gefangenschaft (was möglicherweise auch ein Bild ist) wurde der Anfang des Monotheismus in Ägypten erkannt, war wahrscheinlich die inzwischen als allzu rational angesehene – und ebenfalls allein aus Sonnen- bzw. Naturordnung abgeleitete - Theologie Eschnatons als Herkunftsland erkannt worden. 

 

-Nach dem was wir wissen, können wir die Aufklärung des Anfang nicht mit heutiger Kaffeesatzleserei gleichstellen, die in alten Mythen blättert und dann der damaligen Theologie unterstellt, sie hätte nur die Sargon-Legende genutzt, um daraus einen Volkshelden mit dem ägyptischen Namen Moses zu formen.

 

-Von einer geheimnisvollen Stimme, die zu Menschen mit Namen Abraham und Moses gesprochen hat oder die ein Hirtenvolk bewegt hätte, plötzlich an einen Gott zu glauben, ist heute nichts mehr zu hören. Dort, wo wir heute von ewigen universalen Prinzipien, kosmischen Konstanten reden und auf naturwissenschaftliche Weise ein evolutionäres Werden beschreiben, wurde die Stimme einer selbst undefinierbar bleibenden Macht verstanden: ein zeugender bzw. menschlich zu bezeugender Geist, der in alter Metapher für das vernünftige Hervorbringen von Mutter Materie verant-wort-lich war bzw. eine undefinierbare Macht, die nur als Sprecher verstanden wurde.

 

-Wenn die Denker damals die universale, hervorbringende Macht gleichzeitig als den ihre Geschichte bestimmenden Gott sahen, so waren es keine Götterbilder mehr, die man anbetete und die wie Puppenspieler bzw. intelligente Geschichtsdesigner das Geschehen auf Erden strafend und helfend lenkten.

 

-Die Verfasser der Exodusgeschichte wussten wovon sie schrieben und für was sie sich bei einer undefinierbaren Macht bedankten, die nicht nur für den Naturverlauf, sondern auch ihre Geschicke verantwortlich zeichnete: Sie gingen vom Wort, d.h. einer bereits im fruchtbringenden Naturverlauf des Nils erkennbaren Vernunft aus.

 

-Während für unsere Glaubensvorstellung scheinbar die Realität verloren geht, wenn nachgewiesen wird, dass kein großer Auszug aus Ägypten war, kein Schrift stellender Volksführer mit Namen Moses, der seine Anhänger auf wundersame Weise durchs Meer leitete...  muss den Verfassern in Babylon klar gewesen sein, dass der unsagbare Geschichtsgeber kein volksfreundlicher Wundertäter war, der durch ein Zauberwort von oben mal schnell Manna regnen ließ. 

 

-Das, was wir als Aufklärung bezeichnen und was bei vielen noch heute als Teufelswerk gilt, weil angeblich dadurch Gott arbeitslos gemacht, den Menschen Unglaube gebracht wird, wurde in orientalischen Bildern als Befreiungsgeschichte verfasst und als Werk/Wort der Allmacht bezeichnet, die ihr Wesen nur im Werden deutlich macht, über die es sonst nichts zu sagen gibt.

 

-Auch wenn im Laufe der Zeit die auf eine unsichtbare Macht verweisende kosmische Weisheit beispielsweise in David und Salomo personifiziert wurde und das hervorbringende Wort/Vernunft als Wanderprediger Jesus gleichzeitig zu einer Art christlichem Ersatzgott mutierte, so muss –nachdem was unsere geschichtliche Aufklärung freilegt - das Denken am Anfang des Monotheismus weit rationaler gewesen sein.

 

-Die Vernunft wurde damals nicht vergottet und mystifiziert, wie das selbst bei der Stoa wieder der Fall war und ähnlich auch am Anfang unserer philosophischen Aufklärung geschah. Vielmehr waren es einfach die Naturgesetze, deren für das Hervorbringen, Wachsen und Werden der Welt vernünftiger Verlauf, die auf eine selbst unsagbare Macht verwiesen, durch die man sich begeistern ließ.

 

-Nicht mehr Wesenheiten der Natur wie Blitz und Donner oder die Sonne wurden als Naturgötter pantheistisch verherrlicht. Vielmehr verwies in den Augen antiker Aufklärung auch das alte Götterwesen auf eine einzige, kausal wirksame Macht, die den Ablauf der natürlichen Ordnung bestimmte.

 

-Nicht die Natur selbst wurde als das hervorbringende Wesen gesehen, wie heute im modernen Gott des Materialismus. Aufgrund des hervorbringenden Wesens der Natur, dem Prozess, den wir heute in den Naturkonstanten empirisch beschreiben, als evolutionären Ablauf sehen, wurde in antiker Aufklärung auf eine selbst unsagbare Schöpfermacht geschlossen.

 

-Am Anfang des Monotheismus stand nicht ein neues Gottesgebilde mit Absolutheitsanspruch auf dem Plan, das jetzt von allen als einzig wahr anzubeten war, sondern eine unsichtbare universell wirk-liche Macht, deren Wort für alle in allem Werden als hörbar erhofft wurde und für deren Werk man sich gemeinsam begeisterte.

 

-Während heutige Theologen schriftmystische Offenbarungswunder hochheben oder philosophisch nach Gottesbeweisen gesucht wird, Erklärungslücken der Quantenphysik und persönliche Gefühle auf einen Schöpfer  verweisen sollen oder selbst agnostisch einem Intelligenten Designer, der sich das alles ausgedacht hat, Freiraum gelassen wird, muss der Aufklärung am Anfang des Monotheismus klar gewesen sein, dass es über die unsagbare Macht nichts zu sagen gibt, seine Weltsprache bzw. -Vermittlung nur in den werdenden, wechselnden Welterklärungen zu finden ist.

 

-Nicht die Unterwerfung unter eine neue Göttergestalt scheint nach dem was wir heute von den Bedeutungsinhalten der alttestamentlichen Aussagen, beispielsweise der unnennbaren Schöpfungsmacht wissen, das Ergebnis anfänglicher Aufklärung, sondern die gemeinsame Begeisterung für das, was wir heute in aller Biologie sehen.

 

-Kein König, Pharao, Oberpriester oder politischer Herrscher war jetzt mehr als maßgebender irdischer Stellvertreter gottgleich zu verehren. Jeder Mensch war als vernünftiges Wesen eine Statur der undefinierbaren Macht des Alles.

 

-Während im Weltbild der Babylonier der Kosmos durch den Kampf der Götter geschah, verstanden dies die Hebräer im sinnvollen Hervorbringen der natürlichen Ordnung, einer universalen Vernunft = schöpferisches Wort. (Das nicht als Gott selbst gesehen oder mystifiziert wurde.)

 

-Auch wenn man von einer empirischen Erkenntnis des evolutionären Geschehens noch entfernt war, so nahm man im natürlichen Verlauf ein sinnvolles Werden an, einen Aufbau, bei dem alles logisch aufeinander bezogen und auch der Mensch in ein vernünftiges=wort-gewirktes/erfülltes Gefüge eingebunden war.

 

-Die Vernunft allen Lebens las man aus dem damaligen Weltbild heraus, das den Kosmos noch wie eine  Luftblase sah, der von Wasser umhüllt war. So erklärte man sich die Logik, dass der Regen von oben, aus dem blauen Meer außerhalb der Luftblase, zu deren Segen auf die Erdscheibe fiel.

 

-Das natürliche Wachsen wird nun auf eine umfassende Vernunft/ein Wort zurückgeführt. (Es ist genau die Vernunft, die heute nur in noch besserer Weise wissenschaftlich empirisch aufgeklärt zu erkennen ist – somit nicht mehr gegen die alten Vorstellungen spricht.)

 

-Nichts war von einem willkürlich intelligenten Designer oder geheimnisvollen Zielsetzer moderner Telelogie zu sehen, über die der Papst seinen Schülerkreis in Castel Gandolfo (kurz vor seinem Deutschlandbesuch und der vergeblichen Suche nach Vernunftbegründung in der Sackgasse einer kaiserlich moslemfeindlichen Meinung), diskutieren lies. Vielmehr war die echt universale Vernunft/das Wort allen natürlichen Werdens, der einzige Verweis auf eine selbst nicht zu benennende oder abzubildende Schöpfungsmacht.

 

-Im alten Denken ließen mystische Götterfiguren die Menschen für sich schuften. Jetzt waren die Menschen zu Mitwirkenden an einem großen vernünftigen Schöpfungswerk geworden, dessen Ergebnis sie waren und in dessen Verant-wort-ung sie standen.

 

-Noch wusste man nichts von der Abstammung von den Affen und wollte mit Sicherheit auch keine evolutionsbiologische Beschreibung abgeben. Doch bereits damals erkannte man den Menschen als eine besondere Art von Säugetier: an einem Tag, gemeinsam geschaffen mit den Tieren.

 

-Da es der Genesisgeschichte nicht um eine Naturbeschreibung, sondern eine neue Bestimmung des geistbegabten Wesens innerhalb der kreativen, vernünftigen Naturordnung ging, lässt sich auch verstehen, warum die biblische Betrachtung vom Menschen ausging, ohne die Stellung des Zweibeiners überzubetonen, wie es dem alten Glauben oft vorgeworfen wurde.

 

-Die Krönung des Menschen innerhalb der Naturordnung ist vielmehr seine Vernunftbegabung, durch die er jetzt selbst in schöpferisch-mündiger Verant-wort-ung steht.

 

-Der Mensch wurde so als ein Wesen gesehen, dessen Stellung innerhalb einer hervorbringenden, kreativen Natur von ihm mehr verlangt, als seinem Instinkt bzw. inneren Stimmen oder Mehrheitsmeinungen zu folgen.

 

-Als Ebenbild einer vernünftigen Schöpfungsmacht war er zum „Herr“scher, d.h. nun vernünftigen Ordnungsbewahrer, Weiterentwickler, Verbesserer geworden. Jeder Mensch ist ein kleiner „Bismarkturm“, eine schöpferische Statute, ein kleiner König, so Originalton der Aufklärungstheologie. Er muss jetzt selbst durch seine Vernunft als irdischer Creator kreativ mitwirken.

 

-Ein für spätere Demokratien notwendiges neues Weltbild, in dem nicht Alexander der Große, ägyptische Pharaonen oder Philosophenkaiser und politische Könige den Ton angaben (und wie heute oft, allein für den Unsinn verantwortlich gemacht werden), sondern jeder Selbst ein vernünftig wirkender und gemeinschaftliches Gelingen bewirkender König sein sollte, ist am Anfang des Monotheismus zu erkennen.

 

-Die „Wörtlichkeit“, auf die damals die Denker den Monotheismus gründeten und in deren Verant-wort-ung sie standen, waren keine Buchstaben, Mythen, Glaubenstraditionen, sondern lässt sich als die Vernunft des natürlichen Geschehens nachlesen.

 

-Die Vernunftbegabung des Menschen stellt ihn in den ständigen Dialog mit der schöpferischen Vernunft/dem Wort.   

 

-Selbst die Zweigeschlechtlichkeit der Zweibeiner und damit die Ehe von Mann und Frau,

 wird als eine Art Dialog der in Materie verhafteten Menschen mit einer geistigen Macht gesehen. Die Praxis der Ehe hatte so auch als Umsetzung kosmischer Vernunftprinzipien besondere Bedeutung.

 

-Ganz natürliche Erfahrungen – wie dass der Mensch die Erde füllt und überall leben kann, sich anpassen muss – wurden als Schöpfungswerk erkannt und gleichzeitig als Verant-wort-ung.

 

-Die Sinnhaftigkeit/Vernünftigkeit des natürlichen Geschehens war nicht einfach eine spirituell zu spürende Schönheit, sondern verliehen dem daran teilhabenden menschlichen Wesen seinen Sinn.

 

-Mystische Göttergestalten waren verschwunden. Über den Schöpfer selbst gab es nichts mehr zu sagen, als was in seinem Schöpfungswerk sichtbar war.

 

-Die Struktur der kosmischen und zeitlichen Ordnung sollte nun auch für die menschliche Kultur maßgebend sein.

 

-Der Sabbat zur kultischen Begeisterung für das gesamte Schöpfungswerk (incl. des eigenen) und somit auch als vernünftiger Ruhetag im Lebensrhythmus, wurde in der hervorbringenden Ordnung des Kosmos begründet.

 

-Gleichwohl man von Naturwissenschaft noch entfernt war, niemand die kosmische Bedeutung von Sonne, Licht und Mond kannte, sah man diese nicht mehr als Götter bedingte Wunderwerke, sondern in sinnvoller Weise in das Weltgeschehen eingebunden. 

 

-Nur wenige Jahrhunderte vor Jesus hat in Babylon eine Aufklärung stattgefunden, die von einem Urvertrauen in die Ordnung der Natur als immer wieder Neues hervorbringend (Schöpfung) verstanden wurde.

 

-Das damalig Bild der kreativen=schöpferischen Natur hat auch den menschlichen Kult bestimmt, der dazu be“stimm“t (folge hervorbringender Stimme/Wort/Vernunft) war, der kreativen Ordnung des Kosmos zu folgen, sich in ihr als Geist/Verstand begabtes Wesen zu verhalten. (Was heute allein humanistischen Ideologien, politischen Parolen und selbst ökologischen Einsichten nicht gelingt.)

 

-Priesterliche Kreise waren die Verfasser einer philosophischen, monotheistischen Kulturodnung, die sie aus kosmischem Grund, den Grundgesetzen der Natur ableitete: Geisteswissenschaftler haben nicht alte Mythen neu gemixt, phantastische Glaubensgebilde aufgrund persönlicher Eingebungen oder Philosophien in die Welt gesetzt, sondern sich des babylonischen Wissens  bedient, das heute als Mutter aller Wissenschaft gilt.

 

-Die babylonische Wissenschaft wurde weitergedacht. Statt einer Götterwelt zu dienen, wurde der Mensch als mitverantwortlicher Teil einer hervorbringenden Macht gesehen, über die es selbst außerhalb ihrem Wort/ihrer in Natur und Geschichte sichtbaren Vernunft, nichts zu sehen und sagen gab.

 

-Der Mensch war nicht mehr der Lastenträger von alten vorgesetzten mystischen Göttern, die (wie heute in Religionskriegen, Kultur-Kämpfen) gegenseitig im Streit lagen und ihren Menschensklaven allerlei Arbeiten aufluden, sondern ganz logisch-vernünftiger Mitgestalter einer neuen logischen Welt.

 

Wie auch die Zeitenwende, so lässt sich heute der Anfang des Monotheismus als eine Entmythologisierung erkennen. Letztlich lassen sich heute unzählige Zeugen, Hoffnungen auf ein völlig neues Daseinsverständnis aufzählen, das uns scheinbar noch immer fehlt. Nicht aufgrund vormaliger Erkenntnisse jenseits des natürlichen Wissens, in geheimnisvollen Wunderwelten, sondern einem gegenwärtigen klaren Verständnis vernünftig-natürlicher Weltordnung war offenbarende Begeisterung und Bestimmung. Auf dem langen Weg zur Mündigkeit des Menschen hat sich unsere Gebundenheit an vorgesetzte Bilder und Buchstaben immer wieder durchgesetzt, was bis heute selbst dem aufgeklärten Denken den Blick verbaut.

 

Wenn ich mir in meinen Betrachtungen erlaubt habe, die Ausführungen des theologischen Geschichtswissenschaftlers über die antike Aufklärung vom Anfang etwas weiterzudenken, Konsequenzen für unser Glaubensverständnis einzufordern, so sehe ich genau darin die Notwendigkeit, die sich aus dem heute gegebenen Geistes- bzw. Geschichtswissen ergibt. Und nur darum geht es. Nicht der Nachweis der Vernünftigkeit des alten Glaubens der Kirche soll gegeben werden.

 

Vielmehr geht es um die Weitersuche, wie der Menschen durch einen natürlichen, aufgeklärten, vernünftigen Kult zur gemeinschaftlich hervorbringenden=kreativen Vernunft gebracht werden kann. Dass diese nur scheinbar neue, im biologischen Bauplan allen Lebens einsehbare Begründung nur gegeben werden kann, wenn sie in kreativer Weise an das Verständnis unserer Väter, alte Bilder und Buchstaben anschließt, deren Logik in neuer Weise belegt und sich daraus legitimiert, ist nur natürlich: Es entspricht der Logik/Vernunft kollektiver Kommunikationsprozesse.

 

Doch wenn am Anfang im Prozess des geschichtlichen und natürlichen logischen Werden eine Vernunft als Wort Gottes verstanden wurde, dem der Mensch selbstverant-wort-lich zu folgen hat, dann müssen wir die Gaben der heutigen Aufklärung konsequent für den Kult umsetzen, uns von mystischer Buchstäblichkeit und vermenschlichten Götterbildern befreien. Es gilt dann keinen intelligenten Designer zu suchen oder Gott zu beweisen, wie er in der Bibel steht, sondern eine alles bestimmende Intelligenz der ganz natürlichen Selbstorganisationsprozesse als einzige Offenbarung und Bestimmung zu sehen, um allein dieser mündig zu folgen.

 

5. Monotheismus:  Ein-verstand kosmischer Wirk-lichkeit, statt unterscheidender Allein-Anspruch

 

5.1. Zwei Genesisberichte als Vor-bild

 

Wenn wir heute in der Bibel nach dem rationalen, den menschlichen Kult aus Naturordnung bestimmenden Genesisbericht noch einen zweiten mystischen lesen, dann scheint schon damals bewusst gewesen zu sein, wie wichtig es ist, sich auf alte Bilder zu beziehen, deren Bedeutung in aufgeklärter Weise weitergedeutet wird. Die Notwendigkeit, den Stamm weiter wachsen zu lassen, Äste, Zweige, Blätter und dann endlich Blüten und Samen mit Hilfe der alten Wurzel wachsen zu lassen, statt ständig neue Kirschensteine in den Boden zu pflanzen, nur weil noch keine reifen Äpfel zu erkennen sind, ist nur natürlich.

 

Was also war der Grund, warum damals in Babylon die Verfasser der rationalen Genesis den mythologischen Bericht mit in ihre Erzählungen aufnahmen? Prof. Manfred Oeming sieht darin den Hinweis, dass es nicht um eine Naturbeschreibung ging, sondern eine Kultordnung, die ehemals vom Mythos, jetzt von Vernunft abgeleitet wurde. Seine Kollegen Ägyptologen stellen die Missionierung des mystisch gebliebenen  Babylon in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Sie machen damit einen weiteren Aspekt deutlich, bei dem es m.E. um mehr geht, als nur der Nachweis keine Naturbeschreibung sein zu wollen oder der alten mystischen Götterwelt als eine Art Missions-Propaganda gerecht zu werden. Kultische Evolution funktioniert nur, wenn das Alte und Andere inclusiv wird, statt sich exklusiv abzugrenzen und somit einen Alleinanspruch zu erheben. Auch wenn dies oft daraus wird, wenn der gemeinsame Grund später in menschlichen Vorstellungen verschüttet wird. Auch im Monotheismus scheinen die vormaligen vielen Götter, die in Babylon bereits auf einen Gott, eine gemeinsame Ordnung angelegt waren, ebenso wie die Naturgottheiten auf die neue Wirklichkeit zu verweisen, von dieser in neuer Weise weitergeführt worden zu sein.

 

Die Macht, die im Monotheismus alle Menschen angeht, entspringt einem Neuverstand des Alten, das im Ein-verständnis mit dem neuen, nun alle Welt bestimmenden Wort steht, das im natürlichen Werden und ebenso als Grund der vormaligen Schöpfungsmythen, Naturgottheiten und Götterordnung verstanden wurde. Der Monotheismus muss daher eine Globalisierung gewesen sein, kann von Grund auf nur gleichzeitig als  Kosmotheismus verstanden werden, der die Grenzen alter Vorstellungen überwunden hat, ohne sich nur als neue Kosmos-Vergottung zu verstehen. Wenn daraus dann sekundär eine Abgrenzung, ein Alleinanspruch wurde, so scheint dies ein Phänomen, das nicht nur zum „Preis des Monotheismus“ führt, den Prof. Assmann derzeit viel diskutiert als Folge der mosaischen Unterscheidung ausmachen will, sondern das ewige Problem von Kultformen, die ihre gemeinsame kosmische Grundlage verloren haben bzw. nicht mehr verständlich machen können. Ein Preis, der täglich in der Tagesschau in der Zahl von Toden nachzuzählen ist, als Krieg der Kulturen die Zukunft bedroht und gerade heute zu Gegen-sätzen führt. Es sind die selbstherrlichen Dogmentürme der Sprachverwirrung, wie sie noch nicht mal ein gemeinsames Abendmahl von ökumenischen Eheleuten ermöglichen, die verhindern, dass im Verstand gemeinsamer Bestimmung die Weltprobleme gelöst werden, die sich nicht zuletzt durch eine immer globalere Lebensweise ergeben. Doch genau dies ist es, die mehr denn je nach einem neuen globalen gemeinsamen Geist – Monotheismus der nicht unterscheidet, sondern vermittelt - verlangt. Assmann, gleichwohl er Moses als Gedächtnisspur eines sich evolutionär aus der Kosmologie Ägypten befreiten Monotheismus analysiert und so deutlich machen könnte, dass es um eine inklusive Aufklärung ging, beurteilt in seiner „Unterscheidung“ das, was heute gedacht wird: ein Gründer mit nächtlichen Offenbarungen, denen alle Anderen hinterherlaufen und dies dann als die eine Wahrheit verkünden.

 

5.1. Alte und neue natürliche Wirk-lichkeit zusammendenken heilt die Krankheit unseres Kultes

 

„Wer Erfinder sein will, sucht das Neue. Wer die Wahrheit will, muss sie im bereits vorhandenen Wissen begründen“ so Kant, der damit deutlich macht, wie sich kreative Kommunikation und Erkenntnis logisch entwickeln, geistige Evolution ereignet. Und selbst der Erfinder verwendet nur, was ihm die Natur vorgibt, setzt ewige Gesetze anders um, macht sie auf neue Weise in Motoren, Dampf- und allen Maschinen, ebenso in Chemie, Biologie und sonstigen Prozessen menschlich nutzbar. Nichts ist neu, sondern wird immer nur neu erkannt, nutzbar gemacht. Und ähnlich wie die Naturwissenschaft und Technik nur der kosmischen Ordnung auf die Finger schaut, sie in immer neuen Erfindungen für die menschliche Kultur umsetzt, so scheint auch die theologische Erkenntnis immer wieder neu die Vernunftordnung des Kosmos für die Menschen zu erfinden, für den gemeinsamen Kult nutzbar zu machen.

 

Wie das Neue Testament nicht ohne die Psalmen und Propheten auskommt, die nicht nur textlicher Bestandteil sind, sondern die alte kosmisch wirksame Weisheit, ewiges Wort des natürlichen Werdens ausdrücken, menschlich neu nutzbar machen, so scheint auch heute die philosophische Erkenntnis der Aufklärung nicht ohne den Bezug zur biblischen Lehre auszukommen. Im neuen Verstand anfänglicher Aufklärung kann die notwendige Anknüpfung erfolgen, die neu zum durchdachten Verstand des Wortes als ewiger Wahrheit führt.

 

Auch wenn David, damit die jüdische Weisheit als Wurzel beschrieben ist, so wissen wir, dass auch am Anfang der Christenheit ein umfassender Verstand und keine vereinnahmende oder banale Umarmung Andersdenkender war. Christliche Philosophie und Monotheismus-Erneuerung, die sich auf das kosmisch begründete Wort vom Anfang in Moses bzw. Abraham bezieht, ist nicht zu machen, ohne die allumfassende Zusammenschau einer kosmischen Weisheit. Diese führt von Homer als einheitliche Götterordnung/logik, Platon als Begründer des neu durchdachten, in Vernunft begründeten Monotheismus, Pythagoras („es ist mathematisch ein einziger Gott“) über ägyptische Kosmologien, bis zu den kosmisch begründeten Kultformen der Inder, Kelten und Germanen. Wenn Jesus als neue Begründung des anfänglichen Monotheismus den alten Unaussprechlichen für die gesamte Welt, Heiden wie Juden vermitteln sollte, dann kann es weder um einen Buchgott, noch geheimnisvolle Offenbarungen an einen Guru gegangen sein.

 

Es ist nicht das wachsende Wissen um das natürliche Wie und das wirklich historische Geschehen in unserer Geistesgeschichte, das dem wirkungsvollen Kult mündiger Menschen im Wege steht, sondern die Gefangenschaft in gewohnten Vorstellungen. Eine Welt, die noch vor wenigen Jahrhunderten die biblischen Texte ohne nachzudenken wörtlich nahm, jedes aufklärerische Denken verfolgte und noch heute neue Religiosität im ach so modernen Amerika auf Buchstabenfundamentalismus, statt Wissen gründet – auch wenn in Intelligent Design naturwissenschaftliche Erklärungen für den vor-gesetzten Zauberer abgegeben werden – die kann scheinbar so schnell nicht umschalten.

 

Nur in neuer Weise eine Weltvernunft in Händen zu halten, über deren Bedeutung bereits im philosophischen Denken neuzeitlicher Aufklärung gestritten wurde, diese selbst metaphysisch zu vergotten, wie teilweise im Idealismus geschehen oder nach Kant zu säkularisieren, bringt nicht weiter. Dies führt – wie die Geschichte zeigte - nur zu wirkungslos bleibenden Ideologien und gleichzeitig einer Reduzierung von Vernunft auf ein rein subjektives Verständnis, bei dem jeder vernünftig nennt, was seinem Weltbild, seinem Selbstzweck dient. Auf eine solche Vernunft kann sich kein ernsthaft denkender Mensch dann beziehen. 

 

5.3. Im gemeinsamen Nenner das Neue verstehen

 

So wie sich ein mystischer Schöpfungsbericht an den heute in kosmischer Ordnung begründeten rationalen ersten Genesibericht angliedert, lassen sich viele Aussagen, Bildgestalten der Bibel und Festtage verstehen. Wie heute über die Ökologie als anfänglicher Grund der Genesismythen nachgedacht wird, muss auch damals ein Neuverstand gewesen sein, der mystische Vorstellungen nicht ausschloss, sondern aufnahm. Nach dem was wir heute wissen, reicht es nicht, für den Genesisbericht einfach das Aufwärmen alter Mythen anzunehmen. Vielmehr ist klar, dass eine Aufklärung war, die das Alte in neuer Weise verstand.

 

Doch ebenso kurz geschlossen ist es daher, in biblischen Gestalten oder Geschichten, die aus gleichem Grund alte Motive aufgreifen, nur ein Mythen- Mix anzunehmen, wie dies heute bei der Schriftlehre geschieht, die alle Aussagen nur in immer noch älteren Texten begründet und erst Recht bei den Kritikern. Wer beim Neuen Testament nur auf Psalmen und Prophetengeschichten verweist, die Verherrlichungsrede in alten Sagen begründet, Ostern als neu aufgetischtes Passah sieht bzw. die Auferstehung nur in alttestamentlichen Wurzeln begründet, ohne die erfüllten Bedeutungsinhalte mitzuliefern, der macht es sich nach dem, was im Beispiel der beiden Genesisberichte deutlich wird, zu einfach.

 

Selbst wenn Weihnachten in heidnischer Tradition, im Sonnenkult und sonstigen Kultfesten vorgezeichnet war, dann müssen wir nach dem Grund fragen, der vormaligen Festen, Ereignissen, Geschichten und Gestalten zugrunde liegt. Und wir werden immer wieder auf die kosmische Vernunftordnung stoßen, die in meist mystischer Weise ausdrückte und in die nun eine neue, aufgeklärte Qualität hatte. Es ist jeweils der Wiederverstand der Vernunft, die den anfänglichen Mythen, Gestalten, Riten zugrunde liegt, der eine Wert-schöpfung deutlich macht, die als historische Wirk-lichkeit in den Biblischen Geschichten bebildert wurde. 

 

5.4. Neuer Verstand und alter Bilderkult müssen immer wieder auf einen Nenner gebracht werden 

 

Aus antiker Aufklärung scheint ein Bewusstsein erwachsen zu sein, das

-die mystische Sicht der Natur bzw. alte Götterordnung des Kosmos ebenso als Kultbegründung anerkannte,

 wie die neue naturwissenschaftlich-logische, Vernunft begründende Bestimmung.

 

Was damaliger Aufklärung im Gegensatz zu uns klar gewesen scheint, war eine sich ewig weiterzuentwickelnde Erkenntnisnotwendigkeit, die dem Kult und damit der menschlichen Kultur einen immer wieder neuen Grund gibt, in dem sie wachsen kann. Aus der Einsicht in die Notwendigkeit eines antik aufgeklärten Kultes für vernünftiges Verhalten von Kultwesen, artikulierten sie das, was wir heute mit weiter aufgeklärten Augen als vernünftig Geboten – für Kult und Gesellschaftsverhalten - nachlesen können.

 

Sie wollten, auch wenn ihre Nachfolger auf der langen Reise nach Jerusalem immer wieder Rückfällig wurden, keine neuen geheimnisvollen Götterhimmel mit anzubetenden, vermenschlichten Bildern und Buchstaben begründen oder das hervorbringende Vernunft-Wort zum pantheistischen Aufklärungsgott erheben. Ihnen ging es um einen Kult, der auf kreative, kosmische Ordnung/Vernunft/Wort gründete, weil er seine Bestimmung aus einer vorüberziehenden unaussprechlichen Wirk-lichkeit bezog, deren Willen er vermittelte.

 

Das Wissen über den Anfang des Monotheismus ist nur ein kleines Stück in einem mit jedem neuen Wissen um die wahre Geistesgeschichte wachsenden Mosaik, das immer mehr nach einem völlig neuen Glaubensverständnis bzw. einer aufgeklärten Kult-ur-begründung verlangt.

 

Die völlig neuen Perspektiven vom Anfang des Monotheismus, wie vom Wesen seiner christlichen Reform, die sich beide ergänzend durch Geschichtsaufklärung ergeben, werden ein Verständnis unseres Glaubens bringen, das einen wahren Paradigmenwechsel bedingt und zu einem aufgeklärten, grenzüberschreitenden Kult führt. Gerade indem Christen, die das ständig wachsende Wissen über die Zeitenwende, das wahre Wesen Jesus auswerten, der nicht nur aufgrund der hier dargelegten alttestamentlichen Aufklärung nicht mehr als ein dogmatisches Geheimnis, ein zu Gott gewordener Guru bzw. mythologisierter Mensch gelten kann, sondern dessen Wesen auf eine alles bewirkende nie selbst definierbare Macht verweist, wird sich ein neues Glaubens- und Weltbild ergeben, von dem eine schöpfungsvernünftige Lebensweise erwartet wird. 

 

6. Vision kultivierter Vernunft von mündigen Menschen

 

(Eine Vision, die durch ihre Überzeichnung deutlich machen soll, wo die geistesgeschichtliche Aufklärung hinführen wird.)

 

6.1. Statt menschliche Überredung und Kulturkampf, gemeinsamer mündige Erkenntnis/Verstand

 

Wenn wir das Wissen vom Anfang jüdischen und christlichen Glaubens konsequent verwerten, können wir nicht weitermachen wie bisher. Wir können nicht weiter traditionelle oder moderne (dann meist pantheistische) Gottesbilder malen, den Menschen dogmatische Offenbarungs-Märchen vorsetzen oder völlig haltlose theoretische Gottesgebilde in die Welt setzen, wenn wir wissen, dass Monotheismus eine Aufklärung war, die die Gefahr von Gottesbildern erkannte und nur vom hervorbringenden natürlich und geschichtswirksamen Wort, der Vernunft allen Werdens auf eine gemeinsame Schöpfung schloss.

 

Es versteht sich eigentlich von selbst, dass das Schöpfungswort, wie es am Anfang im Ablauf der natürlichen Ordnung verstanden wurde, den Menschen nicht in Predigten beizubringen ist und nicht im Verweis auf die eigenen Kultgesetze von ewiger Wahrheit gesprochen werden kann, die man denkt in Texten/Gesetzen eingedost zu haben.

 

Letztlich liegt es am Verständnis unserer geistigen Wurzel, unserer Herkunft, wo wir hinhören. Und hier liegt die Hoffnung, dass die geistesgeschichtliche Aufklärung über die Wurzel des Glaubens die Menschen zu einem gemeinsamen mündigen Verstand befähigt, der keine geistige Grenzen kennt, wie sie sich derzeit durch jeweils verschiedene, sich bekämpfende Dogmenlehren ergeben.

 

Eine völlig neue „Wört“lichkeit, die das hervorbringende Wort/Vernunft in allem natürlichen Werden wahrnimmt, schließt den alten Glauben nicht aus und wird nicht zur pantheistischen Vergottung der Natur/Materie, sondern kann auf den Gott der Väter als die Ursache des Alles, incl. der aufgeklärten Erkenntnis schließen.

 

Das allegorisches Verständnis der alten Texte, das nicht der Zeitbeliebigkeit verfällt, sondern sich am Anfang des gemeinsamen Monotheismus orientiert, ermöglicht in zunehmendem Maß die Weisheit zu erkennen, die der jeweiligen Tradition zugrunde liegt und auf die sich dann jede Religionskultur weiterhin auf ihre Weise beruft. Die verschiedenen Kultformen werden so in neuem Bewusstsein eines realen gemeinsamen Grundes weitergeführt, um den Menschen begeisterte Kraft für die gemeinsame kreative Gestaltung einer vernünftigen Welt zu verleihen.

 

Wo vormals geistige Grenzen gebaut wurden, wird jetzt die Grundlage für ein gemeinsames Gelingen am kreativ-vernünftigen Weiterbau der Welt gelegt.

 

6.2. Begeisterung und Kultivierung von vernünftiger Kreativität/Hervorbringen

 

Der Kult ist kein Selbstzweck mehr, der allenfalls noch dem persönlichen Wohlbefinden dient, sondern wird als Voraussetzung für eine vernünftige gemeinschaftlich hervorbringende Lebensweise verstanden. Der kult-ivierte Mensch wird weder nur sich selbst, noch alten oder neuen Göttern dienen bzw. diese verherrlichen. Wie am Anfang des Monotheismus haben auch menschliche Herrscher (incl. Ideale/Ideologien) ausgedient. Nicht menschliche Meinungen, Moralansichten und Mehrheiten geben den Ton an, sondern die kreative Vernunft, die auf eine gemeinsame Schöpfung verweist und für vernünftiges lebendiges Hervorbringen von geistigen und materiellen Gütern begeistert. Diese kreative Vernunft/Wort be-stimmt das Leben, gibt dem gesamten irdischen Dasein, allen Dingen einen Sinn und ist Maßstab für menschliche Moral und Werte.

 

Nicht was einzelne Menschen denken, sich in traditioneller Moral vormals vorbeteten ist Maß, sondern was für die Gesamtheit der Genesis wertbringend war und ist, wird als Wort des alten Gottes verstanden, als Wert-maß erkannt und menschlich verwirklicht.

 

Im Kult geht es nicht mehr um Verherrlichung himmlischer, heimlicher oder selbst gebastelter Gottheiten. Aus dem gemeinsamen Kult, der auf den einen all-mächtigen altbekannten Creator gründet, schöpfen die Menschen die Kraft, um in Gemeinschaft der Vernunft aller Genesis gerecht zu werden. Sie unterdrücken dabei nicht ihre Lebenstriebe, sondern richten sie an der menschlichen Vernunft aus. Vernünftig kultiviert empfinden sie Lust bei der Leistungserbringung im Sinne der menschlichen Logik. Die Verwirklichung der kreativen Vernunft ist zur Selbst-verwirklichung von Wesen geworden, die einzig vernunftbegabt bzw. sich dieser Vernunft bewusst bzw. klar geworden sind.

 

Die Menschen sind sich dabei auch der Logik/Vernunft der Kulthandlung für ihre Psyche bewusst. Ihnen ist klar, dass sie bekannte Bilder für ihre emotionale Begeisterung benötigen, um so ihre gesamten Vernunftkräfte zu mobilisieren. Sie wissen um die Vernunft/Notwendigkeit im kollektiven Kult und zur gemeinsamen Kommunikation auf bekannte Vorstellungen aufzubauen, bekannte Bilder evolutionär weiterzubauen, statt den Baum-stamm abzuhauen und nur Äste ohne Halt hochzuheben. Selbst wie vernünftig es ist, die Kraft des gesprochenen Wortes im lauten Gebet zur eigenen Einsicht und Vernunftorientierung zu nutzen, ist bewusst, ohne dass dies daher als geistige Selbst- und Fremdmanipulation zu betrachten wäre oder gar als ein Überreden einer Gottesgestalt.

 

6.3. Der vernünftige Mensch von Morgen

 

Der Mensch ist zum mündigen Mitschöpfer geworden, Stellvertreter einer vernünftigen Schöpfungsmacht auf Erden. Er ist nicht mehr Sklave alter Götterbilder, dient nicht mehr Bibel und Koran, kommunistischen und sonstigen religiösen oder philosophisch-politischen Ideologielehren sowie Kapitel und Konsumegoismus, sondern sieht in vernünftigem geistigen und materiellen Hervorbringen seine Selbstverwirklichung. Er lässt sich nicht mehr fremdmanipulieren, meist ohne es zu merken oder wahr haben zu wollen. Vielmehr entscheidet er in vernünftiger Auswertung des aufgeklärten Wissens und unter Verlass auf möglichst unvoreingenommene Weisheit von Menschen, die über noch besseres Wissen verfügen, was für das kreative Wachstum der Welt tauglich ist. Er macht sich die Grundprinzipien der Natur auf menschlich vernünftige Weise zu nutze, ohne weiter einfach das Darwinistische Denken zu übertragen, wie das im Wirtschaftsleben lange als Normal gesehen wurde, die „soziale Marktwirtschaft“ nur ein Etikett ohne Inhalt war und gegenseitig gut gemeinte vergeblich-pharisäerhafte Humanpredigten gehalten wurden. 

 

Die geistigen Grenzen, die über Jahrtausende zu kulturellen Kriegen führten, sind gefallen, da der aufgeklärte Mensch seine Bestimmung aus kosmischen Gesetzen entnimmt, die im jeweiligen Kult entsprechend den jeweiligen Traditionen nur verschieden umgesetzt werden. Auch Staatsgesetze, ebenso wie die Kultgesetze am Anfang des Alten Testamentes, werden von der kosmischen kreativen=schöpferischen Bestimmung abgeleitet.

 

Arbeitslosigkeit ist ein Fremdwort geworden, da jedes vernunftbegabte Wesen seine Selbstverwirklichung in mehr Kapitalmaximierung oder Konsum sieht und Leistung als Last empfindet. Vielmehr kann der kultivierte Mensch nun in neuer Klarheit seinen Sinn darin erkennt, seine Vernunft und sein Vermögen im Sinne einer höheren, den gesamten Kosmos bestimmenden Vernünftigkeit (eines kreativen=schöpferischen Wortes) umzusetzen.

 

Wachstum, Wissen und Wohlstand werden weder verteufelt, noch sind sie reiner Selbstzweck, sondern werden als Gaben verstanden und dienen zur Verherrlichung des Gebers. Dieses neue Bewusstsein hat einen wahren Kreativitätsschub in der Wissenschaft ausgelöst, der ein weltvernünftiges Wachstum bewirkt hat. Der Mensch ist so weiter auf gemeinsame Leistung aus, will den vernünftigen Wohlstand mehren und nachhaltig wachsen.

 

Jedes gemeinsame Mahl wird als ein Gebet an den verstanden, der selbst dem Koch die Gabe seiner köstlichen, kreativen Küche gegeben hat. Der Mensch ist als Werkzeug einer kosmischen Kreativität zum wahren Erfinder geworden, der inzwischen der kosmisch funktionierenden Vernunft Dinge abgeschaut hat, die vorher undenkbar waren. Die Funktion in der Ganzheit des jeweiligen Kosmos, deren vernünftige Selbstheilung, steht im Vordergrund. Auch im Gesundheitswesen hat dies inzwischen zu einer völlig neuen Denkweise und Praxis geführt. Ganzheitlichkeit, die jetzt in allen Lebensbereichen praktiziert wird, begründet man nicht mehr allein auf Hildegard von Bingen & Co., sondern in einer schöpferischen Vernunft.

 

Ehe, Familie und Kommunen gelten als kleiner Kosmos der menschlich vernünftigen Lebensweise. Aus dem neuen Selbstverständnis leiten sich Gebote der Gemeinschaften ab, die letztlich genau dem entsprechen, was beispielsweise bereits im Alten Testament in der Weisheit Moses geboten wurde. Gerade die Ehe als eine auf geistiges und materielles Leben hervorbringen angelegte vernünftige Lebensbeziehung, wird als Abbild der kosmisch-schöpferischen Ordnung verstanden. Kinder werden nicht mehr wegen der Altersvorsorge, dem selbstgefälligen Spielwunsch der Eltern oder gar wegen finanzieller Anreize geboren. Vielmehr betreibt der mündige Mensch eine Familienplanung, die dem vernünftigen Wachstum der Welt gerecht wird.

 

Die Liebe wird dabei als eine großartige, dem Menschen in besonderer Weise geschenkte Gabe gesehen, die in allen menschlichen Lebensbeziehungen das Glück erfüllende Hervorbringen beflügelt. Liebe ist somit zur schöpferischen Auf-gabe geworden, die in allen Bereichen des menschlichen Zusammenwirkens auf jeweils vernünftige Weise genährt und gelebt wird.

 

Während im Dienst der konservativen Götter, sinnentleertem Selbstzweck und gegenseitiger Konsummanipulation die Vernichtung der ökologischen Lebensgrundlage unumkehrbar schien, ist die Erhaltung der vernünftigen Ordnung, aus der man ja seine Bestimmung nimmt, zur Lebensaufgabe geworden, die mit aller möglichen Kreativität konsequent verfolgt wird. Wo vormals die Menschen in ihrer Moral zwar geisteskrankhafte Kinderschänder an den Pranger stellten, Nachhaltigkeit predigten, gleichwohl sie in ihrer sinnlosen Gier den Kindern im vollen Bewusstsein die letzten Ressourcen fraßen, wird jetzt wahrhaft Zukunftsvorsorge getroffen.   

 

Dass zu all dem ein gemeinsamer Kult die vernünftige Voraussetzung ist, der die Menschen aus der Unmündigkeit ihrer kurzsichtigen Egozentrik befreit, sie in Begeisterung für das vernünftige Hervorbringen einer höheren Ordnung befähigt und die dazu notwendigen Kräfte freisetzt, versteht sich von selbst. In neuen herrlichen Kultbauten wird nicht mehr alten Göttern geopfert, sondern im Bewusstsein einer unsichtbaren Macht, die hinter allem vernünftigen Hervorbringen (Naturgesetzen) steht, singend und betend der Geist fitt gemacht, um der Welt zum wahren Vernunft erfüllenden Fortschritt zu verhelfen.

 

Der gesamte Kulturbetrieb, incl. der sportlichen Betätigung, wird dabei als bewusste Befähigung zur geistigen und körperlichen Verwirklichung vernünftiger Leistung im Sinne der Gesamtheit gesehen. Nicht die pure Nachahmung, technische oder menschliche Umsetzung der Natur ist das Thema des Kult- und Wissenschaftsbetriebes, sondern das Wort/die Ordnung, die dem gesamten Kosmos zugrunde liegt, soll gehalten und menschlich vernünftig verfeinert werden.

 

7. Ein neuer Schluss als Anfang

 

Auch wenn die gezeichneten Vernunft-Ideale überzeichnet sind, so zeigen sie die Ziele eines aufgeklärten Kultes, die von einem neuen mündigen Schließen auf eine unsagbare gemeinsame Allmacht ausgehen, wie sie heute am Anfang angenommen wird.

 

Die bisherigen Schlüsse greifen zu kurz. Durch die Aufklärung des Anfangs sind sie unhaltbar.

 

Das heute vorhandene Geschichtswissen zwingt dazu, mit total vermenschlichten und bildhaften Glaubens-Vorstellungen Schluss zu machen, um durch einen Vernunft-Schluss zu einem neuen Anfang zu kommen.

 

Wenn am Anfang des Monotheismus denkende Menschen waren, deren Lebensgefühl auf eine aufgeklärte Vernunftordnung gründete, die vormals als mystische Ordnung erkannt wurde und nun neu über ihre Be-stimm-ung, Verant-wort-ung nachdachten,

 

dann kann es nicht sein, dass wir weitermachen wie wenn nichts Neues wäre !!! :

 

-Hokuspokus, das längst hinter uns liegt, für schöpferisches Handeln halten.

 

-Historische Erkenntnisse dazu führen, dass wir immer nur kurz-schließend verkürzen, statt den anfänglichen Grund nachzudenken und den neuen Mehrwert deutlich zu machen.

 

-Glaube automatisch mit Über- und Unnatürlichkeit gleichgesetzt und außerhalb von Wissen stellen.

 

-Weiterhin außerhalb des natürlichen Wissens über einen vorgesetzten/eingebildeten Gott oder seine Beweise nachdenken.

 

-Natürliche Theologie, Vernünftiges Denken der jüdisch-christlichen Offenbarung entgegensetzen.

 

-Vorgesetzte Mythen/Dogmen als Grund des Glaubens verherrlichen.

 

-Das vernünftige Werden zum modernen metaphysischen Mysterium machen und selbst vergotten oder aufgrund alberner, überkommener Glaubens-Vorstellungen in Pantheismus und Atheismus flüchten.

 

-Erlösungshoffnung und Erkenntnis völlig außerhalb der natürlichen evolutionären Entwicklung gesucht werden.

 

Nachdem der uns gegebenen Klarheit kann es nicht sein, dass aufgeklärte Menschen aufgrund der Wiedererweckung eines dogmatische als Gott verkündeten Wanderprediger an Gott glauben sollen. Vielmehr ist uns die Gabe gegeben, über eine kreative Vernünftigkeit/Wort in menschlicher Gestalt nachzudenken und dann durch neuzeitliche Aufklärung sich in natürlicher Begeisterung verant-wort-lich zu verhalten, in herbringender vernünftiger Gemeinschaft zu wirken.

 

Die Zeit ist reif:

 

-Die Aufklärung hat uns in Trennung von Glaube und Wissen auf beiden Seiten neue Klarheit gebracht, deren schöpferische Gaben konsequent auszuwerten sind und die zu einer neuen, aufgeklärten Sicht allen Werdens im Sinne der väterlichen Vorstellungen führen können. Nach den für die Erkenntnis notwendigen Einzelanalysen des Anfangs stellt sich inzwischen auf Seiten der kosmischen, wie der kultisch- bzw. geistesgeschichtlichen Wissenschaften eine ganzheitliche Sicht ein, die auf die Vernunft verweist, die am Anfang war.

 

-Die Aufklärung lässt uns erkennen, dass es neben der ausdrückenden Mutter eine zeugende und zu bezeugende Macht geben muss, die wir in alter Metapher Vater nennen, auf die uns der Sohn, die Vernunft allen Werdens verweist, die nie selbst als Schöpfer/Wortgeber/Gott anzunehmen ist. 

 

Der Anfang des monotheistischen Glaubens zeigt, dass die Dekadenz derzeitigen Glaubens, über den ein aufgeklärter Mensch nur noch den Kopf schütteln kann und der allenfalls noch fürs persönliche Wohlbefinden zu akzeptieren ist, nicht das Ende ist. Sie ist ein im evolutionären Vernunftverlauf notwendiger Weg, der zu einem Neuanfang führt.

Ein Verständnis, das davon ausgehen muss, was am Anfang war:

Aufgeklärter Glaube aufgrund des vernünftigen Werdens in aller Natur/Welt.